"Stadt des Feuers" von Larry Niven/Jerry Pournelle

  • Zitat

    Original von GastRedner
    Sonst muss man hier im Forum nur leise "Niven" oder "Pournelle" flüstern und schon kommen Doc, Demo und Konsorten aus dem Busch gesprungen und rollen den Gebetsteppich aus... und jetzt ??? Stille !!!


    :grin


    Ich finde meinen Gebetsteppich im Moment nicht...wie heisst das Buch?? Stadt des Feuers? Noch nie gehört? Ich hatte auch keine Ahnung, daß die Beiden überhaupt was mit Fantasy am Hut hatten/haben. :wow


    Dein Topic lässt mich ratlos zurück. Bitte Aufklärung, falls irgendjemand da draussen die Wahrheit kennt.


    Gruss,


    Doc, sich mal nach dem stinkigen Gebetsteppich umguckend

  • Doch was ist das für ein Roman?
    Erstaunlicherweise ist Stadt des Feuers ein klassischer humanistischer Entwicklungsroman. Erzählt wird die Geschichte von Whandall Ortsfeste, der sich aus den verschiedensten Gründen mit der Gesellschaft, in die er hineingeboren wurde, nicht so recht abfinden kann, für sich selbst einen neuen Platz in der Gesellschaft und zuletzt gar eine neue Gesellschaft mit einer neuen Ordnung sucht.
    Dass Niven und Pournelle gute Schriftsteller sind, dürfte unbestritten sein. Die Frage ist, ob sie hier ein gutes Buch abgeliefert haben. Bei der Antwort auf diese Frage hadere ich ein bisschen mit mir selbst. Das liegt zum einen an Vor- und Nachwort, die den Eindruck erwecken wollen, hier würde es sich um eine realistische Darstellung der frühen Menschheitsgeschichte handeln (Amerika 12.000 Jahre vor Christi Geburt), während im Roman Technologien verwendet werden, die zweifelsfrei viel später entstanden sind. Zum anderen liegt es an den teilweise sehr kühlen, analytischen, fast klinischen Beobachtungen sozialer Interaktion, die die Autoren dem Helden zuschreiben. Emotionen bleiben bei den Personen leider etwas auf der Strecke. Andererseits ist das Buch durchaus spannend erzählt und die beschriebenen Gesellschaften finden, insbesondere im Bezug auf das Verständnis von Recht und Pflicht, (leider) auch Parallelen im hier und jetzt.
    Niven und Pournelle haben hier sicherlich nicht ihre beste Arbeit vorgelegt, aber auch keine schlechte.
    Stadt des Feuers ist ein durchaus lesenswertes Buch für alle, die Entwicklungsromane mögen, sich über gesellschaftliche Standards gerne ihre Gedanken machen und kleinere logische Brüche vergeben können. Der Roman taugt für ruhige, nachdenkliche Stunden und für Was-wäre-wenn?-Spielchen zum Training der eigenen Phantasie.
    Wer ein Feuerwerk an Unterhaltung sucht, sollte lieber zu einem anderen Buch greifen.---
    Whandall Ortsfeste wächst in einer archaischen Gesellschaft in Teps Stadt auf. Der Feuergott Yagin Atep wacht über diese Stadt, in der in den Häusern keine Feuer brennen können. Als Fürstensippler ist Whandall es gewohnt sich von den Sippenlosen zu nehmen was er braucht. Oft hat er darüber nachgedacht Teps Stadt zu verlassen, aber Yagin Atep ließ tödliche Pflanzen um die Stadt wachsen. Eines Tages lernt Whandall Morth von Atlantis kennen, einen der letzen Zauberer der untergegangenen Stadt. Gemeinsam nehmen sie sich vor die Stadt zu verlassen. Als eines Tages Whandall vom Feuergott besessen wird sprühen Flammen aus seinen Fingern und er brennt sich einen Weg in die Freiheit. Dort angekommen erleben er und Morth zahlreiche Abenteuer wie etwa die Tötung eines Wasserelementars, das Morth seit dem Untergang von Atlantis verfolgt. Nachdem ich die Namen der Autoren gelesen habe, war ich schon gespannt, wie Science Fiction-Autoren Fantasy schreiben, musste aber feststellen, dass sie wohl besser bei Science Fiction-Büchern geblieben wären. Das Buch zeichnet sich dadurch aus, dass auf fast 700 Seiten gar nichts aufregendes passiert. Ok, es kommt hin und wieder vor, dass sich bei manchen Büchern ein paar Seiten zäh lesen, aber in diesem Fall muss man sich richtig durch das Buch "durcharbeiten". Lesefreude wird bei diesem Buch schon im Keim erstickt. Ich habe ja schon so manches Fantasybuch gelesen, aber dieses hat mir mit Abstand am wenigsten gefallen. Ich muss zwar schon zugeben, dass ich den Hut vor Pournelle und Niven ziehe, denn es zeugt von wirklicher Kunst den Inhalt von fünf Seiten auf fast 700 Seiten aufzublähen. Ok, ich will nicht zu sehr über dieses Buch herziehen, denn der Schreibstil und die Beschreibung der altertümlichen Gesellschaft sind eigentlich ganz gut gelungen. Leider macht aber das allein kein gutes Buch aus. Gut, jeder mag unter einem guten Buch was anderes verstehen, aber ich verstehe darunter eine packende Story, Charaktere die so gut beschrieben sind, dass man sich schon fast in sie hineinversetzen kann, ein gutes Konzept, eine Story die gut strukturiert und formuliert wurde. Vielleicht fehlen in dieser Aufzählung noch einige Punkte, aber eines kann ich sagen, bei "Stadt des Feuers" sind viele dieser Punkte wenig oder überhaupt nicht vorhanden. Nun, welche Note hat "Stadt des Feuers" verdient? Ich habe schwer mit mir gerungen, weil ich das eigentlich keinem Buch antun will, aber diesem Buch kann ich wirklich nur einen von zehn möglichen Punkten geben, denn es war definitiv das schlechteste Fantasybuch, dass ich je gelesen habe