Verlag: Buchfunk, Vertrieb Audio Pool; Auflage: 1., Aufl. (1. Oktober 2008)
2 CDs, ca. 140 Minuten
Kurzbeschreibung:
Lynn Zapatek putzt im Hotel Eden, und sie putzt gründlich. Wo andere Zimmermädchen nichts mehr sehen, fängt es bei Lynn erst an. Immer länger bleibt sie in den Zimmern, gebannt von allem, was sie dort sieht und findet: Zettel, Bücher, Kulturbeutel, Medikamente. Zunächst ist Lynn noch vorsichtig, dann wird sie immer dreister. Sie beschnuppert nicht nur die fremden Kleider, sie zieht sie auch an. An einem Dienstag hört Lynn Schritte auf dem Flur und weiß sofort, sie werden Halt machen vor dem Zimmer, in dem sie steht und längst nicht mehr stehen darf. Sie hört den Schlüssel im Schlüsselloch und ihr bleibt nur ein einziger Zufluchtsort: Lynn kriecht unters Bett und verbringt die Nacht dort. Mit dem Gast über ihr. Den anderen auf den Leib rücken, ihrem Leben nachspüren: Lynn weiß schnell, dass sie es wieder tun wird, tun muss. Von nun an liegt sie jeden Dienstag unter den Betten der Gäste und lauscht auf das, was über ihr geschieht. Den Menschen nah und zugleich fern: wie unsichtbar.
Über den Autor:
Markus Orths, geboren 1969, studierte Philosophie, Romanistik und Englisch. Er arbeitete als Englisch-Lehrer, bevor er beschloss, sich auf das Schreiben zu konzentrieren. Für seine Erzählungen wurde er mit dem Moerser Literaturpreis ausgezeichnet und gewann den Open Mike, einen der wichtigsten Literaturwettbewerbe für junge Schriftsteller. Für seinen Roman
CORPUS wurde ihm der Marburger Literaturpreis (Förderpreis) verliehen.
Über den Sprecher:
Torben Kessler, Jahrgang 1975. Schauspiel-, Gesangs- und Tanzstudium an der Folkwang Hochschule in Essen. Engagements u. a. am Düsseldorfer Schauspielhaus, Theater Freiburg, seit 2001 am Schauspiel Leipzig (z. B. als Romeo in 'Romeo und Julia'). Kessler wirkte in verschiedenen Film- und Fernsehproduktionen mit. Als Sprecher ist er unter anderem in Hörspielen für den SWR, WDR, MDR und HR zu hören.
Meine Meinung:
Das Zimmermädchen Lin hat eine Obsession. Sie beobachtet die Gäste des Hotels, indem sie sich unter dem Bett versteckt. Das macht sie jeden Dienstag.
Die Beobachtung ist größtenteils akustisch, bedingt durch dem was auf dem Bett vorgeht.
Eine merkwürdige Geschichte, die auch seltsam zu hören ist, da Lins Lage eine ungewöhnliche Perspektive bietet.
Mit einer der Gäste, einer Prostituierten, fängt sie eine Beziehung an. Da bleibt es allerdings bei einem Verhältnis auf Bezahlung, Lin ist doch nur Kundin, obwohl sie sich mehr Nähe wünscht.
Sie war ein halbes Jahr in Therapie.
Zu ihrer Mutter hat Lin ein distanziertes Verhältnis, die seltenen Gespräche drehen sich nur um Belanglosigkeiten. Es wird von Markus Orths zwar nicht behauptet, aber doch angedeutet, dass Lins Zustand auf ihre Kindheit zurückzuführen ist.
Lässt einen die skurrile Ausgangsposition anfangs schmunzeln, bleibt im Verlauf der Geschichte Betroffenheit. Lin leidet sehr unter ihrer Zwangsneurose, die sich aus Kommunikationslosigkeit und Distanziertheit ergibt. Zwangsneurosen sind bekannterweise verbreitet. Zwar geht nicht jeder so weit, sich unter fremden Betten zu verstecken, doch unauffälligere Neurosen können ohne Behandlung auswachsen. Ihr Therapeut, der immer nur nickt, hilft Lin jedoch nicht. Ihre Beziehungen zu Kollegen und zur Mutter bleiben distanziert.
Auch beim Putzen der Zimmer wird Lin immer besessener und reinigt selbst die sauberen Zimmer immer gründlicher.
Torben Kessler liest das relativ kurze Hörbuch von ca. 2 Stunden ordentlich, besonders in den Dialogen, die meist aus kurz abgerissenen Wortfetzen bestehen, vermittelt er das Problem der Kommunikationsstörung. In manchen Szenen stellt sich aber die Frage, ob eine weibliche Stimme nicht noch mehr hätte vermitteln können.
Davon abgesehen, glaube ich, dass sich diese Geschichte gerade als Hörfassung gut anbietet und vielleicht der Buchausgabe vorzuziehen ist.
8 von 10 Punkten.
Und hier geht es zur Buechereulen-Rezension der Buchausgabe: Das Zimmermädchen - Markus Orths