Aus dem Hebräischen von Beate Esther von Schwarze
123 Seiten
Es gibt verschiedene Ausgaben.
Ich habe die Ausgabe der Elefanten Press gelesen.
Kurzbeschreibung:
Ausgangspunkt des mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichneten Buches ist das Warschauer Getto, 1943. Der elfjährige Alex kann entfliehen und sich in einer Ruine verstecken ...
Über den Autor:
Uri Orlev wurde 1931 als Jerzy-Henryk Orlowski in Warschau als Sohn jüdischer Eltern geboren. Einen Teil seiner Kindheit verbrachte er im Warschauer Ghetto. Sein Vater, ein Arzt, kam als Offizier der polnischen Armee in russische Gefangenschaft. Seine Mutter, eine Chemikerin, wurde von den Deutschen erschossen. 1943 wurde Uri Orlev gemeinsam mit seinem Bruder und seiner Tante in das Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Nach der Befreiung durch die US-Armee 1945 gelangten die Brüder mit einem Kindertransport nach Paris, dann nach Israel. Hier lebte Orlev beinahe 20 Jahre in einem Kibbuz.
1976 begann Uri Orlev, für Kinder und Jugendliche zu schreiben. 31 Bücher hat er seither veröffentlicht. Seine Werke wurden in 25 Sprachen übersetzt. Seine Erfahrungen aus dem Krieg hat er in vielen Romanen verarbeitet, etwa in "Der Mann von der anderen Seite" (1988), "Die Insel in der Vogelstraße" (1981) oder "Lauf, Junge, lauf!" (2004). Als "Schreiber des Holocaust" sieht er sich aber nicht. Den Wunsch, seine Kindheit zum Thema seines literarischen Schaffens zu machen, habe er schließlich mit vielen anderen Künstlern gemein.
http://de.wikipedia.org/wiki/Uri_Orlev
Meine Meinung:
Je mehr man von Uri Orlev liest, umso mehr ergibt sich ein authentisch vermitteltes Ghettobild. In diesem Buch wählt Uri Orlev einen allgemeinen Schauplatz, der nicht nur aber auch das Warschauer Ghetto sein kann.
Nachdem viele Polen von den Deutschen schon deportiert sind, bleiben verlassene Ruinen. In einer versteckt sich der 11jährige Alex. Sein Vater wurde abgeführt, Alex hofft auf seine Rückkehr. So lange ist er alleine mit seiner Maus. Nur wenige Leute trifft er, doch die nehmen sich seiner nicht an, sondern stehlen im Gegenteil noch seine Vorräte.
Alex muss Alltagsprobleme bewältigen, das geht von der Versorgung mit Nahrung bis zur Bewältigung der Einsamkeit.
Ein paar Szenen fand ich auch nicht so gelungen. Als Alex zum Beispiel einen deutschen Soldaten mit der Pistole seines Vaters erschießt, erscheint das wie eine Schriftstellerfantasie, denn die Wirkung die das Töten auf den Jungen hat, wird nicht weiter gezeigt.
Bei den Dialogen wird nicht auf große Emotionen gesetzt, das ist einerseits auch ganz gut so, aber es bleibt doch etwas trocken.
Es ist gut geschildert, wie Alex seinem Versteck treu bleibt, weil er hier auf seinen Vater warten muss, selbst wenn er nicht mehr an dessen Rückkehr glaubt.
Gegen Ende ist Alex kein Kind mehr. Seine Zukunft wird wohl Palästina sein, das seine Mutter immer erwähnt hat.
In der Ausgabe der Elefanten Press von 1986 sind ein paar Illustrationen enthalten. Leider zu wenig für das gesamte Buch, um einen kompletten Eindruck zu hinterlassen, aber immerhin.