Suche: Nostalgische "Familienratgeber", "Haushalts-" und Benimmbücher

  • Ich habe neulich durch Zufalle diesen herzallerliebsten, verstaubten Ratgeber in die Finger bekommen und bin ganz verliebt in dieses altmodische Kleinod (Rezi folgt irgendwann, wenn ich fertig bin damit).


    Natürlich ist fast alles vollkommen überholt, aber es macht mir großen Spaß, in den Gebräuchen von anno Schnupftobak herumzustöbern.


    Ich hätte gerne noch ein, zwei weitere solche Bücher und suche nach Tipps, die folgenden Kriterien so gut wie möglich entsprechen:


    - Ära: ca. 1940 - 1960
    - Benimmbücher eher weniger, ich suche eher Haushaltsratgeber (wie Ommi ihren Haushalt organisierte und ihrem Männe schmackhafte Gerichte kredenzte) oder auch so Familienratgeber (wie das Frauchen ihrem Mann das Leben leicht macht)


    Und um Fragen vorzubeugen: Nein, ich habe nicht vor, mein Leben dergestalt auszurichten, ich mag mich nur nostalgisch unterhalten. :lache

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat


    - Ära: ca. 1940 - 1960


    Wahrscheinlich bin ich Dir keine grosse Hilfe, weil mein Buch (vermutlich das älteste das ich besitze) nirgends im Netz zu finden ist.


    Aber ich möchte es hier trotzdem reinstellen.


    Es ist von 1927, von der Autorin im Selbstverlag herausgegeben. Dann steht da noch: Kommissionsverlag E. Vetter, Hohenems/Vorarlberg.


    1000 PRAKTISCHE WINKE FÜR DIE GEPLAGTE HAUSFRAU. ERPROBT UND BEWÄHRT - Karoline v. Krauss.


    Darin kannst man alles nachlesen, was man für einen "geschniegelten" Haushalt und für sonstige Bereiche des Lebens wissen muss.


    Zum Beispiel:


    - erfrorene Personen behandeln
    - gelbe Schuhe schwarz färben
    - gelbgewordene Klaviertasten weiss machen
    - Eier vom dumpfen Geruche befreien
    - Essig mit Schwefelsäure gefälscht, erkennen
    - Tabakflecke aus Taschentüchern entfernen
    - Geruch in Vogelkäfigen beseitigen
    - getrocknete Früchte würmerfrei halten
    - schwarze, abgetragene Glacéhandschuhe auffrischen
    - dauerhaften Kleister herstellen
    - Krankenstuben unschädlich desinfizieren
    - ungezieferfreie Matratzen
    - Leuchtkraft des Petroleums erhöhen


    - und so weiter, und so fort......


    Und dann gibt es auch paar interessante Tipps für die Bücher-Eulen.


    Fettflecke aus Büchern entfernen geht folgendermassen: Gebrannte Magnesia und Benzol werden zu einem dicken Brei verrührt. Dieser wird auf die Fettflecke gestichen und einige Stunden beschwert. Ist die Magnesia wieder trocken geworden, so entfernt man sie durch vorsichtiges Abreiben, ohne dass hiedurch das Buch beschädigt wird.


    Und sollte jemand Milben in seinen Bücherschränken haben, dann meldet Euch doch....ich schreibe Euch selbstverständlich gerne auf, wie man diese enfernen kann. :lache

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Meine Eltern hatten ein grandioses Buch zur Hochzeit geschenkt bekommen, in dem ich immer gerne geblättert habe - leider haben sie es nicht mehr. :-(


    Darin waren Rezepte für die gängigen Speisen der 50-er und 60-er Jahre, Tipps zur Wäsche, Ideen für Einladungen und wie man mit verschiedenen Situationen umgeht (Schwiegerfamilie, Besuch des Chefs, Familienprobleme etc.). Einfach herrlich!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Kurzbeschreibung
    Vor über 100 Jahren lag dieses kleine Büchlein auf fast allen Nachttischen unserer Ur-Großeltern - immer griffbereit, um in drängenden Fragen rund um das Eheglück ärztlichen Rat zu geben. Über Dr. Karl Weisbrodts Ausführungen zum richtigen Verhalten im Ehebett und seine Hauptregeln zur Ausübung des Zeugungsaktes waren nach dem Erscheinen 1879 Presse und Geistliche gleichermaßen begeistert. Die Pressestimmen überschlugen sich: "Dieses Büchlein hält voll und ganz, was es verspricht" und "Ein Büchlein, das in sehr dezenter Weise und in durchaus christlichem Sinne von Dingen redet, die sonst für fast unnahbar gelten und in der Tat auch sehr behutsam behandelt sein wollen." Heutzutage eine mehr als unterhaltsame Lektüre!


    Das möchte ich auch lesen :-)

  • DIE EHELICHE PFLICHT.... na sowas! :grin



    Batcat, weisst Du denn den Titel noch von diesem Buch Deiner Eltern?

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    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • So ein Teil hab ich halb aus der Mülltonne gerettet, als meine Mutter es entsorgen wollte. Ich glaub das hatte schon meine Oma zur Hochzeit gekriegt. Auch so eine Art Leitfaden für die frisch gebackene Hausfrau, weiss nur den Titel grad nicht auswendig. :gruebel Muss ich später daheim mal schaun.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

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  • Der folgende Ratgeber liest sich auch sehr vergnüglich, ist aber schon von 1908:


    Wegweiser zum häuslichen Glück
    Praktischer Leitfaden des Haushaltungsunterrichts für Jungfrauen
    Volksvereins Verlag M. Gladbach


    Kostprobe:


    Wert des gemeinsamen Mahles
    Am Tische soll die Familie außer der nötigen Nahrung auch Erholung und Freude finden. Hier treffen sich alle zu bestimmter Stunde zusammen, sonst sind sie getrennt: der Vater draußen auf seiner Arbeitsstätte, die Kinder in der Schule oder auf dem Spielplatz, die Mutter emsig waltend im Hause. Bei Tische sieht der Vater die seinen alle um sich geschart; da kommt die Vaterfreude, die Mutterliebe und auch der Kinder Wohlbehagen am besten zur Geltung....



    Also dann geh ich mal kochen...

  • Ihr habt immer Ideen!
    Ich habe die auch. *räusper*
    :grin


    Der Klassiker der Benimmbücher, der in keinem Regal der Republik fehlen sollte
    :lache
    ist selbstverständlich
    Das Buch der Etikette von Erica Pappritz. Sie war die Protokoll - und Etikette-Expertin der BRD (vorher auch schon) und unter Adenauer stellvertretende Protokollchefin im Auswärtigen Amt. Ich empfehle den Wikipedia-Artikel.


    Ich besitze leider nicht das Original von 1956, aber eine Ausgabe von 1965, stolze 510 Seiten plus Register, einer Kurzzusammenfassung 'Etikette von A bis Z' sowie ein Verzeichnis der wichtigsten Höflichkeitsformeln und Ausdrücke auf englisch und französisch (meine Güte, waren wir weltläufig!).


    Seife: Wir wollen uns ganz fest vornehmen: wo immer wir ein Stück Seife benutzen, halten wir es, ehe wir es in die Seifenschale zurücklegen, unter den Wasserstrahl. Es ist ziemlich unhöflich, dem Nachfolgenden ein schaumschmutziges Stückchen Seife zu hinterlassen.


    Ja, ja!


    Das Buch enthält nicht nur Benimmregeln für den Umgang miteinander in Gesellschaft und der Öffentlichkeit ( 'Die Ampelregelung an Sraßenübergängen gilt auch für Fußgänger'), sondern z.B. auch im Betrieb, vom Vorstellungsgespräch (keine rotlackierten Nägel für 'Eva') bis zum Umgang mit Chefsekretärinnen und, natürlich, Chefs.


    Rundum spannende Lektüre!

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich "sammle" sozusagen etwas Ähnliches, nämlich alte Mädchenbücher bzw. Ratgeber für junge Mädchen.


    Ich habe da einige aus den 70er-Jahren und vorher, ein altes "Tanzstundenbüchlein", etc.


    Mein ältestes Buch ist das "Album der Mädchenwelt", das sicherlich aus der Anfangszeit des letzten Jahrhunderts stammt - mit ganz alter Schrift, Versen, sehr dekorativ und mit viel Gold! Sogar zwei vierblättrige Kleeblätter habe ich zwischen den Seiten gefunden. :)


    Mein liebstes Buch aus der Sammlung ist "Von Tag zu Tag" (1956) von Rosemarie Schittenhelm. Die Autorin deckt wirklich alle Bereiche ab: Körperpflege, Fitness, Küche, Berufswahl, Etikette, Reisen, Hobbies, Haustiere, Beziehungen, etc. Da finden sich tatsächlich noch manch hilfreiche Tipps und Rezepte, die man auch heute noch anwenden kann. Die "warmen Käsebrote" aus dem Buch gab's bei mir z.B. erst letzte Woche wieder! :)

  • Eine Kennerin des guten Tons war auch Erna Horn. Sie schenkte der erwartungsvollen Welt 1954 die


    'Hohe Schule der Lebensart'. mit über 400 Abbildungen im Text, 32 Kunstdrucktafeln und 16 Vierfarbtafeln.
    Die Farbfotos stammen von der Autorin selbst und zeigen z.B. geschmackvolle Blumenarrangements auf festlichen Tafeln oder auch den richtig gedeckten Teetisch zur 'blauen Stunde'. (Ich Ahnungslose dachte immer, daß man zu blauen Stunde Cocktails schlürft!)


    Sie ist aber durchaus aufs Praktische bedacht:
    'An Behörden oder Firmen schreibt man stets oben links vor der Anschrift einen Vermerk 'Betrifft' oder 'Bezug' oder 'Ihr Aktenzeichen'.


    Und aufs Sprachliche:


    'Am Anfang des Briefes sollte besser nicht 'Ich' stehen. Trotzdem ist es vollkommen falsch, das 'Ich' zu unterschlagen und etwa so zu beginnen: 'Habe Ihren Brief erhalten ...'. Das ist eine üble Verstümmelung unserer Sprache ...'


    Ins Auge gefaßt werden alle Lebenslagen:


    'Das schönste Auto bietet noch lange keine Garantie, daß sich seine Insassen in allem richtig benehmen.'
    Ich wußte bis dahin nicht, welche Benimm-Probleme eine einzige Autofahrt aufweisen kann. Das Schlimmste: in 85% der aufgezeigten Fälle hat Frau Horn recht.


    'Wenn man einer Beerdigung oder Prozession begegnet, dann drängelt man den Zug nicht laut hupend und unwürdig beiseite, ...'


    Und sonst:
    'Schwweigen, schweigen - und lächeln, liebe Schwiegermutter. ... Das erste Jahr also nur zusehen und sich lieber wundern als äußern ...'
    Und sie bedauert, daß der Flirt verschwunden ist.
    Frau Horn ist gar nicht so übel!


    :lache

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich hab hier ein Dr. Oetker Schul-Kochbuch aus dem Jahr 1951 herumliegen.


    Da kann man auch tolle Dinge lesen:


    Zitat

    Die große Bedeutung der Ernährung für die Gesundheit des einzelnen wie für die gesamte Volkswirtschaft ist unumstritten. Dabei trägt die Hausfrau die größte Verantwortung, denn sie regelt mit ihren Wünschen die Entwicklung auf dem Lebensmittelmarkt im Sinne von Angebot und Nachfrage. Durch die Hände der Hausfrauen fließen groschenweise Millionenbeträge. Man rechnet, dass durchschnittlich mindestens 40 % des Einkommens für die Ernährung ausgegeben werden: je größer die Familie umso größer ist der Ernährungsanteil an den Ausgaben. Bei der Hausfrau liegt es, unter den gegebenen Verhältnissen durch vernünftige Gestaltung der Ernährung das Beste für Gesundheit und Leistungsfähigkeit herauszuholen.