Asche auf mein Haupt, ich prokrastiniere den Herrn Darwin gerade konsequent. Es mag ihn trösten, dass auch meine anderen Alt-SUB-Bücher derzeit unbeachtet auf dem Alt-SUB vor sich hinstauben
Die Entstehung der Arten -Charles Darwin / Diskussionsthread
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Na ob ihn das überhaupt juckt
Ich möchte jetzt gleich noch mein aktuelles Buch auslesen, und dann fange ich ein weiteres aus dem Altsub an.
Darwin wittme ich mich dann ab Ostern wieder. -
Der gute alte Darwin schlummert auch noch auf meinem SUB vor sich hin. Irgendwie fürchte ich mich aber davor und habe schon überlegt, es ganz unten liegen zu lassen. Dann wird es etwa in 10 - 11 Jahren, wenn ich kurz vor der Pension stehe, an die Reihe kommen und da werde ich wohl mehr Muße haben, mich darüber zu wagen.
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Oder du schließst dich unserem Jahresprojekt noch an. Weit sind wir ja noch nicht gekommen
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Er liegt brav auf der Couch
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Ich weiß gerade nicht mal, wo meiner rumschwirrt...glaube säuberlich im Bücherschrank.
Aber gilt es, dass in dem Buch, welches ich gerade lese ein zweiseitiger (verfremdeter) Auszug aus der Entstehung der Arten existiert?
Hmm...aber jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen...heute Abend schau ich mal, dass ich mal wieder ein Kapitel lese. -
Na ihr macht mir vielleicht Mut
"Die Entstehung der Arten" steht nämlich schon ewig auf meinem Wunschzettel und ich hatte überlegt es mir nach den letzten Klausuren dieses Semester endlich mal zu kaufen. Ist es denn so zäh geschrieben? "Die Abstammung des Menschen" habe ich nämlich von Darwin schon gelesen und fand es eigentlich sehr flüssig und interessant geschrieben. Allerdings ist das auch nur etwa halb so dick wie "Die Entstehung der Arten"
Seid ihr eigentlich alle (angehende) Biologen(innen)? Dann kann ich mich nämlich schön bei euch einreihen -
Es liegt bei mir absolut nicht an seinem Schreibstil, sondern am Alt-Sub-Abbau. Ich hab hier noch einige Bücher, die ich schon seit 2 Jahren oder so ausgeborgt habe und die will ich endlich zurückgeben! Vorher finde ich gar keine richtige Ruhe zum Lesen meiner eigenen Bücher.
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Bei mir liegts auch nicht am Schreibstil an sich. Wie gesagt, den fand ich erstaunlich leichtflüssig wenn man bedenkt aus welcher Zeit dieses Fachbuch stammt. Bei mir liegt es wohl auch eher an der Verlockung des anderen. .. Ich habe in letzter Zeit so viele Bücher ganz oben auf dem SuB liegen.. am liebsten würde ich alle gleichzeitig lesen... und dabei bin ich doch eh schon ein langsamer Leser.
Ich bin im Moment auch irgendwie nicht so ganz offen für Sachliteratur glaube ich. Das ist ärgerlich, da 50% auf meiner Altsubliste Fachbücher sind.Naja, aber heute lese ich noch ein Stück! (ich muss es nochmal schreiben, um mich selbst ernst zu nehmen )
Ich werde so eine Art Biologin, ja. Aber ich hab noch ein bisschen hin.
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Ach, das mit den Biologen hatte ich überlesen. Ich werde Psychologin
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Zitat
Original von redator
Naja, aber heute lese ich noch ein Stück! (ich muss es nochmal schreiben, um mich selbst ernst zu nehmen )Irgendwie muss ich wohl noch ein bisschen an meiner Autorität mir gegenüber arbeiten
Naja, aber noch ist 2010 und ich habe mir den Guten mal wieder zur Brust genommen, um das Jahresprojekt noch vor Silvester erfolgreich abschließen zu können....ach ärgerlich. Jetzt wollte ich gerade zu Kapitel IV schreiben, welches ich jetzt endlich ausgelesen habe und wühle aus meinem Rucksack den falschen Notizblock hervor. Das richtige mit den Anmerkungen zum Kapitel liegt zuhause. Also doch erst Montag.
Aber ich lass das hier trotzdem schonmal so stehen, wo ich den Thread schonmal in der Versenkung gefunden habe. -
IV Kapitel - Natürliche Zuchtwahl
Nachdem ich ja nun einige Monate nicht mehr in diesem Buch gelesen hatte, war das erste was mir wieder explizit ins Auge stach, das Ergebnis der Unsicherheit des Menschen Darwin: immer wieder verweist er darauf, dass er wohl ziemlich viel Belegmaterialien und -Fälle zusammengesammelt hat, die er in der Kürze des vorliegenden Buches jedoch nicht ausführlich darlegen kann. Damit nimmt er sicherlich zum Teil schon Widersachern an diesen Stellen ein wenig den Schwung.
Generell werden in diesem Kapitel viele sehr interessante Aspekte angesprochen.
Ich habe ja natürlich nicht die Orginalfassung zur Hand, sondern eine bereits von Darwin schon überarbeitete. Unter anderem geht er hier auf die Stimmen ein, die ihm vorwerfen, der Begriff "Zuchtwahl" wäre hier völlig unangebracht und würde ja implizieren, die Natur würde bewusst wählen usw..
Sehr richtig verweist er hier auf andere mindestens ebenso unstimmige Bezeichnungen anderer Wissenschaftler, die mittlerweile allgemeinhin aber so akzeptiert sind, beispielsweise " Die Ordnung der Elemente" in der Chemie, die sich zweifellos ebenso wenig wirklich geordnet haben, wie die Natur Zuchtwahl betreibt.
Er mahnt anr, dass man gewisse sprachliche Freiheiten gestatten sollte dem besseren Allgemeinverständnis zuliebe (und im Endeffekt geht aus seinen Erklärungen ja ziemlich klar hervor, wie es denn tatsächlich gemeint ist).
Diese Klarstellung zu Beginn des Kapitels erinnert mich direkt daran, dass auch heute noch nach wie vor Stimmen laut werden, die die Theorie vom "Kampf ums Dasein" oder "Überleben des Stärksten" schon allein der Wortwahl wegen ankritteln, aber vermutlich von Leuten, die nie ganz verstanden haben, wie es gemeint ist sondern sich an oberflächlichen Wortwahlen aufhängen (meist, ohne eben wirklich mal das Werk gelesn zu haben, sondern nur per Übermittelung der Schlagzeilen durch Dritte).Auch fachlich spricht er hier einiges an, das bis heute nachwirkt und in der Diskussion steht.
Allem vorran natürlich die Frage der Einstufung von Arten, Varietäten usw... Ab wann ist eine Art eine Art?
Laut Darwin verbirgt sich hinter den Varietäten nichts anderes als potentiell werdende Arten (aber nicht zwingend muss es bis zu Herausbildung echter Arten kommen). Bis heute sehen einige Wissenschaftler das anders.
Er zeigt, dass häufige udn weit verbreitete Arten stärker variieren als seltene und damit auch eine höhere tendenz zeigen, neue Arten zu bilden.
Auch er hat schon erkannt, dass der stärkste Konkurrent eines Individuums immer der eigene Artgenosse ist (die belegen ja haargenau die gleichen Nischen, daher hohe Ressourcenkonkurrenz hier). Dementsprechend sind auch die Varietäten einer Art starke Konkurrenten, was dazu führt, dass nur extreme Varietäten mit spezifischen Vorteilen auf Dauer existieren und Mittelformen über kurz oder lang herausselektiert werden.
Diese Situation kann man heute auch experiementell nachweisen.
Anhand einer stilisierten Zeichnung von variierenden Spezies erklärt er, wie Gattungen entstehen können.Eine weitere sehr interessante Frage wirft er in den Raum: Was ist eigentlich der Fortschritt in der Organisation von Organismen, nach dem damals die Stammbäume oft sortiert waren?
Bei Wirbeltieren war es zu der Zeit noch besonders der Grad des Intellekts und die Ähnlichkeit zum menschlichen Körperbau. Heute scheiterte diese Definition schon an der Frage, was eigentlich Intellekt ist, und wie man ihn misst und einordnet (obgleich nach wie vor viele Menschen im Kopf die Lebewelt so skalieren).
Bei den Fischen gab es damals schon Probleme... ist jetzt der Fisch am höchsten organisiert, der den Amphibien am ähnlichsten ist, oder der, der am "fischigsten" ist? Ist die Blüte am höchsten organisiert, die alle Teile einer Blüte aufweißt, oder die, wo Teile reduziert sind (heute weiß man, dass die Blüte entstehungsgeschichtlich jünger ist, je mehr Verwachsungen und Reduktionen einzelner Teile vorliegen).
Und wieso existieren überhaupt "niedrige Formen", wenn alle Tiere auf einer Stufenleiter nach oben streben?
Darwin erklärt den letzen Umstand so, dass das Überleben des Tüchtigsten den Fortschritt keineswegs mit einschließt... ohne Vorteile, könnte sich eine Abänderung auch nicht durchsetzen. Eine hohe Organisation ist unter sehr einfachen Bedingungen, wie sie ein Regenwurm zum Beispiel vorfindet schlicht nicht von Nutzen.
Den direkten Vergleich von Fischen und Säugern findet er schon aus diesem Grund eher unangebracht, da diese kaum (ich denke das kaum bezeiht sich auf die paar Wasserlebenden Säuger) in direkten Wettbewerb zueinander treten aufgrund der verschiedenen Lebensräume. Daher macht es keinen Sinn, die Organisation des Fischstammbaumes nach den Landwirbeltieren zu richten.
Er erwähnt aber auch, dass einfach sehr vieles schlicht noch nicht bekannt ist.Eine weitere Kritik, mit der er sich wohl konfrontiert sah war die Frage, was nach diesem Schema der Artentstehung denn dann die Artenzahl begrenzen würde. Diese kann er ziemlich sachlich mit Hilfe seiner Nischentheorien erklären (Ressourcen begrenzen Arten), stellt aber klar, dass es keine Erklärung für die Einteilung der Arten (also artenreiche Lebensräume vs. artenarme) gäbe, sollten diese unabhängig erschaffen werden..
Alles in allem ein sehr spannendes Kapitel bei dem man vieles wiederfindet, was auch heute noch keine Selbstverständlichkeit ist.
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Kapitel V - Gesetze der Abänderung
Eine sehr wichtige Anmerkung macht Darwin hier direkt zu Beginn. In den voran gegangenen Kapiteln hätte er öfter den Begriff "Zufall" verwendet in Bezug auf Form und Ausmaße von Abänderungen... noch heute wird das ja gerne von Anti-Evolutionisten aufgegriffen und ins Lächerliche gezogen. Darwin selbst sagt hier, dass "Zufall" natürlich keine richtige Bezeichnung ist, sondern dies hier nur Ausdruck der Unkenntnis der Ursachen dieser Abänderungen ist (zum damaligen Zeitpunkt).
Er verfolgt eine Annahme, die besagt, dass Veränderlichkeiten von den Lebensbedingungen, in denen ein Organismus lebt abhängen und kommt zu dem auch aus heutiger Sicht richtigen Schluss, dass es eher so ist, dass in einer veränderlichen Umwelt einfach mehr Chancen für Varietäten existieren, sich durchzusetzen als in einer stabilen. Die Veränderlichkeiten haben seiner Ansicht nach unbekannte Ursachen, aber äußere Faktoren wie zum Beispiel das Klima können hier als natürliche Zuchtwahl ansetzen (selektieren) und bestimmen damit, welche Variationen erhalten bleiben.
Er erkennt, dass zum Beispiel flugunfähige Käfer auf Inseln ein Ergebnis der Auslese sein müssen, da Käfer die fliegen einer höheren Wahrscheinlichkeit unterliegen ins Meer geweht zu werden und zu verenden.
Aber in einem Beispiel von in Höhlen lebenden Tieren, deren Augen reduziert sind merkt er an, dass diese Reduktion wohl eher auf den Nichtgebrauch dieser Organe zurückzuführen sei, als auf Zuchtwahl, denn auch die unnützen Augen seien in diesem Fall ja kaum schädlich für die Organismen. Und seiner Theorie nach kann "natürliche Zuchtwahl nur zum und durch den Vorteil eines Lebewesens wirken".
Hier hängt er wohl dem Lamarck´schen Gedankengang an, was mich aber ehrlich gesagt ein bisschen verwundert, denn etwas später im selben Kapitel bringt er an einem anderen Beispiel selbst den vorteilhaften Hintergrund der Reduktion von unnützen Organen an. Hierzu bezieht er sich auf ein Zitat von Goethe, der erkannte: "Natur muss einerseits sparsam sein um andererseits geben zu können".
Man kann eine Kuh züchten, die entweder viel Milch gibt oder besonders fett wird, beides ist kaum möglich, da hier der Effekt der Kompensation eintritt. Die Zuchtwahl versucht in allen Teilen der Organisation zu sparen, so Darwin, um Nahrung nicht für nutzlose Strukturen zu verschwenden und damit wieder einen Vorteil für das Individuum zu erzielen, dass dann natürlich mit weniger Energie auskommt.
Mir ist nicht ganz klar, warum er dieses Grundprinzip wohl verstanden hat, es aber nicht auf die Höhlentiere und deren Augen anwenden konnte.
Dafür wird hier an dieser Stelle wieder sehr deutlich. Er hat Höhlentiere und deren Verwandtschaft aus Kentucky und Kärnten als Referenz benutzt um zu verdeutlichen, dass die Höhlentiere der beiden Höhlenwelten nicht näher miteinander verwandt sind, dafür aber mit den Tieren der umliegenden Gegenden. Für ihn ein weiterer deutlicher Beweis gegen den Schöpfungsakt, der diese seltsamen Verwandtschaftsverhältnisse nicht wirklich erklären kann... die Evolutionstheorie schon. Eine Schöpfung angenommen, wäre es wohl logischer, wenn alle Tiere, die in Höhlen leben, sich am ähnlichsten sind.Ein Weiteres Thema, dass er hier anspricht, ist die Akklimatisation von Organismen an bestimmte Umweltbedingungen. Man kennt das heute, dass zB Insekten oder Amphibien einer Art, die kühler oder wärmer aufgezogen werden, dann auch dementsprechend resistenter gegen Kälte oder Wärme sind. Darwin erkannte diese Ansätze auch und meint, dass die Abgrenzung zwischen einer echten Varietät und einer einfachen Akklimatisation schwierig zu ziehen sind. Zum damaligen Zeitpunkt, mit der Unkenntnis von Genetik, ist das wohl tatsächlich schwierig gewesen... auch heute ist es nicht immer ganz einfach, aber es gibt bestimmte Experimente ("common garden", "reziproke Transplantation" usw) mit denen man diesen Unterschieden auf die Schliche kommen kann.
Generell erkennt Darwin in Bezug auf dieses Thema aber, dass Arten wohl stärker durch den Wettbewerb mit anderen Arten begrenzt werden als durch Anpassung an ein spezielles Klima. Als Beispiel führt er hier Mäuse und Ratten an, die vom Menschen in alle Welt verschleppt wurden und sich fast überall etablieren konnten. Er deutet sogar zögerlich an, dass es möglich wäre, dass Arten in der Natur nicht zwingend in ihrem Optimum leben müssen (relativiert diese Aussage aber wieder).Wie schon weiter vorne im Buch kurz angerissen, geht er hier nochmal auf korrelative Verbindungen ein, bei der sich zwei Merkmale parallel vererben können... die Ursache sei, so betont er, aber unklar (heute zeigt die Vererbungslehre die Gründe auf). Er führt unter anderem wieder die Katzen an, bei deinen weiße, blauäugige Tiere oft taub sind, oder dreifarbige Katzen in der Regel weiblich.
Dieser Fakt ist sehr wichtig, denn er erklärt laut Darwin, wie sich Strukturunterschiede entwickeln können, ohne dem Organismus irgendwelche Vorteile zu bringen.Eine weitere Tatsache, die er erkannt hat ist, dass abnorme Teile (im Bezug auf andere Arten der Gattung) veränderlicher sind als andere. Evolutionstheoretisch leicht zu erklären, da für eine so starke Abänderung natürlich im voraus eine hohe Variabilität des Organs gegeben sein muss, die weiter anhält.
Aus ähnlichem Grund sind Artmerkmale (also jüngst variierte Strukturen) variabler als bereits länger fixierte Gattungsmerkmale.
Er beschreibt Arten als kräftig ausgeprägte, fixierte Varietäten.
Wieder weist er sehr deutlich darauf hin, dass dieser Umstand mit der Schöpfungslehre nicht erklärbar sei.Aber er wird noch deutlicher. In der Zucht ist bekannt, dass Bastartdisierungen zwischen zwei Rassen oft zu Rückschlägen zur Stammform führen. So ist das bei seinen heiß geliebten Tauben regelmäßig der Fall, dass besonders bei der Vermischung von Rassen Rückschläge auf die Merkmale von Felsentauben vorkommen.
Er hat eine ganze Reihe von Fällen gesammelt, wo Pferde und Esel Streifen an Beinen, Schulter oder sogar im Gesicht aufwiesen und schlussfolgert daraus, dass der Stammvater dieser Arten wohl solche Streifenmuster aufgewiesen haben muss.
Dies zu verkennen betitelt er ganz klar als "Herabwürdigung der Werke Gottes zu Trug und Täuschung".Insgesamt hatte ich in diesem Kapitel das Gefühl, dass er nach einem noch recht seichten Einstieg immer deutlicher wird.
Eventuell sind diese Kapitel auch chronologisch später entstanden. Darwins Glauben erlischt ja erst entgültig mit dem Tod seiner Tochter, die Arbeiten an seinem Werk begannen aber schon früher.Ich bin jetzt sehr gespannt auf das nächste Kapitel, wo er sich den Problemen seiner Theorie wittmen will. Mal schauen, was davon heute tatsächlich noch Probleme sind, und was vielleicht mittlerweile gelöst wurde.
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So, ich fass mich mal kürzer pro Kapitel heute, weil vermutlich eh keiner mehr mitliest
Kapitel VI - Schwierigkeiten der Theorie
Die vier großen Schwierigkeiten der Theorie sieht Darwin selbst als folgende an:
1) Fehlende Übergangsformen in Natur und Fossil
2) Umfassende Abänderungen bzw. komplexe Organe durch Zuchtwahl erklärbar?
3) Können so Instinkte erworben und abgeändert werden?
4) Warum gibt es unfruchtbare Bastarde bei Artkreuzung aber fruchtbare Nachkommen bei der Kreuzung von Varietäten?Ein und zwei geht er in diesem Kapitel an. Zum ersten Problem wiederholt er, dass neue, bessere Varietäten die schlechter angepassten Vorgänger verdrängen, weswegen es keine direkten Übergänge gibt. Auf die Fossilfunde bezogen erinnert er (bzw ruft überhaupt erst ins Gedächtnis... so wie er es ausdrückt klingt es, als wäre das Bewusstsein damals auch dahingehend noch anders gewesen so wie bei manchem heute nach wie vor), dass Fossilien keineswegs lückenlose Darstellungen der Vergangenheit sind, sondern vielmehr nur spärliche Zeugnisse sind.
Zudem seien Übergangsarten viel spärlicher (und damit die Wahrscheinlichkeit, sie zu entdecken noch geringer), da die Aufspaltung in eine vielfältige Artengruppe erst gelänge, wenn die Abänderung einen entscheidenden Vorteil für die Tiergruppe brächte.. als Beispiel nennt er die Fliegenden Fische, für die die Segelfähigkeit bis heute nicht so immens vorteilhaft gewesen sei, um sie noch weiter aufzuspalten, aber wo man sich die Anfänge, als Fluchtreflex vor Raubfischen, wohl ebensowenig im nachhinein denken können würde.
Weiterhin erklärt er hier noch, wieso Übergangsvarietäten stärker vom Aussterben bedroht sind als fix etablierte Arten.In das zweite Problem steigt er mit einer Frage eines Kritikers ein: Wie solle man sich das denn vorstellen, dass aus einem Landraubtier ein Wasserraubtier entstünde, wie würde das Tier in den Übergangsstadien leben?
Er führt hier den amerikanischen Mink an, der im Sommer quasi wie ein Fischotter lebt, der im Winter aber eher die Lebensweise eines Marders führe. Schwieriger findet Darwin selbst die Farge, wie aus einem insektenfressenden Vierfüßer eine Fledermaus entstehen könnte. Aber auch hierfür findet er vergleichbare Beispiele aus der Natur, wo Übergangsstadien vorhanden sind... er nennt hier die Hörnchenfamilie mit ihrer Abstufung bis zum Flughörnchen. Ähnlich meint er, können die Anfänge bei den Fledermäusen erklärbar sein.
Er führt zahlreiche offensichtliche Übergangsbeispiele oder Arten an, deren Existenz man sich nicht vorstellen könnte, wenn man sie heute nicht noch sehen könnte... aber nur weil sie für manche unvorstellbar wären, wäre das kein Beweis dagegen, dass es sie gegeben hätte.
Zudem zeigt er anhand mehrerer Beispiele, dass veränderte Verhaltensweisen und veränderte Strukturen sich nicht direkt parallel entwickeln müssten. Oft ändert sich erst das Verhalten, und dann werden geeignetere Strukturen herausselektiert (zB die Kohlmeise, die wie ein Specht Samen aufhackt, oder ein Fregattvogel, der quasi nicht mehr schwimmt, und wo sich die Schwimmhäute mittlerweile stark zurückgebildet haben usw).
Er geht hier sogar auf das von Evolutionsgegnern so gern herangezogene Auge intensiv ein.Dem Einwand, das Organe nicht durch allmähliche Abänderung entstehen könnten stellt er entgegen, dass es in der Natur oft zu finden ist, dass ein Organ im Körper verschiedene Aufgaben erfüllt (zB Darm bei Libellenlarven zum Atmen und Verdauen, oder Schwimmblase der Fische als Schwimmorgan, Lunge und Hörorgan) oder verschiedene Organe in einem Körper die gleiche Aufgabe (Bei einigen fischen gibt es parallel zur Kiemenatmung die Darmatmung).. auf diese Weise könnte ein Organ sich allmählich abändern, unterstützt vom zweiten Organ, oder in eine Richtung spezialisieren, wo es vorher generell gearbeitet hat.
Im Gegenzug führt er zahlreiche Beispiele an, wo bestimmte ähnliche Nischen, sehr ähnliche Strukturen bei verschiedenen Arten hervor gebracht haben aber aus anderen Organen nachweislich abgeleitet sind, was durch einen Schöpfungsakt nicht sinnvoll erklärt werden könne, durch die Zuchtwahl schon.
Manche behaupteten damals wohl, bestimmte Strukturen bei tieren und Pflanzen wären dem menschlichen Schönheitsideal zufolge so erschaffen worden. Dem widerspricht Darwin indem er veränderte Schönheitsideale in Zeit und Kulturen anführt. Er räumt aber ein, dass manche Dinge tatsächlich einem Schönheitsideal folgen...allerdings dem der geschlechtlichen Zuchtwahl.
Er gibt seinen Kritikern sogar eine Hilfe an die Hand, um ihn zu widerlegen: natürliche Zuchtwahl kann keine Abänderungen hervorbringen, die allein zum Vorteil einer anderen Art sind... ein Nachweis einer solchen Struktur würde seine Theorie widerlegen. Soweit ich weiß, wurde solch ein nachweis bis heute nicht erbracht
Zu guterletzt eine Entgegnung Darwins, gegen die Empörung, das Darwin die Schöpfung als unvollkommen bezeichnen würde, die ich aber als besonders wichtig in diesem Kapitel empfand: Zuchtwahl führt nicht zu absoluter Vollkommenheit, aber zu relativer im Wettbewerb mit anderen Arten.
so, das war doch wieder nichts mit kurzfassen, und jetzt habe ich weder Zeit, noch zu den nächsten beiden Kapiteln was zu schreiben, noch hier Korrektur zu lesen, weil ich schnell zu meinem Zug muss. Ich bitte daher allzu ärgerliche Vertippserl und Schreibfehler zu entschuldigen, ich korrigiere bei Bedarf nächste Woche nach.
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Ich les mit.
Ich habs mittlerweile "immerhin" geschafft, die Vorkapitel zu lesen, die es glaube ich in deiner Ausgabe nicht gab. Und außerdem die Einleitung.
Ich hab jetzt auch verstanden, was Darwin mit Hemmnissen meint: Das sind die Umstände, die dafür sorgen, dass eine Population sich nicht so ausbreitet, wie sie es rein mathematisch tun würde. Ein Hemniss könnte beispielsweise ein kalter Winter sein. Bei den Menschen ist dann z.B. ein Hemmnis die Verhütung.
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Zitat
Original von JASS
Ich les mit.Ah ok...dann weiß ich bescheid. Heute hab ich aber meine Aufzeichnungen nicht mit, ich schreib das nächste mal weiter.
Ich muss ja sagen, die letzten 3 Kapitel (also Kapitel VI bis VIII) waren bis jetzt die interessantesten... er geht hier halt viel auf die Kritiker ein, was ich persönlich ja besonders spannend finde.
Nachdem ich die Kapitel gelesen habe, frage ich mich, warum ich mir manches mal so viel Zeit geopfert habe, um mit Evolutionsgegnern über dieses Theorie zu "diskutieren" (das ist in der Tat eigenlich nur selten wirklich der Fall, denn dafür müsste man ein gewisses Verständnis dafür vorraussetzen dürfen, was genau die Theorie eigenlich sagen will), die seit jeher immer die gleichen schlagenden Argumente anbringen die sogar Darwin selbst schon erörtert hat. In Zukunft verweise ich bei so einem Gespräch wohl einfach nur auf "Die Entstehung der Arten" und bin erst dann bereit weiter zu diskutieren, wenn wenigstens versucht wurde den Ansatz hinter der Erklärung für Fledermausflügel, Augen oder die Form von Bienenwaben (wohl unter den Top Five der Lieblingsargumente neben "Mausefallen" und "Isso" ) zu verstehen und dort einfach logische Folgefehler aufgefallen sind. So. -
Kapitel VII - Einwände gegen die natürliche Zuchtwahl
So, in dem Kapitel nimmt Darwin weiterhin die angeblichen Fehler seiner Theorie unter die Lupe. Angeblich, weil er eigentlich alle so mit seiner Theorie in Beziehung zu setzen weiß, dass sie ihr nicht entgegen stehen.
Ein Einwand besagt, das viele Änderungen ja offensichtlich ohne Nutzen seien, zum Beispiel die unterschiedlichen Ohrlängen bei Hasen und Kaninchen... hier sagt Darwin aber vorraus, dass in den meisten Fällen der Nutzen schlicht noch nicht erkannt wurde (und im Fall der Hasen bietet ja inzwischen die Allensche Regel, die 1877 formuliert wurde, einen Ansatzpunkt).
Eine wichtige Tatsache streicht er in diesem Zusammenhang auch hervor, nämlich, dass eine Bildung, die aufhört von Nutzen zu sein, zB weil sie die Lebensgewohnheiten des Tieres verändern, variabel werden, da die Zuchtwahl nicht mehr greifen kann.Ansonten geht er hier speziell auf eine Sammlung von Einwänden gegen die Theorie eines gewissen St. George Mivart ein.
Darwin beklagt die sehr einseitige Sichtweise dieser Sammlung, obwohl er sich zu vielen der Einwände bereits im Vorfeld in seinem Buch schon geäußert hatte. Ich sehe das genauso... hätte Mivart das Buch bis dahin aufmerksam gelesen, hätte er eine ganze Reihe der Einwände unter den Tisch fallen lassen können.
Dementsprechend ist vieles hier eine vertiefende Wiederholung bereits abgehandelter Probleme.
Unter anderem kommen hier folgende Themen auf den Tisch:
> Ist es für eine Giraffe wirklich von Vorteil, größer zu sein, immerhin verbraucht mehr Körpergröße auch mehr Nahrung... ist das ein nachteil, der den Vorteil bei Dürrezeiten aufwiegt?
> Warum hat kein anderes Tier die gleichen Abwandlungen? (Darwin entgegnet hier, warum bestimmte geschichtliche Ereignisse eines Landes nicht auch in anderen Ländern vorkommen...einfach weil diverse Bedingungen dafür gegeben sein müssen, was nicht immer der Fall ist).
> Warum ist der Strauß nicht flugfähig?
> Zwischeneinwand von Lyell, Darwins Freund, der aber der Theorie extrem skeptisch gegenüber stand: Warum haben sich aus Robben und Feldermäusen auf ozeanischen Inseln keine Landräuber entwickelt? (Darwin entgegnet: weil es für Robben nicht lukrativ gewesen wäre, weil es dort ja keine Nahrung für sie an Land gibt und Fledermäuse hätten ja in direkter Konkurrenz mit Reptilien und Vögeln gestanden, die die gleiche Nahrung bevorzugen...also die Nische war schlicht nicht mehr frei)
> Warum besitzen manche Tiere größere geistige Fähigkeiten als andere? Warum ist der Affe nicht so klug wie der Mensch? (Sehr anthropozentrische Sicht, Mensch als Idealbild)
> Wie entsteht Mimese, wenn doch die ersten kleinen Änderungen Richtung Form eines Stöckchens zum Beispiel so minimal gewesen sein müssten laut der Theorie, dass sie keine wirklichen Vorteile brächte? (Darwin: Grundähnlichkeit einer Raupe mit einem Stock zB schon gegeben.. daher wären Minimalabweichungen zB ind er Farbe sehr wohl von Vorteil... und daher gibt es ähnliche Mimesen nicht bei Säugern oder Vögeln, weil da Mivarts Argument wohl greifen würde)
> Wie konnten sich Barten beim Wal entwickeln? (Darwin Argumentiert mit einer Schnabelformenreihe von Wasservögeln)
> War für Plattfische der Beginn der Wanderung der Augen auf eine Seite in den Anfängen nicht zunächst nachteilig und hätte daher nicht selektiert werden dürfen? (Darwin verweist auf Malm, der speziell das sehr gut erörtert hat, der Kurzzusammenfassung Darwins zufolge)
> Wie können sich Milchdrüsen entwickelt haben?
> Wieso sind unschädliche Strukturen im Kehlkopf von Känguruhbabys wegselektiert worden? (Nur vermeindlich unschädlich)
> Wie können erste kümmerliche Ansätze von organen nützlich sein, zB Pedizellarien bei seeigeln? (Formenreihe noch nachweisbar)
> Warum haben sich bei diversen Tierarten bestimmte nützliche EIgenschaften nicht entwickelt? (Weil die Organe nie in nötiger Weise variierten... das ist auch heute noch eine Hauptverständnisproblem, abe rniemand hat je behauptet, dass Evolution zielgerichtet verläuft, im Gegenteil!)Im Prinzip hat Darwin hier alle Haupteinwände Mivarts eingehend beleuchtet, so dass sie wenig Beweiskraft zurückbehalten, besonders im Vergleich zu den Argumenten, die für die natürliche Zuchtwahl sprechen...
Was mir positiv aufgefallen ist hier im Kapitel und auch schon früher und im folgenden: Er lässt Wallace (der mir immer ein wenig leid tut, dass er die gleichen genialen Ideen hatte wie Darwin aber meist gar nicht gewürdigt wird, weil er sie dummerweise zur gleichen zeit hatte) nicht unbeachtet mit Sätzen wie zum Beispiel: "Die von Wallace und mir aufgestelte natürliche Zuhtwahl...".
Ich finde es schön, dass er zumindest anerkannt wird an dieser Stelle. -
Kapitel VIII - Instinkt
Hier wittmet sich Darwin den im Kapitel VI genannten 3. Punkt, ob Instinkte durch Evolution entstanden sein können.
Laut Darwin werden Instinktveränderungen begünstigt, wenn eine Art in verschiedenen Lebensperioden oder Jahreszeiten verschiedene Gewohnheiten hat.
Als Hinweise auf eine evolutionäre Entwicklung von Instinken werden veränderte Wanderrouten von Arten genannt (ein aktuelles Beispiel, welches Darwin noch nicht kannte, weil es zu jung ist, sind die veränderten Wanderrouten von der Mönchsgrasmücke, bei denen seit neuestem eine Population in England überwintert statt in Spanien.. das ist möglich durch die ausgeprägten WInterfütterungen auf den Inseln), oder die Tatsache, das Vögel auf Inseln in der Regel weit weniger scheu sind, als zB in England. Zudem weist er auf Instinktveränderungen (bzw. auch Erhalt) im Zuge der Domestikation hin.Anhand von Kuckucken zeigt er eine Entstehungskette von Brutparasitismus. So gibt es Arten, wie den europäisches Kuckuck, die komplett dazu übergegangen sind, Eier in fremde Nester zu legen... andere Arten zeigen alle möglichen Zwischenformen von gelegendlichen "Fremdlegen" bis hin zur Eigenaufzucht im Regelfall. Der Vorteil für den Europäer sei demnach, dass bei Fremdablage der Wegzug ins Winterquartier früher angegangen werden konnte, als wenn selbst gebrütet wurde, insbesondere, da Kuckucke viele Eier legen würden (bis zu 20... was in einem einzigen Nest auch wieder zu gegenseitiger massiver Konkurrenz der Jungen führen würde) und die alle im Abstand von 1-2 Tagen erst gelegt würden.
Die gelegentliche Neigung, Eier fremden Weibchen unterzuschmuggeln könne man auch bei Hühnern beobachten, womit ein eventuelles Durchsetzen dieses Verhaltens bei entsprechenden Bedingungen generell plausibel erscheint.Ein weiteres Beispiel sind Sklavenformen bei Ameisen, die Puppen anderer Arten rauben und für sich arbeiten lassen...dabei können die Aufgaben und Bedeutung der Sklaven sehr verschieden verteilt sein.
Diebisch gefreut habe ich mich über die Erklärung des Wabenbauinstinkts bei Honigbienen (wird gerne als überzeugendes Beispiel für ein göttliches Schöpfungswunder missbraucht). Darwin führt hier sogar eine Berechnung durch für die Entstehung von 6eckigen Bienenwaben, und zeigt auch wieder Übergangsformen von ganz runden Waben bis hin zum Perfektionismus der Honigbienen.. zudem erklärt er ein echtes Experiment, welches er selbst dazu durchgeführt hat. Also wer dann noch daran zweifelt, dass das logisch erklärbar wäre, dem ist echt nicht mehr zu helfen.
Kritiker haben sich wohl geäußert, dass es unwahrscheinlich wäre, dass Verhalten und dazu passende Struktur sich zeitgleich abändern würden, dass aber zwingend nötig wäre, damit nicht die Modifikation des einen allein verderblich wäre.
Aber man kann sich ganz leicht vorstellen, dass das Blödsinn ist, wenn man sich einfach mal die natürlichen Verhaltenspannen von diversen Tieren anschaut. Einige Kohlmeisen haben sich zum Beispiel darauf spezialisiert wie Spechte Eibensamen aufzuhämmern, obwohl der Schnabel dafür nur mäßig geeignet ist. Man kann sich ab hier aber gut vorstellen, dass sich nun veränderte Schnabelformen als nützlich erweisen und durchsetzen könnten...
Aber Darwin weist darauf hin, dass in vielen Fällen nicht klar wäre, ob sich zuerst die Struktur, oder erst das Verhalten verändert hat.Eine weitere Problematik wird mit dem oft sehr speziellen Verhalten und Äußeren von unfruchtbaren Kasten von staatenbildenden Tierarten aufgegriffen. Diese können ihre kasteneigenen Merkmale ja nicht direkt vererben, da sie ja steril sind. Hier bereitet wohl wieder die Unkenntnis über Gene und Vererbungsregeln ein Problem... dennoch schafft es Darwin, anhand von Zwischenformen bei Ameisen logische Reihen zu bilden. Als Hilfsform nimmt er außerdem das Beispiel von domestizierten Rindern. Wenn man Bullen kastriert, bilden die Ochsen ganz typische Hornformen, bzw werden die in der Regel länger als bei fortpflanzungsfähigen Tieren... und obwohl der Ochse dieses Merkmal ja nicht mehr weitergeben kann, kann man diese Merkmale gezielt herauszüchten mit den fruchtbaren Tieren... zB zu immer längeren Hörnern bei Ochsen
Für ihn sind diese Beobachtungen klarer Beleg dafür, dass Gewohnheiten allein (wie zB Lamarck postulierte) nicht vererbt werden (denn was die sterilen Kasten für Gewohnheiten entwickeln können sie ja nicht weiter geben), sondern das hier eine erbliche Komponente im Spiel ist.Schlussfolgernd gibt Darwin zu, dass die in diesem Kapitel erläuterten Tatsachen wohl nicht dazu geeignet sind seine Theorie gezielt zu stützen, aber er betont, dass sie ihr auch in keinster Weise widersprechen!
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..und gleich noch die Mitschriften zum nächsten Kapitel
Kapitel IX - Bastardbildung
Hier wird nun die letzte Hauptschwierigkeit gegen die Theorie aus Kapitel VI aufgegriffen.
Da wurde ja gefragt warum es unfruchtbare Bastarde bei Artkreuzung aber fruchtbare Nachkommen bei der Kreuzung von Varietäten gibt.Hauptfazit aus dem Kapitel ist, dass die Abgrenzungen zwischen beiden ja eher willkürlich vorgenommen werden. Das ist ja bis heute nicht unproblematisch... wo zieht man die Grenzen zwischen Arten?
Zudem ist problematisch, dass ein Tier, einer eigenen Art zugeordnet wird, wenn es eben zum Beispiel mit anderen Arten keine fruchtbaren Nachkommen haben kann. Das ist ja, als würde man in einem Stück Wiese gezielt alle Blüten ausreißen und sich hinterher fragen, warum auf dem Stück keine Blüten zu finden wären..Ansonsten war das für mich jetzt ein eher trockenes Kapitel, wo aber dennoch einige wichtige Erkenntnisse präsentiert werden.
Darwin erklärt, dass bei Pflanzen der Pollen von Pflanzen verschiedener Familien keine Effekte bei einer Pflanze erzielt, innerhalb einer Familie aber alle Abstufungen von gegenseitiger Fruchtbarkeit zu finden sind. Insgesamt gibt es aber nicht unbedingt einen engen Zusammenhang zwischen Verwandtschaftsgrad und Leichtigkeit der Kreuzung von Arten (innerhalb einer Familie betrachtet).
Es wurde beobachtet, das schwer kreuzbare Arten oft gut fruchtbare Nachkommen hervorbringen, aber leicht kreuzbare eher schlecht fruchtbare Bastarde erzeugen. Aus heutiger Sicht ganz logisch... besteht eine recht effektive genetische Barriere, die eine Fruchtbarkeit unterbindet, wird es keine Notwendigkeit geben, mechanische Isolationsmechanismen hervorzubringen und andersrum.
Als interessanten Fakt erwähnt Darwin, dass die Möglichkeit zur Kreuzung wechselseitig sehr unterschiedlich sein kann (also ob man jetzt Weibchen von Art A mit Männchen von Art B kreuzen will, oder Männchen von Art A mit Weibchen von Art B) Den Mechanismus dahinter erkennt Darwin speziell an dieser Stelle zunächst nicht, kommt aber später selbst zu obigem Schluss: die Unfruchtbarkeit verschiedener gekreuzter Arten müssen ausschließlich von der Beschaffenheit der Fortpflanzungsorgane abhängen, nicht vom sonstigen Bau, bzw allgemein gesagt: die Kreuzungsfähigkeit und Fruchtbarkeit ist allein von den Zeugungssystemen abhängig.Eine Sache, die Darwin noch nicht verstehen konnte: Er stellt fest, dass die Bastarde der ersten Generation generell weniger veränderlich sind als die der folgenden. Das kann man wohl erst mit Hilfe der Mendelschen Vererbungslehren nachvollziehen, die ja erst später publik wurde.
Das Fazit für Darwin ist, dass unter der Annahme, dass Arten einem Schöpfungsakt entsprungen seien und Varietäten aus sekundären Gesetzen hervorgehen würden, die Ähnlichkeiten in der Bastardbildung schon sehr erstaunlich wären. Logischer sei anzunahmen, dass zwischen Arten udn Varietäten kein grundsätzlicher Unterschied bestünde..
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Kapitel X - Die Lückenhaftigkeit der geologischen Urkunden
Hier wird der Frage nachgespürt, warum nicht jede geologische Formation vor Zwischengliedern nur so wimmelt, wenn die Theorie Darwins stimmt.
Hier zeigt sich aber schon der grundlegende Denkfehler der Kritiker, die dieses Argument anbringen. Die Geologie zeigt keinesfalls eine ununterbrochene Kette organischer Wesen, Fossilienfunde sind verhältnismäßig seltene Einzelfunde. Nur selten war in der Vergangenheit die Situation so günstig, dass Lebewesen fossiliert oder anders der Nachwelt erhalten wurden, wobei bestimmte Artengruppen sich auch schlicht nicht zum Fossilieren eignen. Der Großteil der verstorbenen Lebewelt zersetzt sich schlicht.
Nun verändert sich nach Darwins Theorie eine Art nur schrittweise in kleinen Etappen. Wie Darwin sagt, sind Varietäten ja der Beginn entstehender Arten. Um eine lückenlose Formenreihe zu erhalten müsste demnach jede einzelne Variation, so unbedeutend sie im direkten Vergleich mit den Nachbarvariationen auch sein mögen, erhalten bleiben.
Zudem müsse man bedenken, dass es ja in der Regel keine direkte Verbindung zwischen zwei verschiedenen Arten gibt (zB Tapir und Pferd) sondern sich beide Arten schritt für Schritt von einer Stammart auseinanderentwickelt haben... das direkte Bindeglied zwischen Pferd un Tapir wird man daher vermutlich gar nicht finden.
Ein weiteres Problem ist, dass ja auch geologische Schichten selbst nicht chronologisch lückenlos sind. Wo sich einst etwas angelagert hat, kann später durch Erosionsprozesse auch wieder abgetragen worden sein und damit eventuell verborgen Zeitzeugnisse der Witterung preis gegeben haben, bevor es zu erneuten Anlagerungen kam usw...Grob wiedergegeben: Um eine gleichmäßige Formenreihe von Arten zu bewahren, müsste unter anderem eine gleichmäßige Sedimentierung über geologische Zeiträume hinweg gegeben gewesen sein, was an sich schon unrealistisch ist. Diese Sedimentierung müsste durch einen ebenso gleichmäßigen Senkungsprozess ausgeglichen worden sein (damit dort weiterhin abgelagert werden kann), was aber die Unterspülung des Denudationsgebietes (das Gebiet, wo die Sedimente quasi abgetragen werden) zur Folge hätte.
Und damit ist aber immernoch ein wichtiges Kriterium nicht gegeben, nämlich das die betrachtete Art und alle Zwischenformen immer in diesem Gebiet gelebt hätte und nicht abgewandert sei (wo doch aber gerade das ein Faktor ist, der Artbildung begünstigt).Jedenfalls kann man als Fazit daraus (und aus der weiteren Argumentationsführung Darwins in diesem Kapitel)ziehen, dass unmöglich ganze Formenreihen erhalten bleiben könnten, sondern immer nur einzelne Glieder, einzelne Übergangsformen.
Er bringt allerdings ein zwei interessante Argumente, die schwerwiegender sind: Zum einen das scheinbar plötzliche Auftreten neuer Artenreihen in einer Schicht und der Fakt, das vor den kambischen Gesteinsschichten keinerlei Fossilien gefunden wurden, obwohl die Arten des Kambiums sich ja auch allmählich entwickelt haben mussten... also ihr Stammformen vorher schon existiert haben, und eventuell Zeugnisse hinterlassen haben mussten.
Er gibt auch hierfür Erklärungsansätze, gesteht aber ein, dass besonders der letzte Punkt in späteren Zeiten noch wissenschaftlich abgeklärt werden müsse (grob gesagt lautet seine Theorie, dass heutige Landmassen früher Tiefseeboden gewesen sein könnte, wo durch hohen Druck natürlich eher eine Metamorphisierung des Sediments passierte, also eventuelle Fossilien sich nicht erhalten haben konnten...)Gerade fällt es mir wieder schwerer am Ball zu bleiben. Vermutlich liegt es einfach daran, dass mich Beispiele und Überlegungen, die sich direkt auf die Biologie beziehen mehr unterhalten als lange Ausführungen zur Geologie...