Die Magier von Montparnasse - Oliver Plaschka

  • Die Glücksfee war mir hold und ich habe mal wieder ein Rezensionsexemplar ergattert.


    ***Der Autor***


    Oliver Plaschka, geboren 1975, studierte Anglistik und Ethnologie an der Universität Heidelberg und ist Mitverfasser des Narnia-Rollenspiels. Sein Roman Fairwater oder Die Spiegel des Herrn Barthomolew wurde 2008 als bestes deutschsprachiges Romandebüt mit dem Deutschen Phantastikpreis ausgezeichnet. Oliver Plaschka lebt in Speyer.


    ***Zum Inhalt***


    Man schreibt das Jahr 1926. Der Zauberkünstler Ravi und seine Assistentin Blanche haben ein Engagement in einem großen Varietetheater am Montparnasse. Die ersten sechs Auftritte verlaufen ohne Probleme. Doch am siebten Tag, einem Sonntag, geschieht es. Der Hebel, der Ravi eigentlich aus seinem Sarkophag befreien sollte, klemmt. Da bedient sich Ravi echter Magie. Ein unverzeihlicher Fauxpas, der schnell die Societe auf den Plan rufen wird, denn echte Magie ist streng reglementiert. Nun greift Blanche ein und wirkt einen uralten Zauber. Sie bittet Ravi, sie am nächsten Tag mit einem Kuss zu wecken.


    Der nächste Tag ist jedoch wieder der letzte Sonntag. Ebenso der darauf. Was ist geschehen?


    ***Meine Meinung***


    Bei diesem Buch fällt zuerst das etwas altertümlich gehaltene Cover ins Auge, das aber perfekt zu der Szenerie des Paris Anfang des 20. Jahrhunderts passt. Auch die Sprache lehnt sich hier an, alles etwas gestelzter, als man heutzutage sprechen würde.
    Dabei verwendet Oliver Plaschka teils sehr nette Formulierungen, wie beispielsweise „Mischa ist gerade schlau genug, sein bestes Stück im Dunkeln zu finden, und stinkt aus dem Mund wie ein zahnkranker Bär.
    Die Kapitel sind immer mit dem Namen der Person überschrieben, der sie gerade erzählt. Dies geschieht in der Ich-Form, was leicht verwirrend ist. Sicher weiß man theoretisch, wer gerade erzählt, da aber immer „Ich“ steht, war ich doch ab und an am Überlegen.


    Ich muss gestehen – ich habe das Buch abgebrochen. Das kommt ab und an vor, jedoch eigentlich nie bei einem Rezensionsexemplar, das ich ja schließlich dafür kostenlos erhalte, dass ich es lese und eine Rezension darüber schreibe. Was hat mich also dazu bewogen?


    Kurz gesagt – ich fand es einfach extremst langweilig. Während des Lesens war ich am Überlegen, ob ich nichts anderes, besseres zu tun habe. Ich war mit meinen Gedanken überall anders, nur nicht beim Lesen. Ist der erste Sonntag noch ganz nett, wird jeder weitere Sonntag immer langweiliger. Kleinigkeiten verändern sich, die normalen Menschen erleben immer das gleiche, mit kleineren bis größeren Abwandlungen. Je nachdem, wie sehr sie in Berührung mit den Zauberern waren. Die Unterhaltungen sind teils sehr philosophisch, ein Gespräch über das Wesen der Zeit kann mich nicht wirklich faszinieren. Der märchenhafte Anstrich ist ebenfalls nur zu Anfang ganz nett, Blanche beißt in einen Apfel wie Schneewittchen (das sie bei Zaubershows auch schon gespielt hat) und wartet darauf, dass ihr Prinz sie wieder erweckt. Man hat das Gefühl, Ravi müsse wissen, wie er die Zeitschleife beenden kann. Aber entweder ist er tatsächlich ahnungslos und ich liege völlig daneben, oder er ist ein sehr guter Schauspieler, was er sich aber selbst abspricht.
    Jedenfalls interessiert es mich nicht, wie sich das ganze auflöst, welchen Zauber Blanche da aus welchen Gründen auch immer gewirkt hat. Das Murmeltier darf ohne mich weitergrüßen.
    Vermutlich oute ich mich damit als Banause, die keine Ahnung von gehobener Literatur hat.
    Dann sei es so. Für die gelungene Sprachwahl vergebe ich zum Pflichtstern noch einen zusätzlichen, bin aber der Meinung, dass dieses Buch für die breite Masse zu speziell ist.

    Ich lese grade:


    Der Herr des Turms - Anthony Ryan
    ________
    Save the earth - it's the only planet with chocolate!

  • Oha. Erstmal danke, aber trotzdem: oha. Nach der Inhaltsbeschreibung dachte ich grade noch, hey das klingt gut und auch das Cover sieht cool aus, aber deine Meinung hat mich ziemlich ernüchtert. :wow

  • Danke für die Rezi. :wave


    Der Vorschautext klang interessant, und eigentlich wollte ich mir das Buch besorgen, aber nach der Rezi ( und auch bei dem Preis), glaube ich, werde ich erst mal damit warten.

  • Danke für Deine Einschätzung, ich habe es hier liegen und werde mir möglichst bald selbst ein Bild machen.
    Inhaltlich spricht es mich sehr an, die Frage ist nur, ob mich die Umsetzung fesseln kann :gruebel



    vorsichtige Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • ich habe es ja nur als LP angelesen, aber schon da fand ich das Buch langweilig, deshalb wollte ich auch kein Exemplar haben.
    Klar, die Personen waren ganz nett und zum Teil komisch (im eigenltichen Sinn des Wortes) beschrieben, aber das ganze Gerede von Zauberei und Magie, der Schilderung von Zaubertricks hat mich überhaupt nicht gefesselt oder mitgerissen.

  • Ich habe es am Freitag in der Buchhandlung gesehen und war nahe dran es zu kaufen. Jetzt bin ich aber doch vorsichtig und warte noch ein paar Stimmen ab...

    "Man sagt, wenn man die Liebe seine Lebens trifft bleibt die Zeit stehen - und das stimmt. Aber was niemand sagt, ist, dass sie danach viel schneller vergeht - um die verlorene Zeit wieder aufzuholen." (Tim Burtons Big Fish)

  • :gruebel Ich habe jetzt die Hälfte durch und bin immer noch unsicher, ob ich es abbreche...Es ist nicht übel geschrieben, aber bis jetzt könnte man sagen: Langeweile auf hohem Niveau...Vielleicht ändert sich ja noch etwas, es wäre schade um dieses schöne Buch.

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Langeweile auf hohem Niveau....


    Diese Redewendung ist für mich der Satz der Woche....... :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Dann wird meine Rezi auch diese Überschrift erhalten... :-)


    Paris 1926 - Ravi der Bühnenmagier und seine Assistentin Blanche treten gemeinsam in einem Varietétheater auf. Das Etablissement ist anspruchsvoll und so führen sie einen ihrer gefährlichsten Tricks vor, der sechs Abende lang funktioniert. Am siebten Abend aber, versagt ein winzig kleiner Hebel an einer entscheidenden Stelle und bringt Blanche in Lebensgefahr. Ravi bleibt nicht viel Zeit zum Handeln und er setzt echte Magie ein, um ihr Leben zu retten. Die Zuschauer bemerken das nicht, doch die so genannte Société, die streng über den Einsatz von Magie wacht, schickt sofort ihre Ermittler in die Stadt, um das Ganze aufzuklären. Blanche indes hat durch den Biss in einen Apfel einen uralten Zauber angewendet und damit die Zeit angehalten. So erlebt ganz Paris ohne es zu merken immer und immer wieder denselben Sonntag. Nur alle die mit Magie zu tun haben, wissen um die Zeitschleife…


    Gefangen in einer Zeitschleife, so ergeht es den Hauptpersonen in diesem Roman und ich fühlte mich sehr mit ihnen verbunden, denn auch ich fühlte mich gefangen und war froh, als ich endlich durch das Lesen der letzten Seite befreit wurde.


    Plaschka hat seinen Erzählstil der Zeit, in der seine Geschichte spielt, angepasst und lässt dadurch das Ganze sehr authentisch wirken. Leider findet sich sehr wenig spannende Handlung in den immer wieder kehrenden Sonntagen. Die Angehörigen der Société haben Ravi und Blanche schon bald in dem kleinen Hotel am Montparnasse ausgemacht und tauchen dort auf, doch statt die Sache aufzuklären und direkt anzusprechen, belauern sie sich gegenseitig – sie haben ja viel Zeit und Geduld und genau die wird auch dem Leser abverlangt, der nun von allen Beteiligten (und das sind nicht wenig) erzählt bekommt, was sich an diesem Sonntag ereignet. Es entstehen immer wieder ähnliche Situationen und oft verschieben sich die Ereignisse nur um Nuancen. Es geschieht lange Zeit nicht viel und das, was geschieht wie zum Beispiel ein Mord, hätte Potential für Spannung zu sorgen, doch leider wird das Geschehene durch langatmige Dialoge zerredet.


    Das Buch hatte mich durch das wunderschöne Cover gereizt und die Leseprobe warf viele interessante Fragen auf und konnte mein Interesse wecken. Leider sind meine Erwartungen nicht erfüllt worden und die Magier von Montparnasse haben mir mit ihrer Magie die Zeit lang werden lassen…


    Mein Fazit: Langeweile auf hohem Niveau und leider nicht mein Geschmack.

  • Puuhh, jetzt habt ihr mir aber die Vorfreude gründlich verdorben. Und wenn das Buch wirklich so langweilig ist, wie hier 2 erfahrere Eulen beurteilt haben, dann bin ich doch tatsächlich nach langer, langer Zeit einfach wieder auf ein super Cover reingefallen.
    Und auf die Leseprobe, die eigentlich noch ganz angenehm war. Jetzt habe ich keine Lust mehr zum Lesen - hatte erst ein ziemlich langatmiges Werk dieses Wochenende und überlege, das schöne Buch gleich wieder loszuwerden. :-(

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Jetzt habe ich keine Lust mehr zum Lesen - hatte erst ein ziemlich langatmiges Werk dieses Wochenende und überlege, das schöne Buch gleich wieder loszuwerden. :-(



    Schau doch einfach mal, ob es dir nicht vielleicht doch gefällt - es gibt Bücher zu denen man sofort einen Zugang hat und andere eben, die einem verwehrt bleiben...Gib dir doch einfach 100 Seiten, dann weißt du sicher, ob du unserer Meinung bist, oder ob es dich doch fesseln kann... :wave



    Rattentod - bei einem Freund von mir ist das auch so - wenn ich ein Buch so bezeichne, dann weiß er, dass es ihm gefallen wird...Die Geschmäcker sind halt unterschiedlich - zum Glück. :-)

  • Ich hatte auch Glück bei Vorablesen, stecke aber noch bei ca. 2/3 fest, weil ich auch wenig Zeit zum Lesen habe. Ich finde das Buch bisher interessant, weil einfach anders als vieles was ich in letzter Zeit gelesen habe, aber es zieht sich zugegeben schon etwas - sonst wäre ich wahrscheinlich trotz wenig Zeit doch schon durch :lache Mal sehen, was noch kommt - ich freu mich trotzdem, dass ich es lesen darf :chen

  • Oh je, das hat gedauert... hier kommt also meine entsprechend nicht so wohlmeinende Rezi... :-(


    Mühsam!


    Noch nie musste ich mich derart durch ein Vorablesen-Buch quälen! Und dabei standen die Zeichen doch eigentlich gut für Oliver Plaschkas „Die Magier von Montparnasse“ - ein toller Titel, ein hochwertig aufgemachtes Buch, eine (zumindest mich) faszinierende Idee, ein hochgelobter Autor und die Handlung in Paris spielend...


    Die Leseprobe hatte mich noch gefesselt, unbedingt wollte ich weiterlesen von Ravi und seiner Assistentin, die durch den verbotenen echten Einsatz von Magie, den sie durch einen noch größeren Zauber wieder aufheben möchten, einen Teil von Paris für eine Woche stillstehen lassen. Der zentrale Ort, das Hotel Jardin, mit seinen Bewohnern, Eigentümern und Gästen wird charmant eingeführt, aber dann wird es Schritt für Schritt immer mühsamer, verwirrender und immer weniger mitreißend.


    Plaschka treibt die Handlung durch wechselnde Erzählperspektiven der beteiligten Personen voran, was mir gefallen hat und die Geschichte abwechslungsreich macht. Schwierig wird es nur, wenn der Leser die Lektüre mitten im Kapitel abbrechen muss – dann findet er nämlich nur noch schwer wieder hinein, außer er blättert bis zum Kapitelanfang zurück. Da an jedem Tag mehr oder weniger dasselbe passiert, tun zu häufige Leseunterbrechungen dem Buch ohnehin nicht gut, denn dann hat der Leser auch noch sehr schnell den Überblick über den jeweiligen Tag verloren.


    Bei all den guten Ansätzen war das Hauptproblem in den Magiern von Montparnasse für mich, dass Plaschka ab etwas der Hälfte des Buches die Charaktere oft nur noch beschreibt, sie aber nicht mehr beim Namen nennt, so dass ich mich oft fragte, um wen es sich denn jetzt handelt. Diesem Stilmittel fiel dann auch das große Finale zum Opfer. Sicherlich hat der Autor sich etwas dabei gedacht, dass er dem Leser noch Deutungsraum offen lässt, allerdings kam ich mir irgendwann nur noch verlassen vor, denn nicht mal im Ende wurde richtig klar, wer nun welche Rolle gespielt hat, wer genau wer war und wo der Sinn in der ganzen Geschichte lag. Ewig habe ich jetzt fürs Lesen gebraucht und sorry, aber das Buch hätte man besser schreiben können, schade!

  • Kurzbeschreibung:
    Justine, die junge Kellnerin, der bärbeißige Wirt Alphonse und der glücklose Schriftsteller Gaspard – keiner von ihnen weiß, warum sich plötzlich ein seltsames Dämmerlicht über Paris legt. Die geheime Société, die über alle Magie wacht, ist alarmiert und hat bereits ihre Vertreter entsandt, um den abtrünnigen Zauberkünstler Ravi und seine bezaubernde Assistentin Blanche zu bestrafen.
    Im „Jardin“, dem kleinen Hotel am Boulevard Raspail, treffen sie schließlich aufeinander, um zu klären, was unerklärlich scheint. Der Kampf zwischen Wirklichkeit und Traum hält nicht nur Gaspard und Justine in Atem, sondern droht die gesamte Stadt zu verschlingen: Paris steht still, keine Glocke schlägt die Zeit. Das Pendel im Chor von Saint-Martin-des-Champs schwingt aus, und niemand weiß, ob sich die Welt noch dreht…


    Zum Autor:
    Oliver Plaschka, geboren 1975, studierte Anglistik und Ethnologie an der Universität Heidelberg und ist Mitverfasser des Narnia-Rollenspiels. Sein Roman „Fairwater oder Die Spiegel des Herrn Barthomolew“ wurde 2008 als bestes deutschsprachiges Romandebüt mit dem Deutschen Phantastikpreis ausgezeichnet. Oliver Plaschka lebt in Speyer.


    „Ich dachte an Justine und den Jungen, mit dem sie sich angefreundet hatte, und der nun aus ihrem Leben gelöscht war bis zu dem Moment, da er zur Mittagszeit aufs Neue das Jardin passieren würde, und ich empfand Trauer für die Menschen in dieser unwirklichen Welt, die gefangen waren, ohne dass sie es wussten.“ (Seite 164)


    Rezension:
    Leider konnte mich dieser Roman überhaupt nicht begeistern. Mehr schlecht als recht quälte ich mich regelrecht durch das Buch.


    Positiv zu erwähnen sind allerdings die wechselnden Perspektiven der Hauptprotagonisten und die flüssige Sprache. Die Gesamthandlung allerdings ließ mich doch recht ratlos zurück, Spannung sucht man hier vergebens.


    Ich erwartete eine schöne fantasiereiche Geschichte im Paris der 20er Jahre mit einem Hauch von Magie, doch das ganze Buch zieht sich je weiter man liest immer mehr in die Länge und verliert sich in ungeklärten Rätseln. Es blieben Fragen offen, auf die bis zum Schluß keine Antwort geliefert wird. Wirklich schade, denn die Geschichte an sich hatte Potential.


    Zur Gestaltung des Buches: Hier möchte ich ein Lob aussprechen. Die Covergestaltung ist wunderbar und passend. Zwei Übersichtskarten im Buch helfen dem Leser, sich in der Welt rund um Montparnasse zurechtzufinden und es wurde ein Lesezeichen, das passend zum Buchumschlag gestaltet wurde, beigefügt.


    Fazit: Schöne Gestaltung, aber Langeweile ohne Ende zu einem recht hohen Preis.


    Wertung: 2 von 5 Punkten

  • Also, ich muss mal off-topic dazwischenmelden, dass mir das Buch vom Interessengebiet überhaupt nicht zugesagt hätte, wir aber am Samstag auf der Messe in die Lesung von Oliver Plaschka ´reingeraten sind, und wirklich beeindruckt waren! Es war wunderbar gelesen und trotz des für mich nicht interessanten Themas war es einfach fanastisch anzuhören! :-]

  • Blackie : Dann sind wir ja geradezu aneinander vorbei gelaufen. Ich bin auch bei der Lesung gewesen (und habe danach ein signiertes Buch mitgenommen).


    Und du hast Recht, der Mann kann wirklich wunderbar vorlesen. "Na los! Küssen!" Ich lag fast auf dem Teppich vor Lachen.