'Feuertaufe' - Seiten 096 - 194

  • Und gestern Abend habe gleich den 2. Abschnitt mit verspeist, was bei mir eindeutig für die Lesbarkeit des Buches spricht.


    Der Spannungsbogen spannt sich schnell erheblich, die erzählten Erzeugnisse müssen irgendwie zusammenhängen nur wie?
    Es werden mehrere Süppchen ans Kochen gebracht und Paul steht wieder einmal ohne Durchblick mitten im Dampf.


    So langsam wird mir auch eine Grundsituation klar:
    Auf Grund der Terroranschläge aus Zwillingsspiel wurden Gesetze verabschiedet, die wohl eine Bespitzelung der Bevölkerung ohne vorherige Genehmigung erlauben.
    Die auf einer biometrische Datensammlung und Handy-Überwachung basierende Überwachungszentrale spricht dafür. Auch die Verknüpfung der unterschiedlichen Datensammlungen und -banken scheint realisiert zu sein.


    Eine Protestbewegung hat sich gegen die Bespitzelung organisiert. Es finden Demonstrationen statt. Und diese Bewegung hat sogar eine professionelle Zentrale.


    Ausgerechnet für Selig interessante Bilder sind aus dem Überwachungszentrum verschwunden, schlimmer, es ist , als wären sie nie gemacht.
    Irgendjemand scheint einen Major-Zugriff auf alle möglichen Datenbanken zu haben und sie manipulieren zum können. Das dürfte aber nicht die Protestbewegung sein.


    Folgende Gruppen scheinen miteinander zu konkurrieren:


    Das Innenministerium (Weyland) mit seiner Anti-Terror-Einheit (Keppler) und der Überwachungszentrale (Luklow)
    Die Protestbewegung (Tobias + Isabell)
    Dazu Rüther, der in das Überwachungszentrum versetzt wurde und einen privaten Rachefeldzug gegen Paul Selig und Maria startet.
    Seligs Ermittlungsgruppe mit Maria und Wagner, die im Hausbrand ermittelt.
    Die Gruppe, die den Hausbrand gelegt hat.
    Dazu eine unbekannte bisher Gruppe, die die Daten manipuliert.


    Zusätzlich hat Selig das Problem, dass er bei seinem Sohn einen Pistole gefunden hat, mit der bei einem Großbritannien bei einem Banküberfall in Mann getötet wurde.


    Und sein (mich wirklich nervendes) Verhalten, des Rückzuges und der Sprachlosigkeit bringt auch noch sein Team (wieder einmal) gegen ihn auf.


    Für jede Menge Spannung und Anreiz zum schnellen weiter lesen ist gesorgt.



    Ein paar Anmerkungen noch:


    Am Ende des ersten Abschnittes werden dem Innenminister auf die Frage der Bundeskanzlerin :“Zu viel Distanz lässt uns vergessen, für wenn wir unsere Arbeit hier tun. die Worte in den Mund gelegt. „ Nicht für wen, für was. Für die Freiheit. Für das Recht. Für die Demokratie. Das sind die werte, für die wir stehen und die es zu verteidigen gilt.“
    Das zeugt nach meiner Meinung die Einstellung unserer Politiker. Statt für die Menschen sind sie für abstrakte Werte da.


    Auch der Hinweis, dass jeder an Chemie Interessierte problemlos alle Stoffe kaufen kann um das verbotene Napalm herzustellen und die Gesetze nur die Benutzung bei einer Straftat zielen, macht nachdenklich .


    Eine Frage an Markus:
    Da ich kein Berliner bin, ist der Zustand in Marzahn-Hellersdorf, Neukölln und Spandau eine aus der Gegenwart abgeleitete Zukunftshorrorvision oder schon Realität?

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

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  • Zitat

    Original von dyke
    Und sein (mich wirklich nervendes) Verhalten, des Rückzuges und der Sprachlosigkeit bringt auch noch sein Team (wieder einmal) gegen ihn auf.


    Ja, mich nervt das auch. Aber so ist er halt. Schon sein Vater hat nie mit ihm geredet, sondern immer nur geschwiegen. Das prägt. Ich hatte ja im Kommentar zum Zwillingsspiel schonangemerkt, dass er vielleicht besser Buchhalter geworden wäre. Da kommt es auf Kommunikation nicht so an :-).


    Dass Selig auf der Spur des tätowierten Mannes an dessen angeblicher Adresse nicht fündig wird, war mir klar, wäre ja auch zu simpel gewesen. Aber dass letztendlich überhaupt keine Spur von Löbe übrigbleibt, der Handchirurg ermordet wird (vermute ich mal), das ist doch ein gewaltiger Aufwand, der da betrieben wird. Und jemand ist in der Lage, die Aufnahmen der Überwachungszentrale zu löschen und wahrscheinlich auch noch anders zu manipulieren. Erschreckend.
    Luckow gefällt mir als Nebenfigur übrigens gut. Bei ihm habe ich mal nicht das Gefühl, dass er etwas anderes ist, als er zu sein scheint. Er macht einen integren Eindruck.


    Dieser armselige Rüther hat es auf Selig und Maria abgesehen. Hat der Mann eigentlich sonst nichts zu tun?


    Wo ist Tobias hineingeraten? Wird er benutzt? Ich dachte, er geht noch zur Schule. Der Junge ist 17 und Selig überläßt ihn sich selbst? Isabell scheint mir älter als er zu sein und ist mir nicht ganz geheuer. Wurde sie auf Selig angesetzt?


    Und noch ein neuer Faden wird gesponnen. War der Tod von Seligs Vater wirklich Selbstmord? Was stimmt damit nicht? Wieso haben die Bestatter, die die Leiche abgeholt haben, Pistolen getragen? Für meinen Geschmack gibt es in diesem Buch schon genug Handlungsstränge. Noch mehr muß nicht sein.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Und noch ein neuer Faden wird gesponnen. War der Tod von Seligs Vater wirklich Selbstmord? Was stimmt damit nicht? Wieso haben die Bestatter, die die Leiche abgeholt haben, Pistolen getragen? Für meinen Geschmack gibt es in diesem Buch schon genug Handlungsstränge. Noch mehr muß nicht sein.


    Stimmt. Ich erinnere mich. Aber als Nele Neuhaus-Fan bin durch eine "harte" Schule in Punkto Handlungsstränge gegangen


    grinst sich Dyke eins

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Zitat

    Original von dyke


    Eine Frage an Markus:
    Da ich kein Berliner bin, ist der Zustand in Marzahn-Hellersdorf, Neukölln und Spandau eine aus der Gegenwart abgeleitete Zukunftshorrorvision oder schon Realität?


    Es ist zum Glück noch keine Realität. Noch. Denn die Basis für die Entwicklung in die geschilderte Richtung ist in den genannten Bezirken heute schon gelegt. (Bei jeder Schilderung in diesem Buch bin ich von der Grundüberlegung ausgegangen, was sich wie verändern wird, wenn wir jetzt nicht gegensteuern bzw. die Situation jetzt nicht ändern.)

  • Die Geschichte wird immer spannender, die verschiedenen Gruppierungen, die ihr eigenes Süppchen kochen wollen, werden sich bestimmt noch gegenseitig behindern, und ich hoffe doch, das Paul Selig und Co die lachenden Dritten sein werden....

    Gruss Hoffis :taenzchen
    ----------------------
    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Zitat

    Original von dyke
    Am Ende des ersten Abschnittes werden dem Innenminister auf die Frage der Bundeskanzlerin :“Zu viel Distanz lässt uns vergessen, für wen wir unsere Arbeit hier tun." die Worte in den Mund gelegt: „ Nicht für wen, für was. Für die Freiheit. Für das Recht. Für die Demokratie. Das sind die Werte, für die wir stehen und die es zu verteidigen gilt.“
    Das zeugt nach meiner Meinung die Einstellung unserer Politiker. Statt für die Menschen sind sie für abstrakte Werte da.


    Ja, das habe ich mir an der Stelle auch gedacht! Nur, dass meiner Meinung nach Freiheit, Recht und Demokratie nicht mit einer solchen Einschränkung der persönlichen Freiheit/Überwachung ohne zu wissen, dass man überwacht wird, vereinbar sind... Diese Zukunftsvision macht mir ehrlich gesagt ziemliche Angst.
    Da kommt man einfach so an eine komplette Krankenakte, auf dem Perso sind wirklich alle genetischen Informationen und Fingerabdrücke gespeichert und über die (der Bevölkerung nicht bekannten) Überwachungszentrale möchte ich lieber nicht weiter nachdenken :fetch


    Ach ja, und Rüther würde ich sehr gerne mal meine Meinung sagen, was für ein selbstverliebtes A****loch er ist... :hau


    bin noch nicht ganz durch mit dem Abschnitt, also weiter...

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Zitat

    @Original von Hoffis:


    Die Geschichte wird immer spannender, die verschiedenen Gruppierungen, die ihr eigenes Süppchen kochen wollen, werden sich bestimmt noch gegenseitig behindern, und ich hoffe doch, das Paul Selig und Co die lachenden Dritten sein werden....


    :write


    Ich bin mir nicht ganz sicher ob Tobias nur zufällig an die Pistole gekommen ist. :gruebel

  • @ vivian: doch, ich glaube, tobias ist nur verliebt, der weiß von nichts *hoff* *an das Gute im Menschen glaub*


    Eine Frage (ich stelle sie mal hier, weil ich immer noch im 2. Teil rumdümpele): Welche Funktion hat eigtl. Wagner? Selig ist der Boss und Maria ermittelt immer mit ihm, aber was tut Wagner, außer Journalistinnen anzuschmachten? ?(
    Ist mir mal grad so eingefallen...

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Ich bin fast durch mit diesem Abschnitt, aber ich muss mal eben zwischendurch etwas los werden.


    Ich finde es ziemlich unheimlich, wie durch Daten löschen Personen verschwinden. Mich erinnert das ganze an den Film mit Sandra Bullock "Das Netz" . Hat den Film einer von Euch auch gesehen? Der lief Mitte der 90er Jahre im Kino und da fand ich es damals schon erschreckend, aber irgendwie sind wir jetzt diesen Machenschaften schon wieder etwas näher gekommen,oder?

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • hmm. den Film kenne ich nicht... gruseliger finde ich es allerdings, dass es so viele (verfügbare) Daten gibt, an die man einfach so rankommen kann...


    *nach meinem Klebezettel im Buch such*
    Am Ende des 24. Kapitels kam mir da so einen Theorie:
    Also Isabell wird als Lockvogel genutzt, um Tobias eine Waffe unterzuschieben um so an Selig ranzukommen. Nur wer steckt dahinter?? Rüther nicht, der ist da nicht subtil genug... Weyland? Hat er Angst vor Selig und seinen Ermittlungsergebnissen? So viele verschiedene Möglichkeiten :gruebel

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Zitat

    Original von Toebi
    Ich bin fast durch mit diesem Abschnitt, aber ich muss mal eben zwischendurch etwas los werden.


    Ich finde es ziemlich unheimlich, wie durch Daten löschen Personen verschwinden. Mich erinnert das ganze an den Film mit Sandra Bullock "Das Netz" . Hat den Film einer von Euch auch gesehen?


    Ja, ich kenne ihn. Ist zwar schon ein paar Jahre her, aber der war wirklich nicht schlecht.

  • Zitat

    Original von kissy
    hmm. den Film kenne ich nicht... gruseliger finde ich es allerdings, dass es so viele (verfügbare) Daten gibt, an die man einfach so rankommen kann...


    Also Isabell wird als Lockvogel genutzt, um Tobias eine Waffe unterzuschieben um so an Selig ranzukommen. Nur wer steckt dahinter?? Rüther nicht, der ist da nicht subtil genug... Weyland? Hat er Angst vor Selig und seinen Ermittlungsergebnissen? So viele verschiedene Möglichkeiten :gruebel


    Bei dem Film geht es genau darum, wie viele verfügbare Daten es gibt. Sandra Bullocks Identität wird gelöscht und sie versucht herauszufinden, wer dahinter steckt, etc.


    Was ich von Isabell halten soll, weiß ich auch noch nicht. Sie gibt sich da sehr offen, aber die Art und Weise gefällt mir nicht so recht. Ich bin mir da nicht sicher, ob sie wirklich so ein offener Typ ist oder eine bestimmte Absicht und Berechnung hinter ihrem Verhalten steckt.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • "Das Netz" kenn ich auch noch. Und ja, einige Parallelen gibts wohl, was die Datenüberwachung etc. angeht.


    Den zweiten Abschnitt fand ich noch viel spannender als den ersten und irgendwie macht das Lesen auch viel mehr Spaß als bei "Zwillingsspiel" :)
    Selig geht mir zwar mit seiner Art immer noch auf die Nerven, aber Maria lockert diese angespannte Atmosphäre ja doch ein wenig.
    Ansonsten gibts so unglaublich viele Handlungsstränge, die wahrscheinlich größtenteils zusammen hängen, auch wenn ich die Zusammenhänge noch nicht so durchblicke.


    Isabell ist mir auch irgendwie sehr suspekt. Ich kann mir schon vorstellen, dass ihr Verhalten sehr berechnend ist, aber ich weiß nicht wirklich in welche Richtung. :gruebel


    Tja, hilft nur weiterlesen ;) ...

  • Selig ist wirklich kein unkomplizierter Fall. :grin Sein ewiges ( und nicht nur gegenüber Maria ) "Nicht-Reden" geht mir schon manchmal ein wenig auf die Nerven. ;-)


    Bei Isabell bin ich mir auch absolut nicht sicher. :gruebel Irgendwas führt sie im Schilde..........


    Ansonsten fand ich die Beschreibung von der Gegend in der das verlassene Ärztehaus liegt ( in dem die Gruppe von Isabell "operiert" ) sehr gruselig. Die Abwanderung der Ärzte etc.
    So schnell kann sich eine Wohngegend verändern..........

  • Zitat

    Original von dyke

    Und sein (mich wirklich nervendes) Verhalten, des Rückzuges und der Sprachlosigkeit


    :writeGenau, das ist wirklich extrem.
    Und bestimmt auch für seine Kollegen und alle Menschen in seinem direkten Umfeld echt schwierig.
    War Selig von Anfang an so konzipiert, Markus? Oder hat sich dies während dem Schreiben so ergeben?
    Sympathisch macht ihn das nämlich leider nicht. ;-)

  • Zitat

    Original von Rosenstolz


    War Selig von Anfang an so konzipiert, Markus? Oder hat sich dies während dem Schreiben so ergeben?


    Ja, es war von Anfang an klar, dass Selig kein Held, sondern ein zaudernder Typ ist. Dass er so extrem zurückhaltend ist ... das hat sich entwickelt, das war kein Konzept. Die erste Selig-Szene, die ich geschrieben habe, war die des Tatort-Besuches nach dem Bombenanschlag, und da kotzt er als Erstes in eine Ecke, weil es ihn überfordert. Die zweite Selig-Szene war die, wie er stotternd vor dem Innenminister steht und kaum ein Wort herausbekommt (beides in "Zwillingsspiel"). Von dieser Basis aus hat sich Selig entwickelt.


    So sehr er nerven kann: Mir gefällt an ihm, dass er, wenn es darauf ankommt, sich festbeißt wie ein Terrier und sich nicht abschütteln lässt. Er wird unterschätzt, und das gibt ihm einen Vorteil, den er nutzt. Das ist ja auch in "Feuertaufe" so. Und: Er verhält sich nicht von ungefähr so, er hat eine Vergangenheit mit seiner Schwester, die ich aber hier nicht verraten darf (falls der eine oder andere "Zwillingsspiel" nicht gelesen hat und das noch tun möchte). Sein Wesen ist geprägt durch seine Kindheit, durch traumatische Erlebnisse, und darum wird es im dritten Teil gehen: Was war der Grund, dass sich der Vater so gegenüber seinen Kindern verhalten hat? Wo liegt die Wurzel allen Übels? So wird der Bogen zurück zum Prolog von "Zwillingsspiel" geschlagen - und alles, hoffe ich, wird zu einer Einheit ...


    :write