Bradley – letzte Reihe, letzter Platz – Louis Sachar
Originaltitel: There's a boy in the girl's bathroom
224 Seiten
DTV 2005
Über den Autor (Quelle: Wikipedia): Louis Sachar wurde am 20. März 1954 in der Stadt East Meadow im Staat New York geboren. Er studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität und unterrichtete nebenbei an einer Grundschule. Diese Erfahrung führte zu seinem ersten Kinderbuch. Später studierte er Jura, arbeitete als Rechtsanwalt und schrieb gleichzeitig weitere Kinderbücher. Sein Buch "Löcher - Die Geheimnisse von Green Lake" wurde in den USA mit renommierten Literaturpreisen ausgezeichnet.
Kurzbeschreibung: Bradley sitzt in der letzten Reihe auf dem letzten Platz und keiner möchte neben ihm sitzen. Kein Wunder – er ist ja auch ein totales Ekel! Das bekommt der neue Schüler Jeff sofort zu spüren als er sich mit dem Außenseiter Bradley anfreunden möchte: "Gib mir einen Dollar oder ich spuck' dich an!" Aber Jeff gibt nicht auf. Ebenso wenig wie die neue Schulpsychologin Carla ...
Meine Meinung: Zur Zielgruppe (10-11 J.) gehöre ich ja schon längst nicht mehr ... trotzdem hat es mir Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Der Autor schildert die ganz typische Situation eines Außenseiters: Keiner mag Bradley. Keiner will neben ihm sitzen. Keiner möchte mit ihm spielen. Keiner gibt Bradley eine Chance. Klar, Bradley benimmt sich ja auch seltsam und teilweise durchaus "ekelhaft". Und möchte Bradley überhaupt Freunde haben oder sind ihm Feinde lieber? Diese Frage stellt er sich als Jeff neu in die Klasse kommt und versucht, sich mit ihm anzufreunden. Denn Bradley ist selbst nicht ganz sicher: Ist er vielleicht ein Monster ...? Der Leser erlebt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, vor allem aber aus der Sicht Bradleys. Man beginnt zu verstehen, welche Gedanken Bradley antreiben und blickt hinter die Kulissen. Man lernt Bradleys sensible Seite kennen, seine Unsicherheiten und seine Ängste. Bradleys "seltsames" und teilweise ambivalentes Verhalten wird auf einmal immer verständlicher und nachvollziehbarer für den Leser.
Gelungen finde ich, dass der Autor aufzeigt, dass auch andere zuweilen mal "Ekel" sein können, denn auch Jeff benimmt sich plötzlich so ganz und gar nicht mehr fair ... In diesem Kinderbuch gibt es kein Schwarz und Weiß, denn jeder hat Stärken und Schwächen. Das macht Louis Sachars Geschichte sehr menschlich und realistisch.
Besonders schön fand ich die Passagen mit Carla, der Schulpsychologin, die sich nicht nur um Jeff, sondern vor allem auch um Bradley bemüht: Sie akzeptiert ihn, nimmt ihn an, mag ihn, gibt ihm jede Chance, die er braucht. Man wünscht sich unwillkürlich, auch so eine Carla zu kennen ... und überhaupt sollte an jeder Schule unbedingt eine sein! Die Figur der Carla wurde übrigens von Sachars Frau Carla inspiriert, das verrät er auf seiner Homepage.
Für Schüler im angegeben Alter halte ich dieses Buch für sehr empfehlenswert. Auf unterhaltsame Weise zeigt Louis Sachar auf, was hinter der Maske eines Außenseiters stecken kann und seine Geschichte macht nachdenklich – selbst Erwachsene.
Auch als Klassenlektüre sehr empfehlenswert!
P.S.: Ausnahmsweise mal ein Buch, bei dem ich den deutschen Titel fast noch aussagekräftiger finde als den Originaltitel!