Anathem - Neal Stephenson

  • erschienen bei Manhattan, Januar 2010, 1024 Seiten


    Inhalt:

    Zitat


    Der Planet Arbre im Jahr 3689. Seit seinem achten Lebensjahr lebt Erasmas, genannt Raz, im Konzent Saunt Edhar, einer klosterähnlichen Gemeinschaft von Wissenschaftlern, Philosophen und Mathematikern. Die Aufgabe dieser Gemeinschaft ist es, hinter den jahrtausendealten Mauern Wissen zu bewahren und es vor den schädlichen Einflüssen der säkularen Welt zu beschützen. Denn während das Leben im Konzent nach strengen Ritualen und uralten Traditionen verläuft, so ist die Geschichte jenseits dieser abgeschlossenen Welt durch Chaos und Veränderung geprägt: Auf Blütezeiten folgten Zusammenbrüche, auf finsteres Mittelalter Erneuerung; Kriege und Klimawandel zerstörten die bestehende Ordnung.


    Als Raz mit 18 seine erste Apert bevorsteht – eine Woche, in der beide Welten in Kontakt treten und Austausch pflegen – bereitet er sich mit seinen Mitschwestern und -brüdern darauf vor, den Konzent zu verlassen und sich in die säkulare Welt vorzuwagen. Aber dort muss er entdecken, dass außerarbrische Kräfte den Planeten bedrohen. Und mit einem Mal lastet eine hohe Verantwortung auf Raz’ Schultern, denn er wird für die schwierige Aufgabe auserwählt, die Zerstörung des Planeten zu verhindern …


    Meinung:


    Zunächst einmal fällt das Buch natürlich durch die hohe Seitenanzahl auf - und das obwohl hier nicht mal die so oft üblichen Mittel (kleine Seiten, große Schrift) genutzt wurden, um das ganze in die Länge zu strecken. Dementsprechend sollte man sich wirklich ein paar Tage Zeit nehmen, sonst wird man mit dem Buch nicht glücklich.


    Zu Beginn des Buches findet man sich auf dem Planeten Arbre wieder, im Jahr 3689. Die Welt hat zunächst wenig mit der heutigen gemein, denn die Wissenschaftler (oder Philosophen) leben in einer Art Kloster und ihnen ist es nur aller einer gewissen Anzahl von Jahren erlaubt, Kontakt zu der Außenwelt aufzunehmen. In ihren Klöstern leben sie im Allgemeinen bescheiden (das Privateigentum besteht aus exakt 3 Gegenständen) und müssen natürlich auch ihre Nahrungsmittel selbst anbauen. Das weltliche Leben außerhalb scheint zunächst das genaue Gegenteil der Kloster zu sein: voller ungehobelter, ungebildeter Leute, die nichts als ihr eigenes Wohl im Sinn haben.
    Beschrieben wird das gesamte Buch von Erasmus (kurz: Raz), der Mitglied eines solchen Klosters ist und der aller 10 Jahre die Außenwelt betreten darf. Die "ersten" (den Begriff sollte man ruhig etwas weiter auffassen) Seiten befassen sich mit dem Leben im Kloster und man selbst muss sich als Leser erst einmal in dieser Welt zurechtfinden - was bei den ganzen neuen Begriffen gar nicht so einfach ist. Schließlich kommt es zu immer mehr kleinen Ungewöhnlichkeiten im Leben des sonst so geregelten, gleichmäßigen Lebens im Kloster, was darin gipfelt, das man ein unbekanntes Objekt am Himmel entdeckt. Mitglieder des Klosters werden ins weltliche Leben berufen, andere sogar aus dem Kloster verstoßen. Wie sollte es anders sein: Auch Raz ist natürlich betroffen und schließlich macht er sich mit einigen anderen auf den Weg, um das Mysterium zu ergründen...


    Mehr möchte ich vom Inhalt gar nicht verraten. Bemerken sollte man aber auf jeden Fall noch, dass es sehr viele Gespräche gibt, die sich um Metaphysik, Philosophie oder Physik drehen. Wenn man gut in diesen Themen bewandert ist, findet man sicherlich auch heraus, auf welche Denker sich Stephenson hier bezieht - falls man dieses Wissen nicht hat, wird man wohl kaum jedes Gespräch verstehen. Ansonsten fordert es wie oben angedeutet eine gewisse Eingewöhnung an das Buch, da für viele Wörter neue erfunden wurden - so z.B. Math für Kloster- oder es sie in unserer Sprache tatsächlich einfach nicht gibt. Glücklicherweise gibt's dafür am Ende des Buches allerdings ein Glossar, das die meisten wichtigen Wörter nochmal erklärt.


    Für mich ist es ein Buch, das man (wenn man es richtig verstehen will) wohl zweimal lesen muss. Gerade zum Ende hin, wo es schließlich darum geht, ob man die Vergangenheit verändern kann, sind bei mir einige Fragen offen geblieben - denn (wie ich finde auch in diesem Buch) führt dies letztlich dazu, dass unwahrscheinliche Handlungsausgänge erklärt werden können. Aber nun gut - unterhaltsam ist das Buch auf jeden Fall und schließlich sollte man bei solch einem Buch auch nicht allzuviel Realismus erwarten.


    Fazit:


    Nunja, ich fand es weder begeisternd noch schlecht. Vielleicht eher überwältigend - im wahrsten Sinne des Wortes. Irgendwie hätte meiner Meinung nach mehr draus machen können, denn Arbre an sich ist ein durchaus interessanter Planet. Von mir wird's 8/10 Punkten bekommen.

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Hoppla, ich hatte gar nicht mitbekommen, dass du deine Rezi schon geschrieben hast. Habe doch tatsächlich noch darauf gewartet, dass du mit dem Lesen fertig wirst :grin. Vielen Dank! Das klingt weiterhin sehr interessant.