Titel im Original: Owen Noone and the Marauder
Kurzbeschreibung:
Als Owen Noone bei einem Open-Mike-Abend in einer Studentenbar auftritt, erntet er nicht nur stürmischen Beifall für einen höchst eigenwilligen Auftritt, sondern er verändert auch für immer das Leben des in sich gekehrten Literaturstudenten Brian. Bei ihrer ersten Unterhaltung und nach einigen Bier an der Bar überzeugt Owen ihn, gemeinsam eine Band zu gründen. Eigentlich können beide weder singen noch Gitarre spielen, doch das bringen sie sich mit Hilfe eines Buches über Folksongs schnell selbst bei, und schon bald beginnt eine unglaubliche Erfolgsgeschichte.
Der rasante Aufstieg beginnt mit einer Punkrockversion von „Yankee Doodle“, und mit jedem Gig der Tournee, die sie quer durch Amerika führt, festigt sich ihr Ruhm. Glück finden sie auf der Bühne und in der Freundschaft – auch zu Anna, die Owen geheiratet hat. Doch als privates und öffentliches Leben nicht mehr vereinbar sind, Verpflichtungen, unangenehme Manager und die Gier der Presse nach skandalträchtigen Vorfällen überhand nehmen, gibt es die ersten Enttäuschungen…
Ein wunderbares, geradeheraus erzähltes Buch über Freundschaft, Musik und Unterwegssein.
Meine Meinung:
Das Buch wird in der Ich-Form vom „Marauder“ erzählt, also der einen Hälfte der Band, um die es hier geht, wodurch man sehr nah am Geschehen ist und die Geschehnissse intensiv verfolgt. Den wahren Namen des „Marauder“ erfährt man erst auf den letzten Seiten des Buches, selbst in den eingefügten Interviews und Zeitungsartikeln fällt sein tatsächlicher Name kein einziges Mal. Erzählt wird von der ersten Begegnung mit Owen Noone, von der recht spontanen Entscheidung, eine Band zu gründen und dem allmählichen Weg nach ganz oben. Über den Background der beiden Hauptfiguren erfährt man eigentlich recht wenig, was mich anfangs irritiert hat, aber gut zum rasanten Erzählstil des Buches passt. Owen und der „Marauder“ sind charakterlich grundverschieden; Owen ein Entertainer und Wortführer und auch der Sänger der Zweimanncombo, die sich aus einem Buch folksongs aneignet und ihren Musikstil selbst als Pseudopunkfolk bezeichnet. Der „Marauder“ hingegen ist es zufrieden, mehr oder weniger im Hintergrund zu stehen und Owen das Wort zu überlassen, sowohl auf der Bühne als auch in Interviews. Trotz der kargen persönlichen Details über die beiden hatte ich recht schnell das Gefühl, mit ihnen vertraut zu sein und sie wuchsen mir regelrecht ans Herz.
Owen und der Marauder treffen oft spontane Entscheidungen, die nicht ausführlich geschildert oder begründet werden, wodurch die Erzählung ein starkes Tempo aufnimmt. Der Leser begleitet die beiden auf ihren Autofahrten quer durch die USA, anfangs auf der Suche nach einer Auftrittsmöglichkeit, nach und nach auf ihrem steilen Weg nach oben dank des ersten Plattenvertrages bis hin zum absoluten kommerziellen Durchbruch bei einem großen Label, mit dem dann allerdings auch die Probleme für die beiden losgehen, sowohl beruflich als auch privat.
„Owen Noone“ ist kein tiefgründiges Werk, sondern ein flott erzähltes, schnörkelloses Buch über die Freundschaft der beiden, über ihre roadtrips und über die Liebe zur Musik, die auch nicht durch Owens verbitterten Feldzug gegen die politischen Ambitionen seines leiblichen Vater, den er nie kennengelernt hat, geschmälert werden kann. Nicht nur der rasante Erzählstil und die atmosphärischen Schilderungen der Konzertauftritte wissen zu gefallen, besonders die völlige Klischeefreiheit überzeugte mich von diesem Buch, und auch das Ende passt perfekt. Richtig gute Leseunterhaltung für einige Stunden, die den unerwarteten Wunsch in mir geweckt haben, mir ein paar folksongs anzuhören.
9 Punkte