Ich muss sagen, dass ich erstaunlich gut mit Gewalt in Büchern klar komme. Wenns gerade sehr heftig ist kommt es mir nämlich meist irgendwie absichtlich absurd-übertrieben vor und das ist so meine Mauer. Wobei ich dann eher an diesen Psychospielchen knabbere, in denen keiner abgeschlachtet wird, aber die mir viel mehr Angst machen.
In Filmen kann ich Gewalt kaum ertragen. Wobei sich das jetzt widerspricht :-], aber Horrorfilme gehen wieder... weils halt auch so extrem ist, dass es für mich abwegig erscheint. Bis jetzt gabs nur zwei Horrorfilme, nach denen ich richtig Angst nachts hatte.
Frage an alle Krimi-Leser: Wie "verkraftet" ihr Gewalt in Büchern?
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Original von Voltaire
Ganz einfach: Lesen und dann wieder vergessen.
Mich stört Gewalt in Büchern und in Filmen nicht allzu sehr; mich stört Gewalt im realen Leben vielmehr.Besser hätte ich es auch nicht sagen können!
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Original von Weidenkätzchen
Das (siehe Titel) ist eine Frage, die mir in letzter Zeit oft durch den Kopf geht. Eigentlich lese ich gerne Krimis, gerne auch spannende Krimis. In den letzten Monaten habe ich aber viele Bücher weggelegt, weil mir die (oft sehr ausführlichen) Beschreibungen von Mord, Blut, Gewalt, etc. einfach zu viel wurden.Es ist nicht direkt so, dass mir diese Beschreibungen Angst machen oder ich davon Alpträume bekomme. Vielmehr "verfolgen" sie mich auf unangenehme Weise in meinen Gedanken oder ich finde sie schlicht und einfach nur ekelhaft. Oft ist mir die reale Gewalt, von der ich aus den Nachrichten leider nur zu oft erfahren muss, schon genug und ich frage mich, warum ich mir zusätzlich noch einen Krimi antun sollte ... Andererseits schätze ich die Spannung und den "Rätsel"-Faktor und mit den sogenannten "cozy mysteries" konnte ich mich leider auch nie richtig anfreunden.
Das hochgelobte und hier auch so populäre "Verblendung" von Stieg Larsson ist ein Beispiel: Hier war mir die Gewalt (gerade auch die sexuelle Gewalt) deutlich zu viel und ich fand vor allem, dass diese Szenen nicht unbedingt zur Spannung bzw. Bereicherung der Handlung beitrugen. Da mich dieser Roman abgesehen davon nicht wirklich beeindruckt hat, sind mir auch leider nur die Gewaltszenen in (negativer) Erinnerung geblieben ...
Offenbar scheint sich die Mehrheit der Krimileser daran aber gar nicht zu stören - warum ist das so? Sind wir heutzutage durch die Medien schon zu "abgestumpft"? Oder im Gegenteil: Sind Gewalt und Brutalität halt einfach "uralte" Themen, die zur menschlichen Geschichte dazugehören?
Wie geht ihr damit um?
Hallo Weidenkätzchen,
da ich da ähnlich empfindlich bin, gehe ich folgendermaßen damit um: ich lese solche Bücher nicht mehr. Man kann ja anhand Aufmachung, Klappentext und Rezensionen ganz gut einschätzen, was für eine Art Buch es ist. "Die Blutlinie" von Cody McFadyen war mir z.B. zu viel. Ich weiß das jetzt, dass ich solche Bücher links liegen lasse. Es gibt genügend gute Krimis und Thriller, die nicht so brutal sind, ohne gleich cozy zu sein, denn das mag ich nun auch wieder nicht. Die Mitte gefällt mir am besten
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Ja, DIE BLUTLINIE, mein Lieblingsbeispiel für ein solches Thema! Das war so brilliant schrecklich erfunden, daß es mich noch eine ganze Weile verfolgt hat.
Davon möchte ich ganz bestimmt nicht mehr lesen! -
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Original von Tempe
Ja, DIE BLUTLINIE, mein Lieblingsbeispiel für ein solches Thema! Das war so brilliant schrecklich erfunden, daß es mich noch eine ganze Weile verfolgt hat.
Davon möchte ich ganz bestimmt nicht mehr lesen!Ja so geht es mir auch...
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Danke an euch alle für das Feedback - sehr interessant!
Wie viele von euch es schaffen, Gewaltszenen nach dem Lesen gleich wieder zu vergessen, ist mir ein Rätsel. Mein Unterbewusstsein lässt das wohl irgendwie nicht zu ... manchmal verfolgen mich solche "Szenen-Schnipsel" auf die seltsamste Weise, vor allem nachts.
Die Trennung zwischen erfundener Buchwelt und Realität ist für mich auch nicht so einfach. Denn wie einige hier schon angemerkt haben: Leider basiert das meiste, was in Büchern "erfunden" wird, ja irgendwie auf realen Vorkommnissen, die der Autor zumindest bruchstückhaft schon irgendwo gesehen / gehört / erlebt hat und so zu neuen Geschichten zusammensetzt.
Egal, was man im Krimi liest: Man weiß, dass es so oder schlimmer passiert, passiert ist oder passieren könnte. Das reicht mir schon.
Ich glaube, mir reicht es manchmal schon, durch die Gewalt im Buch an die reale Gewalt *erinnert* zu werden.Oft empfinde ich die ausführlichen Schilderungen von Mord, Blut und Gewalt auch einfach nur als unappetitlich. Den Roman "Todesgebet" von Inger Ash Wolfe habe ich z.B. aus genau diesem Grund abgebrochen.
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Also beim Lesen blockt meine Fantasie zu grausame Details einfach ab, glaube ich. Jedenfalls machen mir solche Szenen in fiktiven Romanen nichts aus.
Bei Filmen reagiere ich da sehr darauf und schalte da auch schon mal aus.
Und die Realität - nun ja, die muss ich ja so hinnehmen.
Nur uert gehe ich besser mal nicht besuchen :grin.
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Original von Voltaire
Ganz einfach: Lesen und dann wieder vergessen.
Mich stört Gewalt in Büchern und in Filmen nicht allzu sehr; mich stört Gewalt im realen Leben vielmehr.Ich habe jetzt die drei Seiten gar nicht durchgelesen, denn ich kann bereits die erste Antwort voll und ganz unterschreiben!
Es hat noch nie ein Buch gegeben, dass ich wg. zu viel Gewalt o.ä. abgebrochen hätte. Ich mache mir beim Lesen darüber auch nicht so viel, bzw. fast keine Gedanken.. Es ist ein Buch und nicht das wirkliche Leben.
Wobei ich bei Letzterem sehr viel empfindlicher bin als beim Lesen -
Jasmin, weil ich Dein Posting gerade in dem anderen Thread zum Thema Weinen beim Lesen gelesen habe: wenn ein Buch Dich zum Weinen bringt, dann berührt es Dich ja offenbar auch stark, obwohl Du weißt, dass es nur Fiktion ist. Warum ist es bei Gewalt etwas anderes?
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Original von Bell
Jasmin, weil ich Dein Posting gerade in dem anderen Thread zum Thema Weinen beim Lesen gelesen habe: wenn ein Buch Dich zum Weinen bringt, dann berührt es Dich ja offenbar auch stark, obwohl Du weißt, dass es nur Fiktion ist. Warum ist es bei Gewalt etwas anderes?Das ist eine gute Frage
Aber ich glaube, ich kann sie dir erst mal nicht beanworten; muss mal darüber nachdenken... -
Ich verkrafte es auch ganz gut, manchmal denkt man drüber nach. Doch es sind Bücher, in der Realität wäre es anders.
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Ich lese sehr gerne Krimis, brauche aber ab und zu auch mal einen "Frauenroman", um mich wieder etwas zu distanzieren. Die Gewaltszenen stören mich eigentlich nicht, da sie mit meiner Realität nichts zu tun haben, und daher eine schöne und spannende Abwechslung bieten.
Trotzdem kenne ich dein Problem. Bei einem Roman von Mary Higgins Clark (Der Titel will mir gerade nicht einfallen...) wird gleich zu Beginn eine Frau lebendig begraben bzw. erwacht in ihrem Grab. Die Beschreibung war so gut, dass ich die nächsten Tage echt nicht gut geschlafen habe und das Buch weglegen musste. -
Ich komme sowohl bei Büchern als auch bei Filmen mit Gewalt sehr gut klar. Klar gibts Filme oder Bücher wo ich danach die Nacht schlecht schlafen konnte (Film: Oliver Twist). Reale Geschehnisse nehmen mich dann doch eher mit oder länger. Im Grunde kann ich alles lesen.
Das einzige mal, das ich ein Buch weglegen musste weil ich nicht mehr konnte war Stephen Kings "Sie" - für 5 Minuten :grin, dann gings wieder.
Ich spoile das mal. Ist ja schon spät und dunkel
Annie hackt Paul zur Strafe für die Fluchtversuche den Fuß ab, der dann noch an einer Sehne baumelt. Annie hackt ihn entgültig durch...So jetzt aber ernsthaft...
Auch wenn Sachbuch, bin ich bei der Deisler-Biographie ins stocken gekommen und konnte erst nicht weiterlesen. Hatte allerdings auch einen realen Bezug...
Sinngemäß: ...Der Ausstieg ist der letzte Ausweg vorm Suizid -
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Original von Bell
Jasmin, weil ich Dein Posting gerade in dem anderen Thread zum Thema Weinen beim Lesen gelesen habe: wenn ein Buch Dich zum Weinen bringt, dann berührt es Dich ja offenbar auch stark, obwohl Du weißt, dass es nur Fiktion ist. Warum ist es bei Gewalt etwas anderes?Das ist in der Tat eine interessante Frage. Mir geht es sowohl bei Büchern als auch bei Filmen so, dass ich relativ schnell weinen kann, mir aber die Gewaltszenen nicht viel ausmachen. Ich würde nicht sagen, dass sie mich gar nicht berühren, aber da es nur Fiktion ist, lass ich sie nicht an mich ran. Das gelingt mir auch sehr gut.
Bei irgendwelchen Liebesgeschichten, rührenden Gesprächen, Todesfällen im Buch (die aber nicht durch Gewalteinwirkung eintreten) fühl ich allerdings (mehr oder weniger "freiwillig") mit und weine auch. Das find ich ja nicht schlimm, das tut mir nicht weh. Gewalt, die einem nahe geht, würde mich aber irgendwie belasten.
So irgendwie würd ich das für mich erklären. -
So kann ich es mir auch gut vorstellen, dass man selektiert: diese Gefühle tun mir gut (auch Trauer ist ja nicht nur negativ, wenn man sie durch z.B. einen Film miterlebt), also lasse ich sie zu. Wenn ich mich hier herein versetze (gewalttätige Szene), geht es mir nicht gut, also lasse ich es nicht zu. Bei mir klappt das mit dem nicht-zulassen dann offenbar weniger gut, weswegen ich Bücher, in denen es zu schlimm hergeht, nicht lesen kann/will.
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Mir geht es auch so, dass ich schnell mal weine beim Lesen, wenn mich etwas sehr berührt oder so.
Ich denke ja, in meinem Kopf wird beim Lesen "Schädliches" einfach blockiert. Denn eigentlich fühle ich schon sehr mit beim Lesen.