Federkleid - Banana Yoshimoto

  • Inhalt:


    Wie verfallen sie ihrem Geliebten war, spürt Hotaru erst, als dieser nach acht Jahren die Beziehung plötzlich beendet. Hotaru steht vor dem Nichts. Erst in ihrer Heimatstadt, umgeben von Vertrauten und neuen Freunden, die alle einen besonderen Draht zur Welt des Übernatürlichen zu haben scheinen, werden ihre Lebensenergien wieder geweckt.
    Über den Autor


    Autor:


    Banana Yoshimoto, 1964 geboren, Tochter des bekannten Essayisten und Literaturkritikers Ryumei Yoshimoto, schreibt, seit sie sieben ist. Yoshimoto, die von Japans Jugend als Kultautorin verehrt wird, lebt in Tokio. 'Kitchen' und der Roman 'Tsugumi' wurden verfilmt. Sie erhielt den Kaien- und den Izumi-Kyoka- Literaturpreis.


    Meinung:


    Seit ich vor Jahren das erste Buch von Banana Yoshimoto entdeckt habe, fühle ich mich ein wenig wie Christoph Kolumbus. Es ist eine völlig neue, fremde Welt, in die ich da meinen Fuß gesetzt habe, aber je mehr ich erfahre und je besser ich sie kennenlerne, desto heimatlicher ist sie.
    Ich bin absolut kein Kinder der Pop-Art und auch kein Fan solcher Termini, ein Buch ist ein Buch ist ein Buch und Yoshimotos Bücher erzählen immer die Geschichte einer Situation im Leben, wo sich etwas verändert, wo etwas im Umbruch ist und von einer Entwicklung. So auch in "Federkleid"
    Hotaru hat ihr Leben in der kleinen Stadt am Fluss aufgegeben, um in Tokio als Geliebte eines verheirateten Fotografen ganz für ihn und durch ihn zu leben. Als er sie seiner Frau zuliebe verlässt, verliert sie jeglichen Sinn im Leben. Sie kehrt in die kleine Stadt am Fluss zurück, wo ihre Großmutter ein skurriles kleines Café besitzt, die esoterische Rumi ihr von geisterhaften Begegnungen erzählt und sie schließlich in der kleinen Suppenküche von Mitsuru landet, mit dem sie ein märchenhaftes Schicksal verbindet.
    Liebevoll wie immer zeichnet Banana Yoshimoto ihre Figuren, erzählt deren Geschichte wie eine Parabel oder ein Märchen mit der Kraft einer sehr poetischen, symbolreichen Sprache. "Ihre Herzlichkeit, Ungezwungenheit und Spontaneität - sie umhüllten mich wie ein warmes, weiches Federkleid. Befreit von einer drückenden Last, lernte meine Seele endlich wieder fliegen", sagt Hotaru über Rumi, und das ist ein ähnliches Gefühl, das dieses Buch erzeugt. Es wärmt wie eine Schüssel Ramen, es reißt mit wie der allgegenwärtige Fluss und es lässt einen für zwei, drei Stunden in eine schöne, fremde und zarte Welt eintauchen.
    Eine Perle, nicht nur für Japanliebhaber! 10/10!


    lg :lesend Waltraud

  • Vielen Dank für diese schöne Rezension :wave
    Ich habe das Buch im Sub und freue mich darauf, allerdings bin ich nicht ganz so sicher, ob diese etwas esoterischen Elemente mich langweilen werden. Wenn Seelen wieder fliegen lernen, lässt mich das immer ein bisschen stutzen... :grin

  • Das hört sich mehr als interessant an. Herzlichen Dank für diese sehr schöne Rezi. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Mikage wird nach dem Tod ihrer Großmutter von ihrem Studienkollegen Yuichi und dessen ttanssexueller Mutter Eriko aufgenommen. Beide junge Menschen verbindet eine große Einsamkeit, die sie noch näher zusammen führt als Eriko ermordet wird.


    Diese Geschichte von Banana Yoshimoto ist eine der besten Geschichten über moderne urbane Einsamkeit, die ich je gelesen habe. Der Tod ist allgegenwärtig für Mikage, die ihre gesamte Familie verloren hat und alleine in der Welt steht. In Yuichi findet sie einen Seelenverwandten, doch es braucht viel Zeit, ehe die beiden ihre Schicksalsschläge überwinden und aufeinander zugehen. In einer der schönsten und zugleich völlig unspektakulärsten Liebesszenen überhaupt hat mit einer Portion Essen zu tun, die Mikage Yuichi im Taxi bringt.


    Essen und Kochen spielt allgemein eine große Rolle im Leben der jungen Frau. Ihre liebsten Orte sind Küchen, eine Zeit lang schläft sie sogar in der Küche, und sie kocht, auch um ihre Seele zu ernähren. "Ich liebte Küchen als wäre diese Liebe im Gedächtnisspreicher meiner Seele als ferne Sehnsucht einprogrammiert", sagt Mikage einmal und der Vorgang des Essen Zubereitens und gemeinsam Essens zieht sich durch die gesamte Geschichte als Symbol für Geborgenheit, die dabei hilft, Trauer zu verarbeiten. Eine wunderschöne Liebesgeschichte, eine bittersüße Großstadtgeschichte und vor allem eine zutiefst aktuelle Beschäftigung mit Einsamkeit, Tod und Loslassen.


    9,5 Punkte


    lg Romana

  • Federkleid - Banana Yoshimoto


    Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
    Verlag: Diogenes


    Originaltitel: Hagoromo
    Aus dem Japanischen von Thomas Eggenberg



    Mein Eindruck:


    Banana Yoshimoto ist eine Autorin, die eigentlich immer das Spektakuläre meidet, das gilt besonders für diesen Roman.
    Ihr Anliegen ist das alltägliche zu veranschaulichen, wo sich auch wichtige Emotionen abspielen. Die Protagonistin Hotaro ist von der Rolle, als eine langjährige Beziehung sang- und klanglos endet.


    Dieser Anfang hatte mir eigentlich nicht besonders gefallen, besser wird der Roman doch schon bald.
    Hotaru verlässt Tokyo und geht in ihre alte Heimatstadt, wo ihr Vater und ihre Großmutter leben. Langsam kann sie hier wieder zu sich finden und erkennen, dass ihre Rolle als Geliebte nicht alles ist. Es gelingt auch wieder andere Beziehungen aufzunehmen, zu einer alten Freudin, zu ihrem Vater und auch zu einem sympathischen Mann.


    Dieser allmähliche Übergang von einem Zustand der Lähmung und in der Schwebe zu einer wieder optimistischeren, lebendigeren Sichtweise beschreibt die Autorin geschickt und glaubhaft.


    Banana Yoshimotos unaufdringliche Art zu schreiben mag ich, aber jeder Roman von ihr muss daher auch für sich selber stehen und überzeugen.
    Federkleid gelingt dass, als der Roman seinen Ton findet. Außerdem gibt es einige originelle Einfälle, die mir am Buch besonders gut gefallen haben.
    Nicht zuletzt wird viel gegessen in dem Buch, z.B. Nudelsuppe Miso, Reiskuchenhäppchen oder Tagoyaki und nicht zu vergessen Omas siedendheißen, würzigen Kaffee!
    Ich gebe 8 von 10 Punkte!