Gedankenwelten der "Eulen"-Rezensenten: Die Freuden, die Zweifel und Sonstiges....

  • Einen Willkommensgruss an die Eulen- BuchbesprecherInnen und alle diejenigen, die das noch werden möchten.... :wave


    Buchbesprechungen zu schreiben ist eine Forums-Tätigkeit, die ich grundsätzlich sehr gerne mache. Dabei versuche ich, meine ureigensten Eindrücke ganz natürlich und ungezwungen "von der Leber weg" zu formulieren.


    Und doch.....mir kommt es dabei immer so vor, als würde mir jemand über die Schulter gucken, in der Gestalt meines "zweifenden Doppel-Ich's" vielleicht? ?(Solange es nur schweigend mitliest ist mir das eigentlich egal, aber meistens meldet es sich zu Wort: "Das ist jetzt aber nicht wirklich sachlich, was du da zum Besten gibst!" Oder: "Bist du dir denn auch sicher, dass dich deine Empfindungen/Wahrnehmungen nicht täuschen?" Oder: "Lösch das besser aus, sowas hat in einer Rezension nun wirklich nichts zu suchen!!!" :rolleyes


    Mit der Zeit werde ich dann ganz aufsässig und fange an, mich zu wehren/zu verteidigen: "Halt doch endlich mal deine Klappe du Stänkerer, der allergrösste Wert einer Eulen-Rezi liegt in doch in ihrer Spontaneität, in ihrer Individualität!"....


    Der Stänkerer will einfach noch keine Ruhe geben: "Guck dir doch deine Rezi mal an, du palaverst ganz eindeutig am eigentlichen "Kern der Sache" vorbei!"


    Ja gut, und was wäre denn dieser "Kern der Sache"? Er erschliesst sich mir nicht, wo müsste ich denn nach ihm suchen??? ....Und das eine und andere Mal passiert es tatsächlich, dass meine Unsicherheit die Oberhand gewinnt, und ich meine Buchbesprechung mit einem "Klick" ...einfach aufgebe/auslösche!


    Wie geht es Euch mit Euren Rezensionen?


    Vielleicht könnte dieser Thread eine Art kommunikativer "Kummerkasten" für Rezensenten werden, wo wir unsere Zweifel und Unsicherheiten deponieren...und uns gegenseitig bisschen Mut machen könnten....


    Grüessli...Joan :wave

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
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  • Ein kleines bisschen Selbstkritik gehört doch zu jeder Veröffentlichung dazu. Auch wenn man "von der Leber weg" seine Meinung schreibt, sollte es eben nicht ausarten. Diese Stimme kenne ich jedenfalls auch. Vor allem, wenn mir eine Buch außerordentlich gut gefallen hat, ist sie am lautesten und oftmals hindert sie mich am Schreiben der eigenen Meinung. So sitze ich hier auf einigen Notizen und versuche seit Monaten zu drei Büchern eine nicht zu euphorische Rezension zu schreiben.

  • Joan : Das was du beschreibst kenne ich in einer ähnlichen Form.
    Allerdings kommt das eher vor, wenn ich den ersten Beitrag zu einem Buch schreiben, das vorher noch nicht rezensiert wurde. Ich zweifle dann manchmal, ob ich ein Buch nicht zu enthusiastisch oder ,in die andere Richtung gedacht, zu schlecht sehe.

  • Mag daran liegen, daß ich hier nicht allzu viele Rezensionen schreibe, aber nehmt Ihr das nicht zu wichtig? Natürlich feile ich auch an meinen Rezensionen, manchmal Ewigkeiten, aber in erster Linie schreibe ich mal frisch von der Leber weg. Und ich schreibe sie nicht um irgendwen damit zu beeindrucken, sondern weil es Spaß macht. Aber das würde es mir nicht mehr machen, wenn ich zu viel darüber nachdenke. Sieht man ja bei den vorigen Beiträgen, wenn Ihr vor lauter Grübeln gar nicht schreibt oder veröffentlicht. Ist doch schade.


    Was ich nicht verstehe ist, warum so viele hier den Klappentext bzw. die Amazonbeschreibung kopieren. Für mich ist die Inhaltsangabe bereits Teil der Rezension, weil es ja auch sehr subjektiv ist, was man daraus wie erzählt. Aber gut, das ist Geschmackssache.

  • Irgendwîe bin ich schon mal etwas beruhigt, dass ich nicht die Einzige bin auf weiter Flur, die sich bisschen "kompiziert" anstellt... :pille


    Zitat

    Original von Grisel
    aber nehmt Ihr das nicht zu wichtig?


    Du hast ja eigentlich so recht mit Deinen Gedanken dazu, Grisel......aber irgendwie ist es mir halt schon auch "wichtig" einem Buch - einigermassen zumindest - "gerecht" zu werden, will sagen, mich nicht nur von meinen persönlichen Emotionen mitreissen zu lassen....


    Und andererseits denke ich mir dann auch, wenn ich das nicht zulasse, dann sind die Eindrücke die ich vermittle, auch nicht wirklich authentisch....(oder so ?()

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  • Ich mache mir Notizen während des Lesens und schreibe dann drauf los. Dann lese ich das Ganze noch mal durch, beseitige Fehler, formuliere gelegentlich um und das war es dann auch schon.
    Am einfachsten sind die Rezis zu schreiben, wenn mir ein Buch besonders gut oder gar nicht gefallen hat. Etwas mehr Nachdenken muss ich nur bei Büchern, die Mittelmaß sind. Da fällt mir dann nicht immer viel zu ein.
    Ich sehe das Rezischreiben nicht als Wettbewerb an. Ich bemühe mich aber immer, meine Rezis aussagekräftg zu gestalten.

  • Ich schreibe meine Beurteilungen über gelesene Bücher immer frisch von der Leber weg. Und gerade dann ist eben auch immer viel Platz für Spontanität und Emotionalität vorhanden. Da ich kein professionelle Rezi-Schreiber bin, habe ich auch nicht das Anliegen an mich, Profi-Rezensionen zu schreiben. Meine Rezi sind nichts anderes als die Meinungsäußerung eines Leser. Insofern sehe ich auch keinen Sinn daran an meinen Beurteilungstexten zu feilen und herumzuschrauben. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Joan
    ......aber irgendwie ist es mir halt schon auch "wichtig" einem Buch - einigermassen zumindest - "gerecht" zu werden, will sagen, mich nicht nur von meinen persönlichen Emotionen mitreissen zu lassen....


    Muss das ein Gegensatz sein? Sind die Emotionen, die du beim Lesen hast nicht das was mich interessiert? Hochintellektuelles Geschwätz bei Buchbesprechungen kann ich in der Zeitung lesen. BEi den Eulen interessiert mich echtes Gefühl. Bei mir selbst ist es so, dass manche Rezension Tage braucht, weil ich ein sperriges Buch bespreche, wenn das Buch aber mir besonders gut gefällt und keine Kanten hat, dann schreibe ich drauflos, auch mal nachts um zwei ohne Zensur im Kopf.

  • Was heißt denn in diesem Zusammenhang "zu wichtig"?


    In erster Linie veröffentliche ich meine Meinung zu gelesenen Büchern, um damit einem anderen Leser die Kaufentscheidung zu erleichtern. Das mache ich, weil es mir Spaß macht und ich diese Hilfe von anderen Rezendenten auch gerne in Anspruch nehme. Dazu gehört für mich auch, dass ich mich so verständlich ausdrücke und dabei sachlich bleibe, sodass jemand anderes etwas damit anfangen kann. Um dieses Ergebnis zu erzielen, muss ich mir schon einige Zeit nehmen und ggf. mich auch mal gegen eine Veröffentlichung entscheiden.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Ich schreibe meine Beurteilungen über gelesene Bücher immer frisch von der Leber weg. Und gerade dann ist eben auch immer viel Platz für Spontanität und Emotionalität vorhanden. Da ich kein professionelle Rezi-Schreiber bin, habe ich auch nicht das Anliegen an mich, Profi-Rezensionen zu schreiben. Meine Rezi sind nichts anderes als die Meinungsäußerung eines Leser. Insofern sehe ich auch keinen Sinn daran an meinen Beurteilungstexten zu feilen und herumzuschrauben. :wave


    Das halte ich auch so.


    Mag sein, dass man nach ein paar Tagen mehr Abstand gewinnt, aber das wäre für mich dann nicht mehr mmmmh authentisch. Außerdem brauche ich das Rezi schreiben um den Kopf frei zu bekommen. Ich kann dann besser mit dem nächsten Buch.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Ich sehe das Rezischreiben nicht als Wettbewerb an.


    Auch ich sehe das Rezi-Schreiben auf gar keinen Fall als eine Art "Wettbewerb".....wenn das so wäre, würde ich mich sicherlich weigern mitmachen, denn ich mochte sie noch nie, diese "Wettbewerbe".....mein ganzes langes Leben lang nicht...vermutlich hat das damit zu tun, weil ich als ausgesprochen "durchschnittlicher" Erdenbürger auch nie die Chance wittern konnte, an vorderster Front zu stehen :grin

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  • Zitat

    Original von Joan
    Du hast ja eigentlich so recht mit Deinen Gedanken dazu, Grisel......aber irgendwie ist es mir halt schon auch "wichtig" einem Buch - einigermassen zumindest - "gerecht" zu werden, will sagen, mich nicht nur von meinen persönlichen Emotionen mitreissen zu lassen....


    Und andererseits denke ich mir dann auch, wenn ich das nicht zulasse, dann sind die Eindrücke die ich vermittle, auch nicht wirklich authentisch....(oder so ?()


    Würde ich genauso sehen. Die eigenen Emotionen sind doch das entscheidende. Das ist ja das spannende an Büchern. Selbst wenn zwei Leute das selbe Buch lesen, lesen sie dennoch nicht das selbe Buch, weil das Buch ja eigentlich erst in der Interaktion zwischen Buch und Leser entsteht. Zumindest sehe ich das so. Also wie kannst Du dem Buch gerecht werden, wenn Du Deine Emotionen ausklammerst?
    Klar sollte es mehr sein als ein "ich liebe es!", weil man schon ergründen sollte, warum und was man liebt/mag/verabscheut. Und man kann auch einen Schritt zurücktreten und Aspekte etwas objektiver betrachten.


    Ich schreibe meine Rezensionen am allerliebsten sofort nach dem Beenden, gerade weil da alles noch frisch ist und mir oft einfach aus der Tastatur fließt. Aber das ist auch nur meine Art, die sich für mich bewährt hat.

  • Unterschiedlich. Notizen mache ich mir nie. Bei manchen Büchern entsteht die Rezi schon während des Lesens im Kopf, bilden sich Vergleiche oder Sätze aus und die Rezi will sofort nach Beendigung des Buches geschrieben werden, drängt sich förmlich hinaus.
    Bei manchen Büchern hingegen dauert es eine Weile, bis ich eine Initialzündung habe. Sowas passiert mir dann gerne beim Autofahren, dann ist der entscheidende Satz plötzlich da :lache


    Ich sitze aber nicht stundenlang an einer Rezi und schmeiße permanent Formulierungen über den Haufen. Skrupel habe ich auch keine beim Schreiben.

  • Voltaire....das ist mir eigentlich auch ganz klar, vordergündig, dass wir Eulen - die meisten von uns jedenfalls - keine professionellen Kritiker und auch keine lliteraturwissenschaftlich Ausgebildete sind (die schreiben manchmal sowieso den allergrössten Schmarren :grin) ....und ich weiss selbstverständlich auch, dass das niemand von uns verlangen kann und verlangen würde.....


    Und doch, und doch, und doch... ?(


    Haben diese Zweifel möglicherweise mit einem etwas "angeknacksten " Selbstbewusstsein zu tun?

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  • Sch....marren wieder einmal mehr zitiert statt editiert.

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  • Ich mache mir nicht zu jedem Buch, das ich lese, Notizen ... Mal reicht ein kleiner Notizzettel, mal brauche ich fünf Zettel, und manchmal brauche ich überhaupt keinen Zettel ...


    Seit ich bei der Eule bin, schreibe ich jedenfalls zu jedem Buch meine Meinung. Ich unterscheide hier zwischen "Meinung" und "Rezi", weil für mich eine Rezi mehr umfasst als eine bloße "Meinung".


    In einer Rezi bin ich ausführlich, bringe meine Gedanken alle ein, gehe näher auf den Inhalt ein und versuche, anderen Lesern mitzuteilen, warum dieses Buch auch für sie etwas sein könnte.


    Meine Meinung ist kurz zusammengefasst, ich erkläre, warum mir das Buch gefallen / nicht gefallen hat. Während ich eine Rezi in Word vorschreibe und auf der Festplatte abspeichere, an den Formulierungen feile und darauf achte, dass es nicht einfach nur eine Lobeshymne wird, schreibe ich meine Meinung direkt bei der Eule, überfliege den Text und sende ihn ab.


    Beides schreibe ich normalerweise direkt nach dem Lesen des Buches, für mich ist es ein Abschließen mit der Geschichte.


    Mir macht das Schreiben einfach Spaß, und ich achte auch darauf, dass ich weder zu gut noch zu schlecht über das Buch schreibe, sondern sachlich bleibe - aber natürlich fließen meine Empfindungen mit ein. Wenn ich meine Meinung / Rezi dann erst mal veröffentlich habe, bin ich anfangs etwas nervös, obwohl ich gar nicht weiß, warum.


    Und es ist ja nun mal so: Wir schreiben Rezis, weil es uns Freude bereitet, weil wir unsere Gedanken mit anderen teilen wollen - und nicht, weil wir es müssen oder Geld dafür bekommen. Der Spaß an der Sache ist doch das Wichtigste.

  • Zitat

    Original von beowulf


    Muss das ein Gegensatz sein? Sind die Emotionen, die du beim Lesen hast nicht das was mich interessiert? Hochintellektuelles Geschwätz bei Buchbesprechungen kann ich in der Zeitung lesen. BEi den Eulen interessiert mich echtes Gefühl.


    Mich interessieren eigentlich auch genau jene Emotionen, die sich während des Lesens eines Buches "ansammeln" - d.h. diejenigen von den "anderen" interessieren mich, und ich wünchte mir auch, dass es bei ihnen so sei....


    Jedoch, wenn ich dieselben Ansprüche an mich stelle, dann hapert es....

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  • Ich schreibe meine Rezensionen einfach runter, wie mir der Schnabel gewachsen ist und versuche, möglichst präzise auszudrücken, was mir an dem betreffenden Buch gefallen hat und was nicht.
    Da ich das Ganze rein zum Vergnügen mache, habe ich auch nicht den Anspruch, dass es wie eine professionelle Rezension in einer Literaturzeitschrift klingen muss. Ganz im Gegenteil, die Meinungen des 'Ottonormal-Lesers' finde ich oft viel interessanter als die eines Profi-Rezensenten.

  • Ich liebe es ja, Verrisse zu schreiben, zumindest wenn ich ein Buch so grottig fand, dass ich mich schon beim Lesen darüber geärgert habe.


    Was dann so rein emotional entstanden ist, kann in der Form keinesfalls das Licht der Öffentlichkeit erblicken, da ich mich oftmals richtig gehend in Rage schreibe. Dann muss ich meistens nochmal gründlich drüber bügeln, entschärfen und die übelsten Beschimpfungen des Autors ausmerzen :grin

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ich muss gestehen, ich mache mir dazu überhaupt keine tiefgründigen Gedanken. Ich bin kein professioneller Rezensent, will es auch nicht werden. Dies ist ein Laienforum und ich will mich auch nicht Lieb-Kind bei Verlagen oder sonst wem machen.


    Ich schreibe einfach meine Meinung runter... bei schlechten Büchern möchte ich es als Lese-Warnung verstanden wissen und bei guten Büchern freue ich mich, wenn ich dem Buch weitere Leser vermitteln konnte.


    Mal schreibe ich ausführlicher (idR als Threadstarter), manchmal auch Einzeiler. Mit anderen Eulen und deren Schreibstil vergleiche ich mich nicht.


    Zweifel? Nö. :grin