Über das Buch:
Der beste Bullenreiter, den es im Rodeozirkus je gegeben hat, ist Luke Gunner. Innerlich treibt ihn die Wut auf seinen Vater, der ihn im Kindesalter verlassen hat. Auch Jessie Daniels hat ein Geheimnis. Die attraktive Rodeoreiterin leidet an Mukoviszidose, einer heimtückischen Krankheit, die ihr die Luft zum Atmen nimmt. Niemand ahnt, dass sie nur noch wenige Monate zu leben hat.
Als Luke und Jessie sich begegnen, trifft die Liebe sie wie ein Donnerschlag. Bei beiden beginnt eine tiefe innere Heilung. Doch Jessies Krankheit schreitet unbarmherzig weiter fort.
Über die Autorin (dem Buch entnommen):
Karen Kingsbury wollte schon als Kind Schriftstellerin werden. Zunächst studierte sie Journalismus und schrieb für verschiedene Zeitungen. Ihre rührenden Alltags-Kurzgeschichten für die LAG Daily News waren so gefragt, dass sie ein Angebot einer New Yorker Agentur bekam. So hatte sie die Möglichkeit, einige ihrer bisherigen Artikel zu sammeln und als Buch herauszugeben. Sie ist Autorin zahlreicher Bücher, die regelmäßig zu Bestsellern wurden.
Meine Meinung:
Das Buch hat mir gefallen, ich kann es sehr empfehlen. Wer allerdings ein Problem hat, in Romanen über den Glauben der Protagonisten zu lesen, sollte die Finger davon lassen.
Eigentlich könnte ich jetzt aufhören, aber eine Buchvorstellung sollte wohl etwas mehr beinhalten. Also gut - aber wo fange ich an?
Vielleicht, indem ich darauf hinweise, dass Karen Kingsbury mit Nicholas Sparks verglichen wird. Das kann ich nicht beurteilen, ich kenne nur zwei Bücher von ihm, einem davon habe ich etwas angetan, was ich wirklich nur selten tue: Ich habe es einigermaßen malträtiert, meinen Zorn und meine Wut an ihm ausgelassen, der eigentlich dem Inhalt galt.
Über das, was die Inhaltsangabe über das Buch erzählt, hinaus muss ich nicht viel mehr preisgeben, außer vielleicht, dass aus Jessie und Luke ein Liebes- und Ehepaar wird. Und wer die Krankheit Mukoviszidose kennt, weiß im Grunde auch, wie das Buch ausgehen wird. Aber in „Tausend Morgen mir dir“ geht es meiner Meinung nach auch gar nicht um ein klischeebehaftetes Happy End, sondern darum, dass trotz einer tödlichen Krankheit ein erfülltes Leben möglich ist und dass (seelische) Verletzungen, auch wenn sie noch so tief sind und noch so lange zurückliegen, nicht das ganze Leben bestimmen müssen.
Karen Kingsbury schreibt in ihren Anmerkungen, dass es „extrem unwahrscheinlich wäre, dass jemand mit Mukoviszidose beim Profirodeo mitmischt“ (Seite 249). Deshalb ist das Buch aber keineswegs unglaubwürdig. Der Leser erfährt auch eine ganze Menge über diese brutale Krankheit, auch über Behandlungsmethoden, die meines Wissens so wie geschildert in Deutschland nicht möglich oder üblich sind. Man erfährt auch einiges über Rodeo, über Bullenreiten und über Barrel Racing, Disziplinen, für die ich mich sicherlich nicht begeistern muss, um mich für diesen Roman zu erwärmen. Was ihn für mich so überaus interessant gemacht hat, ist die Entwicklung der beiden Hauptpersonen, besonders der männlichen, von dem Einzelgänger zu einem mitfühlenden, mitleidenden (und ohne in billiges Mitleid verfallenden) und Halt gebenden Partner. Er unterstützt Jessie, nicht indem er sie in Watte einpackt und die Tür von innen abschließt, sondern indem er sie leben lässt, wie sie leben möchte. Ist es nicht das, was viele an einer so schweren Krankheit Leidende sich wünschen? Nicht das Warten auf das sowieso viel zu rasch kommende Ende, sondern das Leben so weit genießen, wie es geht. Wenn jemand daran glaubt, dass der Tod nicht das Ende ist, was möchte man dann mitnehmen? Die Erinnerung an Krankenzimmer, Medikamente und Behandlungen, an Schmerzen, an verlorene Hoffnung? Oder vielleicht nicht doch lieber an Lachen, an Sonnenschein, an Berührungen, sei es durch Menschen, sei es durch Tiere, an ein kleines, aber intensives und immer viel zu kurzes Glück?
„Tausend Morgen mit dir“ ist ein sehr kurzer Roman, er ist gerade einmal 248 Seiten stark. Dadurch kommen die anderen Personen, beide Elternpaare und besonders Carl Joseph, Lukes Bruder mit Down-Syndrom, eindeutig etwas zu kurz, was ich gerade im letzten Fall besonders schade finde. In dem Nachfolgeband „Wege des Herzens“, den Herr Palomar so schön vorgestellt hat, wird von ihm wohl mehr zu lesen sein.
Karen Kingsbury gilt als christliche Schriftstellerin, der Glaube spielt daher eine gewisse Rolle in dem Buch. Wenn ich etwas zu bemängeln habe, dann das: Anfangs kommt die Religiosität der Protagonisten nicht so sehr zur Sprache, was sich allerdings dann ändert, als Jessies Krankheit immer mehr Tribut fordert. Es ist etwas, was hin und wieder zu beobachten ist: Ein Festhalten am Glauben, an Gott, wenn es zur Krise kommt, die Hoffnung auf etwas richten, was vielleicht Trost verspricht. Aber wer sollte ich sein, um daran etwas Schlechtes, etwas Unechtes, etwas Falsches zu sehen? Im Gegenteil, es kommt bei mir manchmal so etwas wie Neid auf, wenn ich beobachten darf, wie viel Ruhe, inneren Frieden und ein Annehmen dessen, was sie als vorbestimmt ansehen, (kranke) Glaubende ausstrahlen.
„Tausend Morgen mit dir“ ist ein für meine Begriffe sehr emotionales Buch, es ist anrührend, ohne rührselig zu sein. Und natürlich habe ich ob einiger Beschreibungen geweint. Aber auf der anderen Seite habe ich dort eine wunderschöne Liebeserklärung gelesen; ich könnte den Satz jetzt hier zitieren – aber aus dem Zusammenhang gerissen wirkt er vielleicht nicht halb so schön. Wer das Buch besitzt, mag einmal auf Seite 187, besonders 188 nachschauen.