Axolotl Roadkill - Helene Hegemann


  • Unglaublich witzig dieser Beitrag. :grin :grin :grin


    Mainstream ist für mich nichts anderes als eine Modeerscheinung der sehr viele hinterherlaufen. Als Beispiel seien hier die inflationäre Flut der Vampirrimane genannt. Mainstream ist der Fluß/Strom, gegen den nur sehr wenige schwimmen.


    Und die SPIEGEL-Bestsellerliste enthält sicher auch Bücher des Mainstreams, aber man findet dort auch Bücher die "gegen den Strom schwimmen". Erinnert sei hier nur an "2666" von Roberto Bolano. Dieses Buch will ja wohl niemand ernsthaft dem Mainstream zuordnen.


    Natürlich gibt es Bücher wie dieses von Hegemann, die ein ganz bestimmtest Milieu beschreiben, trotzdem ist es ein Buch, wenigstens bin ich der Überzeugung und nur diese Überzeugung zählt für mich, dass sich wohltuend von dieser "Mainstream-Literatur" unterscheidet. Es ist eben kein Buch das sich mit Vampiren beschäftigt, es ist eben kein Buch was dem Leser vorgaukelt in die Historie einzutauchen und es gehört auch nicht zu diesen immer langweiliger werdenden Thrillern, die durch alles aufwarten aber eben nicht durch neue Ideen.


    Mainstream ist eben auch Konformismus.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Diese Schock-Romane werden allerdings auch immer häufiger. Ich erinnere mich da an Feuchtgebiete, den letzten großen Aufreger. Hegemann behandelt zwar andere Inhalte, aber das dahinterliegende Vermarktungsprinzip ist ein ähnliches. Darum würde ich für mich persönlich es auch zum Mainstream zählen.


    Wobei Mainstream nicht mal etwas böses ist. Ich kenne eine Autorin, die einen Vampirroman geschrieben hat, bevor Vampire so extrem populär wurden. Und warum? Weil es ihr Spaß gemacht hat. Ich finde an dieser Motivation absolut nichts Verwerfliches und ich denke nicht, dass Hegemann eine prinzipiell bessere Autorin ist, weil ihr andere Themen Spaß machen (wenn nicht eher knallharte, geschäftstüchtige Kalkulation dahinter steckt).


    Abgesehen davon ist es schwer, gegen den Mainstream zu schwimmen, vor allem als Jungautor. Welcher Verlag will schon mit einem Noname sein Glück versuchen und dann auch noch mit einem experimentellen Konzept ein Risiko eingehen? Sehr wenige, leider.

  • Ich glaube, abschließend, um wieder Raum für Rezensionen zu schaffen, dass es dieses sagenhafte, geheimnisumwobene MAINSTREAM gar nicht gibt. Ungefähr so wie Nessi. Klar gibt es Bücher, die in einer Welle ähnlicher Bücher daherkommen. So etwas steuern aber auch die Verlage. Und das gibt es in jedem Genre. Wo es in der Fantasy die Vampire sind, im Thriller das Blut, im Krimi Skandinavien ist, ist es in der so genannten Literatur eben der Fäkalschocker mit Schachtelsätzen. Aber neu ist das nicht, die Jelinek praktiziert es seit Jahrzehnten, die Roche hat es modernisiert, im Grunde ist das auch eine Art Mainstream.


    Für mich gibt es nur Bücher, die mich unterhalten und solche, die das nicht tun. Auch im fünfhundervierundachtzigsten Vampirroman kann etwas sehr Innovatives sein, denn jedes dieser Bücher (abgesehen von ganz wenigen unrühmlichen Ausnahmen) ist liebevolle Hand- und Herzarbeit. Es stört mich einfach, dass Bücher der "Unterhaltungsgenres" sofort MAINSTREAM sind, wenn sie ähnliche Themen aufgreifen, während LITERATUR, alleine aufgrund noch komplexerer Schachtelsätze und collagierter Formulierungen und noch häufigerer oder originellerer Verwendung der Worte verf* Sch* immer neu und preiswürdig ist. Das ist ein altes Vorurteil, das noch aus Zeiten stammt, wo Unterhaltung Heftromannivieau hatte und es tatsächlich nur Literatur oder Schmonzetten gab. Aber heute ist der Literaturmarkt so vielfältig, Autoren aller Genres sind sprachgewandt und suchen sich kluge Themen, da sollte sich diese Trennung langsam in Nichts auflösen.


    lg Claudia

  • Zitat

    Original von claudiatoman
    Es stört mich einfach, dass Bücher der "Unterhaltungsgenres" sofort MAINSTREAM sind, wenn sie ähnliche Themen aufgreifen, während LITERATUR, alleine aufgrund noch komplexerer Schachtelsätze und collagierter Formulierungen und noch häufigerer oder originellerer Verwendung der Worte verf* Sch* immer neu und preiswürdig ist. Das ist ein altes Vorurteil, das noch aus Zeiten stammt, wo Unterhaltung Heftromannivieau hatte und es tatsächlich nur Literatur oder Schmonzetten gab. Aber heute ist der Literaturmarkt so vielfältig, Autoren aller Genres sind sprachgewandt und suchen sich kluge Themen, da sollte sich diese Trennung langsam in Nichts auflösen.


    lg Claudia


    :write :anbet
    Danke, Claudia, kann ich da nur sagen.

  • Ich habe das Buch gestern zu Ende gelesen und ich glaube, es fällt mir noch etwas schwer, meine Eindrücke richtig zu ordnen. Von den Rezensionen, die ich hier bisher gelesen habe, kommt denke ich aber die von Voltaire dem, was ich denke, am nächsten.


    Auch ich denke, dass dieses Buch abseits vom „Mainstream“ ist. Das hat weder etwas mit dem Inhalt zu tun, noch damit ob das viele oder wenige Leute kennen oder mögen, sondern es hebt sich einfach von der Machart her von dem ab, was es sonst gibt. In der Leserunde haben viele bemängelt, dass der Geschichte der „rote Faden“ fehlt. Eben das macht das Buch für mich aus, es fehlt jegliche Struktur, es ist einfach ein großes Durcheinander. Voltaire hat das schön auf dem Punkt gebracht: Nicht nur dem Buch, sondern auch der Protagonistin fehlt der rote Faden, nämlich in ihrem Leben. Allerdings denke ich nicht, dass das wirklich im Leben „vieler junger Menschen“, wie Voltaire schreibt, der Fall ist. Aber darum geht es mir jetzt eigentlich nicht, was ich sagen will, ist, dass ich Hegemanns Stil echt interessant und ungewöhnlich finde. Also sicherlich ist sie nicht die einzige, die auf diese Art schreibt, aber zumindest habe ich bisher noch nie so etwas gelesen und kenne dieses Fehlen eines roten Fadens nur aus Filmen.


    Helene Hegemann wehrt sich mit dieser Schreibe irgendwie gegen das, was die meisten Leser von einem Buch erwarten. Gegen eine klare Struktur, gegen das Erzählen einer wirklichen Geschichte. Das kann man einfach bescheuert finden, oder man findet es eben experimentierfreudig oder sogar innovativ. Ich kann damit leben, dass ich viele Dinge nicht ganz verstehen konnte. Mich hat das Buch gefesselt, ich habe sogar Mifti etwas in mein Herz geschlossen. Man wird voll in ihr unstrukturiertes Leben hineingeworfen, man ist verwirrt, man weiß die meiste Zeit beim Lesen gar nicht so richtig, was passiert – aber so geht es eben auch Mifti, der einfach die Orientierung zu fehlen scheint.


    Ich weiß nicht, ob das hier im Forum war – wahrscheinlich schon -, jedenfalls habe ich auch das Wort „hingerotzt“ im Zusammenhang mit „Axolotl Roadkill“ gelesen. Ja, das ist echt mal hingerotzt. Aber auch das passt finde ich ziemlich gut. Vieles klingt wie spontan aufs Papier gebracht und nicht mehr groß verändert (scheint vielleicht wirklich nur so). Das ist vielleicht nachlässig, vielleicht ist es unprofessionell, aber es ist, wenn man das Thema des Buches und die Protagonistin, die darin beschrieben wird, betrachtet, echt passend.


    Ganz bestimmt will ich nicht immer solche Bücher lesen, und ganz sicher muss Hegemann mit ihrem nächsten Roman auch zeigen, dass sie noch mehr kann, denn auf Dauer wird so eine pubertär-hingerotzt-wirre Schreibe denke ich auch langweilig. Als Debüt finde ich dieses Buch recht spannend und ungewöhnlich und bin echt neugierig darauf, wie es weitergeht.


    Und um nochmal auf Vorurteile, die man vor dem Lesen des Buches haben könnte, zu kommen: Die hatte ich auch, aber richtig. Nicht unbedingt wegen des Plagiats, sondern eher, weil ich Hegemann aufgrund von Interviews und auch wegen ihrer Stellungnahme nach dem Plagiatsvorwurf echt unsympathisch fand. Gefallen hat mir das Buch trotzdem. Wer also aufgrund eventueller negativer Gefühle gegenüber der Autorin zögert, das Buch zu lesen, sollte es vielleicht einfach trotzdem machen. ;-)

    In der Einsamkeit wird Liebe entstehen.

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  • Zitat

    Original von Glass


    Ganz bestimmt will ich nicht immer solche Bücher lesen, und ganz sicher muss Hegemann mit ihrem nächsten Roman auch zeigen, dass sie noch mehr kann, denn auf Dauer wird so eine pubertär-hingerotzt-wirre Schreibe denke ich auch langweilig. Als Debüt finde ich dieses Buch recht spannend und ungewöhnlich und bin echt neugierig darauf, wie es weitergeht.


    Dieser deiner Ansicht kann ich mich nur anschliessen. Hegemann wird nun beweisen müssen, dass sie noch mehr drauf hat. Nichts ist so schlimm als wenn man seine Leser langweilt oder nervt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • So ich bin auch durch und würde mich im großen und Ganzen auch Glass und Voltaire anschließen.
    Keineswegs würde ich dieses Buch mit den Feuchtgebieten, welche ich zugegebenermaßen nur angelesen habe, in einen Topf werfen, dazu birgt es aus meiner Sicht zu viel Potential, abgeschrieben oder nicht. :grin


    Ich wurde von dem Buch ein wenig überrascht, hatte ich doch eine nette mit Schimpfwörtern gewürzte Teeniegeschichte erwartet.
    Erhalten habe ich eine Mischung aus nachdenklichen wirklich gelungenen Sätzen und ganz schrecklichem Teenietagebuchgeschreibsel.
    Die Aussage des Buches ist einfach zusammen zufassen, die Welt ist schlecht und unsere Teenieprotagonistin leidet ganz fürchterlich unter ihrem Wohlstand, ihrer Familie und ihrem Leben.
    Grundsätzlich also nichts Neues, neu ist mehr die Form, die hier und dort wirklich gelungen ist. Teilweise liest es sich ein wenig wie ein Roman von Sybille Berg oder gar Virginie Despentes. Andererseits ist das Buch nicht so gut, wie Berg oder Despentes... es ist wenig authentisch und auch das trotzige Gesichtchen der Autorin auf dem Umschlag animiert mich mehr dazu sie und ihr Buch leicht zu belächeln, als ernst zu nehmen.
    Für eine 17jährige würde ich es dennoch als relative gut gelungenes Debüt bezeichnen. Keinesfalls würde ich es so hoch loben und mich vor Verzückung zerreißen, aber es war interessant, hier und da sprachlich sehr ansprechend. Beim nächsten Buch würde ich mir dann eher eine authentischere Hauptperson und eine etwas nachvollziehbarere Szenenführung wünschen.
    Ob abgeschrieben oder nicht, ich wurde von dem Buch irgendwie angesprochen.


    Übrigens fand ich die Fäkalsprache wenig schlimm und auch nicht so provozierend.

  • Ich wage zu behaupten, dass jeder Anfängerautor für das Manuskript von Axolotl Roadkill vom Verlag belächelt und nach Hause geschickt worden wäre. Es ist schade, dass ich auch auf den Medienhype reingefallen bin, aber zumindest konnte ich mir eine eigene Meinung bilden.


    Es gab natürlich gute Ansätze, die jedoch nicht ausreichend für ein Werk sind, das für den Leipziger Buchpreis nominiert wurde, weil das Gesamtbild für mich nicht gepasst hat.
    Was vielleicht für das Buch spricht, ist die Tatsache, dass ich es beendet habe, denn ich breche normalerweise ohne mit der Wimper zu zucken ab.


    Doch ich kann mich nur wiederholen: ein Großteil der Sätze, die mir ins Auge gesprungen sind und die ich für literarisch wertvoll halte, wurden gnadenlos abgeschrieben. Also ist der literarische Mehrwert hier eher den Autoren der anderen Werke zuzuschreiben.


    Der Rest? Tagebuchähnliches Geschreibsel eines pubertierenden trotzigen Mädchens, das sich den Konventionen widersetzt. Zum einen geschieht dies auf Grund ihres Verhaltens und zum anderen durch die hier schon angesprochenen unlesbaren Schachtelsätze gewürzt mit noch unlesbarerem Jugendslang (bspw.: "und ich so .. und er dann so", "bis zum Getno"). Ich schließe mich meiner Vorrednerin dahingehend an, dass ich bezüglich Fäkalsprache schlimmeres erwartet hätte; alles halb so wild.

  • Nach der Lektüre von Helene Hegemanns Buch stehe ich vor einem schwierigen Problem: Wie bewerte ich das Buch, das, wie zwischenzeitlich bekannt ist, so viele Anleihen im Buch Strobo von Airen nimmt.
    Ich habe versucht unvoreingenommen an die Geschichte heranzugehen und war dann auch durchaus positiv überrascht. Weniger von den Passagen, in denen die Autorin über Gott und die Welt, über Seelenzustände und über Themen reflektiert hat, die ihr offenbar beim Schreiben spontan in den Sinn gekommen sind. Passagen, bei denen man Lesen am liebsten laut rufen will: komm endlich auf den Punkt und lass das pseudointellektuelle Geschwafel und die leeren Worthülsen bei Seite.


    Überrascht haben mich die Passagen, in denen Mifti von ihren Begegnungen mit Ophelia, Alice oder Pörksen erzählt, von ihren Zügen durch die Berliner Clubs und durchs Nachtleben. In diesen Passagen war exzessives Leben am Limit zu spüren, aber auch Verletzlichkeit, Ziellosigkeit aber keine Hoffnungslosigkeit und immer wieder eine Prise Humor. Passagen, die so gar nicht zu einer 17 Jährigen Autorin passen wollen und die, wie ich im nachhinein der vierseitigen Danksagung entnehmen konnte, die der Verlag auf seiner Website online gestellt hat, auch gar nicht von der 17 Jährigen Autorin stammen. Es sind die Passagen, die Airen zuzuordnen sind, die von Hegemann teilweise übernommen und in seinem Stil weitergeführt wurden.


    Das Werk lässt sich auch nicht als Ganzes beurteilen, weil man beim Lesen oft das Gefühl hat, in diesem Buch schlagen zwei Seelen, als hätten zwei unterschiedliche Autoren den Stift geführt (was im Nachhinein betrachtet ja auch ungefähr hinkommt). Dass die Erzählung an sich so ziellos dahingleitet wie Mifti selbst, keine Struktur hat sondern eine Aneinanderreihung von einzelnen Erlebnissen, Gedanken, Fragmenten ist, hat mich nicht gestört. Sie spiegelt Miftis Seelenleben in seiner Orientierungslosigkeit und Unordnung wider.


    Sprachgewaltig fand ich die Passagen, die auf Airens Texte zurückgehen. Die Hegemannschen Ergüsse sind für mich nur ein fehlgeschlagener Versuch, es Airen im Ausdruck gleichzutun.

  • Ich hab das Buch jetzt durchgelesen, habe es immer wieder parallel zu anderen Büchern zu lesen, als "Hauptbuch" war es mir doch zu langweilig. Mehr als ein paar Seiten pro Tag schaffte ich aufgrund des fehlenden roten Fadens leider nicht. :help Ich hab mir bewusst erst jetzt die abgeschriebenen Stellen angeschaut, weil ich das Buch unvoreingenommen lesen wollte. Helenes Schreibstil ist eigentlich recht gut, um die übernommenen Zitate des Bloggers herum schafft sie es ihre eigenen Gedanken einzuweben. Das Problem an diesem Buch ist aber einfach das Fehlen einer Geschichte. Das Buch könnte 20, 50, 100, 1000 Seiten umfassen - der Inhalt wäre der Gleiche. Hegemann erzählt von Exzessen und Abstürzen aus dem verkorksten Leben der Mifti - das gesamte Buch lang. Hat man 10 Seiten des Buches gelesen, kann man eigentlich aufhören - etwas Neues wird nicht mehr geboten. Mir kommt es so vor, als wolle die Autorin einfach nur schockieren und der Mittel zum Zweck sind dann eben zusammenhangslose, aneinandergereihte Vorfälle, die zeigen wie "ach-so-kaputt" Mifti doch ist. Laaaangweilig. Übrigens finde ich das ganze gar nicht so schockierend wie andere, das alles gab es schonmal, Hegemann hat es nur bekannter gemacht. Insgesamt ein wirklich nicht gutes Buch, das noch nichtmal 100% aus ihrer Feder stammt. Meiner Meinung nach nichts, worauf Fräulein Hegemann stolz sein dürfte.

    "I think too much. I think ahead. I think behind. I think sideways. I think it all. If it exists, I’ve fucking thought of it.''
    — Winona Ryder


  • Ich muss schon sagen, das Buch ist wirklich schockierend, und das nicht nur wenn man den Inhalt betrachtet. Wer dieses Buch liest, braucht starke Nerven. Ansonsten bricht auf Seite 10 bereits ab. Die Sätze wirken stark konstruiert, und teilweise ohne Bezug aufeinander. Wer in diesem Buch einen roten Faden sucht, sucht vergeblich, aber Ich glaube um einen roten Faden ging es in diesem Buch auch gar nicht. Es ging vielmehr darum die Gedankenwelt eines pubertierenden Teenagers. Hier ist Helene Hegemann ein gutes Werk geglückt. Sie schaffte es, den Leser so zu verwirren, dass der sich ebenfalls vorkam wie ein pubertärer Teenager. Das ging natürlich zu Ungunsten des roten Fadens. Diesen habe ich im Buch vergeblich gesucht.
    Schon der Covertext macht klar, worauf der Leser sich einzulassen hat. Das Cover selbst bezeichnet das Buch als "radikal, klug, abgründig". Diese drei Begriffe treffen so ziemlich genau den Kern des Buches. Das Buch selbst würde ich als radikal in seiner Schreibweise und Äußerung bezeichnen. Klug war die Idee, wie sich der Leser in die Gedankenwelt Miftis hinein begeben muss und abgründig die Handlung, welche der Leser mit Mifti und ihrer Gesellschaft erlebt.
    Im Folgenden erklärte das Cover, der Roman erzähle "vom Leben in einer Welt, die sich von allen Konventionen befreit hat." Auch diesem Satz kann ich ohne weiteres zustimmen, zeigt das Buch doch seinen Lesern wie wichtig Konventionen sind. Konventionen sind Vereinbarungen, die man nicht so ohne weiteres umgehen kann, ohne der Gesellschaft einen wichtigen Teil zu nehmen. Konventionen zeigen den Respekt einer Gesellschaft im Umgang miteinander. Sie sind die Gesetze, die nicht niedergeschrieben wurden.
    Die Befreiung von den Konventionen erlebe ich in diesem Buch ebenso radikal, wie den Umgang mit Drogen in dieser Erzählung. Wie kann ein Mensch sagen, dass es kein größeres Glück als Drogen gibt und, dass er auch nie wieder ein so gutes Gefühl wie high sein erleben wird. Ich meine, was soll das? Es gibt genug kritische Bücher, welche sich ebenso unterhaltsam mit Drogen auseinandersetzen. Dieses Buch beschönigt den Drogenkonsum. Braucht eine Gesellschaft so etwas? Hier sollte die klare Antwort lauten: "Nein!" Was wir brauchen sind Jugendbücher, die sich kritisch mit Gesellschaft beschäftigen und gesellschaftskritische Themen entsprechend kritisch beleuchten. Wir brauchen nicht unbedingt ein Buch, bei dem der Leser am Ende nicht weiß, worum es ging.
    Meiner Ansicht nach gibt das Buch viel her, solange man es konzentriert und aufmerksam verfolgt, aber es ist meiner Meinung nach nicht das Wunderkind-Werk, welches in vielen Medien bejubelt wurde und dann aufgrund der Urheberrechts-Geschichte fallen gelassen wurde und zu neuen Diskussionen führte. Es ist meiner Meinung nach das ganz normale Werk, eines Teenagers, der gewillt war ein gutes Buch zu schreiben. Der Wortschatz gibt da eine Menge her. Inhaltlich merkt man dem Buch aber durchaus an, dass Helene zu jung ist, um diesem Werk die entsprechende Lebenserfahrung mitzugeben. Anhand dieser Idee ist es nur verständlich, dass sie Teile eines anderen Autors genutzt hat. Es ist verständlich, aber keinesfalls respektabel.:bonk

  • ich hatte das buch aufgrund eines artikels im magazin gekauft: http://dasmagazin.ch/index.php/die-stimme-der-gegenwart/
    Ich fand in dem Artikel schon etwas anziehend, so dass ich das Buch unbedingt lesen musste. Warum ich das ganze anziehend fand, kann ich auch nicht genau sagen, vielleicht weil es mich an ein persönliches Erlebnis erinnert, sich mit dem sinn/ziel des lebens auseinandersetzt oder so.


    Eigentlich lese ich ganz andere Genres: Fantasie, SiFi, Krimis oder Romane. Darum kann ich da keine Vergleiche zu ähnlichen Bücher machen. So wie das Buch ist, finde ich es gelungen. Natürlich liest es sich nicht immer leicht und es gibt viele Stellen die man schon vor der Satz zunende ist, wieder vergessen ist. Die Erlebnisse im Buch behällt man aber schon im Gedächtnis. Das ist es denke ich auch was dieses Buch ausmacht, Erlebnisse und keine Geschichte. Mein Unterschied zwischen Erlebnissen und Geschichten ist, dass bei einem Erlebnis nur das jetzt zählt und bei einer Geschichte immer die Vergangenheit eine Rolle spielt.
    Aufgrund der speziellen Erzählweise kann ich das Buch nicht jedem Empfehlen. Wem aber den oben verlinkten Text gefällt, wird vom Buch nicht enttäuscht werden. Ich freue mich da auch schon aus das nächste Buch von Helene Hegemann und bin auch gespannt wie ich das Buch finde, wenn ich das nochmals lese.

  • "Axolotl Roadkill" habe ich im Rahmen einer Leserunde gelesen bzw. das war das Ziel. Leider habe ich nach der Hälfte des Buches das Lesen abbrechen müssen, da ich mich nur noch durch die Seiten gequält habe. Kein Buch ist es Wert unter Zwang gelesen zu werden, daher habe ich aufgehört.


    Das Schlimmste ist aber, dass ich komplett vergessen habe was ich gelesen habe - das macht mir am meisten Angst und das ging mir mit (meiner Meinung nach) noch keinem Buch so. Wirre Sätze, die sich auch nach dem zweiten oder dritten Lesen nicht entwirren. Das Lesen hat einfach keinen Spaß gemacht. Entweder das war das richtige Buch zur falschen Zeit oder das falsche Buch zur richtigen Zeit? :gruebel


    Ich gebe dem Buch zumindest noch eine zweite Chance und habe es einer Leserin ausgeliehen, die es unbedingt lesen möchte.


    Fazit: Ich empfehle es aber (generell) nicht weiter.

    Lilli
    "The more you ignore me, the closer I get." [Morrissey]

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  • Habe das Buch heute beendet und fand es total unterhaltsam. Auch einen sogenannten roten Faden habe ich durchaus bemerkt, bzw fand ich die Handlung simpel und leicht verfolgbar.


    Lustigerweise ist mir der ganze Rummel um das Buch total entgangen. In den Medien und auch hier. Hatte nur zufällig davon erzählt bekommen, aber schon mit der hier oft erwähnten Voreingenommenheit durch die Vorwürfe und das ganze hin und her. Dachte dann, das Buch kann nur furchtbar sein und hatte erst auch nicht vor, es zu lesen. -Ebenfalls voreingenommen. Dann bekam ich es unerwartet geschenkt und fing dann doch mal an... Und konnte nicht mehr aufhören.


    Ich steh einfach auf solche Geschichten. Vielleicht, weil ich da immer einen alten Teil von mir wiederfinde. Auch die Sprache fand ich angenehm. So tiefgründig im Inhalt, aber mit dieser absoluten Schnodderschnute ausgedrückt. Einige Sätze finde ich sogar total zitierfähig.
    Über die Frage in diesem Thread, ob die Jugend von heute wirklich so spricht, musste ich schmunzeln. Sicherlich gibt es noch genug junge Leute, die sich ordentlich ausdrücken können, ganz bestimmt sogar. Aber ich höre fast täglich genug Leute, die sich kein Stück besser als im Buch zu artikulieren wissen. Und das nicht nur nachts auf der Reeperbahn und Umgebung.


    Darüber, das die Autorin ganze Absätze geklaut hat, lässt sich definitiv streiten. Wurde hier ja auch schon ausführlich getan. Hegemanns nachträgliche Aussage darüber fand ich ebenfalls viel zu weit ausgeholt und auch einfach nur peinlich. Gut ist das auf gar keinen Fall.
    Aber wie hier auch schon ein paar Mal erwähnt wurde, wenn man das alles einfach mal ausblendet, ist es einfach ein Roman, der meiner Meinung nach sehr einprägsam einen Ausschnitt aus dem Leben eines sehr kaputten, jungen Menschen wiedergibt.

  • Jetzt hätte ich doch glatt vergessen hier meine Meinung über das Buch zu posten. Vielleicht liegt es daran, dass diess Buch bzw. die Geschichte nicht wirklich Eindruck bei mir hinterlassen haben.


    Ich habe vergeblich eine Handlung gesucht und sie leider nicht gefunden. Vielleicht habe ich sie aber auch schlicht und ergreifend überlesen. Es gab ein paar nette Sätze. Mehr nicht.


    Ich weiß auch nicht so recht, was ich groß über dieses Buch schreiben soll. Noch nie hat eine LR so wenig Spaß gemacht wie mit diesem Buch.


    Ich habe dieses Buch meiner Bücherei geschenkt. Meine Kollegin fand es übrigens genauso nichtssagend.


    Fazit: Eine hochgelobte Zeitverschwendung auf vermeintlich hohem Niveau. Dafür gibt es von mir 2 Punkte.

  • Die 16 – jährige Mifti lebt nach dem Tod ihrer Mutter bei den Halbgeschwistern in Berlin und hält in einer Art Tagebuch ihr Leben fest.
    Dieses besteht hauptsächlich aus Drogen, Sex, Schulverweigerung und grenzenloser Verwahrlosung.
    Mifti selbst behauptet von sich an Wahnvorstellungen zu leiden und ihr Leben gerät dabei immer mehr außer Kontrolle.
    Helene Hegemanns Buch „Axolotl Roadkill“ war für mich sehr nah an einer Wahnvorstellung.
    Die ganze Geschichte rund um Mifti ist sehr oberflächlich gehalten, die Handlung ist verwirrend und unspektakulär erzählt.
    Miftis Gedankengänge sind eine einzige Verwirrung. Die verschiedenen Ereignisse fließen ineinander über und haben für mich keine wirkliche Struktur. Dadurch wird alles zäh und langweilig. Anstrengend. Nervig.
    Sprachlich gesehen ist das Buch auch kein Meisterwerk. Im Gegenteil, mit einem bemüht hochgestochenen Sprachstil, dem Einstreuen von diversen „Fachwörtern“ und dem Hang zu „Monstersätzen“ wird das Buch nur noch anstrengender der Leser hat noch mehr Schwierigkeiten der doch schon konfusen Handlung weiterhin einigermaßen zu folgen.
    Auch wirken sehr viele Handlungsverläufe völlig aus dem Zusammenhang gerissen und es kommt einem so vor, als ob man es mit einem männlichen Protagonisten zu tun hat anstatt mit einer 16 – jährigen verwirrten Jugendlichen.
    Das kann natürlich daran liegen, dass sich Fräulein Hegemann bei dem Blogger Airen und dessen Werk „Strobo“ bedient hatte.


    Und das merkt man.


    Kein Gefühl für Sprache oder Handlungszusammenhang. Alles wirkt nur irgendwie zusammengeschustert und die bemühte Art etwas Besonderes oder Hochtrabendes geschaffen zu haben wirkt eher wie der klägliche Versuch schriftstellerische Defizite zu vertuschen.
    Eine Enttäuschung!


    1 Stern von 5! :bonk

  • Zitat

    Original von Ramona
    Ich habe hier noch einen interessanten Link zum Buch gefunden.


    Hegemann: An meine Kritiker


    Herzlichen Dank für diese Link. Sehr interessant.
    Ob sie das aber selbst geschrieben hat? :gruebel Fragen darf man ja mal.... :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich habe den Artikel schon gestern in Die Zeit gelesen und fand ihn eigentlich wirklich ganz interessant.


    Zitat

    Original von Voltaire
    Ob sie das aber selbst geschrieben hat? :gruebel Fragen darf man ja mal.... :grin


    Genau. :grin Die Frage wirft Helene Hegemann am Ende ihres "Essays" ja auch selbst auf, wenn sie schreibt: "Natürlich wurde all das hier von meinem wahnsinnig einflussreichen Vater geschrieben, mit dem ich übrigens auch nur noch über das gegenseitige Zusenden unserer Autogrammkarten verkehre ...". ;-)