Alles über Sally – Arno Geiger

  • Hanser 2010
    Gebundene Ausgabe: 336 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Alfred und Sally sind schon reichlich lange verheiratet. Sie haben drei erwachsene Kinder und schleppen einen ganzen Sack vermischter Vergangenheit mit sich. Als Einbrecher ihr Wiener Vorstadthaus heimsuchen, ist die häusliche Ordnung plötzlich dahin. Und nicht nur die. In einem Anfall von trotzigem Lebenshunger beginnt Sally ein Verhältnis mit Alfreds bestem Freund. Aber reicht es, einfach nur den Mann zu wechseln? Alfred, der die Liebe seines Lebens nicht kampflos ziehen lassen will, stellt sich die Frage: Was ist das für ein Leben, das wir bis jetzt geführt haben, das wir heute führen? Was weiß ich von dieser Frau - nach 30 gemeinsamen Jahren?


    Über den Autor:
    Arno Geiger, 1968 in Bregenz geboren, lebt in Wien.
    Für sein Werk erhielt er unter anderen den Friedrich Hölderlin Förderpreis, den Deutschen Buchpreis und den Johann Peter Hebel-Preis.
    www.arno-geiger.de


    Meine Meinung:
    Ein Familien- und Eheroman. Um die Beziehung zwischen Sally und Alfred steht es nach vielen Ehejahren und 3 Kindern nicht zum Besten. Sie sind jetzt um die fünfzig und die selbstbewusste Sally ist etwas genervt von dem unsicheren, hypochondrischen Alfred. Sie fängt eine Affäre mit einem anderen Mann an.
    Die Figuren sind nicht besonders sympathisch, damit muss man sich beim Lesen abfinden, dafür wirken sie sehr realistisch.
    De Roman ist anfangs etwas sperrig, einzelne Sätze in den Dialogen wirken pathetisch, so pathetisch, wie insbesondere Alfred sich aufführt. Das ist zwar nicht immer leicht oder gut zu lesen, im Grunde aber passend. Davon abgesehen sind gerade die Dialoge und Gedankenflüsse die Stärke des Romans. Arno Geiger zeigt viel alltägliches, aber auch hässliche Dinge im Detail und ausführlich, wie zum Beispiel Alfreds Krampfadern und sein ständiges Tragen eines Kompressionsstrumpfs.


    Dann gibt es gut geschriebene Rückblicke in die Zeit in Ägypten, wo Alfred und Sally sich in den siebziger Jahren kennen lernten.


    Man muss Arno Geiger für seine Kunstfertigkeit beim Entwerfen der Szenen und für seinen Mut bewundern. Als Gesamtkomposition vermag „Alles über Sally“ aber doch nicht zu überzeugen. Einiges bleibt in Ansätzen stecken, die Geschichte kommt nie richtig in Fahrt.


    Spät im Buch kommt es zu einem stilistischen Bruch. Während sonst immer Sally mehr im Vordergrund stand, ist es im langen zehnten Kapitel Alfred der durch einen ausführlichen Gedankenstrom erstmals die Handlung dominiert. Auch das abschließende Kapitel führt zu einem überzeugenden Ende. 8 von 10 Punkten.

  • Danke für die schöne und super schnelle Rezi, Herr Palomar.


    Hast Du schon mehr von Arno Geiger gelesen? "Es geht uns gut" und "Anna nicht vergessen" haben mir gut gefallen. Jetzt zweifel ich etwas, ob "Alles über Sally" da mithalten kann :gruebel.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Ich bin jetzt etwa bei der Hälfte des Romans und bin doch etwas enttäuscht.
    Z.B. kommt es mir ein wenig zu konstruiert vor, dass Sally sich aufgrund des Einbruches verändert und sich einen Liebhaber nimmt.
    Auch dass die Einbrecher Alfreds Tagebücher beschmieren, ist m.E. etwas unglaubwürdig. Warum sollten sie sich für sowas interessieren? :gruebel


    Zitat

    Zitat Herr Palomar:
    Einiges bleibt in Ansätzen stecken, die Geschichte kommt nie richtig in Fahrt.


    Auf den Schwung warte ich auch noch.


    Zitat

    Herr Palomar:
    Davon abgesehen sind gerade die Dialoge und Gedankenflüsse die Stärke des Romans. Arno Geiger zeigt viel alltägliches, aber auch hässliche Dinge im Detail und ausführlich, wie zum Beispiel Alfreds Krampfadern und sein ständiges Tragen eines Kompressionsstrumpfs.


    :write



    Mal sehen, wie sich die Geschichte weiterentwickelt.


    :wave

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Meine Meinung hat sich jetzt nicht sehr geändert.
    Die Geschichte finde ich zu konstruiert, die Beziehung Sally zu Eric zu vage.
    Manches finde ich auch etwas unglaubwürdig - zum Beispiel das Verhalten von Erics Ehefrau.
    Außerdem plätschert die Geschichte so vor sich hin.
    Wie schon Herr Palomar geschrieben hat, sind die Dialoge und Gedanken am stärksten.
    Der Stilbruch am Ende des Romans hat mich dann doch etwas gestört.


    6/10 Punkten

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Titel: Alles über Sally
    Autor: Arno Geiger
    Verlag: Hanser
    Erschienen: Februar 2010
    Seitenzahl: 363
    ISBN-10: 3446234845
    ISBN-13: 978-3446234840
    Preis: 21.50 EUR


    Über den Inhalt sagt der Klappentext folgendes:
    Alfred und Sally sind schon reichlich lange verheiratet. Das Leben geht seinen Gang, allzu ruhig, wenn man Sally fragt. Als Einbrecher ihr Vorstadthaus in Wien heimsuchen, ist plötzlich nicht nur die häusliche Ordnung dahin: In einem Anfall von trotzigem Lebenshunger beginnt Sally ein Verhältnis mit Alfreds bestem Freund. Und Alfred stellt sich endlich die entscheidende Frage: Was weiß ich von dieser Frau, nach dreißig gemeinsamen Jahren?


    Über den Autor:
    Arno Geiger, geb. 1968 in Bregenz, Vorarlberg, wuchs in Wolfurt/Österreich auf. Er studierte Deutsche Philologie, Alte Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft in Innsbruck und Wien. Seit 1993 lebt er als freier Schriftsteller. 1986-2002 war er im Sommer auch als Videotechniker bei den Bregenzer Festspielen tätig. 1996 und 2004 nahm Arno Geiger am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. 2008 wurde Arno Geiger mit dem 'Johann-Peter-Hebel-Preis' geehrt.


    Meine Meinung:
    Ganz nett, aber mehr auch nicht. Das ist in wenigen Worten das, was ich über dieses Buch denke. Nett! Aber nett ist es eben auch wenn sich ein Japaner verwählt. „Alles über Sally“ ist ein Buch, das bei mir keinerlei Nachhall erzeugt und das auch sehr schnell wieder aus meinem Gedächtnis verschwinden wird. Ein Buch ohne Tiefe, ein Buch voller Allgemeinplätze und Banalitäten. Und wenn der ORF meint, diese Geschichte sei „Virtuos erzählt“ dann fragt man sich schon, welches Buch denn der Kritiker des ORF gelesen hat. „Alles über Sally“ wird es wohl nicht gewesen sein. Denn virtuos ist an diesem Roman gar nichts. Die Sprache ist alltäglich, manchmal sogar ein wenig schlampig, alles wirkt irgendwie lustlos. Es ist ein Buch, allenfalls für den Moment, um Zeit in einem Wartezimmer zu überbrücken, um am Strand in einem bequemen Liegestuhl zu sitzen und mit Lesen die Zeit bis zur nächsten Mahlzeit totzuschlagen, ein Buch eben das so glatt und oberflächlich ist wie der Bodensee bei totaler Windstille.
    Und wenn man die Kritiken zu diesem Buch liest, dann fragt man sich doch schon ganz vorsichtig, ob die Kritiker hier irgendeine Schuld an Arno Geiger abtragen mussten, ansonsten sind die zum Teil peinlich-euphorischen Meinungsäußerungen rational kaum nachzuvollziehen.
    „Alles über Sally“ ist ein Roman der an den Leser keinerlei intellektuelle Ansprüche stellt, ein eher nichtssagender Unterhaltungsroman, durchaus ganz nett als Zeitvertreib geeignet, aber in keinem Fall ein Buch, das in irgendwelche literarischen Höhen steigt. Wer dieses Buch nicht gelesen hat, der hat wahrlich nichts verpasst; wer aber dieses Buch gelesen hat, der hat vielleicht ein wenig Zerstreuung gefunden.
    Wie gesagt: Ganz nett – mehr aber auch wirklich nicht. Und, 21.50 EUR kann man sicher in weitaus lohnendere Bücher investieren.
    5 Punkte - mehr gibt es dafür nicht.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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  • Bei uns ist das Buch für den Vorarlberger Literaturpreis 2010 auf der Shortlist
    Es wurde auch im Morgenmagazin von ZDF/ARD als Buchtipp präsentiert und sehr gelobt.
    In den regionalen Buchhandlungen füllt es ein ganzes Regal und liegt auf den besten Tischen.
    Ich denke, es wird auch gewinnen, weil die Presse es so bejubelt.
    Ich selbst habe es nicht gelesen, aber ein Exemplar gekauft und meiner Mutter geschenkt.


  • Hallo ich unterstreiche alles
    Es ist geradezu langweilig. Gähn. Ich liebe moderne Literatur,
    aber sie darf doch nicht so kunstlos sein.
    Zum Glück habe ich das Buch in der Stadtbü erhalten.


    Habe es abgebrochen


    Grüsse
    Eva

    Tilmann Lahme Die Manns Geschichte einer Familie
    Byron Tanja Das Gehirn meiner Großmutter








    Bei tauschticket: wallilanda
    Bei tauschgnom: evalitera

  • Hallo zusammen,


    ich habe das Buch eben erst (als TB) gelesen und bin ganz anderer Meinung als die meiner Vorschreiber. Ich habe das Buch wirklich sehr genossen, finde die Charaktere sehr gut gezeichnet. In diesem Buch geht es - wie der Titel es auch sagt - ausschließlich um Sally


    Genauso wie in den Kapiteln in denen Sallys Geschichte vordergründig ist, finde ich aber auch, dass im letzten Teil, in dem es eigentlich um Alfred geht, auch Sally im Mittelpunkt steht. Es ist ein Perspektivwechsel und der hilft aus dieser Position heraus, Sally noch mehr zu spiegeln. Ich halte das für extrem gut gelungen.


    Ich kann dieses Buch wirklich jedem empfehlen. Unbedingt lesen.


    lg
    Trixi

  • Ein Roman über eine Ehe. Erzählt wird aus der Perspektive von Sally. Sie ist mit Alfred verheiratet, sie haben drei bereits erwachsene Kinder und schon viel gemeinsam verbrachte Lebenszeit.


    Sally ist genervt von ihrem Mann. Er ist ihr zu passiv, in höchstem Maße unerotisch und einfach - langweilig!


    Sally hingegen ist eine Powerfrau mit viel Energie und Tatendrang. Diesen Überschuss setzt sie in eine Affäre um. Mit Alfreds Freund Eric.


    Die Facetten dieser eigentlich so gewöhnlichen Geschichte glänzen dennoch. Erzählt wird über das ganz normale Leben, ohne dabei jedoch banal oder alltäglich zu wirken.


    Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und ich mochte den Schreibstil von Geiger (einschließlich der kleinen Einsprengsel österreichischer Wortmalerei).


    Bis auf zwei Kapitel: Das 6. (von Seite 136 bis 199), erzählt aus der Sichtweise Alfreds, zeigt die beiden als Paar in Ägypten, wo sie in jungen Jahren gearbeitet und sich kennengelernt haben. Das liest sich etwas zäh und man beginnt Sally zu verstehen: Ja, Alfred ist ein Langweiler!


    Das 10. Kapitel ist zwar nicht so fad, aber dafür anstrengend zu lesen. Die Seiten 310 bis 351 sind gewissermaßen ein einziger Satz, denn es widerspiegelt die Gedanken von Alfred. Nicht ein Absatz lässt das Auge ausruhen, das ist heftig.


    Für mich war es ein 7-Punkte-Buch. Oder 6,5.

  • Ich war zwar bereits durch einige Rezensionen vorgewarnt, daß "Alles über Sally" kein großer Wurf sei, aber enttäuscht bin ich nach der Lektüre dennoch.
    Arno Geiger beherrscht zwar grundsätzlich sein Handwerk, aber wie Herr Palomar so schön schrieb, kommt die Geschichte nie richtig in Fahrt.
    Daß die beiden Protagonisten, die titelgebende, selbstsichere Sally sowie ihr passiver, zur Ängstlichkeit neigender Ehemann Alfred nun nicht gerade die großen Sympathieträger und Identifikationsfiguren sind, störte mich gar nicht einmal so sehr, dafür fehlte mir eine einheitliche Linie im Roman und vor allem inhaltliche Substanz.