Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen - Hallgrímur Helgason

  • Ich war gestern Abend bei dieser Veranstaltung:


    Uwe Ochsenknecht liest aus "Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen".


    Begleitet wurde er von der Rock-Jazz Formation "Toxic Truth", diese wurde eigens für diese Veranstaltung zusammengestellt.


    Was soll ich sagen: es war einfach nur grossartig. :anbet
    Uwe Ochsenknecht hat grandios aus diesem Buch gelesen und die Ausschnitte inszeniert. Dazu die geniale Musikbegleitung.
    Ein wirklich beeindruckender Abend, das Publikum, und damit auch ich, war begeistert. :anbet

  • 1. Genialer Titel.


    2. Tolles Cover.


    3. Aussergewöhnlicher Protagonist.


    4. Island - da will ich unbedingt mal hin.


    5. Kein alltäglicher Humor.


    6. Ich habe eine tolle Lesung zu diesem Buch mit Uwe Ochsenknecht erlebt.


    7. Die Story - da muss man erst mal drauf kommen.


    8. Ein Schreibstil, der überzeugt.


    9. Die durchaus vorhandenen ernsten Momente.


    10. Weil es alles andere als langweilig ist.


    Und dafür gibt es natürlich auch 10 Punkte. :-]

  • Ich kann mich einigen Punkten meines Vorposters anschließen, aber gegen Ende störten mich die "plötzlichen" Einschübe,


    welche ich am Anfang noch interessant fand.


    Island als Haupthandlungsort und Toxic als Protagonist sind sehr interessant. Der etwas andere Humor hat mich auch ein paar Mal lachen lassen, aber das Ende hat mich wie gesagt leider ein wenig enttäuscht. Da kamen die "Sprünge" in der Geschichte für mich zu häufig; inhaltlich finde das Ende nicht einmal schlecht.


    Wenn ich das Buch in 2 Wörtern mit allen anderen Büchern, die ich gelesen habe, vergleichen sollte, würde ich sagen: "Ganz anders!" Es ist ganz anders, aber es war mal interessant. Dennoch hat es mich auch nicht so sehr gepackt, dass ich in dem Stile noch mehr Bücher lesen möchte.


    8 Punkte.

  • Grundsätzlich hat mich der schnelle und rasante Schreibstil und der richtig fiese Humor ziemlich begeistert. Die Geschichte ist gelungen, der Spannungsbogen stimmt, das Ende ist auch ziemlich ... hm... abgedreht. Die Charaktere auf ihre Art liebenswert schrullig und genial, trotzdem fühlte ich mich ständig an Josh Bazells "Schneller als der Tod" erinnert, das zwar eine deutlich andere Aussage hat, aber mir doch noch einmal einen Ticken besser gefiel.
    Trotzdem kann Tommy /Todd / Olafson wie auch immer man ihn nennen will mit seiner Story vom geläuterten Auftragskiller gut unterhalten, die Stirn runzeln lassen, ein gutes Pfund Gesellschaftskritik verbreiten und dabei auch noch sexy sein und hier und da sogar ein wenig auf die Tränendrüse drücken. Ich denke ich werde in Zukunft einige der wirklich grandiosen kleinen Floskeln in mein Leben einflechten, denn MWA (Möglichst wenig Aufsehen) mache ich auch ab und an und ASM (Allerschlimmste Momente) gab es auch schon einige in meinem Leben.
    Fazit sehr unterhaltsam, aber eben leider nicht ganz so gut, wie das ein ähnliches Thema behandelnde "Schneller als der Tod" darum nicht die komplette Punktzahl

  • Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken


    Warum dieses Buch als "Krimi" beworben und eingeordnet wird, ist mir schleierhaft. Der Held ist ein Auftragskiller auf der Flucht, und sein letzter "Job" ist wohl gründlich daneben gegangen - gut. Aber das ist auch schon alles, was in diesem Buch an einen Krimi erinnert. Es ist in der Tat schwer einzuordnen, und schon allein von daher finde ich es ein mutiges und innovatives Stück Literatur.


    Ich würde es irgendwo zwischen Roadmovie, Satire, Liebesgeschichte und Parabel ansiedeln. Klingt komplex, aber so ist eben das Buch. Ich glaube ferner, dass es vorrangig in und für Island geschrieben wurde - denn wie hier die Isländer und ihre Marotten und nationalen Eigenheiten aufs Korn genommen werden, und das auch noch von einem Killer, das hat schon sehr schräg-humorige bis zynische Anteile. Island als ein "Altersheim für Auftragskiller", diese Formulier- bzw. Fabulierkunst grenzte an Dreistigkeit - wenn sie nicht so lustig wäre. Es wird in der Tat so ziemlich alles an Island karikiert. Vom Wetter, über die (Mond-)Landschaft, über die Frauen, den Verkehr, die Hauptstadt, die Jobs, die Religion, bis hin zum Volkssport "Eurovision Song Contest", ist alles dabei. Letzteren Punkt fand ich besonders amüsant, da ich an diesem Wettbewerb schon immer eher das Lustige gesehen habe...


    Das Buch verlangt dem Durchschnittsleser so einiges ab - denn hier geht es offenkundig eben nicht darum, sich mit irgendeiner Figur zu identifizieren, oder sie gar zu "mögen". Protagonist ist Tomislav Boksic, ein Auftragskiller aus Kroatien, der im Balkan-Krieg war, und seitdem ein mehr als gestörtes Verhältnis zu seiner Umwelt hat. Mit schnoddrigem Ton und rotzfrechem Humor erzählt er seine Geschichte, durchgehend in der Ich-Perspektive. Nun ist es nicht so, dass es sich permanent um derben Schenkelklopfer-Humor handelte - nein, die Kunst liegt hier oft zwischen den Zeilen. Oft bleibt einem als Leser auch das Lachen im Halse stecken, da sich der Zynismus des Helden eben aus seinen Kriegserlebnissen speist. Und so ganz nebenbei spielt er, in Nebensätzen oder in Kapitelüberschriften, auf bekannte Filme oder Bücher an, was mir persönlich einen Heidenspaß gemacht hat.


    Keine Figur ist in diesem Buch das, was sie zu sein scheint. Fernsehprediger, die so ihre privaten Abgründe haben; Leiharbeiter, die in düstere Geschäfte verwickelt sind; Kleriker mit Kampfsportausbildung; Töchter mit mehr als fragwürdigem Liebesleben; und noch etliches mehr. Dazu eine Handlung, die man - vielleicht - nur in bekifftem Zustand ernst nehmen kann, so überdreht ist sie. Und sie mündet auch noch in ein Finale, das Tarantino nicht besser hingekriegt hätte - der kommt übrigens auch (indirekt) im Buch vor. Insofern ist das Ende vielleicht als Hommage gedacht, wer weiß.


    Ich mag das Buch einfach nicht "festlegen", dafür scheint es mir viel zu schade. Ich habe es genossen, obwohl ich aufgrund des Klappentextes eher seichteren Humor erwartet hatte. Doch das Buch hat zum Glück mit wesentlich mehr Untiefen aufgewartet, und hat sich so vor dem schnellen Vergessen gekonnt gedrückt. Ich empfehle es wärmstens allen, die sich einen Mix aus Quentin Tarantino, Arto Paasilinna und Monty Python vorstellen mögen.

  • Ich habe es nun auch endlich gelesen ... hier mein Eindruck:


    So abgefahren wie der Titel, so skuril kommt auch das ganze Buch daher.


    Der kroatische Profikiller Toxic, der schon lange im Geschäft ist, muss wegen eines schiefgelaufenen Jobs aus NewYork verschwinden, tötet aus der Not einen Typen auf einem Klo des Flughafens, um sich für ihn ausgeben zu können und fliegt mit dessen Ticket nach Island. Dort angekommen, wird er von einem sehr frommen Predigerehepaar als befreundeter Fernsehpfarrer in Empfang genommen - und soll gleich am ersten Abend eine Predigt auf deren Lokalsender halten.
    Dass das zu einem nicht abreißenden Strom komplizierter Verwicklungen führt, ist vollkommen klar. Und als Toxic auch noch auf die wunderschöne, aber gänzlich unfromme Tochter des heiligen Paars trifft, während bald auch die isländische Polizei hinter ihm her ist, wird es noch viel komplizierter...


    'Zehn Tips, das Morden zu beenden...' ist eher bitterschwarze Satire, als leichtgängige Comedy. Die Situationskomik, die sich aus dem Zusammenprall eines eher geradlinig gestrickten, kroatischen Profikillers mit christlicher Nächstenliebe und dem höchst zivilisierten und vollkommen gewaltfreien Island ergibt, ist oft zum Brüllen komisch. Seine gnadenlos pragmatische Respektlosigkeit gegenüber allem, was normalen Menschen heilig ist, liest sich sehr amüsant, aber stößt oft an die Grenze zum Unangenehmen. Dazwischen streut der Autor jede Menge Einlassungen, die beim Lesen daran erinnern, dass das Mordgeschäft eher schmutzig als lustig ist und die dem Auftragskiller-Glamour schnell Schrammen verpassen. Toxic schleppt eine Menge Geister mit sich herum, ein ausgewachsenes Kriegstrauma und eine Moral, die bestenfalls zweifelhaft ist. Das passt zur Figur und gibt dem Buch Tiefe - aber bricht immer wieder abrupt ins Lesevergnügen und streut eine Menge Unbehagen in den Spaß.


    Das Buch ist durchaus lesenswert und hat neben einem großartigen Galgenhumor auch ein paar nachdenklich machende Stellen zu bieten, könnte sensiblen Lesern aber unangenehm aufstoßen.

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!