Sexus - Henry Miller

  • Alexandra Kamp liest:
    Sexus von Henry Miller
    ISBN-13: 978-3829123099
    Deutsche Grammophon Literatur
    4 CDs, Gekürzte Hörbuchfassung
    Gesamtlaufzeit ca. 250 Min.
    19,95 Euro


    Über den Autor: Henry Miller wurde 1891 in New York geboren. Nach dem Abbruch der Schule verdiente er seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs. Von 1930 bis 1940 lebte er in Paris, wo er die Nähe zum Künstlermilieu suchte und seine ersten Werke veröffentlichte.
    1940 kehrte er in die USA zurück. Seine Werke wurden dort als pornographische Schriften eingestuft und verboten. Trotzdem wurden sie illegal verbreitet und trugen zu Millers Bekanntheit bei, der mit ihnen zu einem Wegbereiter der sexuellen Emanzipation in der Literatur wurde. Henry Miller starb 1980 in Big Sur in den USA.


    Über die Sprecherin: Alexandra Kamp wurde 1966 in Baden - Baden geboren und wuchs dort zusammen mit vier Halbgeschwistern auf. Bereits als Elfjährige gewann sie einen internationalen Vorlese-Wettbewerb. Nach dem Abitur besuchte sie eine New Yorker Schauspielschule und verdiente sich ihr Studium mit Jobs als Kellnerin und Model. Sie setzte ihre Ausbildung in Los Angeles und Paris fort und trat nach Abschluss der Ausbildung auf Theaterbühnen in Bern, Paris und Baden-Baden auf.
    Bekannt ist Alexandra Kamp durch unzählige Rollen wie u.a. in "Alle Lieben Julia", "Riches, Belles Et Cruelles", Tatort oder „Traumzeit“ geworden. 2008 nahm sie als Interpretin am internationalen Literaturfestival Berlin teil.


    Zitat CD-Cover: 1947 veröffentlicht Henry Miller unter dem Titel „Sexus“ den ersten Teil seiner autobiografischen Trilogie „The Rosy Crucifixion. Der gewaltige und unbezähmbare Hunger nach Leben, der Drang nach Selbstverwirklichung und das obsessive Ausleben jeglicher Gefühlswelten bestimmt dieses literarische Meisterwerk. In das Zentrum rückt Miller die Beziehung zu seiner zweiten Ehefrau Mona, einem New Yorker Taxigirl. Sexus gleicht einem wildwuchernden Selbstgespräch – in der vorliegenden Hörbuchfassung erstmals gelesen von einer Frau.


    Meine Meinung: Miller nimmt in „Sexus“ bekanntermaßen kein Blatt vor den Mund was seine Ausschweifungen betrifft. Sein Stil ist knapp, maskulin und schnörkellos, doch sollte man ihn nicht nur als Wegbereiter der sexuellen Emanzipation in der Literatur sehen, ihn nicht nur auf die damals sicher skandalösen Schilderungen seiner sexuellen Erlebnisse reduzieren, sondern auch den anderen Miller sehen – den Mann, der auf seine ganz eigene Weise philosophiert und Einblick in seine Weltanschauung, seine Gedankengänge und nicht zuletzt in seine Gefühle offenbart.
    Ich hatte Millers Trilogie schon vor Jahren gelesen und war nun sehr neugierig, als ich von dieser aktuellen Hörbuchfassung mit Alexandra Kamp als Sprecherin erfuhr. Ist es überhaupt möglich Millers absolut männliche Ausdrucksweise, seine sexuellen Erlebnisse, seine Gedankenwelt, von einer weiblichen Stimme glaubwürdig vorgetragen zu bekommen?


    Alexandra Kamp ließ mich schon nach wenigen Sätzen alle meine Vorbehalte und Zweifel vergessen. Es ist erstaunlich, wie sehr man trotz der weiblichen Stimme, die Miller als Ich-Erzähler spricht, den Mann Miller durch sie erlebt. Vielleicht ist es das weibliche Einfühlungsvermögen, mit dem sie den Text liest, ihr Gespür für den Menschen oder die geschilderten Situationen, die ihr das gelingen lassen, was mir zuerst unmöglich schien – Man nimmt zwar die sehr angenehme weibliche Stimme wahr, doch sieht man durch sie, durch ihre Art, Miller zu interpretieren, die Protagonisten dieses Werkes sehr deutlich vor sich. Ihr gelingt es mühelos, die verschiedenen Personen allein durch ihre Sprache, durch winzige Veränderungen in ihrer Stimme realistisch darzustellen. Die vielen Sexszenen beschreibt sie ebenso kühl und ungerührt, wie der Autor selbst, und sie schafft noch viel mehr – sie gewährt einen Blick hinter die Fassade Millers, enthüllt allein durch Betonungen bestimmter Sätze, die man im Buch vielleicht gar nicht wahr nimmt, seine großen Gefühle für seine zweite Frau.


    Mein Fazit: Mein Eindruck Millers war, nachdem ich damals die Trilogie gelesen hatte, nicht besonders positiv, doch Alexandra Kamp hat mich durch ihre Lesung einen ganz anderen Miller sehen lassen und mir ganz neue Aspekte des Buches aufgezeigt. Für mich ist dieses Hörbuch schon jetzt ein Jahreshighlight. Eine dicke Empfehlung und 10 von 10 Eulenpünktchen…

  • Das einzige Buch, das ich je von Henry Miller gelesen habe, habe ich damals abgebrochen. Ich fand es z. B. im Vergleich zu Anais Nin deutlich schlechter. Obwohl beide relativ schnörkellos schreiben, hat mir Anais Nins Schreibstil auf jeden Fall besser gefallen. Danach habe ich mich nie wieder mit Henry Miller befasst, aber diese Rezi klingt so, als würde es sich doch noch mal lohnen. :wave