Originaltitel: Who is Conrad Hirst? (2007)
Heyne Taschenbuch 2010, 299 S.
Über den Inhalt:
Der Engländer Conrad Hirst ist 23, als er in Jugoslawien seine Freundin Anneke bei einem Anschlag verliert. Traumatisiert beginnt er eine Karriere als Profikiller, beschließt plötzlich jedoch nach zehn Jahren auszusteigen und ein neues Leben zu beginnen. Seiner Meinung nach muß er noch vier Menschen umbringen, die von seiner Existenz wissen, dann kann er diesen Teil seines Lebens abschließen. Klingt simpel, doch damit irrt Conrad sich gewaltig, denn der erste der vier Morde bringt eine Lawine ins Rollen, mit der er nicht gerechnet hat.
Über den Autor:
Kevin Wignall wurde in Herentals, Belgien, geboren. Bis zum Alter von neun Jahren lebte er dort als Armeekind, bevor er mit seinen Eltern in eine Kleinstadt im Westen Englands zog. Er studierte Politik und Internationale Beziehungen. Seit einigen Jahren ist er Romanautor.
Meine Meinung:
Der Autor konzentriert sich auf das Wesentliche und kommt ohne schmückendes Beiwerk aus. Einfache Sprache, kurze Sätze, nur wenige Schauplätze, eine sehr überschaubare Anzahl an Personen. So kann keine Atmosphäre entstehen, ich konnte keine Beziehung zum Protagonisten herstellen.
Immer wieder versucht Hirst sich in Briefen, die er nie abschickt, vor seiner vor 10 Jahren ums Leben gekommenen Freundin Anneke für seine Handlungen zu rechtfertigen. Ein Profikiller, der mit seiner Vergangenheit abschließen will und neu anzufangen versucht, als wäre nichts geschehen? Für mich nicht vorstellbar. Tut mir leid, aber das nehme ich ihm nicht ab.
Im Laufe des Buches erfährt man, warum Hirst so traumatisiert ist, sympathischer hat ihn das für mich nicht gemacht. Aber darauf scheint das Buch auch nicht angelegt zu sein. Dem Autor ist egal, was man von seinem Protagonisten hält, den er ohne mit der Wimper zu zucken weiter morden lässt. Mit großer Distanz beschreibt er den Versuch Hirsts, sein altes Leben hinter sich zu lassen und ein neues zu beginnen.
Die Geschichte nimmt dann eine ganz andere Wendung, als ich erwartet hatte. Und so konnte ich mir ein wenig Schadenfreude nicht verkneifen, als Hirst das Ruder aus der Hand gerissen wird und er sich als Figur in einem Schachspiel wieder findet, dessen Ausgang er nicht kennt.
Wignall zeichnet das Psychogramm eines Menschen auf der Suche nach sich selbst, zwingt den Leser, sich das Ganze von außen anzugucken, aus der Distanz heraus, ohne Chance, sich dem Protagonisten zu nähern.
Dieses Buch kann ich nicht guten Gewissens weiterempfehlen.