Hallo zusammen,
gleich nach meinem ersten Posting über Raumstatik schiebe ich hiermit das nächstes hinterher
Da mein großes Interessenschwerpunkt auf viktorianischem England, sowie Frankreich und Russland des 19. Jahrhunderts liegt, habe ich mir die eine oder andere Ausgabe aus der damaligen Zeit gegönnt.
Dummerweise jedoch muß ich mir jedes mal, wenn Besuch kommt, Kommentare darüber anhören, wozu so alte Ausgaben, die neuen Bücher seien doch mindestens ebenso gut, außerdem schade um das Geld.
Wie ist eigentlich Eure Meinung dazu? Kauft Ihr auch antiquarische Ausgaben oder bleibt Ihr stets bei den modernen Ausgaben? Wenn Ihr beide kauft, wonach richtet Ihr Euch?
Für mich haben die alten Bücher viele Vorteile:
1. Es ist einfach ein ganz besonderes Gefühl, ein Buch in den Händen zu halten, der zu einer Zeit erschienen ist, als der Autor noch gelebt hat. Gesteigert wird das Gefühl noch, wenn das Buch im selben Verlag erschienen ist, der die meisten oder sogar die ersten seiner Bücher gedruckt hat (Chapman & Hall für Dickens zum Beispiel). Wer weiß, vielleicht hat der Autor beim Besuch in der Druckerei sogar das eine Buch, was ich gerade lese, auch selbst kurz in die Hand genommen, um die Druckqualität zu prüfen?
2. Obwohl auf den ersten Blick ziemlich teuer, erweisen sich die alten Gesamtausgaben sogar erstaunlicherweise als preiswert. Meine Gesamtausgabe von Thackeray hat beispielsweise etwa 300 EUR gekostet, besteht aber aus 22 gebundenen Büchern in ausgezeichnetem Zustand. Bei einem Durchschnittspreis von 20 EUR pro Hard Cover einer beliebigen modernen Ausgabe kommt man für diese 22 Bände sogar auf einen Gesamtpreis von 440 EUR.
3. Manche der weniger populären Bücher eines Schriftstellers sind häufig gar nicht in den modernen Fassungen zu haben. Sehe Dickens Weihnachtsmärchen. Das Christmas Carol mit Scroodge gibt es zwar in abertausenden Ausgaben, aber die anderen von ihm geschriebenen Weihnachtsmärchen sind entweder schwer zu finden, oder sogar werden gar nicht mehr aufgelegt.
4. Das alte Papier aus dem 19. Jahrhundert ist wesentlich dicker, die noch richtig durch Druckermaschinen ins Papier gepressten Buchstaben wesentlich besser und angenehmer lesbar. Auch die Abstände zwischen den Zeilen und die Größe der Buchstaben finde ich angenehmer, als die modernen Ausgaben. Vor allem die billigen Penguin Ausgaben treiben mich mit ihrem gelblichen, dünnen Papier, durch welches die Buchstaben der Rückseite durchscheinen, in den Wahnsinn. Für Zugfahrt oder Flug gehen die noch an, aber für entspanntes Lesen daheim in meinem ur-bequemen Chesterfield? Niemals!
5. Natürlich sieht eine solche Ausgabe auch im Regal schön und edel aus, was der eigenen Eitelkeit noch schmeichelt
6. Faszinierend finde ich dabei auch eingeklebte ExLibris oder sonstige Besitzvermerke von ehemaligen Inhabern, die vermutlich zum großen Teil gar nicht mehr leben, dasselbe Buch aber einst gelesen haben, was ich gerade lese.
Grüße
Daniel