Heinrich von Kleist - Michael Kohlhaas

  • Broschiert: 122 Seiten
    Verlag: Fischer (Tb.), Frankfurt; Auflage: 1 (3. März 2008)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3596900239
    ISBN-13: 978-3596900237


    Inhalt
    16. Jahrhundert: Der Pferdehändler Michael Kohlhaas befindet sich auf dem Weg zum Dresdner Viehmarkt. Unterwegs nimmt man ihm auf dem Rittergut des Junkers Wenzel zwei seiner Pferde als Wegpfand ab - als er sie zurück holen möchte, sind sie abgemagert; der Knecht, den er zurückgelassen hat, um die Pferde zu pflegen, wurde misshandelt. Kohlhaas versucht, rechtlich dagegen vorzugehen - der Junker soll die Pferde wieder gesund pflegen, der Knecht Schadensersatz erhalten. Als Kohlhaas auf dem Rechtsweg jedoch keinen Erfolg hat, beschließt er, Selbstjustiz zu üben.


    Meinung
    Kleists Erzählung, die auf einer wahren Begebenheit beruht, hat mich sehr gefesselt. Die zentrale Wendung - Kohlhaas als "Muster eines guten Staatsbürgers", der plötzlich zur Gewalt greift - ist überzeugend dargestellt, der Konflikt zwischen dem Recht, das Kohlhaas verwehrt wird und seinem eigenen Rechtsbruch macht die Geschichte sehr spannend.


    Es fällt mir ziemlich schwer, Kohlhaas Verhalten zu bewerten. Die Geschichte ist zu einem großen Teil aus seiner Sicht erzählt, deswegen schlägt man sich als Leser wohl automatisch auf seine Seite. Trotzdem dachte ich mir beim Lesen immer wieder, dass ich seinen Ärger über die Ungerechtigkeiten, die ihm wiederfahren, zwar verstehe, dass er aber völlig überzogen reagiert.


    Eine Lektüre dieses Buches lohnt sich auf jeden Fall, allein schon deshalb, weil der zentrale Konflikt so spannend ist. Darüber hinaus ist es aber auch einfach gut geschrieben. Wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, dass Kleist kaum Abätze macht und häufig lange Sätze verwendet, liest sich das Buch sehr flüssig. Mich jedenfalls hat die Handlung voll in ihren Bann gezogen.

  • Meine Meinung:


    Die auf einer wahren Begebenheit beruhende Novelle "Michael Kohlhaas" aus dem Jahr 1810 gehört zu den beliebtesten Erzählungen von Heinrich von Kleist. Ohne seine anderen Werke zu kennen, kann ich dies gut nachvollziehen. Zum einen ist der Schreibstil auch noch nach über 200 Jahren sehr gut verständlich; wobei anzumerken ist, dass insbesondere die Liebhaber langer Sätze hier voll auf ihre Kosten kommen. Zum anderen ist die zugrundeliegende Thematik auch heute noch oder gerade heute brandaktuell. Darf jemand, dem durch die Willkür der Obrigkeit Unrecht widerfahren ist, und der alle legalen Mittel ausgeschöpft hat, zu illegalen Mitteln greifen, um sein Recht durchzusetzen? Wie hoch darf der Preis hierfür sein? Wo ist die Grenze zwischen Aufständischem und Terrorist? Diese und andere Fragen stellt von Kleist am Beispiel des Michael Kohlhaas (historisches Vorbild: Hand Kohlhase), überlässt es aber dem Leser, diese zu beantworten, was nicht zwangsläufig abschließend gelingt, aber allemal zum Denken anregt und Stoff für Diskussionen bietet.


    Ich vergebe 9 Punkte.

  • Zitat

    Original von milla
    Zum einen ist der Schreibstil auch noch nach über 200 Jahren sehr gut verständlich; wobei anzumerken ist, dass insbesondere die Liebhaber langer Sätze hier voll auf ihre Kosten kommen.


    Absolut :)
    Ich habe das Buch damals noch in der Schule gelesen und fand es mit eines der besten, die einem aufgezwungen werden. Der Konflikt ist gut verständlich und es ist interessant zu lesen, wie sich Kohlhaus rechtfertigt, um Gerechtigkeit zu bekommen, auch wenn es mit unlauteren Mitteln zugeht.
    Auch in der heutigen Zeit noch relevant und interessant zu lesen.


    (Vielleicht nicht unbedingt die kleingedruckte Reclam-Ausgabe wählen, gerade bei den Schachtelsätzen ist es sehr anstrengend, das so zu lesen.)