Der Tag, an dem Marilyn starb – Donna Milner

  • Die deutsche Übersetzung erscheint am 22. Februar 2010


    Über den Autor (Amazon)
    Donna Milner lebt mit ihrem Mann im kanadischen Bundesstaat British Columbia. Nachdem ihr erster Roman »River« ein überwältigendes internationales Echo fand und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, widmete sie sich ganz dem Schreiben.


    Kurzbeschreibung (Amazon)
    Ethie horchte in die Stille des Hauses hinein. Der Duft des grünen Satinkleids ihrer Mutter erfüllte noch immer den Raum, Soir de Paris, so hieß ihr Parfüm. Ethie konnte nicht glauben, dass sie nun für immer fort sein sollte. Aber genau das hatte der junge Polizist gesagt, nachdem Dad ihm die Tür geöffnet hatte: Es habe einen Unfall gegeben, und es tue ihm leid, ihre Mutter sei für immer »heimgegangen«. Jetzt schliefen Ethies Brüder, und Dad saß allein in der Küche, man konnte im Dunkeln die Glut seiner Zigarette sehen. Sicher dachte er darüber nach, warum Mom tot auf einem Segelboot gefunden worden war. Und warum sie getrunken hatte. Hing das alles mit dem fremden Mädchen zusammen, das gestern Morgen dagewesen war? Oder mit seiner Vergangenheit, über die er so lange geschwiegen hatte?



    Donna Milners "After River" war eines meiner Lese-Highlights des Jahres 2008 und so war ich natürlich mächtig gespannt auf ihren zweiten Roman.


    So ganz kann Promise dem Erstlingswerk nicht das Wasser reichen. Es ist schon eine runde, schön erzählte Familiengeschichte, die mir persönlich aber mit etwas zuviel Schmalz daherkommt. Das Geheimnis in der Vergangenheit des Vaters ist leicht vorhersehbar und am Ende war alles etwas unausgewogen. Da hätten Figuren ausführlicher geschrieben sein können, da hätten Rückblicke kürzer sein können… das war alles nicht so ganz rund.


    Trotzdem: Ein letztendlich warmes Lesegefühl, schön schreiben kann Donna Milner auf alle Fälle, nur die Höhe von "After River" erreicht sie nicht ganz. Interessant auch der geschichtliche Aspekt, die Verwicklung kanadischer Soldaten im WWII in Hongkong, deren Jahre in Kriegsgefangenschaft. Dafür gibt es einen großen Pluspunkt, so was interessiert mich immer.


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  • Ich habe die englisch-sprachige Originalausgabe "The Promise of Rain" als Taschenbuch gelesen und wie fast immer finde ich den Originaltitel weitaus passender :grin


    Eine meiner besten Freundinnen lebt zur Zeit in Vancouver und Regen ist dort das beherrschende Thema. Und eben nicht nur heute sondern auch zur Zeit des Romans, deren Hauptteil im Jahr 1962 spielt.


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  • huiii das klingt ja vielversprechend....die deutsche Leseprobe ist diese Woche bei vorablesen.de....vielleicht hab ich ja Glück. =)
    Klingt ja wirklich richtig gut.

  • Danke, uert, für die Rezi :-).


    Da bei mir "River" noch ungelesen liegt :schaem, kann ich ja ruhigen Gewissens erstmal etwas SUB-Abbau betreiben, bevor ich gleich das nächste der Autorin kaufe (passiert mir manchmal :rolleyes).

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Ich habe das Buch schon gelesen, darf meine Rezi aufgrund der Sperrfrist aber noch nicht veröffentlichen. Aber soviel kann ich ja sagen, es ist total toll! Ich liebe dieses Buch, und River werde ich demnächst auch noch lesen. :-]

  • Zitat

    Original von Sigrid2110
    Danke, uert, für die Rezi :-).


    Da bei mir "River" noch ungelesen liegt :schaem, kann ich ja ruhigen Gewissens erstmal etwas SUB-Abbau betreiben, bevor ich gleich das nächste der Autorin kaufe (passiert mir manchmal :rolleyes).



    So do I... :grin

  • "Der Tag, an dem Marilyn starb" wird auf zwei verschiedenen zeitlichen Ebenen und aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Die Handlung der von Ethie Coulter aus der Ich-Perspektive dargestellten Ereignisse setzt am 5.August 1962, dem Todestag von Marilyn Monroe, ein - und das ist auch der einzige Bezug, den dieser in der deutschen Fassung etwas unpassend betitelte Roman zu Marilyn Monroe hat. An diesem verhängnisvollen Tag wird die Mutter der Ich-Erzählerin, Lucy Coulter, auf dem Segelboot einer Freundin mit dieser zusammen tot aufgefunden. Die schockierte Familie, bestehend aus dem Vater Howard, den Brüdern Frankie und Kipper sowie dem Nesthäkchen Ethie, rätselt, warum Lucy sich auf diesem Segelboot aufgehalten hat und noch dazu untypischerweise ungeschminkt und total betrunken war... Durch den Tod der Mutter gerät die Welt der Familie Coulter völlig aus den Fugen. Der schon immer sehr in sich zurückgezogene Howard gibt sich nur noch dem Whiskykonsum hin, der älteste Bruder Frankie versucht, die Familie zusammenzuhalten und Ethie kümmert sich um ihren vom Down-Syndrom betroffenen Bruder Kipper. Der Leser erlebt hautnah, wie sehr die Kinder unter dem Tod ihrer warmherzigen, couragierten Mutter und der zunehmenden Entfremdung von ihrem Vater leiden.


    Der zweite Erzählstrang aus der Perspektive eines allwissenden Erzählers spielt in den Jahren 1941 bis 1945, in denen Howard als Freiwilliger in Hongkong diente und in japanische Kriegsgefangenschaft geriet. Die eindringliche Beschreibung der Gräuel, denen die britischen und kanadischen Gefangenen ausgesetzt waren, von Misshandlungen und Demütigungen durch die Lageraufseher über Zwangsarbeit und nagenden Hunger bis zu entsetzlichen Krankheiten bei katastrophalen sanitären und medizinischen Bedingungen,verlangt dem Leser starke Nerven ab.


    Die beiden Erzählstränge wechseln einander ab, so wird es im Laufe der Zeit immer deutlicher, warum Howard sich so seltsam benimmt. Die Rückblicke auf die Kriegsjahre enthüllen nach und nach ein Geheimnis, das Howard seit Jahren mit sich herumschleppt und niemandem anvertraut hatte...


    Der Schreibstil der Autorin hat mich sehr beeindruckt: er ist teilweise von brutaler Deutlichkeit (Kriegsszenen), andererseits von großer Wärme und tiefem Einfühlungsvermögen (Familiengefüge der Coulters) geprägt.


    Dieses Buch ist keine leichtverdauliche Kost, aber es ist ein absolut fesselnder Roman, der den Leser auch nach der letzten Seite nicht so schnell loslassen wird.

  • Kurzbeschreibung
    Ethie horchte in die Stille des Hauses hinein. Der Duft des grünen Satinkleids ihrer Mutter erfüllte noch immer den Raum, Soir de Paris, so hieß ihr Parfüm. Ethie konnte nicht glauben, dass sie nun für immer fort sein sollte. Aber genau das hatte der junge Polizist gesagt, nachdem Dad ihm die Tür geöffnet hatte: Es habe einen Unfall gegeben, und es tue ihm leid, ihre Mutter sei für immer »heimgegangen«. Jetzt schliefen Ethies Brüder, und Dad saß allein in der Küche, man konnte im Dunkeln die Glut seiner Zigarette sehen. Sicher dachte er darüber nach, warum Mom tot auf einem Segelboot gefunden worden war. Und warum sie getrunken hatte. Hing das alles mit dem fremden Mädchen zusammen, das gestern Morgen dagewesen war? Oder mit seiner Vergangenheit, über die er so lange geschwiegen hatte?
    Über den Autor
    Donna Milner lebt mit ihrem Mann im kanadischen Bundesstaat British Columbia. Nachdem ihr erster Roman »River« ein überwältigendes internationales Echo fand und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, widmete sie sich ganz dem Schreiben. Zuletzt erschien auf Deutsch ihr zweiter Roman »Der Tag, an dem Marilyn starb«.




    Meine Meinung:


    „Der Tag an dem Marylin starb“ ist eine wirklich bewegene Familiengeschichte. Anhand zweier Handlungssträngen wird zum einen beschrieben, wie Ethie den Tod ihrer Mutter bewältigt, zum anderen wird die Vergangenheit von Ethies Vater, einem ehemaligen Soldaten des zweiten Weltkrieges, sehr eindrucksvoll geschildert. Ethies Mutter Lucy stirbt sehr plötzlich, doch war es wirklich ein Unfall? Es scheint viel mehr dahinter zu stecken...Nach Lucy´s Tod stürzt die Familie in ein tiefes Loch und hat einige Krisen zu durchleben, Lucys Vater Howard scheint in schwere Depressionen zu fallen. Nach und nach kommt Ethie hinter das Geheimnis, über das ihr Vater nie sprechen konnte, und welches wahrscheinlich auch für Lucys Tod verantwortlich ist...Beschäftigt man sich etwas näher mit den Umständen von Marylin Monroes Tod, erkennt man auch langsam den Titelbezug.


    Besonders die Ereignisse der Kriegsvergangenheit in Hong-Kong sind für den Leser sehr bewegend, er kann sich gut im die Gefühlslage Howards hineinversetzen und leidet mit den Kriegsgefangenen mit. Das Ende ist nahezu bilderbuchhaft, wenn nicht sogar etwas klischeeüberzogen.Donna Miller schreibt in einem sehr klaren Stil, durch den man der Handlung gut folgen kann.


    Für das Ende gibt es einen Stern Abzug, doch wenigstens bietet sich hier die Möglichkeit kleine Rührungstränchen trocknen zu lassen- 4 von 5 Sternen!

  • Mit unerschöpflicher Geduld schafft die Autorin eine Welt voller Gegenspieler. Mut, Liebe, Angst und Krieg nehmen entscheidende Positionen ein. Geschickt manövriert sie den Leser durch Handlungsstränge in der Gegenwart und in der Vergangenheit.
    Der Schreibstil ist ruhig und harmonisch - sanftmütig auch in Bezug auf einen behinderten Sohn.
    Man durchlebt Ethies Verzweiflung genauso wie ihres Vaters Schildgefühle. Die Beziehungen werden exakt durchleuchtet, sodass die Liebe von der Mutter zu ihren Kindern sehr deutlich wird.
    Der Krieg wird in allen Einzelheiten dargeboten. Von den vergewaltigten Frauen, bis zu verkrüppelten Menschen lässt sie die Grausamkeiten zum Leser kommen. Der riecht die heiße Luft förmlich in seiner Nase und schwitzt mit den Gefangenen.


    Die Spannung ist bis zum Ende aufrecht erhalten. Warum starb die Mutter? Welche Schuldgefühle verfolgen den Vater?


    Berührend und eindrucksvoll hinterließ Milners Buch einen bleibenden Eindruck.

  • Das Buch "Der Tag an dem Marilyn starb" würde ich als Schicksalsroman bezeichnen. Ein Genre, welches für gewöhnlcih nicht das meine ist, was mich aber sehr in seinen Bann gezogen hat.


    Erzählt wird die Geschichte einer amerikanischen Familie, in der sich viele Schicksale treffen, beginnend mit dem des Todes der Mutter.


    Hiervon ausgehend erzählt Ethie von ihren Brüdern Frank, der ältere und Christopher, der jüngere. Christopher ist am Down-Syndrom erkrankt und erscheint hier herzlich liebenswert. Die Mutter stirbt an einer Vergiftung und der Vater, selbst alkoholkrank, muss sich nun dem Leben und seinen Herausforderungen stellen.


    Das wahre Schicksal jedoch spielt sich in einer anderen Zeit ab: In Rückblenden erfährt der Leser, wie es zur Erkrankung des Vaters gekommen ist: Im 2. Weltkrieg als Soldat in Japan stationiert musste er dort in der Gefangenschaft schreckliche Greuel überstehen und hat eine schuld auf sich geladen, die ihm die Rückkehr in sein altes Leben massiv erschwert hat.


    Ohne kitschig zu werden, findet die Familie am Ende einen guten Weg zu sich zurück.


    Fazit: Informativ, fesselnd, sprachlich flüssig: Empfehlenswert!


    Jaune

    "Vorrat wünsche ich mir auch (für alle Kinder). Nicht nur Schokoriegel. Auch Bücher. So viele wie möglich. Jederzeit verfügbar, wartend, bereit. Was für ein Glück." Mirjam Pressler

  • Der 5. August 1962 ist ein Tag, der für die Familie Coulter beginnt wie jeder andere Tag. Und doch wird am Abend dieses 5. August nichts mehr so sein wie bisher. Lucy Coulter, die Mutter, stirbt auf tragische Weise und hinterlässt die Kinder Frankie, Ethie und den mit Down-Syndrom geborenen Kipper sowie ihren Mann Howard, der vom zweiten Weltkrieg seelisch gezeichnet ist und der sich nach dem Tod seiner Frau endgültig zu verlieren droht. Wird es die Familie schaffen, mit dem Verlust fertig zu werden oder am Tod der Mutter auseinander brechen?


    Wie schon in River führt Donna Milner ihren Lesern auch in ihrem zweiten Buch vor Augen was passieren kann, wenn Dinge nicht ausgesprochen sondern über Jahre mit sich herumgetragen werden. Falsche Entscheidungen, verpasste Momente und am Ende ist sie da, die Katastrophe, die doch durch wenige Sätze hätte abgewendet werden können: Hätte Howard nicht geschwiegen, wäre es nicht zu Lucys Unfall gekommen. Hätte Lucy Fragen gestellt, wäre es nicht zu ihrem Unfall gekommen. Warum aber wird in dieser Familie nicht miteinander gesprochen? Was hat diese Sprachlosigkeit ausgelöst? Diese Fragen beantwortet Donna Milner dem Leser in einem zweiten Handlungsstrang, der zwanzig Jahre zurückreicht und Howards furchtbare Zeit in einem japanischen Internierungslager im besetzten Hongkong in den Jahren 1941 und 1942 schildert, aus dem er als gebrochener Mann mit einem persönlichen Geheimnis zurückkehrt. Zusammen mit den Ereignissen nach dem 5. August werden dem Leser schnell die Zusammenhänge klar, während die Protagonisten, allen voran Ethie, noch eine Weile im Dunkeln tappen.


    Donna Milner ist es auch in ihrem zweiten Roman gelungen, eine schwierige Familiengeschichte mit viel Einfühlungsvermögen und Sensibilität zu erzählen, ohne dabei in Pathos abzudriften. Der Leser wird auch im Laufe dieses Buches "heimliches" Familienmitglied, leidet und fühlt mit den Protagonisten, würde sie manchmal gerne trösten, manchmal gerne schütteln. Mit Bravour hat sie auch die Schilderung der Grausamkeit und Härte in dem japanischen Gefangenenlager gemeistert. Sie erspart dem Leser nichts, überfordert ihn aber auch nicht mit brutalen Schilderungen. Geschockt ist man dennoch, denn das, was vielleicht nur angedeutet wird, bildet im Kopf des Lesers ganz eigenen Bilder aus.


    Donna Milners Art zu erzählen ist wie ein langer, ruhiger Fluss, dessen Strömung den Leser mit sich trägt, ihn in sanften Wellen wiegt, bei dem man aber doch mit dem ein oder anderen Strudel rechnen muss. Ehe man sich versieht, ist man dem ganz eigenen Sog der Geschichte erlegen und kann sich ihr nicht mehr entziehen.


    Mir hat dieses zweite Buch sogar noch besser gefallen als River. Donna Milner steht damit nun endgültig auf der Liste meiner Lieblingsautorinnen.

  • Über die Autorin:
    Donna Milner lebt mit ihrem Mann im kanadischen Bundesstaat British Columbia. Nachdem ihr erster Roman »River« ein überwältigendes internationales Echo fand und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, widmete sie sich ganz dem Schreiben.


    Kurzbeschreibung:
    Durch einen tragischen Unfall kommt Lucy Coulter am 5. August 1962, dem Tag, an dem auch Marylin Monroe starb, ums Leben. Fortan muss ihr vom zweiten Weltkrieg traumatisierter Ehemann Howard alleine für Sohn Frankie, Tochter Ethie und den am Down Syndrom leidenden Kipper sorgen. Doch Howard zieht sich immer mehr in seine eigene Welt aus Schmerz und Erinnerungen an den Krieg zurück, und erst, als er seine Kinder zu verlieren droht, ist er in der Lage, sich der Vergangenheit, aber auch der Zukunft zu stellen.


    Meine Meinung:
    „Der Tag, an dem Marylin starb“, erzählt die Geschichte der Familie Coulter nach dem plötzlichen Tod der Mutter Lucy ebenso wie die Erlebnisse des Vaters Howard während seiner Zeit als in Japan stationierter Soldat zur Zeit des zweiten Weltkriegs. In Kapiteln abwechselnd befindet sich der Leser im Jahre 1962 oder im zweiten Weltkrieg. Zwar ist von Anfang an bekannt, dass es sich bei dem Vater und dem Soldaten um dies selbe Person handelt, die Handlungsstränge werden jedoch erst nach und nach zusammengeführt, so dass die Geschichte einen Sinn ergibt.
    Der Leser lernt Howard von zwei verschiedenen Seiten kennen: einmal als jungen, verliebten und frisch verheirateten Soldaten, dessen Leben noch vor ihm liegt – und als gebrochenen, traumatisierten Vater von drei Kindern, der seinen Kummer und Schmerz mit zu viel Alkohol betäubt. Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass diese völlig unterschiedlichen Männer ein und dieselbe Person sein sollen. Doch nach und nach versteht man, warum Howard zu dem Menschen wurde, der er 1962 ist. Doch trotz allem ist dieser Vater unglaublich liebenswert, genau wie seine Kinder. Donna Milner beschreibt die Familie Coulter so sympathisch und humorvoll, dass man sie nur gernhaben kann! Ich kann nicht mal sagen, welche Figur mir am meisten ans Herz gewachsen ist – die fröhliche Lucy, die für 13 Dollar ein Auto kaufte, oder Kipper, der eine ganze Packung Waschpulver in die Waschmaschine füllt und damit den Keller unter Wasser setzt. Oder Ethie, Frankie, Howard, die, jeder für sich, eine sehr liebenswerte Persönlichkeit darstellen.


    Der Schreibstil der Autorin überzeugt durch eher sanfte, gefühlvolle Töne. Trotzdem gelingt es ihr, eine gewisse Spannung aufzubauen, die es schwer machen, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Man möchte noch viel mehr Zeit mit Ethie und ihrer Familie verbringen.


    Sehr interessant und lehrreich sind die gut recherchierten Informationen über die Vorkommnisse in Hongkong während des zweiten Weltkriegs. Man erfährt eine Menge über das Leben der Soldaten im Krieg und in japanischer Gefangenschaft. Dieses Wissen lässt Howard Coulter noch mal in einem anderen Licht erscheinen.


    Das Ende ist leider ein wenig zu „happy“ geraten und dadurch ein wenig kitschig. Da sich der Kitsch jedoch auf das allerletzte Kapitel beschränkt, kann man über diesen kleinen Makel getrost hinwegsehen. Und dieses Buch ist einfach zu schön, um es sich durch ein wenig „heile Welt“ vermiesen zu lassen.

  • Inhalt:


    Lucy Coulter wird tot auf einer Yacht gefunden. Warum hat die enthaltsame Frau einen so hohen Alkohohlpiegel im Blut? Wozu war sie auf dem Segelschiff? Zurück bleibt ihre verstörte Familie, ihr kriegstraumatisierter Mann Howard, der behinderte Sohn Kipper, Frankie und Ethie, die den meisten Teil der Geschichte aus der "Ich" Perpektive erzählte. Lucy stirbt am gleichen Tag wie Marylin Monroe. Der Roman spielt zu weiten Teilen in den sechziger Jahren, führt aber auch zurück in den zweiten Weltrieg, den Howard als Soldat für die Kanadier in Hongkong verbracht hat, wo er mit seinem besten Freund Gordy in Kriegsgefangenschaft geriet. Die Gründe für Lucys Tod müssen in der vergangenheit liegen. Ethie entdeckte eine seltsame Fremde, der sie mit ihrem behinderten Bruder Kipper folgt.


    Meinung:


    Zu Beginn hatte ich etwas Mühe mit Donna Milners Schreibstil. Howard wirkt noch sehr undurchsichtig in seiner Verschlossenheit und der Beginn seiner Soldatenzeit habe ich in anderen Büchern, mit anderen Protagonisten auch schon packender gelesen. überhaupt kommt die Hongkong Zeit über ein grundsolide nicht hinaus, obwohl sie interessante Ansätze hat. Zweites Manko ist die mangelnde Motivation, die den Geschehnissen auf dem Segelboot vorausgeht. Irgendwie passt da etwas für mich nicht zusamme, wenn ich an das Verhältnis von Lucy zu ihrer Familie denke. Ich möchte dass jetzt nicht näher ausführen, weil ich keine Spannung rauben möchte. Denn obwohl ich Zweifel an dem Ende hege war ich am Schluss restlos begeistert von dem Roman, die letzten hundertfünfzig Seiten habe ich in Rekordtempo gelesen. Donna Milner schafft es ungeheur einfühlsam in das Innenleben der Familie Coulter einzutauchen, die Konfliktlinien sichtbar zu machen. Die Charaktere werden wundervoll klar gezeichnet. Der Roman ist spannend, er heilt Wunden und hallt lange nach. Dafür meinen Respekt.

  • Lucy, Ehefrau und Mutter von 3 Kinder, stirbt am gleichen Tag wie Marilyn Monroe. Genau so überraschend und durch einen tragischen Unfall. Ethie erzählt uns die Geschehnisse aus ihrer Sicht. Sie war damals 11 und blieb mit ihren Brüdern Frank und Kipper, der das Down-Syndrom hat, und ihrem Vater, der vom Krieg und vom Alkohol gezeichnet ist, zurück.
    Ihr Bericht wird unterbrochen von Rückblenden in die Vergangenheit ihres Vaters. Wie er ihre Mutter kennenlernte und wie er als Kanadier in den Krieg zieht. Die Briten hatten die Kanadier um Hilfe in Asien gebeten, und die eilen hilfsbereit und blauäugig herbei und lassen sich nach Hongkong verschiffen. Dort werden sie Zeuge, wie die Japaner die Inselstadt einnehmen wollen. Es kommt zu Kämpfen und sie geraten in japanische Kriegsgefangenschaft. Howard, Ethies Vater, zu Beginn ein normaler netter Junge, der schnell noch seine Jugendliebe Lucy heiratete, ist mit seinem Freund seid Kindertagen, Gordie, in der Armee. Der Krieg und vor allem die furchtbare Gefangenschaft unter den Japanern zeichnet ihn tief und fürs Leben. Als er endlich nach Kriegsende zurückkehrt, ist er nur noch ein Schatten. Und er kann nicht über seine Erlebnisse sprechen, auch nicht über das kleine Geheimnis, das er hütet, und das unbeabsichtigt zum Auslöser wird für die Ereignisse, die zu Lucys Tot führten.


    Die Andeutung des Unfalltodes sollte man nicht als das Versprechen eines Krimis interpretieren. Lucy stirbt durch einen Unfall, das ist schnell klar. Aber wieso sie überhaupt da war, wo sie war und starb, das erfährt man im Laufe der Geschichte. Die Kapitel über die Vergangenheit wechseln sich mit Ethies Berichten ab. Sie erfährt nach und nach ebenfalls von dem Geheimnis ihres Vaters.


    Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen. Ich wusste bisher nichts über die kanadische Kriegsbeteiligung. Leider gingen mir die Geschehnisse nicht besonders nahe. Die Kriegsgräuel werden im gleichen gemütlichen Ton erzählt wie die Geschehnisse bei Ethie. Die Figuren bleiben blass, einzig Kipper, der sonnige behinderte Bruder, ist mir ans Herz gewachsen. Zwar kann ich mir vorstellen, das das Erlebte Howard so sehr veränderte und er nicht darüber reden konnte. Aber auch er blieb mir fremd, sein Geheimniss war eigentlich keins, denn es ist nichts, was er verheimlichen musste. Ich hab sein Schweigen darüber nicht verstanden. Somit zeigt das Buch für mich eigentlich nur, das kleine Dinge, die man unterlässt, oft zu großem Schaden führen. Das ist der rote Faden des Buches.


    Der Titel ist recht willkürlich aus dem Anfang des Buches genommen, er hat keine tiefere Bedeutung. Der englische Titel ist allerdings auch nicht wirklich treffender. Sie passen beide zu diesem recht wagen Buch, das nett erzählt und unterhält, eigentlich auch eine tragische Geschichte erzählt, sowohl die private als auch die der kanadischen Soldaten, dafür aber zu kuschlig rüberkommt. Die Sprache ist mir zu gediegen, zu seicht, um zu berühren oder zu beindrucken.


    So ist leider ist "Der Tag, an dem Marilyn starb" kein Buch, das mich beindruckt oder wirkliche Emotionen in mir geweckt hat. Es ist an mir vorbeigeplätschert.