Gebundene Ausgabe mit 375 Seiten
Verlag: script 5 (Januar 2010)
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Skinned
Kurzbeschreibung
Lia Kahn ist reich, schön und beliebt bis ein Unfall sie beinahe tötet. Im Krankenhaus wacht sie in einem perfekten, künstlichen Körper auf. Lia wird nie wieder Schmerz empfinden, sie wird nicht altern und nicht sterben. Doch der Preis dafür ist hoch: Ihre Freunde misstrauen ihr, ihr Freund betrügt sie und alles, was ihr wichtig war, wandelt sich in einen Albtraum. Hin- und hergerissen zwischen dem Leben, das sie einmal kannte, und einer neuen, aufregenden Existenz, lernt Lia bald die bitterste Lektion: Niemand kann ihr die Entscheidung abnehmen, die sie treffen muss, um ihre Liebsten zu schützen.
Zur Autorin
Robin Wassermans Passion Geschichten zu erfinden, liegt in ihrer Kindheit begründet: Als Einzelkind blieb ihr nicht viel anderes übrig als sich selbst Geschichten zu erzählen, um den Alltag spannender zu gestalten. Und diese Liebe zu Geschichten erhielt sie sich über die Schulzeit. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Kinderbuchlektorin, bis sie das Schreiben zum Beruf machte.
Heute lebt sie in ihrer Lieblingsstadt New York und schreibt Bücher für junge Erwachsene
Quelle: Verlagsseite
Meine Meinung
Romane aus dem Bereich Science Fiction sind in der Jugendliteratur im Vergleich zu beispielsweise Fantasy dünn gesäht. Um so sehnlichster erwarte ich jede Veröffentlichung rund um futuristische Szenarien und Utopien. Lia Kahn erhält nach einem eigentlich tödlichen Autounfall einen neuen, mechanischen Körper. Damit sind einige Probleme für sie verbunden, denn die „Mechs“ sind in der Gesellschaft geächtet, mit ihren Freunden kommt sie sofort nicht mehr klar. Es entstehen Berührungsängste zwischen ihr und ihrem Freund. Nur ein sonst eher zurückhaltender Junge ist fasziniert von der Maschine, die behauptet Lia zu sein und doch so anders ist.
Zentrale Themen des Romans sind Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung, Autonomie, Persönlichkeit und freier Wille. Letzterer wird besonders eindrucksvoll umgesetzt. Denkt Lia bloß, sie könne frei entscheiden oder hat der Prozessor in ihrem Inneren klare Vorgaben programmiert bekommen, nach denen er handelt? Und was ist mit den Menschen? Sind sie frei? Haben sie wirklich einen freien Willen oder gibt es jemanden, der ihre Geschicke lenkt? Lia und Auden begeben sich auf die Suche nach Antworten zu diesen Fragen und wachsen dabei immer mehr zusammen. Ernste Fragen, auf die es bis heute keine allgemein gültigen Antworten gibt, werden hier jugendgerecht verpackt, so dass sich das Buch etwa ab 14 Jahren eignet. Einzig die häufigen Zeitsprünge erschweren oftmals das Verständnis der Geschichte.
Vergleiche zu Mary E. Pearsons „Zweiunddieselbe“ drängen sich unweigerlich auf. Im Kern ähneln sich diese beiden Romane in der Tat, das ist nicht von der Hand zu weisen. Die thematische Umsetzung allerdings ist unterschiedlich. „Zweiunddieselbe“ ist poetischer, regt viel mehr zum Lesen zwischen den Zeilen an, „Skinned“ passt besser zur Zielgruppe, trifft einen jugendlichen Ton und wirkt nicht wie Jenna Fox, die Protagonistin von Pearsons Buch, schrecklich erwachsen. Der Zielgruppe könnte dadurch „Skinned“ in der Tat besser gefallen als „Zweiunddieselbe“ – hier passiert einfach mehr, man wird eingesponnen in eine flotte Handlung und findet sich selbst trotz des futuristischen Settings leicht wieder. Jugendliche und ihr Denken haben sich auch in der gezeichneten Zukunft nicht verändert und jemand, der anders ist, wird rigoros ausgeschlossen. Außenseiter ist man auch, wenn man Fragen stellt, auf die die Mitschüler nicht kommen. Etwa die Frage nach dem freien Willen.
Negativ ins Auge fallen leider die blassen Nebenfiguren. Während Lia interessant gezeichnet ist und als Ich-Erzählerin natürlich die meiste Aufmerksamkeit erhält, erfährt man von den anderen Figuren nur sehr wenig. Andererseits ist der Roman besonders durch die Perspektive authentisch und geht rasch nahe. Ein distanzierte Erzählperspektive wäre der Sache sicher nicht dienlich gewesen.
Am Ende hängt die Geschichte etwas in der Luft – kein Wunder, auf Englisch ist bereits ein Folgeband erhältlich. Ein Termin für die deutsche Übersetzung ist bisher nicht bekannt.
Fazit
Spannende, jugendgerechte Bearbeitung ernster Fragen in futuristischem Setting. Sehr lesenswert!
Bewertung
8,5/10 Punkten