Aber Kiwi,
das war ein Jahreshiglight in 2008 für mich. Am Ende gleich mal meine Worte von damals:
Zusammengefasst kann ich Dir nur Mut machen, wenn Du ein wenig Geduld aufbringst, und die gelungenen Bilder, die French heraufbeschwört magst. Ansonsten sehe ich wenig Hoffnung für Dich - ein echter Krimi ist es nicht, eher eine Psychologische Studie mit Ermittlungen - ich habe das Team echt gerne begleitet, aber ein Freund von mir war - nur gelangweilt ... (Falls letzteres der Fall sein sollte - tröste Dich mit einem nächsten Buch - es gibt Bücher, die auf Dich zugeschnitten sind - bestimmt.
Meine Eindruck damals:
Mit einem Rückblick in die frühen 80ger-Jahre und einem Exkurs über das Verhältnis des Ermittlers zur Wahrheit beginnt dieses Buch. Schon mit diesen beiden Einstiegsstatements zeigt die Autorin, dass sie mit der Erwartungshaltung der LeserInnen zu spielen versteht.
Ihre Schilderungen sind eindrücklich, Ausgrabungsstätte, Autopsie-Saal, Familienwohnzimmer, Intrigen, Kameradschaft, alles wirkt mehr als dreidimensional, weil auch Gefühle, Gerüche und Tastsinn angesprochen werden und das mehr, als sonst in Krimis üblich.
Der Umgang der Ermittler untereinander klingt, als wäre man gern Teil des Teams. Diese Art Kollege scheint doch ideal für eine Partnerschaft. Doch nicht alles ist eitel Sonnenschein, wie auch, wenn soviel vertuscht werden muss? Einerseits aus persönlichen Gründen, andererseits aus dem Unterbewusstsein heraus. Nicht alles kann daher gut enden – oder?
Die Ich-Perspektive ist ein weiteres gelungenes Detail, denn die Subjektivität der Geschichte ist damit zwar immer gegeben, wurde von mir jedoch trotzdem oft vergessen. Die Gestaltung und die Hinweise, die man so im Laufe der Geschichte erhält sind im Rückblick noch besser platziert, als ich sie beim Lesen empfunden habe.
Tana French ist es gelungen die knapp 700 Seiten hindurch die Spannung zu halten, bzw. zu schüren. Bis auf eine Wendung hatte ich nichts vorhergesehen. Ihre Art Dinge unterschwellig oder möglicherweise vorweg zu nehmen ist der Spannungsclou schlechthin, wenn man in der Lage ist während des Geschichtsverlaufs auch noch darauf zu achten. Hinzu kommt ihre bildhafte eindrückliche Sprache. Ihr ist ein Einstandsroman gelungen, der viele Autoren vor Neid erblassen lassen wird. (Binchen, September 2008)