John Irving wurde 1942 in Exeter in New Hampshire geboren. Als Berufsziele gab er schon sehr früh an: Ringen und Romane schreiben. Irving lebt und schreibt heute abwechselnd in New England und Kanada.
Die Kurzbeschreibung sowohl bei Amazon als auch auf Verlagsseite ist etwas dürftig:
Von der Sehnsucht und der Flüchtigkeit des Glücks. Die Odyssee eines Kochs und seines Sohns durch New Hampshire und halb Amerika, ausgelöst durch eine tragische Verwechslung. Die Geschichte einer großen Liebe und vieler kleiner.
Die Geschichte beginnt 1954 und umspannt fünf Jahrzehnte. Es beginnt in der Kantine einer Holzfäller-Siedlung in New Hampshire, wo ein 12-jähriger Junge die Freundin des lokalen Sheriffs mit einem Bär verwechselt. Sowohl der 12-jährige als auch sein Vater werden zu Flüchtlingen, erst nach Boston, dann Vermont und Toronto und immer verfolgt von dem unerbittlichen Sheriff. Ihr einsamer Beschützer ist ein libertärer Holzfäller, für den Vater und Sohn bis zum letzten Kapitel trotz Flucht die einzige Familie sind.
Mir ist der Einstieg etwas schwer gefallen. Trotz Todesfall gleich im ersten Satz zieht es sich etwas und wird durch viele - m.E. zu Beginn überflüssige - Details langatmig. Irving hat zumindest mich am Anfang mit den Informationen zum Holzfällen in New Hampshire... naja, nicht überfordert, aber eben gelangweilt.
So nach und nach bekommen die Figuren dann Charakter, es entwickelt sich eine Geschichte und gegen Ende des ersten Teils und mit Hilfe von viel Bob Dylan wurde es dann interessanter.
Aber kaum fängt dann der nächsten Teil an, hatte ich das Gefühlt ich fange wieder vor vorne an mich den Figuren zu nähern. Jeder Teil des Buches ist grob ein Teil der Flucht und macht so rd. 15 Jahre Sprung und es wird dann in Rückblenden die vergangene Zeit erzählt. Das funktioniert nur zum Teil, wie schon am Anfang verliert sich Irving in zu vielen Details und springt ohne System hin und her. Dazu verliert er sich ja auch noch in politisches Geschwafel, erst ist Vietnam und später dann Bush und Irak das große Thema. Und so sehr ich politisch Irving verstehe, ist es doch viel Geschwafel. Da hätte Straffung oder der Rotstift eines Lektors nicht geschadet.
Das einzige andere Buch welches ich je von Irving gelesen habe, ist Hotel New Hampshire, aber ich erinnere mich, dass mir das damals (ist schon viele viele Jahre her) alles zu viel war. Zu viel Skurrilität. Die Verfilmung gefiel mir weitaus besser, was aber auch an dem frühreifen Rob Lowe gelegen haben kann. Aber ich schweife ab
Viele Elemente, die man wohl mittlerweile als typisch für Irving bezeichnen kann (z.B. Bären, New Hampshire) kommen auch hier vor und auch die etwas andere Haltung zum Tod, zu Sex und die Schicksalschläge… all das ist für mich im Vergleich mit HNH mittlerweile typisch Irving.
So richtig warm geworden bin ich mit dem Buch aber erst nach mehr als der Hälfte. Dann (endlich!!) sind mir die Figuren aber so richtig ans Herz gewachsen und ich habe den Rest in einem Rutsch zu Ende gelesen. Das haut es dann wieder raus, um es mal salopp zu sagen und ich kann dann doch noch 8 Punkte vergeben.
Sprachlich ist das Buch toll geschrieben, klare Sprache, wenn auch mit eben teilweise weit hergeholten Geschichten. Egal was Irving "be"schreibt (Holzfäller, Kochen, Jagd…), er schreibt es nah und realistisch.
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