Der Kinderdieb - Brom

  • Bei diesem Buch hatte mich die Beschreibung von amazon bereits neugierig gemacht und eine Leseprobe bei den Buchbotschaftern begeistert. Entsprechend gefreut habe ich mich, als ich als Testleser ausgewählt wurde.



    ***Der Autor***


    Brom, Jahrgang 1965, wurde in Albany im amerikanischen Bundesstaat Georgia geboren. Da sein Vater Pilot bei der U.S. Army war, verbrachte Bromeinen Teil seiner Jugend im Ausland, unter anderem in Japan und Deutschland; aus dieser Zeit rührt auch seine Angewohnheit her, seine Vornamen nicht zu benutzen.
    Bereits mit 21 arbeitete Brom als Illustrator für Firmen wie Coca-Cola und IBM. Später begann er, sich auf die visuelle Umsetzung von Spielen wie Dungeons & Dragons, Magic: The Gathering und World of Warcraft zu spezialisieren, und arbeitete für zahlreiche Verlage und Computerspielhersteller. Brom lebt heute mit seiner Familie in Seattle.


    ***Zum Inhalt***


    Peter ist auf der Suche nach Freunden. Am besten im Alter von 14 oder 15 Jahren, da Teenager stärker sind, ein höheres Durchhaltevermögen haben und meistens länger überleben. Außerdem legt der Kinderdieb wert darauf, verlorene Kinder zu finden, also Ausreißer oder absolut Verzweifelte und Unglückliche. Denn nur diese sind bereit, ihm freiwillig durch die Nebel zu folgen, auf der Suche nach ein wenig Freundlichkeit und Zuneigung.
    Er bietet ihnen eine Zuflucht an, fernab von Erwachsenen und den Problemen unter denen die Kinder jetzt leiden. Nur eines sagt er ihnen nicht: Nämlich dass dort nicht nur magische Geschöpfe und das Abenteuer ihres Lebens auf sie warten, sondern auch größte Gefahr. Denn Peters Zuflucht, die geheimnisumwobene Insel Avalon liegt im Sterben, bedroht von Fleischfressern. Und genau gegen diese sollen die Kinder antreiben, die Zeit eilt. Doch bereits der Weg dorthin ist extrem gefährlich, frei nach dem Motto Nur die Harten kommen in den Garten.


    ***Meine Meinung***


    Wer nicht nur den Disney-Kitsch kennt, sondern auch die Urfassung gelesen hat, weiß, dass dort Peter Pan als jemand beschrieben wird, der sich Spielgefährten entführt. Jedoch wird auch gesagt: „Die Anzahl der Jungen auf der Insel variiert natürlich, je nachdem, wie viele getötet werden und derlei. Und wenn sie den Eindruck machen, dass sie erwachsen werden, was gegen die Regeln verstößt, jätet Peter sie aus.“
    Dieses Bild eines eher verstörenden und zwielichtigen Peter Pans nimmt Brom als Grundlage für seinen Roman. Zu Beginn wird Peter eher düster, zwielichtig und mit großem Gewaltpotential beschrieben, der sich seinem potentiellen Opfer anbiedert, einen Freund vorspielt, aus einer Gefahr rettet und dann versucht, das Kind dazu zu bringen, mit ihm zu gehen.
    Im Verlauf der Geschichte werden immer wieder Rückblicke auf Peters Vergangenheit gestartet, in denen aufgezeigt wird, wie er zu dem wurde, was er jetzt ist.
    Dabei bedient sich Brom an diversen englischen/irischen/keltischen Sagen und Mythen. Außerdem zeigt er auf, wie schnell sich beeinflussbare Kinder einer charismatischen Person anschließen und plötzlich zu Dingen bereit sind, die sie unter normalen Umständen niemals tun würden. Die Lehren, die man aus diesem Buch ziehen kann, sind vielfältig. Brom schafft es aber, diese nicht mit dem Holzhammer in den Kopf des Lesers zu schlagen, sondern sie sind schön verwoben, werden nicht direkt angesprochen, aber ziehen beim Lesen unweigerlich in den Kopf ein.
    Die Grundtendenz im Buch ist relativ düster, auch mit Gewaltschilderungen wird nicht gespart. Sei das eine Vergewaltigung vom Stiefvater oder heraushängende Gedärme, abgeschlagene Köpfe oder herumspritzendes Blut. Ich habe durchaus schon harmlosere Horrorfilme gesehen. Der Kinderdieb ist zwar eher ein Jugendbuch, ist aber im oberen Altersbereich anzusetzen. Ich würde es ab 16 Jahren empfehlen.
    Nimmt man es das erste Mal in die Hand fallen in der Mitte des Buches erst mal ein paar andersartige Seiten auf. Hier sind etliche farbige Illustrationen der Handlungspersonen zu bewundern, gezeichnet natürlich vom Autor. Den Kapiteln ist meist eine Schwarz-Weiß-Zeichnung vorangestellt.
    Ein wirklich wunderbares Buch, das ich gerne weiter empfehle.

    Ich lese grade:


    Der Herr des Turms - Anthony Ryan
    ________
    Save the earth - it's the only planet with chocolate!

  • Ich schließe mich dem im Großen und Ganzen an, lande aber nur bei 8 Eulenpunkten :-).




    Der Kinderdieb Peter verspricht das Abenteuer, das Spiel, ein Leben ohne Erwachsene. Worum es wirklich geht, wird interessanterweise am deutlichsten in dem mit „Nick“ überschriebenen Kapitel: Frei sein, sich über Regeln hinwegsetzen, leben! Der einzige Preis ist augenscheinlich das Zurücklassen der Realität, die bei den „gestohlenen“ Kinder oftmals alles andere als rosig war. Misshandlungen, Gewalt, Mobbing, Sklaverei – das sind nur einige Beispiele dessen, was sie zurücklassen. Erwachsen wird man auch nicht mehr. Für immer Kind sein, für immer in Avalon bleiben. Peters Angebot hat natürlich auch Schattenseiten, das jedoch merken die ihm folgenden Kinder und Teenager erst, wenn sie bereits auf dem Weg durch die Nebel sind. Wahre Horrorvisionen beschwören diese Nebel herauf und nicht wenige der Anwärter auf das Leben in Avalon sterben auf dem Weg dorthin!
    Peter hat sich seine ganz eigene Welt in Avalon geschaffen, die Teufel stehen auf seiner Seite, müssen mit dem Wandel der Jahre aber auch gegen die Bedrohung Avalons kämpfen. Als diese immer weiter zunimmt, spitzt sich auch die Lage zu. Neuling Nick wird zwischen den Teufeln ebenfalls nicht heimisch, sondern spürt die Dunkelheit, die Avalon umgibt, tief in seinem Inneren. Der Junge wird zur Bedrohung für alle anderen …


    Die Grausamkeit, die dem Mythos um Peter Pan inne liegt, lässt der Autor dabei nicht außen vor. Deshalb eignet sich der Roman für junge Erwachsene ab etwa 16 Jahren, beschwört er doch das ein oder andere Horrorszenario herauf. Auch merkt man, dass Brom sonst viel im Rollenspielbereich tätig ist, nicht nur an seinen Zeichnungen, sondern auch an den Umschreibungen, die er insbesondere für Kampfszenen verwendet.


    Negativ ins Auge fällt vor allem die Ausdrucksweise sämtlicher aus der Realität stammender Charaktere. Sei es der 14-jährige Nick oder ein später auftretender, erwachsener Polizist aus New York, man hat bei ihnen allen das Gefühl, heutige Kommunikation könne nicht mehr ohne Flüche ablaufen! Es lässt sich quasi kein Dialog im ganzen Buch finden, in dem nicht etliche Male geflucht wird oder eine völlig diffuse Satzstruktur vorliegt. Dadurch erhält man den Eindruck, dass weder Erwachsene noch Jugendliche in der heutigen Zeit mehr vernünftig sprechen können. Die verwendete Sprache wird mehr als gezwungen jung und aufgesetzt! Das fiel schon in der Leseprobe auf und hat sich im gesamten Buch leider wie ein roter Faden fortgesetzt.


    Und doch übt die Geschichte eine gewisse Faszination auf die Leser und Leserinnen aus. Man möchte wissen, wie es mit Peter, Nick und der Dame, die das Kernelement Avalons ist, weitergeht. »Der Kinderdieb« ist nicht unbedingt das Buch schlechthin für diejenigen, die Peter Pan lieben oder geliebt haben. Vielmehr kann es Menschen ansprechen, die aus der alten Geschichte herausgewachsen sind und einen neuen Zugang suchen. Leser, die es nur wegen Peter Pan und ihrer Liebe zu dieser Geschichte kaufen wollen, werden eher enttäuscht sein. Denn diesem Anspruch, beispielsweise einer Weiterführung, wird das Buch nicht gerecht.


    »Der Kinderdieb« bietet eine Abenteuergeschichte für junge Erwachsene, sprachlich wenig überzeugend, aber doch faszinierend. Das Buch übt seine ganz eigene Faszination aus.

  • Hier meine Rezi:


    Die Geschichte von Peter Pan wurde ursprünglich von James Barrie geschrieben und ist, im Gegensatz zu den Disney-Verfilmungen, eine durchaus blutrünstige Story mit einem rücksichtlosen Peter Pan, der andere Kinder rekrutiert, um sie gegen seine Feinde wie z.B. die Piraten kämpfen zu lassen. Der Schriftsteller Brom hat diese Geschichte in unsere Zeit versetzt und mit englischen Sagen wie der vom mystischen Reich Avalon gewürzt.


    Und auch Broms Peter Pan ist nicht nur der nette, spitzbübige Junge, der jede Menge Spaß haben und niemals erwachsen werden will, sondern eine stets undurchsichtige Gestalt, die ihre Ziele auch auf Kosten anderer verfolgt. In der Auseinandersetzung mit Peter und ganz ohne die Erwachsenen erschafft Brom eine Situation, in der die Kinder und Jugendlichen ihre eigenen Regeln aufstellen müssen, um zu überleben – frei nach Klassikern wie „Lord of the flies“. Ernsthaft-spannende Unterhaltung für Youngsters.

  • Meine Meinung:


    Brom entführt uns mit "Der Kinderdieb" in die magische Welt von Avalon,die -seit die Menschen dort gelandet sind- von Verfall und Wahnsinn zerstört wird. Um die Erwachsenen,oder Fleischfresser wie die Bewohner Avalons sie nennen,zu vertreiben entführt Peter Kinder und trainiert sie im Kampf. Auch Nick, der in New York keine Zukunft mehr für sich sieht folgt Peter durch den Nebel nach Avalon.


    Die Geschichte die Brom hier entstehen lässt bedient sich an allerlei Mythen keltischen Ursprungs und verknüpft sie gekonnt mit der Geschichte um Peter Pan,die James Barrie vor vielen Jahren geschrieben hat. Doch mit einem netten Kindermärchen hat "Der Kinderdieb" keine Ähnlichkeit, im Gegenteil. Gewalt und Wahnsinn sind allgegenwärtig in dem Buch; ich würde es daher auch eher für ältere Jugendliche- ab 16 aufwärts- empfehlen.


    Die Geschichte liest sich im Großen und Ganzen sehr spannend, einzig im Mittelteil wo Peters Vergangenheit in Flashbacks dargestellt wird empfand ich es als ein wenig langatmig. Auch die Charakter haben mir gut gefallen,besonders Peter erfüllt genau das,was der Autor beabsichtigt hat:einen zwiespältigen,einerseits einsamen,mitleiderregenden Charakter,andererseits eine grausame und gewaltbereite Figur zu kreieren,der mit seinem Charme und einem Lächeln alles bekommt,was er will. Auch die anderen Charaktere sind gut ausgearbeitet und und rund.


    Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen und ich komme auf 8 von 10 Punkte.

  • Die dunkle Seite von Peter Pan


    Das Gefühl, das mich beim Lesen von "Der Kinderdieb" beschlich, hatte ich das letzte Mal bei Pan's Labyrinth. Eine Mischung aus Ekel, Abscheu und tiefer Faszination. Ein böses, verstörendes Buch, das hält, was das hochglänzende, schwarz/rote Cover mit BROMs meisterhaften Illustrationen verspricht.


    Schon im Prolog wird ein Mädchen durch den eigenen Vater missbraucht. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Nick, ein Außenseiter, der sich mit einer Drogengang anlegt und flüchten muss. Da kommt ihm die Chance auf einen Fluchtweg, geboten vom geheimnisvollen, spitzohrigen Peter, ganz recht. Doch Peter spielt sein eigenes Spiel und seine Motive sind nicht ganz uneigennützig. So findet sich Nick bald unter den Teufeln wieder, einer Horde wilder Teenager, die auf einer sterbenden Zauberinsel gegen Monster und fanatische Pilger ums Überleben kämpft.


    In einem Wechsel aus aktueller Handlung und Rückblenden aus Peters Sicht geht der Leser auf Entdeckungsreise nach Avalon, dem letzten Hort für Elfen und Zauberwesen, der so ganz und gar anders ist, als man sich ein Zauberreich vorstellt. Dabei geht es meist rücksichtslos brutal, bisweilen aber auch unglaublich poetisch und anmutig zu, wie im Hort der Dame, der Herrin von Avalon, der Peter durch ein magisches Band tief verbunden ist.


    Zur Sprache: Gossenslang zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. "Räudig", "Pisse" und "Arsch" gehören zu den meist verwendeten Worten. Merkwürdig mutete es mir an, wenn auch Menschen vergangener Zeiten den Slang des 20./21. Jahrhunderts sprechen. Abgewöhnen würde ich BROM die Angewohnheit, schreien durch GROSSBUCHSTABEN darzustellen. Das gehört in Comics, in einem ernstzunehmenden Roman wirkt es für mich deplatziert. Neben Fäkalsprache gibt es reichlich Gewaltexzesse. Blut spritzt, Körperteile werden abgetrennt und Gehirnmasse und Gedärme fliegen nur so umher. Wer da sensibel ist, sollte von dem Buch besser die Finger lassen. Lange Zeit war ich mir nicht sicher, ob BROM nur provozieren und Tabus brechen wollte, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Doch das würde dem "Kinderdieb" nicht gerecht werden, dafür steckt zu viel Tiefe in dem Buch. Eine erschreckende, verstörende Tiefe zugegebenermaßen. Eins muss ich BROM dabei lassen: Kämpfe, von denen es reichlich gibt, kann er (be)schreiben wie kein zweiter.


    Im Gegensatz zum derzeitigen romantisierenden "all age" Trend in der Phantastik ist "Der Kinderdieb" aus meiner ganz klar ein Jungen Buch. Als Grafikdesigner von Spielen wie World of Warcraft kennt BROM das Lebensgefühl der Generation Internet. Von Jungen, die sich stets benachteiligt fühlen und in ihren Fantasien davon träumen, zurückzuschlagen. Ob "Der Kinderdieb" nun ein Plädoyer für oder gegen Gewalt ist, muss jeder Leser für sich entscheiden. Auf jeden Fall ist der "Kinderdieb" ein Buch, über das man sprechen sollte, vielleicht sogar im Unterricht der Oberstufe. Denn neben der Auseinandersetzung mit den Themen Gewalt, Hass, Mobbing und Gruppendynamik bietet der "Kinderdieb" viele interessante Anleihen an die britische Mythologie und letztendlich natürlich auch an das Original Werk von James M. Barrie. Und ich gebe BROM recht, dass Peter Pan schon im Originalwerk eine verstörende Figur voller Widersprüche ist, die es wert ist, entzaubert zu werden.


    Dabei ist die Geschichte spannend bis zur letzten Seite und entzieht sich jedem Klischee. Koalitionen wechseln, Gut wird Böse und Böse gut, die Grenzen verschwinden und am Ende steht die Erkenntnis, dass Gewalt oft nur aus Missverständnissen, falscher Ehre und einem Mangel an Kommunikation resultiert.


    Jedes Kapitel wurde von BROM wundervoll illustriert und in der Mitte des Buches befinden sich noch acht Seiten mit Farbillustrationen der Hauptcharaktere.


    Ein Meisterwerk, das fünf Sterne verdient und von dem wir m.E. noch viel hören werden. Das schreit geradezu nach einer Verfilmung. Vorzugsweise natürlich durch Guillermo del Toro ;-)

  • „Nichts bringt mehr Freude in die Bude als umherspritzende Innereien“ (Brom in seinem Nachwort)


    Zugegeben: der Satz ist jetzt komplett aus dem Kontext gerissen – aber beim Lesen von „Der Kinderdieb“ überkommt einen manchmal das Gefühl, dass dieser Satz nicht ganz so ironisch gemeint ist, wie er präsentiert wird.


    Peter hat sein Zuhause in Avalon gefunden, dem letzten magischen Ort auf der Welt. Beschützt wird dieser Hort des Übernatürlichen für gewöhnlich von der „Dame“, aber sie wird zusehends schwächer und „Fleischfresser“ bedrohen die Idylle von Avalon. Um das Sterben des magischen Ortes zu verhindern, kehrt Peter immer wieder in das New York der Gegenwart zurück: auf der Suche nach ausgestoßenen und verlorenen Kindern. Diese überredet er dann, mit sich nach Avalon zu kommen und verspricht ihnen ein besseres Leben.


    Als er auf den 14jährigen Nick stößt, der Probleme mit Drogendealern hat, ist ihm das Potential des Jungen sofort bewusst. Nick und Peter sind sich in vielerlei Hinsicht ähnlich aber allzu oft auch genau gegensätzlich.


    Kurz nachdem Nick dem Kinderdieb bis nach Avalon gefolgt ist, wird ihm klar, dass die Kinder dort von Peter ausgebildet werden – um zu kämpfen…


    Wir alle kenne wohl die Geschichte von Peter Pan, dem Jungen der niemals erwachsen werden wollte. Aber abgesehen von der kinderfreundlichen Disney-Version: wie kann die Geschichte wirklich aussehen?
    Brom schafft es die bekannte Geschichte James Matthew Barries ganz neu zu erzählen und unter Anderem mit Elementen der irischen Mythologie zu verknüpfen. Peter ist nicht bloß ein liebenswerter Junge, der schlecht behandelt wurde und nun für seine Freiheit kämpft, nein, er ist auch unberechenbar, brutal und rücksichtslos.


    Es hat mich gerade auf den letzten 200 Seiten fasziniert, wie Brom sich mit dem Aspekt der Schuld befasst. Wer ist Schuld am Zerfall Avalons? Wie sieht es mit der persönlichen Schuld jedes Einzelnen aus? Ganz klar, geht das Buch unter die Oberfläche eines einfachen Unterhaltungsromans und regt auch zum Nachdenken an. Nicht jeder, der zu Anfang wie der große Held aussah, kann diesem Image bis zum Ende gerecht werden und diejenigen, die zunächst wie das personifizierte Böse wirkten, gewinnen plötzlich an Sympathie. Genau wie manchmal im wahren Leben also - nur viel spannender und mitreißender verpackt.


    Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir dabei der passende Satz: „Beide Seiten waren vor Angst und Hass aufeinander so verblendet, dass sie nicht einmal merkten, dass sie eigentlich das Gleiche wollten […]. Was für ein Irrsinn!“


    Ich kann nur jedem empfehlen dieses wunderschöne, vielschichtige Buch zu lesen! Einzige Vorraussetzung: ein starker Magen, da wirklich häufig Innereien durch die Gegend fliegen.

  • Kurzbeschreibung:
    Leise wie ein Schatten streift ein merkwürdiger Junge durch die Straßen von New York. Er nennt sich Peter und ist auf der Suche nach Kindern und Teenagern, die dringend Hilfe brauchen. Peter rettet sie – und bietet ihnen an, sie in sein magisches Reich zu führen, in dem niemand je erwachsen werden muss. Doch er verrät ihnen nicht, dass dieses Land im Sterben liegt und dort nicht nur magische Geschöpfe und das Abenteuer ihres Lebens auf sie warten, sondern auch größte Gefahr…


    Zum Autor:
    Brom, Jahrgang 1965, wurde in Albany im amerikanischen Bundesstaat Georgia geboren. Da sein Vater Pilot bei der U.S. Army war, verbrachte Brom einen Teil seiner Jugend im Ausland, unter anderem in Japan und Deutschland; aus dieser Zeit rührt auch seine Angewohnheit her, seinen Vornamen nicht zu benutzen. Bereits mit 21 arbeitete Brom als Illustrator für Firmen wie Coca-Cola und IBM. Später begann er, sich auf die visuelle Umsetzung von Spielen wie Dungeons & Dragons, Magic: The Gathering und World of Warcraft zu spezialisieren, und arbeitete für zahlreiche Verlage und Computerspielhersteller. Brom lebt heute mit seiner Familie in Seattle.


    „Hätte das Mädchen nur mit den anderen Jungen und Mädchen reden können, jenen etwa, die dem goldäugigen Jungen bereits gefolgt waren, dann hätte es gewusst, dass man immer noch etwas zu verlieren hat.“ (Seite 11)


    Rezension:
    Brom erzählt die Geschichte von Peter Pan ganz neu. Sie hat nichts von der Erzählung, die man z. B. aus der Disney-Verfilmung kennt, gemein. Peter ist in diesem Roman nicht der sympathische Junge, der nicht erwachsen werden will und andere Kinder einlädt, ihm in sein Reich zu folgen, sondern ein sehr zwiespältiger Jugendlicher, der alles dafür tut, seine Ziele durchzusetzen. Die Kinder sind für ihn Mittel zum Zweck, er lässt sie für sich kämpfen und sterben.


    Das Reich des Peter Pan liegt in Avalon (das mit dem „zuckersüßen“ Nimmerland überhaupt nichts gemein hat) und es fließen sehr viele Gestalten der mystischen und keltischen Sagen in den Roman mit ein, wie z.B. Morgan Le Fay, die hier als Modron, die Dame vom See eine tragende Rolle spielt.


    Auf gar keinen Fall möchte ich das Buch für Kinder weiterempfehlen! Es baut eine zunehmende Brutalität auf, die sehr detailreich geschildert wird, was fast an eine Art Splatter-Horror erinnert. Daher würde ich ein Lesealter ab 16 Jahren empfehlen. Erwachsene erwartet eine wirklich sehr gelungene Neuerzählung: Bisweilen sehr dunkel, brutal und düster aber auch fantasiereich und spannend.


    Zur Gestaltung des Buches: Ein absoluter Hingucker ist bereits der fantastisch gestaltete Schutzumschlag mit Peter Pan als Titelfigur und umherfliegenden Pixies mit einem grob im Hintergrund angedeuteten New York. Hervorheben möchte ich die sehr schönen Farb- und Schwarz/Weißillustrationen in der Mitte des Buches und jeweils zu Kapitelbeginn, die von Brom selbst gestaltet wurden.


    Fazit: Absolute Leseempfehlung an alle, die einmal einen anderen Peter Pan kennenlernen wollen und gerne Fantasy lesen.


    Wertung: 5 von 5 Punkten

  • Hab das Buch jetzt grad beendet. Ich muss sagen ich bin begeistert. Dieses Buch kann man beim lesen nicht mehr aus der Hand legen.
    Es erzählt eine andere Geschichte von Peter Pan.
    Allerdings ist dieses Buch nichts für Schwache Nerven. Das Buch baut zum größtenteils auf Gewalt auf. Man muss sich vor herumfliegenden Innereien in acht nehmen. Im ganzen Buch herrscht hauptsächlich eine düstere Stimmung.
    Ich kann dieses Buch nur weiter empfehlen.

  • Das steht auch auf meiner Wunschliste (Oh Mann, die ist inzwischen so lang, ich kann das Ende schon gar nicht mehr sehen)
    Ich plädiere dafür, dass weniger Bücher veröffentlicht werden ... oder man mehr Zeit zum Lesen bekommt. :gruebel

  • Ich habe das Buch heute Nacht beendet und musste danach erst einmal tief durchatmen.
    Gewissen Kritikpunkten möchte ich mich anschließen:
    - ständige GROSSBUCHSTABEN (das gehört für mich allenfalls in Comics oder Kinderbücher)
    - Gossenslang auf Teufel komm raus bei nahezu jeder Figur, auch wenn er nicht angebracht erscheint
    - Die Rückblicke in Peters Vergangenheit fand auch ich einen Hauch zu lang, zumal er damit ein wenig seinen düsteren Charakter verlor und mir persönlich das Ganze zu sehr auf die Mitleidstränendrüse drückte


    Ansonsten fand ich das Buch ziemlich genial, weil es auf Gut-Böse-Klassifizierung verzichtet, auch wenn man dies erst spät merkt. Von einem Geistesgestörten und einem religiösen Fanatiker abgesehen, konnte man jede Figur in gewisser Weise verstehen und ihre Taten nachvollziehen.
    Die ganze verzweifelte Aussichtslosigkeit aller Seiten kam fantastisch rüber, und ich hatte mehrmals den unangenehmen Gedanken: "Was würdest du tun?"


    Interessant fand ich, dass man im Laufe des Romans regelrecht abstumpft. Die blutrünstigen Kämpfe lesen sich immer lässiger weg und zum Ende nimmt man auch den Tod von wirklich liebgewonnenen Figuren einfach hin. Nicht, dass es mich nicht berührt hätte - aber bei weitem nicht so sehr, wie es das in anderen Büchern tut. Nahc dem Nachwort hatte ich jedoch das beklemmende Gefühl, dass der Autor exakt das erreichen wollte. Dass er zeigen wollte, wie schnell man sich in dieser Welt "einlebt" und selbst ein Stück weit sein Mitgefühl verliert. Vielleicht interpretiere ich da aber auch zu viel.


    Über einen Punkt am Ende habe ich mich schrecklich geärgert:


    9/10 Punkte gibt es trotzdem von mir.

  • Inhalt:
    Der Kinderdieb Peter ist das krasse Gegenteil von dem beliebten Peter Pan. Am besten noch dem von Disney.
    Peter sucht verzweifelte und verlorene Jugendliche. Er will sie ins geheimne Land Avalon bringen, doch dazu müssen die Kinder ihm freiwllig folgen, durch den Nebel.
    Das Land Avalon liegt im Sterben und viele grausame Kreaturen treiben sich darin umher. So wird der Gang durch den Nebel, die Flucht vor den Erwachsenen und anderen Problemen, in Avalon zu einem großen Abenteuer. Und das nicht im positiven.


    Meine Meinung:
    Ich kenne, wie viele, den Disney Peter Pan und ich kenne die oroginal Geschichte. Auch da wird Peter eher weniger als nett beschrieben. Aber bei weitem nicht so grausam wie in "Der Kinderdieb".
    Brom bedient sich der original Geschichte und arbeitet den verstörten Charackter von Peter weiter aus. Ist er am Anfang "nur" ein gewalttätiger Junge, so erfahren wir im Laufe der Geschichte einiges über seine Vergangenheit.


    Die Geschichte ist jedoch nicht nur phantastisch sondern ist auch real. Hier wird gezeigt wie beeinflussbar Kinder sind die Probleme haben. Was aus Kindern wird, denen man früher nicht geholfen hat.


    Das Buch beinhaltet einige Gewaltszenen, die über das "normale" Maß in Jugnedbüchern hinausgehen, weswegen das Buch erst ab 16 Jahren gelesen werden sollte,


    Mir hat "Der KInderdieb" sehr gut gefallen, denn es ist ein Buch mit vielen Facetten. Es ist Fantasy mit einem bekannten Kern (Peter Pan) jedoch in etwas anderes umgewandelt. Zudem ist dieses buch Geseelschaftskritisch,


    Eine wirklich gekonnte Mischung. Ein ganz anderes Fantasybuch.

  • Ich bin vor ein paar Tagen damit fertig geworden und muss sagen, dass es wirklich super war.


    Ich mochte auch irgendwie die Kampfbescheibungen im Buch, weil es ja wirklich so zu geht.


    Außerdem mag ich das Nachwort vom Autor, wo er darauf hinweist, dass er die meisten Personen nicht gänzlich erfunden hat, sondern dass sie auf bestimmte Götter und dergleichen basieren. Ich stehe auf Autoren die recherchiren. :grin


    Die Originalausgabe von J. M. Barries Peter Pan würde jetzt auch gerne lesen, weil es mich interessiert, wie Peter da beschrieben ist.


    Meiner Meinung nach ist das Fantasy fom Feinsten und gehört auf jeden Fall gelesen.

  • Peter Pan mal gänzlich ohne rosarote Brille!


    Nachts, verborgen in der Dunkelheit streift ein seltsamer Junge durch die Schluchten von Manhattan, auf der Suche nach hilfsbedürftigen Kindern, um sie zu retten. Die geschundenen, gequälten und vernachlässigten sind es, die ihn anlocken, die er braucht. Denn sie sind es, die sich davon überzeugen lassen ihm nach Avalon zu folgen. Freiwillig zu folgen.
    Avalon, seine Heimat ist eine „zauberhafte“ Insel voller Magie, dem menschlichen Auge hinter einer dicken Nebelschicht verborgen. Dort, wo es keine Erwachsenen gibt, wo Kinder nicht älter werden, will er sie vor ihren Peinigern in Sicherheit bringen und mit ihnen spielen.


    Bis hierher hört es sich fast noch an wie ein Disney Märchen. Beim Lesen wird jedoch von Anfang an klar, dass Peter nicht der harmlose lustige Gesell ist, den man gerade noch erwartet hätte. Seine goldenen Augen funkeln beängstigend und anziehend gleichermaßen, er ist bewaffnet und sein Spiel hat nicht selten mit Blut zu tun. Um Freunde zu finden, sie davon zu überzeugen ihn zu begleiten, lässt er sich einiges einfallen. Hält sich aber auch bei vielen Dingen zurück, um sie nicht zu verschrecken.


    Einmal in Avalon angekommen, merken die Kinder schnell, dass es wohl doch nicht alles so schön und friedlich ist, wie Peter es versprochen hatte, denn Avalon beginnt zu sterben und das Spiel heißt plötzlich Krieg.


    Der Schreibstil passt meiner Meinung nach hervorragend zu dieser Geschichte. Nichts wird in poetische Watte gepackt, alles wird direkt und schonungslos beim Namen genannt. Gerne auch mal etwas lauter und in Großbuchstaben.
    Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten, obwohl es auch einige Passagen gibt, die vorhersehbar wirken.
    Die interessanten Figuren(die einem alle bekannt vorkommen) sind meistens detailliert beschrieben und man möchte eigentlich immer sofort wissen, was es mit den jeweiligen Gestalten, die wirklich nicht rar gesät sind, auf sich hat.


    Nur bei einem Charakter ... über den hätte ich gerne mehr gewusst. Wer das ist müsst ihr selber herausfinden ;-)


    Einige Längen muss ich aber dennoch anmerken und auch einiges an Wiederholungen. Teilweise habe ich zwischendurch gedacht, das Buch könnte gut und gerne um ein Drittel dünner sein und würde nichts an Spannung verlieren. Trotzdem kann ich es nicht in meine "kann ich nicht mehr aus der Hand legen" Kategorie einreihen.
    Die Kämpfe, welcher Art auch immer sie waren, waren mir teilweise zu viel.
    Nach dem hundertsten Dolch in der Brust, geköpften „was auch immer“ und aufgeschlitzten Gedärmen, habe ich zum Ende hin gar nicht mehr wahr genommen, wer diesmal wieder ins Gras beißen musste. Und das, obwohl mir die ein oder andere Person doch anfangs ziemlich am Herzen lag.
    Diesen Abstumpfungseffekt fand ich schon fast bedauerlich. (ob gewollt oder nicht)
    Aber trotz allem ein tolles Buch. Tolle Geschichte und super schöne Zeichnungen. (Die alleine können einen schon eine ganze Weile in Beschlag nehmen) :-)
    Nur in der Kinderabteilung einer Buchhandlung, wo es mir schon begegnet ist, hat dieses Buch definitiv nichts zu suchen!
    9 Eulchen von mir.

  • Mein Schatz hat es mir heut geschenkt, weil ihr mich so neugierig gemacht habt. :-)


    Ich hab aber noch das original Peter Pan ungelesen in englisch hier bei mir liegen. Meint ihr, das soll ich zuerst lesen und dann das von Brom?