Ich hatte diese Woche den Roman von Vorablesen in der Post und habe mich heute so eingehend damit befasst, dass ich mir eine kleine Rezi dazu nicht verkneifen möchte.
Kurzbeschreibung:
Julias Leben ist in Aufruhr. Sie hat sich von ihrem Mann getrennt, ihre Mutter ist erkrankt und spricht seit Tagen kein einziges Wort. Nur die Liebe zu David, dem freundlichen Arzt ihrer Mutter, gibt Julia Kraft. Da findet sie am Straßenrand ein tödlich verletztes Mädchen, die Spuren am Tatort weisen auf David hin. Julia kann das nicht glauben entgegen allen Beweisen besteht sie auf Davids Unschuld.
Meine Meinung:
Sam Hayes hat mit "Stumm" ihr zweites Werk auf deutsch vorgelegt; einen Psychothriller, der Begriffe wie Liebe und Vertrauen in ein völlig neues Licht rückt.
Julia ist Lehrerin der örtlichen Schule, hat zwei Kinder - den elfjährigen Alex und die achtjährige taube Flora - und befindet sich gerade mitten in der Scheidungsphase von ihrem Noch-Ehemann Murray. Inzwischen hat sich eine zarte Annäherung zwischen ihr und dem neuen Arzt der Stadt, David Carlyle entwickelt. David schenkt Julia das Vertrauen und die Stabilität, die sie in ihrer Ehe mit Murray schmerzlich vermißt hat - denn wenn Murray trinkt, scheint er alles zu vergessen: Julia, sich selbst und sogar seine Kinder. Eines Tages findet Julia auf einem Spaziergang eine ihrer Schülerinnen verletzt auf einem Feld: Grace ist kaum mehr in der Lage, etwas zu sagen und offensichtlich schwer verletzt. Julia ist fassungslos, kann sich aber auch mit ihrer Mutter Mary nicht darüber austauschen, da diese aus unbekannten Gründen nicht mehr spricht. Als man David wegen des Verbrechens an Grace verdächtigt und festnimmt, überschlagen sich die Ereignisse...Jeder hat in diesem Roman so seine Geheimnisse, die nun nach und nach langsam ans Licht kommen und zum Schluss nichts mehr so ist, wie es anfangs schien. Der Roman ist flüssig geschrieben und auch der Plot ist spannend genug, um den Leser gefangen zu nehmen. Die Erzählperspektive, die zwischen drei
Personen wechselt, lockert das Ganze immer wieder durch die verschiedenen Ansichten und Handlungsansätze auf. Insgesamt ist es ein Thriller, der mehr auf die psychologische Art fesselt, als durch viel Blutvergießen.
Als persönlicher Kritikpunkt bleibt für mich nur zu sagen, dass mich die Personen nicht hundertprozentig überzeugen konnten. Julia ist stur bis zum umfallen, wenn es um ihren angebeteten David geht, Murray ist an Katastrophen immer Schuld, verteidigt sich aber nie, und Mary, nun ja - der Grund für ihr Verstummen ist zwar nachvollziehbar, aber ihre weitere Handlungsweise für mich nicht nachvollziehbar.
Alles in allem ein netter spannender Roman für Zwischendurch, der eine tragische Familiengeschichte beschreibt, aber kein Thriller in dem Sinne, dass man nach dem Lesen sofort die Haustüren abschließen möchte.