Die Leserunde - Hartfrid Voss (Hg)

  • 11. Auflage 1985
    Verlag: Madsack
    Die ersten 10 Auflagen erschienen unter dem Titel „Eine köstliche Spätlese“ im Hartfried Voss-Verlag.


    Kurzbeschreibung:
    Erzählungen der Weltliteratur


    Diese Geschichten haben gemeinsam, dass sie die freundliche Seite des Lebens aufzeigen. Mit Menschlichkeit geschrieben, haben sie einen friedlichen und tröstlichen Aspekt. Ein Lesebuch für alle Generationen


    Meine Meinung:
    Diese Anthologie hat das Ziel, positiv auf den Leser zu wirken. Es sind Geschichten aus Büchern, die mit Herzenswärme, Menschlichkeit und Güte geschrieben sein sollen.
    Entsprechend betuchlich geht es zu. Größtenteils sind die Geschichten von Autoren, die im 19.Jahrhundert geboren wurden, Truman Capote ist mit Geburtsjahr 1924 noch der jüngste Autor. Klar, dass das Buch deswegen sehr altmodisch wirkt.
    Es ist in Großdruck gehalten, da wohl in erster Linie ältere Leser als Zielgruppe vermuten werden.


    Es geht gut los mit Hermann Hesse, der wie so oft bei seinen Erzählungen, eine große Ruhe ausstrahlt. Er ist in Tessin, beobachten die Menschen dort und die Natur.


    Truman Capotes Geschichte Früchtekuchen ist leider Teil der Weihnachtserinnerungen, also nur ein Ausschnitt, den ich außerdem erst vor kurzen als Hörbuch gehört hatte. Da fand ich ihn auch sehr gut.


    Somerset Maugham liefert einen humorvollen Beitrag. In seiner Geschichte möchte der Erzähler einen alten, spanischen Lyriker kennen lernen, dessen Verse ihn in seiner Jugend viel bedeutet haben. Er hat ein festes Bild von diesem Dichter. Es ist nur die Frage, ob sich dieses Idealbild bewahrheiten wird. Leider endet die Geschichte mit einer platten Pointe.


    Das Buch versucht Beziehungen zwischen den Geschichten herzustellen, und so folgt direkt darauf wieder eine Geschichte über Schriftstellerei, diesmal von Joseph Conrad. Es stammt aus seinen Lebenserinnerungen. Ganz amüsant, aber eigentlich bin ich von Conrad mehr Niveau gewohnt.


    Sehr viele Geschichten reichen tief in die Vergangenheit, manchmal hat das etwas verklärendes, auffällig z.B. bei Ein estländisches Gutshaus von Else Hueck-Dehio oder auch bei Die alte Dame von Ernst Penzoldt.


    Eine gute Entscheidung traf der Herausgeber mit dem Ausschnitt aus Fontanes Lebenserinnerungen „Das Bild meines Vaters“. Das Kapitel „Das letzte Gespräch“ zeigt Fontane im Gespräch mit seinem alten Vater, ihre letzte Begegnung. Diese Geschichte ist der Höhepunkt des Buches.


    Neben ansonsten ganz ordentlichen Geschichten, gibt es einige, die heute wirklich kaum noch lesbar sind. Schade außerdem, dass nicht versucht wurde, eigenständige Erzählungen und Kurzgeschichten zu finden. Stattdessen sind viel zu viele Auszüge dabei. Immerhin sind am Ende des Buches alle Quellenhinweise verzeichnet.