Kurzinhalt:
Die 11-jährige Katharina gerät in einem andalusischen Urlaubsort in die Hände von Entführern und Kinderschändern, die sie in einer abgeschiedenen Villa versteckt halten. Als die deutsche Touristin Klara Fotos von dem Mädchen in der Villa macht, gerät sie in Gefahr.
Meine Meinung:
Der Roman "Die blaue Katze" erzählt eine Geschichte, die nicht wirklich einen wendungsreichen Krimi, keinen Whodunit, ja auch keinen in den Bann ziehenden Thriller, sondern eher ein beklemmendes Drama darstellt. Aus verschiedenen Erzählperspektiven (die Kinderpsychologin Klara, die Kindesentführerin Jeannette und das Mädchen Katharina bilden die Haupt-Blickwinkel des Romans) wird das bittere, tragische und schauerliche Schicksal eines kleinen Mädchens erzählt, das im Urlaub in die Hände von Entführern und Kinderschändern gerät und erst nach Monaten durch die engagierte, etwas unbedarfte und nicht ungefährliche Hilfe von ein paar Freunden (die nur zufällig involviert werden) befreit werden kann.
Da sowohl Katharinas Sicht als auch die der Entführerin von Beginn an präsentiert werden, hält der Kriminalroman keine Überraschungen oder unerwarteten Wendungen bereit. Von Anfang an ist klar, wer das Mädchen in der Villa ist, von wem sie entführt wurde und wer hinter dieser Entführung steckt. Die stärksten Momente hat der Krimi daher nicht durch die eher zögerlich und stümperhaft ermittelnde Protagonistin Klara, sondern durch das Mädchen Katharina, die Unvorstellbares erlebt und entdeckt. Dabei wird der Kindesmissbrauch selbst nicht geschildert, und auch die Kinderschänder sind lediglich Namen ohne Gesicht oder Geschichte, aber die Folgen des Missbrauchs bei den Kindern sind das eigentlich Schockierende und Bewegende.
Neben der Seite der Kinder gibt es die Perspektive der Bösewichte, die jedoch allzu unterbelichtet und fadenscheinig bleibt. Vieles wirkt unklar oder unverständlich. Vor allem Jeannette als Kopf der Bande und gleichzeitiger Schwachpunkt der Verbrecher (sie zeigt Nerven und ein Herz?) wollte mir nicht einleuchten. Die Autorin wollte offensichtlich den Tätern keine Tiefe, keine Story, keine Psychologie, keinen Hintergrund geben, um sie nicht emotional oder erzählerisch aufzuwerten, aber das führt dazu, dass manches schlichtweg zu vage und diffus bleibt.
Insgesamt aber ein bewegender und lesenswerter, wenn auch mitunter sehr schwer zu verdauender Roman.