Titan - Robert Harris

  • Titel: Titan
    Originaltitel: Lustrum
    Verlag: Heyne
    Seiten: 544


    Kurzinhalt (von amazon.de)


    Rom im Jahr 63 v. Chr.: Cicero ist endlich Konsul. Im Wahlkampf hat er sich gegen den korrupten Patrizier Catilina durchgesetzt. Aber zur Verwirklichung seiner politischen Ideale läuft ihm die Zeit davon, denn Catilina hat den Kampf noch nicht aufgegeben: Zusammen mit enttäuschten Aristokraten, Veteranen, Kriminellen und anderem Gesindel bereitet er eine große Verschwörung vor, um an die Macht zu gelangen. Aber welche Rolle spielt der umtriebige Caesar dabei? Der Einfluss seines Kontrahenten wächst unaufhörlich, und Cicero muss seine Tugendhaftigkeit auf die zwangsläufige Probe stellen: Wenn man die Macht im Staat innehat - ist es dann gerechtfertigt, illegale Methoden anzuwenden, um die Republik zu retten? Schließlich erfährt Cicero von einer konspirativen Sitzung, auf der seine Ermordung geplant wurde ... Robert Harris zeigt sich wieder einmal als wahrer Meister: Er entführt seine Leser mit einem brillant recherchierten historischen Roman ins antike Rom und liefert zugleich einen packenden Politthriller, der aktueller nicht sein könnte.


    Der Autor


    Robert Harris wurde 1957 in Nottingham geboren und studierte in Cambridge. Er war Reporter bei der BBC, Redakteur beim 'Observer' und Kolumnist bei der 'Sunday Times' und dem 'Daily Telegraph'. 2003 wurde er als bester Kolumnist mit dem 'British Press Award' ausgezeichnet. Er schrieb mehrere Sachbücher, und seine Romane 'Vaterland', 'Enigma', 'Aurora', 'Pompeji', 'Imperium' und zuletzt 'Ghost' wurden allesamt internationale Bestseller. Robert Harris lebt mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Berkshire.


    Meine Meinung


    Nach dem ersten Teil „Imperium“ behandelt der zweite Teil der „Cicero-Biographie“ von Robert Harris Ciceros Konsulat sowie die 4 Jahre darauf folgenden Jahre. Ein dritter und letzter Teil soll folgen. Die Geschichte wird wieder aus der Sicht seines Sekretärs Tiro erzählt.
    Robert Harris hat mit „Titan“ einen wirklich spannenden politischen Thriller geschrieben. Ich würde das Buch nicht ausschließlich einen historischen Roman nennen, da Details wahrscheinlich nicht historisch völlig korrekt sind (diesen Anspruch hatte Robert Harris auch nicht wie er im Nachwort angibt) und das Buch viele kritikübende Parallelen zur heutige Zeit zieht.
    Das Buch hat einen guten Erzählfluss und bleibt immer spannend und fesselnd. Ebenso regt es dazu an, selber Nachforschungen zu betreiben (ich persönlich habe mir einige von Ciceros Reden angesehen). Ciceros Geschichte zieht den Leser in den Bann aufgrund seiner Vielschichtigkeit und weil er nicht der typische „Held“ ist, was ihn als Hauptcharakter sehr erfrischend macht. Auch die anderen berühmten Gestalten der römischen Republik wie Cato, Pompeius und Caesar werden interessant porträtiert. Die vielen politischen Vorgänge, Beziehungen und Intrigen machen das ganze noch interessanter.
    Wer sich im Lateinunterricht (wie ich) mit den großen Männern Roms schwer getan hat, wird hier das genaue Gegenteil erleben. Geschichte und Politik der alten römischen Republik werden in einen spannenden Roman verpackt. Mir hat es viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen und ich kann es nur empfehlen, trotz der Tatsache, dass es keine akkurate Wiedergabe des historischen Geschehens ist.


    8/10

    "Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam, sondern sich aus dem eigenen Geist erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte." (Hermann Hesse)

  • Ich habe das Buch an einem Wochende verschlungen. Unglaublich, dass ein Buch, dessen Inhalt ich aus dem Lateinunterricht schon kenne, trotzdem solche Spannung erzeugen kann. :-)
    Gestört hat mich nur der deutsche Titel. „Titan“ lässt an einen Cicero denken, wie man ihn aus dem Geschichtsunterricht kennt: den grossen Redner und Staatsmann. Doch Harris’ Cicero ist kein Titan, sondern ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Treffender ist da der englische Titel „Lustrum“, der mit der Mehrdeutigkeit des lateinischen Begriffs spielt. Denn „Lustrum“ umschreibt das Sühneopfer der Zensoren für die kommenden fünf Jahre, kann aber auch „Morast“, „Lagerplatz der wilden Tiere“ oder „Bordell“ bedeuten – und jeder dieser Aspekte lässt sich gleichermassen im Buch wiederfinden.

  • Ich habe "Titan" vor "Imperium" gelesen. Die Darstellung der Konsulatszeit des Cicero und der Entwicklung seiner Karriere hat mich fasziniert und ich habe das Buch während eines regnerischen Tages im Sommerurlaub förmlich verschlungen. Es war selbstverständlich, dass ich mir anschließend auch "Imperium" zu Gemüte geführt habe. Meine Kritik an der Einsortierung, trifft auch hier zu. Es ist für mich definitiv ein historischer Roman. Die Tatsache, dass aus dramaturgischen Gründen von den historischen Tatsachen abgewichen wurde ist für mich nicht Grund genug es als Krimi oder Thriller zu klassifizieren.


    Ich bin gespannt auf den dritten Teil der Trilogie, denn die Biografie des Cicero hat ja auch noch einen fulminanten Abschluss zu bieten, der in den bisherigen Bänden noch nicht zum Zuge kam. Ist den schon etwas bekannt über Titel und Erscheinungsdatum?

  • Ich bin derzeit ja wieder voll im Romfieber und insofern habe ich mich voll auf das Buch gefreut...war ein Text von Cicero doch auch Teil meiner Latinumsprüfung. Und obwohl ich Pompeji schon nicht so flüssig fand, dachte ich, ich probiere nochmal. Aber ich denke Harris und ich werden nicht so richtig dicke Freunde.


    Ich fand Cicero wirklich sympathisch dargestellt, ich mag den Mann und finde ihn genial, zumindest meistens. Aber so richtig wollte sich in dem Buch keine Spannung einstellen. Ich habe wirklich sehr lange daran gelesen (über zwei Wochen) und an manchen Stellen dachte ich, ich breche jetzt ab. Einen Teil der Geschichte hab ich erst kürzlich bei Roberts gelesen (Das Eindringen von Clodius bei den Bona Dea Feierlichkeiten), aber hier ist es doch um einiges komplexer. Und ich hab so manches Mal gedacht, die schaffen sich ihre ganzen Verschwörungen nur, weil ihnen langweilig war. Und ob das normal sterbliche Volk, das alles auch so empfunden hat und mitbekommen hat? Oder haben die das zwar geahnt und ignoriert, war es ihnen egal. Oder haben sie es einfach nicht gewusst?
    Ist das heute so ähnlich? Aber so geht es mir immer, wenn ich über das römische Reich lese oder durch irgendeine Ruine streife.


    Jedenfalls bin ich etwas Zwiegestalten, was das Buch angeht, denn ich denke es ist nicht leicht, diesen genialen Staatsmenschen darzustellen. Und insofern war das Buch doch super, denn ich sehe ihn vor mir stehen, zum Volk sprechen, und gleichzeitig vor Nervosität vergehen. Und auch seine Zweifel und Ängste durchlebe ich mit ihm. Aber irgendwie hat es mich nicht immer gepackt. Und das ist schade.


    Von mir 7 Punkte

  • Ich fand das Buch total spannend.
    Verblüffend eigentlich, besteht es doch zu einem großen Teil aus Reden, die mich aber wirklich gefesselt haben :grin.


    Tiro die Geschichte seines Herrn erzählen zu lassen ist genial. Tiro ist klug, loyal, aber nicht unkritisch. Er schildert Stärken und Schwächen Ciceros und turbulenten Ereignisse auf mitreißende Weise.


    Im Anhang schreibt Robert Harris, dass es sich um einen Roman und kein Geschichtswerk handelt und wo immer sich die beiden Ansprüche im Weg standen, er sich ohne zu Zögern für Ersteres entschieden habe.
    Ich kann jetzt nicht beurteilen, wo, wann und wie oft er möglicherweise von den historisch belegten Tatsachen abgewichen ist, aber Fakt ist , dass man überaus fesselnd und höchst unterhaltsam und über die politischen Ränke im römischen Senat, sowie den Anfänge von Cäsars Aufstieg informiert wird.


    Auch fand ich es faszinierend, wie sich im Grunde die politischen Verhältnisse von damals und heute ähneln :-).

  • Es hat Spaß gemacht, die Reden des großen Cicero in so eine spannende Handlung verpackt zu lesen. Ich erinnere mich, wie uninteressant ich im Lateinunterricht diese Reden fand. Sie waren nicht schwierig zu übersetzen, aber kaum zu verstehen. Das hat sich jetzt geändert. Gerade mit seinen Reden gegen Catilina hätte ich damals viel lieber mit dem Hintergrundwissen dieses Romans beschäftigt.


    Wenn Cicero im ersten Teil der Trilogie noch der gefeierte Aufsteiger war, so fährt ihm jetzt schon sehr oft heftiger Rückenwind ins Gesicht. Und seine Eitelkeit und mangelnde Selbsteinschätzung helfen ihm da auch nicht gerade.

    Ich liebe solche Protagonisten mit Ecken und Kanten und Fehlern.


    Band 3 liegt schon bereit. Ich freue mich darauf.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde