"Die Ordensburg des Wüstenplaneten" ist der letzte Band des Dune-Zyklus, der von Frank Herbert geschrieben wurde. Da die von seinem Sohn Brian gemeinsam mit Kevin Anderson geschriebenen ergänzenden Romane chronologisch vor dem oder zu Beginn des eigentlichen Dune-Zyklus angesiedelt sind, ist er zugleich auch der chronologisch letzte Band.
In "Die Ordensburg des Wüstenplaneten" wird die Handlung von "Die Ketzer des Wüstenplaneten" unmittelbar fortgeführt. Zentrale Figur ist die Bene Gesserit-Oberin Odrade, primärer Schauplatz der Planet "Ordensburg" (englisch mit "Chapter House" etwas glücklicher benannt), das Zentrum der Bene Gesserit. Dieser Planet ist mit herkömmlichen Mitteln nicht auszumachen, was sehr wichtig ist, weil die Geehrten Matres mit äußerster Brutalität die Planeten des Alten Imperiums überrollen. Die Bene Tleilax sind schnell ausgelöscht (ihr letzter Meister ist eine Mischung aus Flüchtling und Gefangenem auf Ordensburg), die Gilde scheint keine Rolle mehr zu spielen.
Odrade verfolgt nun mehrere Strategien, um die Bene Gesserit zu retten: Ordensburg wird in einen zweiten Wüstenplaneten verwandelt, auf dem Sandwürmer leben können. Murbella, die gefangene Geehrte Mater, wird zu einer Bene Gesserit "umgedreht". Duncan Idaho bleibt gefangen, darf aber militärische Strategien entwickeln und auch Teg ausbilden, den mit Tleilaxu-Wissen frisch gezüchteten Ghola des legendären Bashar. In einer Nebenhandlung eilt den Bene Gesserit im von den Geehrten Matres besetzten Gebiet eine kleine Gruppe zur Hilfe, die einer antiken Religion anhängt, dem Judentum.
Geprägt wird das Geschehen von zwei konkurrierenden Frauen-Orden, den überlegend-beobachtenden Bene Gesserit und den impulsiv-hysterischen Geehrten Matres. Das in diesem Spannungsfeld viel über Liebe philosophiert wird, verwundert nicht.
Das Buch ist nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch eine Fortführung von "Die Ketzer des Wüstenplaneten". Nach meinem Empfinden bekommt man noch weniger Handlung und Beschreibung, dafür noch mehr Gedankenfluss geboten. So werden die "Stuhlhunde", lebende Möbelstücke, zwar ständig erwähnt, aber wie sie aussehen, weiß ich auch nach zwei dicken Büchern noch nicht. Einige Handlungsstränge erscheinen mir unmotiviert, vor allem der über die Juden. Manche Elemente wirken albern, etwa der große Heerführer Teg im Kinderkörper, der aus nicht erklärten Gründen auf den Schultern einer Ehrwürdigen Mutter reiten muss.
Die Qualität des Romans liegt für mich im experimentellen Bereich. Mit seinen endlos scheinenden Reflexionen über Reflexionen von (im Bezugsraum des Lesers) irrealen, abgehobenen Fragestellungen wirkt er wie ein Free Jazz in Druckerschwärze.
Während "Die Ketzer des Wüstenplaneten" bei mir noch eine angenehm meditative Stimmung erzeugte, konnte "Die Ordensburg des Wüstenplaneten" mich nicht mehr überzeugen. Dune insgesamt ist ein bedeutender Zyklus, der die Science Fiction mit geprägt hat. Wer ihn komplett lesen will, wird auch dem letzten Band nicht ausweichen können - das ist aber auch schon der einzige Grund, aus dem man ihn meines Erachtens zur Hand nehmen sollte.