Hier könnt ihr Ulf Fragen stellen, die nicht das Buch der aktuellen Leserunde "Der Bastard von Tolosa" betreffen.
Fragen an Ulf Schiewe
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Hallo Ulf,
das dem Buch 1 vorgestellte Zitat von Al-Ma'arri ist mir aufgefallen.
Al-Maárri ist auch in Deutsch erschienen. Lohnt sich vielleicht, wenn ich es mal zufällig finde.
Wo stammt dieses Zitat her?Bist du auf diesen syrischen Lyriker bei der Recherche zum Roman gestoßen oder kanntest Du ihn schon vorher? Liest Du gerne Lyrik?
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Zitat
Original von Herr Palomar
Bist du auf diesen syrischen Lyriker bei der Recherche zum Roman gestoßen oder kanntest Du ihn schon vorher? Liest Du gerne Lyrik?
Hallo Herr Palomar,eigentlich bin ich nicht jemand, der Lyrik liest, und habe dieses Zitat ein wenig durch Zufall gefunen. Ich wollte jedem der drei Teile ein christliches und ein moslemisches Zitat voranstellen und habe nach solchen gesucht, die in etwa der Epoche entsprechen und einigermaßen passen. Dabei bin ich auch auf Al-Ma'arri gestoßen und der hier ausgedrückte Gedanke hat mich angesprochen.
Die beiden Zitate, der Aufruf Urbans II zum Kreuzzug und der resignierende Gedanke des Al-Ma'arri passen, finde ich, gut als Einleitung zu Teil 1, der sich mit dem Kreuzzug als Hintergrund beschäftigt.
LG
Ulf -
Ulf, mir gefällt dein Avatar!
Kannst Du was zur Bedeutung des Bildes erzählen?
Reichen sich da ein Christ und ein Moslem die Hand? -
Ich habe dies im Internet gefunden und glaube, es handelt sich um eine Illumination aus einem Buch und stellt die Ankunft der erobernden christlichlichen Ritter dar. Die Ritter als Herren hoch zu Ross und die Moslems quasi als Bittsteller, die um Gande ersuchen. Das Handreichen ist vermutlch nicht wie bei uns als Begrüßung zu sehen, sondern erher als Ausdruck der Huldigung durch den Unterworfenen und Schutzversprechen durch den neuen Herrn. So jedenfalls interpretiere ich diese Darstellung.
Ulf
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In der Leserunde schreibst Du von Deinem zweiten Projekt. Magst Du uns was dazu erzählen?
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Ich stecke mitten in einem zweiten Buchprojekt und werde es hoffentlich vor Ende Juni fertigstellen. Wann es erscheint, obliegt dem Verlag.
Die Story spielt in etwa der gleichen Zeit wie der "Bastard", ebenfalls in Südfrankreich. Es geht um politische Intrigen und Machtspiele der großen Adelshäuser, über die es auch zum Krieg kommt. Mitten drin diese junge Frau, eine blutjungen Waise, der man ihr Fürstenerbe rauben will. Es kommt zu Flucht und Verfolgung inmitten von Kriegswirren. Nur eine winzige Schar junger Edelleute steht ihr tapfer zur Seite, aber im Spiel um das Gleichgewicht der Mächte ist sie am Ende gewitzt genug ist, sich durchzusetzen. Wie ihr dies gelingt, ist eine abenteuerliche Geschichte vor dem Hintergrund einer provenzalisch höfischen Kultur, dem Beginn der Troubadourlyrik und der sich langsam entwickelnden Emanzipation der mediterranen Handelsstädte. Natürlich gehört auch eine Liebesgeschichte dazu.
Das Schöne ist, die Geschichte basiert auf Fakten und die meisten Personen sind historisch belegt.Liebe Grüße
Ulf -
Eine Frage bitte:
Irgendwo in den Tiefen des Netzes habe ich gelesen, dass Du vier Jahre lang an dem Roman gearbeitet hast. Wie viel verändert sich eigentlich in einer - für meine Begriffe - so langen Zeit? Nur Details, oder auch schon mal Nebenhandlungen, ganze Passagen, Figuren? In vier Jahren mag viel geschehen können, was die Sicht eines Autors auf sein Projekt oder Teile des Projekte verändern kann. -
Gute Frage.
Beim Schreiben haben sich gegenüber dem ursprünglichen Plot einige Dinge geändert. Aber in der Hauptsache nur Nebenhandlungen, Ausschmückungen oder Vertiefungen, nichts strategisch Wichtiges, sozusagen. Es sind allerdings ein paar Figuren hinzugekommen, die nicht unerheblichen Platz einnehmen wie Euthalia und Arnot, Severin, Magdalena und ihr Sohn, auch Rosa und ja, sogar Ramon ist erst später entstanden. In der Summe macht dies eine ganze Menge aus, wenn man darüber nachdenkt. Das Grundmuster des Plots blieb aber davon unberührt.
Was mir geholfen hat, nicht die Richtung zu verlieren, war wahrscheinlich, dass ich immer wieder ältere Kapitel gelesen und überarbeitet habe, und so immer alle Teile (besonders auch die Figuren) gegenwärtig waren.
Aber es ist schon eine ziemliche Zeit, in der man alle Elemente ständig mit sich im Kopf herumträgt.
LG
Ulf -
Danke für die ausführliche Antwort!
ZitatOriginal von Ulf Schiewe
... sogar Ramon ist erst später entstanden.Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde ihn und auch die Tatsache, dass er behindert war, extrem wichtig für Jaufré. Ich habe mich immer gefragt, ob er so mit seiner ersten Liebe hätte "abschließen" können, wenn er Ramon nicht kennen- und lieben gelernt hätte,
und ja, auch das, wenn er ihn nicht hätte sterben sehen und ihn letztlich in seinem Sterben beigestanden hätte. -
Zitat
Original von Lipperin
Danke für die ausführliche Antwort!Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde ihn und auch die Tatsache, dass er behindert war, extrem wichtig für Jaufré. Ich habe mich immer gefragt, ob er so mit seiner ersten Liebe hätte "abschließen" können, wenn er Ramon nicht kennen- und lieben gelernt hätte,
und ja, auch das, wenn er ihn nicht hätte sterben sehen und ihn letztlich in seinem Sterben beigestanden hätte.Da ist etwas dran. Wahr ist in jedem Fall, dass ICH als Autor ihn brauchte, um die Liebesgeschichte sinnvoll abzuschließen. Es hätte mir sonst etwas gefehlt. Bauchgefühl.
LG
Ulf -
Zitat
Original von Ulf Schiewe
Ich stecke mitten in einem zweiten Buchprojekt und werde es hoffentlich vor Ende Juni fertigstellen. Wann es erscheint, obliegt dem Verlag.Die Story spielt in etwa der gleichen Zeit wie der "Bastard", ebenfalls in Südfrankreich. Es geht um politische Intrigen und Machtspiele der großen Adelshäuser, über die es auch zum Krieg kommt. Mitten drin diese junge Frau, eine blutjungen Waise, der man ihr Fürstenerbe rauben will. Es kommt zu Flucht und Verfolgung inmitten von Kriegswirren. Nur eine winzige Schar junger Edelleute steht ihr tapfer zur Seite, aber im Spiel um das Gleichgewicht der Mächte ist sie am Ende gewitzt genug ist, sich durchzusetzen. Wie ihr dies gelingt, ist eine abenteuerliche Geschichte vor dem Hintergrund einer provenzalisch höfischen Kultur, dem Beginn der Troubadourlyrik und der sich langsam entwickelnden Emanzipation der mediterranen Handelsstädte. Natürlich gehört auch eine Liebesgeschichte dazu.
Das Schöne ist, die Geschichte basiert auf Fakten und die meisten Personen sind historisch belegt.Liebe Grüße
UlfFelipa von Tolosa bzw. Felipa von Aquitanien?
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Hallo Bouquineur,
es tut mir leid, dass ich erst so spät antworte. Es war in dieser Leserunde plötzlich eine Pause eingetreten und ich hatte gedacht, da meldet sich keiner mehr. Deshalb hatte ich ein paar Tage gar nicht mehr reingeschaut.
Zu deiner Frage ... nein, es handelt sich nicht um Felipa von Aquitanien, auch nicht um ihre Enkelin, die große Eleonore. Es handelt von einer jungen Dame, über die wenig bekannt ist, weil sie keinen König geheiratet hat. Aber Historikern ist sie natürlich bekannt und sie wurde auch häufig in Troubadour-Dichtungen erwähnt. Mehr will ich jetzt aber noch nicht verraten. Nur, es wird auch wieder eine abenteueliche Geschichte werden.
LG
Ulf -
Doch doch ich bin noch da und schreibe mit *g*
Ich muss zugeben, dass ich gut 200 Seiten gebraucht habe, um in das Buch zu kommen. Aber mittlerweile mag ich es kaum noch aus der Hand legen. Mir geht es aber an einigen Stellen wie Nachtgedanken. Diese "Vorhersagen" Jaufres (hätte ich doch, wenn ich damals...) nehmen mir oft zu viel vorweg bzw. ahne ich auch selbst, dass da noch etwas nachkommt. Da brauche ich keinen entsprechenden Fingerzeig Jaufres. -
Zitat
Original von Bouquineur
Doch doch ich bin noch da und schreibe mit *g*
Ich muss zugeben, dass ich gut 200 Seiten gebraucht habe, um in das Buch zu kommen. Aber mittlerweile mag ich es kaum noch aus der Hand legen. Mir geht es aber an einigen Stellen wie Nachtgedanken. Diese "Vorhersagen" Jaufres (hätte ich doch, wenn ich damals...) nehmen mir oft zu viel vorweg bzw. ahne ich auch selbst, dass da noch etwas nachkommt. Da brauche ich keinen entsprechenden Fingerzeig Jaufres.Ja, ein paarmal zu viel vielleicht. Hat vielleicht damit zu tun, wenn man 4 Jahre an so einem Text schreibt, dann ist einem alles schon so geläufig, dass man irgendwann denkt ... mein Gott, wie langweilig. Da muss ich doch noch ein bisschen Spannung erwecken.
Deshalb bin ich jetzt überrascht und sehr erfreut, dass ich sehr viele Kommentare bekomme von Lesern, die das Buch ungemein spannend finden und nicht weglegen konnten.
LG
Ulf -
Zitat
Original von Bouquineur
Mir geht es aber an einigen Stellen wie Nachtgedanken. Diese "Vorhersagen" Jaufres (hätte ich doch, wenn ich damals...) nehmen mir oft zu viel vorweg bzw. ahne ich auch selbst, dass da noch etwas nachkommt. Da brauche ich keinen entsprechenden Fingerzeig Jaufres.Darüber habe ich viel nachgedacht, aber ich habe es für mich so erklärt: Jaufré weiß ja alles, und er kann vielleicht manchmal der Versuchung (bewusst oder unbewusst) nicht widerstehen, seinen jungen Zuhörer, der an seinen Lippen klebt, zu "locken" - und damit natürlich auch den Leser.