'Der Bastard von Tolosa' - Seiten 104 - 190

  • Das ist es leider doch, dieses Voraussehen (S. 160), das ich ja so gar nicht mag. Aber gut, so lange es mir nicht ständig begegnet, ist es erträglich.
    Was für schlimme Szenen! Erst auf Jaufrés Gutshof, und das nach diesem wunderschönen Bild mit der Spinnwebe im Sonnenlicht. Dann die Belagerung von Antiocha und schließlich der Kampf mit Ricard.
    Ganz schön heftig geht es hier zur Sache und immer steht dahinter die Frage, wie kann ein Mensch einem anderen so etwas antun?

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Das ist es leider doch, dieses Voraussehen (S. 160), das ich ja so gar nicht mag. Aber gut, so lange es mir nicht ständig begegnet, ist es erträglich.


    Ha, erwischt!! :wave

    Der Bastard von Tolosa, Die Comtessa, Die Hure Babylon, Das Schwert des Normannen, Die Rache des Normannen, Der Schwur des Normannen, Der Sturm der Normannen, Bucht der Schmuggler, Thors Hammer, Odins Blutraben, Die letzte Schlacht, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters
    www.ulfschiewe.de

  • Während im ersten Abschnitt noch diskutiert wurde, wie die Franken ein Dorf überfallen, plündern, vergewaltigen und morden und für Jaufré der Spruch galt: "Plündern und Brandschatzen ist Kriegsrecht", auch wenn er das nicht schätzt aber akzeptiert, ist die Perspektive jetzt gewechselt.


    Sein Landgut ist überfallen, sein Knecht, Verwalter, Mägde tot, ebenso wie seine geliebte Frau und die Tochter verschwunden.


    Als Leser hält man die beschriebenen Grausamkeiten aus, obwohl sie zum Teil schockierend sind, wie beispielsweise bei der Magd Aisha, doch diese Beschreibungen sind nicht mitleidlos. Das überzeugt mehr als in vielen historischen Romanen, die vor Gealttätigkeit strotzen, fast darin waten, mit der Rechtfertigung "so war es aber!".


    Ich bevorzuge da Ulfs gewählten Stil, bei dem der Leser aber ebenfalls nicht geschont wird.


    Hierzu passt auch sehr gut der noch frische Thread: Grausamkeiten sichtbar machen oder Rücksicht auf die Leser nehmen?


    Der kleine Trost bleibt Jaufré und dem Leser, dass bei all den Grausamkeiten seine 11jährige Tochter Adele doch noch lebt.
    Traurig, dass man Noura als handelnde Figur in der Liebesgeschichte jetzt nicht mehr erlebt. Es beeindruckt aber, auch, dass Ulf einen anderen Weg gegangen ist, um diese verlorene Liebe zu zeigen, als viele andere Autoren historischer Romane, die die Liebesgeschichte in den Mittelpunkt stellen.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Während im ersten Abschnitt noch diskutiert wurde, wie die Franken ein Dorf überfallen, plündern, vergewaltigen und morden und für Jaufré der Spruch galt: "Plündern und Brandschatzen ist Kriegsrecht", auch wenn er das nicht schätzt aber akzeptiert, ist die Perspektive jetzt gewechselt.


    Dass Noura früh stirbt, war ja ein wichtiger Teil des Plots. Ich wollte aber vermeiden, dass man Jaufré zu sehr als Opfer sieht und die Türken als die alleinigen Täter, denn so war es ja nicht. Auf beiden Seiten wurde gemordet, umfangreiche Grausamkeiten wurden viel eher noch von den Franken verübt. Deshalb habe ich die kleine Szene des Überfalls auf das Dorf am Litani vorgeschoben, um das Bild von Anfang an richtigzustellen.


    Zitat

    Als Leser hält man die beschriebenen Grausamkeiten aus, obwohl sie zum Teil schockierend sind, wie beispielsweise bei der Magd Aisha, doch diese Beschreibungen sind nicht mitleidlos. Das überzeugt mehr als in vielen historischen Romanen, die vor Gealttätigkeit strotzen, fast darin waten, mit der Rechtfertigung "so war es aber!".


    Ich bevorzuge da Ulfs gewählten Stil, bei dem der Leser aber ebenfalls nicht geschont wird.


    Hierzu passt auch sehr gut der noch frische Thread: Grausamkeiten sichtbar machen oder Rücksicht auf die Leser nehmen?


    Ich schreibe gern über die wichtigen Dinge des Lebens wie da sind: Kampf, Liebe, Tod. Zeiten großer Konflikte bieten sich dazu besonders an. Daher auch das Thema des Romans. Nun gibt es Romane, da muss der Leser buchstäblich durch Blut und Gedärme waten. Das mag ich nicht. Ich empfinde das als eine unnötige, rein reißerische Zurschaustellung der Gewalt.
    Andererseits mag ich es auch nicht, Dinge zu beschönigen. Grausamkeiten gab es ja nicht nur im Mittelalter. Die Geschichte hat immer auch einen Bezug auf das Heute. Noch vor Kurzem, mitten in Europa, sind in Bosnien die schlimmsten Dinge geschehen. Sich davor die Augen zu verschließen, ist unsinnig, auch wenn wir in einer so behüteten Geographie und Epoche leben. Die Dinge können schnell kippen. Deshalb versuche ich der Epoche gerecht zu werden und Dinge realistisch zu schildern, ohne mehr zu schocken als notwendig. Neben gelegentlichen Grausamkeiten hat es immer auch die anderen Dinge gegeben wie tiefe Freundschaft, Treue, Familie, Lebensfreude. Auch das soll bei mir nicht zu kurz kommen, wie man im "Bastard" noch sehen wird.


    LG
    Ulf

    Der Bastard von Tolosa, Die Comtessa, Die Hure Babylon, Das Schwert des Normannen, Die Rache des Normannen, Der Schwur des Normannen, Der Sturm der Normannen, Bucht der Schmuggler, Thors Hammer, Odins Blutraben, Die letzte Schlacht, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters
    www.ulfschiewe.de

  • Das hässliche Gesicht des Krieges: Es fällt mir unglaublich schwer, diese Seiten zu lesen, weil es so beschrieben ist, dass die Bilder sich automatisch in meinem Kopf formen. Derzeit entwickelt es sich zu meinem ganz persönlichen „Kampf“. Aber noch bin ich nicht bereit, aufzugeben.


    Seite 138: „Warum hast du uns verlassen.“ Vielleicht hätte sich manches anders ergeben, wenn die Menschen mal zu der Einsicht gelangt wären, dass nicht sie verlassen wurden, von wem auch immer, sondern dass sie es selbst waren, die sich von aller Menschlichkeit verabschiedet hatten. Jeder Text, auch die Bibel, ist interpretierbar. Schlimm nur, wenn man sich nur das herauspickt, was einem selber „nützt“, das eigene Handeln rechtfertigt; noch schlimmer, wenn man nur diese Lesbarkeit zu dulden bereit ist; wenn man das Gelesene so lange zurecht biegt, bis es zur eigenen Ansicht passt.


    Seite 163: „Wir müssen hart vorgehen.“ Eine solche Ansicht steht doch immer gegen alle Bemühungen um Ausgleich, um Frieden. Und so lange auch nur einer so denkt, ist im Grunde alles umsonst. Man muss sich nur vorsehen, sich diese Ansicht nicht zu eigen zu machen. (Ach herrje, Entschuldigung, aber ich frage mich ernsthaft, ob es in meinem derzeitigen „Zustand“ das richtige Buch für mich ist. Im Moment stehe ich halt ungefähr zehn Meter neben mir.)
    Ricard jedenfalls entwickelt sich immer mehr zu meiner Negativ-Gestalt des Buches, ich darf wohl gespannt sein, ob sich noch jemand anderes findet.
    Alle möglichen Leute warnen Jaufré ja auch vor Ricard. Ich frage mich, warum er sich so sicher in seiner Einschätzung ist und die Warnungen der Freunde nicht im Hinterkopf behält.


    Seite 177: „...elfenhaft...“ Ich habe mir den Rezifred zum Buch noch einmal durchgelesen, dort wurde ja auf einige Worte Bezug genommen, die für die jeweilige Leserin „nicht passten“. Es ist natürlich immer ganz eigenes Empfinden, aber mir geht es bei diesem Wort in diesem Zusammenhang ähnlich. Für mich erkläre ich es mir damit, dass Jaufré trotz allem in Noura eine wunderschöne Frau sieht.


    Adela kann ich in ihrem Zorn (Seite 190) gut verstehen. Für sie bricht die Welt um sie herum zusammen und der einzige Halt, den sie noch hat, schickt sie scheinbar fort. Gut, dass wenigstens Euthalia Verständnis für sie aufbringt und ihr versucht zu helfen. Hoffentlich macht das Kind keine „Dummheiten“.

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Das ist es leider doch, dieses Voraussehen (S. 160), das ich ja so gar nicht mag. Aber gut, so lange es mir nicht ständig begegnet, ist es erträglich.


    Vielleicht begannen dem armen Aimar langsam die Augen zuzufallen und Jaufré wollte ihn "bei der Stange halten"? :-)
    Es kommt ja schon noch das eine oder andere Mal vor, ich hab es mir zu erklären versucht, dass Ulf schon ein ziemlich begnadeter Geschichtenerzähler ist. Er weiß, wie man Interesse nicht erlahmen lässt. Hier und da eine kleine Andeutung, schon werden die Bande ans Buch wieder etwas straffer gezogen.

  • Zitat

    Original von Ulf Schiewe


    Ich schreibe gern über die wichtigen Dinge des Lebens wie da sind: Kampf, Liebe, Tod. Zeiten großer Konflikte bieten sich dazu besonders an. Daher auch das Thema des Romans. Nun gibt es Romane, da muss der Leser buchstäblich durch Blut und Gedärme waten. Das mag ich nicht. Ich empfinde das als eine unnötige, rein reißerische Zurschaustellung der Gewalt.


    Wobei man die persönliche Erfahrung des Lesers nicht vergessen darf, wenn es um die verschiedenen Reaktionen auf mehr oder minder deutlich beschriebene Gewaltszenen geht. Der eine "verträgt" mehr, der andere wird - vielleicht - an Dinge erinnert, die er schon zu sehen gezwungen war.


    Zitat

    Andererseits mag ich es auch nicht, Dinge zu beschönigen. Grausamkeiten gab es ja nicht nur im Mittelalter. Die Geschichte hat immer auch einen Bezug auf das Heute.


    Das kann man wohl sagen!

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Als Leser hält man die beschriebenen Grausamkeiten aus, obwohl sie zum Teil schockierend sind, wie beispielsweise bei der Magd Aisha, doch diese Beschreibungen sind nicht mitleidlos. Das überzeugt mehr als in vielen historischen Romanen, die vor Gealttätigkeit strotzen, fast darin waten, mit der Rechtfertigung "so war es aber!".


    Ich bevorzuge da Ulfs gewählten Stil, bei dem der Leser aber ebenfalls nicht geschont wird.


    Dem stimme ich zu. Es wird nichts geschönt oder verschwiegen.



    Schade, dass man Noura jetzt nicht mehr näher kennenlernen kann, aber Adele hat überlebt und ich bin gespannt, wie sie sich und die Beziehung zu ihrem Vater entwickeln wird.


  • :write


    Mir gefällt auch, dass gezeigt wird, wie beide Seiten vorgehen, dass auch Jaufré kein Wundermensch ist, der ohne Schuld ist. Ganz im Gegenteil ist er durch seine Zweifel und Sorgen, seine völlig verständliche Gelähmtheit nach dem Tod seiner Frau besonders realistisch. Schade, dass es ihn so hart trifft und ihm nach dem brutalen Verlust seiner Frau auch noch seine Tochter zu entgleiten scheint. Aber vielleicht finden die zwei wieder zusammen - wobei... als Jaufré auf der Burg ist und mit dem Mönch spricht, wird sie nicht erwähnt. :gruebel


    Auch die Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind gut gezeichnet, die Männerfreundschaft und das Nicht-darüber-Reden-Wollen.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Den Überfall auf das Landgut hatte ich fast schon voraus gesehen. :( Noura hätte ich gerne noch näher kennengelernt. Nach dem was wir aus den Rückblenden erfahren scheint sie eine tolle Frau gewesen zu sein.


    Dass Noura früh stirbt, war ja ein wichtiger Teil des Plots. Ich wollte aber vermeiden, dass man Jaufré zu sehr als Opfer sieht und die Türken als die alleinigen Täter, denn so war es ja nicht. Auf beiden Seiten wurde gemordet, umfangreiche Grausamkeiten wurden viel eher noch von den Franken verübt. Deshalb habe ich die kleine Szene des Überfalls auf das Dorf am Litani vorgeschoben, um das Bild von Anfang an richtigzustellen.



    LG
    Ulf

    Das ist sehr gut gelungen.


    Ich schreibe gern über die wichtigen Dinge des Lebens wie da sind: Kampf, Liebe, Tod. Zeiten großer Konflikte bieten sich dazu besonders an. Daher auch das Thema des Romans. Nun gibt es Romane, da muss der Leser buchstäblich durch Blut und Gedärme waten. Das mag ich nicht. Ich empfinde das als eine unnötige, rein reißerische Zurschaustellung der Gewalt.
    Andererseits mag ich es auch nicht, Dinge zu beschönigen. Grausamkeiten gab es ja nicht nur im Mittelalter. Die Geschichte hat immer auch einen Bezug auf das Heute. Noch vor Kurzem, mitten in Europa, sind in Bosnien die schlimmsten Dinge geschehen. Sich davor die Augen zu verschließen, ist unsinnig, auch wenn wir in einer so behüteten Geographie und Epoche leben. Die Dinge können schnell kippen. Deshalb versuche ich der Epoche gerecht zu werden und Dinge realistisch zu schildern, ohne mehr zu schocken als notwendig. Neben gelegentlichen Grausamkeiten hat es immer auch die anderen Dinge gegeben wie tiefe Freundschaft, Treue, Familie, Lebensfreude. Auch das soll bei mir nicht zu kurz kommen, wie man im "Bastard" noch sehen wird.


    LG
    Ulf

    Wie schnell die Dinge kippen können erleben wir ja leider im Moment nur allzu deutlich.

  • Ich hab jetzt gleich weitergelesen bis zum Buch 2. ;)


    Das unser Held schon nach einer Woche Saufen im Bordell landet.... Männer. Er leidet und verarbeitet doch ziemlich männlich. Die Tochter braucht wirklich dringend weibliche Unterstützung. :)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ah, ich tu mich irgendwie schwer zum Inhalt was zu schreiben. Keine Ahnung warum das so ist. Außerdem Schnecke ich wirklich rum, aber ich liebe es. Ich habe es letztens spontan um „ulfen“ statt lesen umbenannt :lache


    Ich mag die Art, wie es geschrieben ist, auch wenn manchmal nicht wirklich viel passiert. Vor allem mag ich Jaufré einfach so gern. Ich fand es ganz furchtbar als Noura gestorben ist. Generell hab ich diesen Hinterhalt, in den die Gruppe geraten hat, nicht erwartet.

    Adela muss ja wirklich denken, dass sie ihrem Vater egal ist. Er sollte wirklich offener mit seinen Gefühlen ihr gegenüber umgehen.

  • Ich finde ja, dass spätestens nach der Heimkehr sehr viel passiert.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)