Rafael Yglesias-Glückliche Ehe

  • Von vornherein weiß man wie diese Geschichte enden wird und wovon sie handelt. Auch ist absehbar was noch passieren wird. Und doch ist das Schicksal zwei sich Liebender so fesselnd, das man dasBuch nicht mehr aus der Hand legen mag. Die Erzählstrukur ist vorwiegend in zwei Abschnitte unterteilt. Bis kurz vorm Schluss des Romans wird, wechselnd pro Kapitel, einmal aus der Jugend von Enrique und Margaret und einmal von der gegenwärtigen Situation-die sterbende Margaret mit Enrique an ihrer Seite-erzählt. Erst am Schluss, in Margarets letzten Stunden im komaähnlichen Zustand,wird auch die Erzählstruktur verwirrrender.


    Wie bald festzustellen ist, währt die anfängliche Leidenschaft der jugen Ehe nicht lange, sodass diese in eine schwere Kriese rutscht. Erst als Margartes Krebs diagnostiziert wird, scheint sich Enrique wieder klar zu werden, wie sehr er seine Frau liebt. Nach einem langen menschenunwürdigen Kampf gegen ihre Krankheit, entschließt sich Margaret alle lebenserhaltenen Maßnahmen einstellen zu lassen um sterben zu können. Enrique kann das nur schwer akzeptieren, war seine Frau doch trotz allen Problemen stets seine Stütze und Rückrad.


    Ein wenig errinnert mich dieses Schicksal an den Roman "Wie ein einziger Tag" von Nicolas Sparks. Am Ende ihres Lebens schauen zwei alte Menschen auf ihre Jugend zurück. Nur das im vorliegenden Roman, Enriques Leben noch nicht zu Ende ist, und er versuchen muss mit der neuen Situation klar zukommen.


    Eigentlich ist der Titel als solcher ein Paradoxon. Denn eine wirklich glückliche Ehe hatten die beiden Protagonisten doch erst, nachdem Margarets Krankheit ersichtlich wurde. Man lernt also wirklich erst das zu schätzen was man liebt, wenn der baldige Verlust droht...


    Ein wirklich bewegendes Schicksal, 5 von 5 Sternen!

  • Das tragische Ende einer nicht ausschließlich glücklichen Ehe


    Zum Inhalt:


    Der 21jährige Schriftsteller Enrique Sabas lernt in den 70er Jahren die lebensfrohe Margaret Cohen kennen und verfällt ihr schon bei ihrer ersten Begegnung. In zwei Erzählsträngen wird nun zum einen in der Vergangenheit das erste Treffen, das erste Date, der erste Kuß usw. erzählt, während sich der zweite nach 29 gemeinsam verbrachten Jahren mit der Gegenwart befasst: Margaret ist unheilbar krebskrank und fleht ihren Mann nach Ausschöpfen sämtlicher Behandlungsmöglichkeiten an, ihr dabei zu helfen, zuhause zu sterben…


    Meine Meinung:


    Es sind zwei sehr unterschiedliche Charaktere, die sich in diesem Buch kennenlernen. Abwechselnd wird in der Vergangenheit von den Anfängen der Beziehungen erzählt, um dann als scharfen Kontrast die tragische Gegenwart des Leidens der unheilbar kranken und ihrem Ende entgegengehenden Margaret, aufopfernd gepflegt von ihrem Mann, auszubreiten. Während gerade das Kennenlernen mit recht viel Pathos vermittelt wird, ist der Erzählton in der Gegenwart nüchtern, realistisch und dadurch nur umso beklemmender. Erst im Laufe des Buches erfährt man nach und nach, dass die Ehe lange nicht sehr glücklich war, Enrique stürzte sich frustriert in eine Affäre, die ihn beinahe das Ende ihrer gemeinsamen Zeit herbeiführen hätte lassen. Detailverliebt, mit vielen Ausschweifungen erzählt der Autor von dem Leben der beiden aus völlig unterschiedlichen Milieus stammenden Personen, wobei vor allem von Anfang und Ende des Zusammenseins die Rede ist; weite Teile der Ehe werden nur kurz angerissen und nicht weiter ausgeführt.


    „Glückliche Ehe“ ist kein einfach zu lesender Roman, da er sehr intensiv, intim und fordernd ist. So plastisch und anschaulich das Dahinsiechen von Margaret auch beschrieben ist, der traurigste Aspekt für mich war der, dass Enrique erst so spät in der Ehe klar wird, dass und wie sehr er Margaret liebt – beinahe 30 Jahre hat er gebraucht, um diese Einsicht zu entwickeln, bis es beinahe zu spät war, was mich sehr zum Nachdenken gebracht hat.
    Das Ende war ja von Anfang an klar und vorgezeichnet, somit gibt es in der Hinsicht keine Überraschungen und von meiner Seite auch nichts zu bemängeln.
    Fazit: ein aufgrund der Thematik unbequem zu lesender, aber ansprechender Roman, der sprachlich solide ausgearbeitet wurde und einigen Stoff zum Nachdenken liefert.

  • Nachdem mich die Leseprobe wirklich berührt hat, habe ich mich sehr gefreut, dieses Buch lesen zu können.


    Ich muss sagen, am Anfang hatte ich noch meine Schwierigkeiten und kam nur schwer vorwärts. Zum Teil sind die Kapitel etwas langatmig. Doch mit der Zeit gewinnt man große Sympathien für die Charaktere.


    Doch zuallererst wieder einmal etwas zum Inhalt. Wie der Titel bereits erwähnt geht es um eine Ehe. Von den Anfängen, dem Kennenlernen, dem ersten Date, bis hin zum Ende aufgrund der Erkrankung von Margaret. Enrique und Margaret lernen sich durch einen gemeinsamen Freund kennen und lieben. Sie verbringen Abende mit langen Gesprächen. Sie heiraten und bekommen zwei Söhne. Nachdem der erste Sohn geboren wurde, erleben sie eine Krise. Enrique hat eine Affäre mit einer Freundin Margarets und denkt über eine Scheidung nach. Doch sie bleiben zusammen. Dann erhält Margaret die schreckliche Nachricht, dass sie Krebs hat. Dadurch kommen sich die beiden allerdings immer näher und merken wie sehr sie sich doch lieben. Margaret versucht gegen den Krebs anzukämpfen, doch muss einsehen, dass es nicht gelingt. Sie verabschiedet sich daraufhin von allen wichtigen Menschen und will in ihrem Zuhause, bei ihren Liebsten, sterben.


    Der Roman wird aus der Sicht von Enrique geschrieben. Die Kapitel wechseln immer zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Ich muss sagen, es ist wirklich schön zu lesen, wie nervös Enrique am Anfang war, man kann sich einfach gut in ihn hineinversetzen, da jeder von uns so eine Nervosität schon einmal hatte.


    Doch natürlich ist dieses Buch auch sehr traurig. Auch ich hab oft mit den Tränen gekämpft und wollte ehrlich gesagt dieses Buch gar nicht zu Ende lesen, da ich nicht wollte, dass Margaret wirklich stirbt. Doch muss ich sagen hat der Autor den Schluß sehr schön gehalten. Es endet mit dem Abschied von Margaret und Enrique, einem letzten Kuss. DIe letzten Zeilen spielen in der Vergangenheit, in der Enrique sich sagt, dass er nun, bei Margaret, endlich zu Hause ist. Wie ich finde ein sehr gelungenes Ende.


    Alles in allem ist dieses Buch sehr zu empfehlen, wenn man etwas lesen möchte, das ans Herz geht.

  • "Glückliche Ehe" ist die Geschichte einer fast dreissigjährigen Ehe, von ihren Anfängen bis zu ihrem durch Krankheit und Tod erzwungenen Ende. Es ist die Geschichte von Enrique und Margaret, die sich zu Beginn der siebziger Jahren in den Häuserschluchten New Yorks begegnen, er ein aufstrebender junger Schriftsteller, den Potenzprobleme plagen, sie eine gutsituirte pragmatische junge Frau, deren Lebensweg vorbestimmt scheint, alle Türen der Karriere stehen ihr offen. Als das literarische Wunderkind Enrique, der eigenbrötlerischer Schulabrecher Margaret begegnet ist er ein unsicherer Mann, allein sein Lebensweg macht Margaret Glauben sie hätte es mit einem durchsetzungsstarken Typen zu tun, der sich nimmt was er braucht und weiss war er will. Bald schon übernimmt sie das Kommando in der Beziehung. Er hat eine kurze Affäre, bleibt aber dennoch mit ihr zusammen, der Kinder wegen. Das Buch hat zwei Handlungsstränge einmal wird die Endphase Margarets Todeskampf geschildert, in dem sie ihn bittet ihm für die letzte Reise Hilfestellung zu leisten. Der zweite Handlungsstrang zeigt den Beginn ihrer Beziehung, die wichtigsten Konflikte, das aneinander reifen.


    Meinung:


    Auf Seite 391 steht ein wunderschöner Satz, der die Geschichte im Kern zusammenfasst: Das Leben hatte ihm Margaret geschenkt, um ihn zu heilen. Dabei ist "Glückliche Ehe" bei weitem keine romantische Schmonzette. Ganz im Gegenteil, das Leiden von Margaret wird in voller schärfe gezeigt. Rafael Yglesias taucht knietief in die Seelenlandschaft seines Protagonisten ein, als wäre er selbt einer der Beteiligten. Eine unglaublich gute stimmig erzählte Geschichte, sprachlich auf hohem Niveau. Ich war beim Lesen von den Socken, weil ich von dem Autoren nie etwas gehört, bzw. gelesen hatte. Sehr realitätsnahe Schilderungen des Ehealltags, eine packende Schlusssequenz, obwohl das Ende unvermeidbar ist. Die Spannung bezieht der Roman aus der Frage: gehen die beiden in Frieden auseinander? Was ist eigentlich eine glückliche Ehe? Ist das wirklich der Hollywoodkitsch, der dem Publikum via Leinwand präsentiert wird? Yglesias erzählt das vollkommen lakonisch, einfühlsam und prägnant. Wer heiraten will sollte sich dieses Buch als Warnung kaufen, aber auch als Ziel. Ein Klasse Buch!

  • Rafael Yglesias hat mit seinem Buch „Glückliche Ehe“ einen schonungslosen, offenen und traurigen Roman geschrieben. Durch das ganze Buch begleitet man Enrique und Margaret durch ihre Ehe. Von den Anfängen der Beziehung bis hin zu Margarets schleichenden Tod. Sie ist an Blasenkrebs erkrankt. Man tritt in die Geschichte ein, als Margaret weiß, dass sie den Kampf verloren hat und ihren Mann Enrique bittet ihr beim Sterben zu helfen. Die Kapitel wechseln zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit.
    Ich dachte zu Beginn, dass die beiden eine glückliche Ehe durch die fast 30 Jahre geführt haben. Nach einigen Kapiteln erfährt man, dass sie auch ihre Höhen und Tiefen hatten und durch ihrer tiefe Liebe und Verbundenheit die schwersten Krisen überstanden hatten; all die Jahre haben sie ihrer Gefühle für einander nicht verloren. Und sind zusammen gewachsen. Es war jedoch schwer zu lesen wie Margaret den Kampf verliert und Enrique machtlos ist.
    Manchmal ist es hart gewesen Margarets Verabschiedungen zu lesen und die ganze Zeit im Hinterkopf zu haben, auf welches Ziel die Geschichte hinauslaufen wird. Trotzdem habe ich nicht eine Sekunde daran gedacht, dass Buch abzubrechen. Nach dem Beenden hatte ich ein lachendes und ein weinendes Auge.
    Das war mein erstes Buch von Rafael Yglesias und ich bin sehr froh „Glückliche Ehe“ von vorablesen.de erhalten zu haben und in den wunderbaren, wortgewaltigen Schreibstil dieses Autor eintauchen zu können und ihn für mich entdeckt zu haben. Einige Sätze haben mich sehr berührt. Ganz besonders folgender Abschnitt: „Ja, er verübelte es ihnen allen, dass er es ihnen leichter machen sollte, einen Teil ihrer Welt zu verlieren, während ihm das Zentrum seiner Welt in den Händen zerschmolz, ihm durch die Finger rann und auf dem Boden tropfte. Bald, ganz bald schon würde von seinem Herzen nur noch eine Pfütze übrig sein.“ (S. 111, Z. 16-21)
    Volle Punktzahl!

  • Enrique, Sohn eines Schriftstellerehepaares, Schulabbrecher, veröffentlichter Romanautor, von Selbstzweifeln geplagt, seit einem Jahr Single, und Margaret, mittleres Kind reicher jüdischer Eltern, Cornell-Absolventin mit künstlerischen Ambitionen, lebensfroh und mit großem Freundeskreis lernen sich über ihren gemeinsamen Freund Bernard kennen, der sie widerstrebend miteinander bekannt macht.


    Obwohl die Zeiträume, die die beiden Handlungsstränge umfassen, zeitlich keine große Spanne umfassen (der eine die paar Wochen vom Kennenlernen bis zum ersten Sex und der andere von dem Zeitpunkt, an dem Margaret beschließt, keine weiteren Therapien und lebensverlängernden Maßnahmen mehr zu ertragen bis sie schließlich ins Koma fällt), hat man das Gefühl, alles über die beiden zu wissen, was man wissen muss. In Rückblenden erfährt man von so allerlei: Wie ihr erstes Date verlief, Enrique Margaret betrogen hat, wie sie ihr zweiten Flitterwochen in Venedig verbracht haben, wie Enriques Vater starb und schließlich wie Margarets letzte Wochen und ihre Verabschiedung von Enrique aussahen.


    Aber nicht die Handlung macht diesen Roman so einzigartig, nein, es ist die Chemie zwischen den beiden, die einfach 'rüberkommt'. Man fühlt sich, als hätte man ihr Leben mitgelebt. Da ich nach der Lektüre des Klappentextes vermute, dass die Geschichte stark autobiografische Züge aufweist, finde ich es umso mutiger von Rafael Yglesias ein so offenes, detailgetreues und nicht zuletzt sprachlich sehr komplexes Bild (s)einer (?) Ehe zu zeichnen.

    Liebe Grüße :wave


    Waldmeisterin


    Every day I give my family two choices for dinner: take it or leave it!


    Nulla unda tam profunda quam vis amoris furibunda

  • In diesem sehr gefühlvollen Roman geht es um die große Liebe zwischen Enrique und Margaret.


    Es wird beschrieben wie die beiden sich in den 70er Jahren kennenlernen und es wird immer abwechselnd in der Gegenwart und Vergangenheit geschrieben. sodass man erfährt wie sie sich durch einen gemeinsamen Freund kennenlernen, was sie beruflich machen. Später heiraten sie und auch dort gibt es höhen und Tiefen wie in jeder Ehe. Nachdem der erste Sohn da ist fängt Enrique an fremdzugehen und denkt an Scheidung doch auch das meistern sie gemeinsam durch eine Eheberatung. Sie gehören einfach zusammen.


    In der Gegenwart erfährt man das Margarete an Krebs erkrankt ist und man erst auf Heilung hofft. Das ist jedoch nicht der Fall und am Ende wünscht sie sich nur noch zu sterben und das zu Hause. Endlich den Kampf zu beenden. Enrique hilft ihr so gut er kann und lädt Freunde und bekannte ein damit Margaret sie nochmal sehen kann.


    Es ist schrecklich zu lesen was Krebs alles mit einem macht und da meine Oma auch an Krebs gestorben ist wusste ich wie schwer alles sein muss! Ich habe richtig mitgelitten und auch ab und zu geweint.


    Der Autor beschreibt die Krankheit sehr gut und nimmt kein Blatt vor dem Mund denn er schildert genau was passiert!


    Es ist ein sehr gefühlvoller und schöner Roman der es sich lohnt zu lesen!