Vorlesetexte für erwachsene geistig behinderte Menschen

  • Beim googelieren :grin in dieser Sache, habe ich eine interessante Seite gefunden ---->KLICK
    Da steht doch einiges darüber, was Erwachsene mit geistiger Behinderung gerne lesen. Vor allem sind das Sachen mit dem entsprechenden Bildmaterial dazu. Zeitschriften vor allem. Sie würden aber auch gerne Bücher lesen, wenn welche für sie zu finden WÄREN.


    Ich zitiere:


    Der überwiegende Teil der Betroffenen aus Schulen und Wohnheimen, nämlich 94 % gaben an, dass sie überwiegend Zeitschriften, Magazine und Bücher lesen.
    Favorisiert werden Zeitschriften, da hier die hohe Anzahl der Bilder und grafischer Elemente in Verbindung mit dem Text als Lesehilfe genutzt wird.
    Bücher werden meist wegen der zu kleinen Schrift, und des komplizierten Textes aber auch wegen der fehlenden Bilder nicht genutzt.
    Die Konsequenz, deshalb geistigbehinderten Jugendlichen und Erwachsenen Kinderbücher zum Lesen anzubieten, empfanden die Befragten als Zumutung, langweilig oder kindisch.
    Nach der Recherche über geeignete Literatur für jugendliche bzw. erwachsene Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung in Internet, Büchereien, Buchhandlungen, Verlagen etc. musste die Gruppe feststellen, dass so gut wie kein geeignetes Material für diese Personengruppe auf dem Büchermarkt zu finden ist.
    Trotz des niederschmetternden Ergebnisses dieser Untersuchung ist davon auszugehen, dass durch gezielte Förderung in Schulen und Einrichtungen immer mehr geistigbehinderte Menschen als bisher, das Schreiben und vor allem das Lesen lernen werden.
    Eine Frage wird für Lehrer und Lehrerinnen vor diesem Hintergrund immer aktueller: welche geeignete Literatur kann jugendlichen Lesern an einer SfG. zur Verfügung.


    Edit: Ich habe das noch herausgehoben, was Du Twiärsdriever auch dazu geschrieben hast.

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Hallo, Bleeding.


    Je näher man an einem Thema dran ist, umso unwohler fühlt man sich zuweilen mit verallgemeinernden Begriffen. Menschen, die ans Bett gefesselt und auf Hilfe angewiesen sind, sind auch nicht einfach nur "Pflegebedürftige". Trotzdem werden sie von einer ganzen Branche so genannt. Wenn man als Angehöriger dann vom ambulanten Dienst gefragt wird, in welche Stufe der Pflegebedürftige eingeordnet wurde, will man schreien: Nein, es geht doch um Papa! Und der ist nicht einfach ein Pflegebedürftiger, sondern hat dieses und jenes Krankheitsbild, ansonsten ist er vor allem und immer noch ein Mensch. Die Frage ist, wem man einen Gefallen damit tut, wenn man dieses Spielchen immer weiter treibt. Und ob es den Pflegebedürftigen überhaupt interessiert. ;-)


    Ich empfinde diesen seit den frühen Achtzigern betriebenen Versuch, eine diskriminierungsfreie Sprache zu etablieren, tatsächlich als hirnrissig. Jedenfalls in einigen Ausprägungen. Nur weil bestimmte Leute Termini missbrauchen, muss man sich nicht von ihnen aufzwingen lassen, wie man sie selbst zu verstehen hat. Und man muss nicht seinen Sprachgebrauch umkrempeln, wenn ein Begriff plötzlich negativ konnotiert ist - oder wurde, durch einzelne. Vor allem, weil das eine Spirale ist, aus der man nie wieder herauskommt, und mit jeder Drehung wird sie komplexer und zäher.

  • Zitat

    [i]Original von bleeding


    Ach man, jetzt hab ich ein schlechtes Gewissen dem Threadersteller, weil das alles nicht Sinn und Zweck des Threads war.


    bleeding....vielleicht würde sich das Eröffnen eines entsprechenden Threads lohnen?


    Ich würde dort auch das Eine und Andere beisteuern.

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  • Zitat

    vielleicht würde sich das Eröffnen eines entsprechenden Threads lohnen?


    Vielleicht.


    In einem Autorenforum gab es jüngst eine heftige Fetzerei, weil jemand ein dickes, nein, übergewichtiges, nein, fettleibiges, nein, beträchtlich körperfülliges, verdammt, dickes Mädchen, das sich mit einer extrem peinlichen Albernheit auf YouTube präsentiert, als "mongoloide Schildkröte" bezeichnete. Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich war das nicht! (Weder der Bezeichner, noch das Mädchen.) Aber es hat eine ähnliche Diskussion ausgelöst.

  • Zitat

    Original von bleeding


    Damit bin ich doch vollkommen zufrieden. :schnellweg


    Hä??? Hab ich das irgendwo geschrieben?


    Behindert oder beeinträchtigt....ist in meinem Augen eigentlich so ziemlich dasselbe, oder bin ich da falsch gewickelt?

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  • Zitat

    Original von Tom


    Vielleicht.


    In einem Autorenforum gab es jüngst eine heftige Fetzerei, weil jemand ein dickes, nein, übergewichtiges, nein, fettleibiges, nein, beträchtlich körperfülliges, verdammt, dickes Mädchen, das sich mit einer extrem peinlichen Albernheit auf YouTube präsentiert, als "mongoloide Schildkröte" bezeichnete. Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich war das nicht! (Weder der Bezeichner, noch das Mädchen.) Aber es hat eine ähnliche Diskussion ausgelöst.


    Ja genau, das ist eine ebensolche Geschichte. Also ich meine nicht das mit der Schildkröte, sondern das mit dem "Uebergewicht".


    Mach doch Du einen solchen Fred auf Tom, falls die bleeding nicht mögen täte....


    Edit: Text noch bisschen ergänzt.

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  • Vor einigen Jahren habe ich in einem Pflege/Altenheim den dortigen Bewohnern nachmittags vorgelesen.
    Dabei waren ganz unterschiedliche Texte u.a. Kurzgeschichten von Rosamunde Pilcher, Märchen, Jugendbücher usw....


    Meine Erfahrung: Es kam dabei garnicht so sehr auf den Inhalt an, als vielmehr vorgelesen zu bekommen und eine menschliche Stimme zu hören. Viele der älteren Menschen sind dabei eingeschlafen und als die Vorlesestunde zu Ende war haben sie begeistert mitgeteilt dass sie sich schon sehr auf die nächste Stunde freuen.
    So gesehen war es für alle eine Bereicherung. :-)

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Hallo, Tom. :-)


    Danke, dass du dir solche Mühe machst mir deine Ansichtsweise näher zu bringen. Du hast natürlich recht mit allem, was du sagst.
    Wem ich einen Gefallen damit tue, kann ich ganz klar sagen: Und zwar mir selbst. Darum geht es ja.
    Ob es den Pflegedürftigen interessiert, dass man ihn pflegebedürftigt nennt, weiß ich nicht. Ehrlich gesagt, kann ich es mir nicht vorstellen, dass ein Behinderter behindert genannt werden will. Ich hoffe, es ist verständlich, was ich damit meine.


    Joan
    Einen Thread dafür, fänd ich auch angemessener, weil es hier doch zu sehr OT wird...
    Behindert und beeinträchtigt meinen den selben Zustand, das kann durchaus sein, aber im Nachgeschmack ist das eine doch viel derber als das andere.


    edit: Übergewichtigkeit ist ebenso eine empfindliche Sache, da geb ich dir ganz recht.
    Würd mich freuen, wenn jemand nen Thread erstellt. :-)


    You're like a splinter to my mind
    Like a nail to my wrist
    A dagger to my heart
    Like needles through my soul

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  • Ich finde ja, James Herriot geht immer. Die einzelnen Kapitel sind in sich ziemlich abgeschlossen. Ich glaub, ich würde kotzen, wenn man mir nur Sagen vorlesen würde...
    Was würden denn die Leute selbst gerne vorgelesen bekommen?


    Zu "geistig behindert". In den USA war es irgendwann politisch korrekt, nicht mehr "disabled" (behindert) zu sagen, sondern "challenged" (herausgefordert). Man war dann nicht mehr "physically disabled" (körperbehindert), sondern "physically challenged" (körperlich herausgefordert), wer vorher blind war, war dann visually challenged. Das hat dann aber auch nur dazu geführt, dass es parodiert wurde. Wer klein war, nannte sich zum Beispiel "vertically challenged".
    .

  • Hi,


    ich würde auch von Kinderbüchern abraten, es sind ja doch schließlich Erwachsene.
    Erwachsene mit einer geistigen Behinderung werden in ihrem Leben schon oft genug nicht als erwachsene Personen wahrgenommen, respektiert - da würde ich bei der Wahl der Lektüre darauf achten.


    Hattest du schon Gelegenheiten, deine potentiellen Zuhörer kennen zu lernen?
    Ich würde sie im Zweifelsfall fragen, was sie so interessiert, für den Anfang aber schon mal etwas raussuchen.


    Leider fällt mir gerade auch kein Buch ein, aber ich werde noch mal drüber nachdenken ;)

  • Nachdem die Diskussion sich nun (zum Glück) von den Büchern entfernt hat, finde ich es eine ganz tolle Idee, nach Zeitschriften mit Tiergeschichten zu suchen. Möglicherweise hat deine Öffentliche Bücherei sogar etwas Passendes abonniert. In der Arbeit mit Senioren legt man immer Wert auf den "biografischen Bezug", das trifft auf deine Zuhörer sicher auch zu. Vielleicht möchte jemand gern über Modelleisenbahnen oder das Kochen hören, nur wir ahnen noch nichts davon. Du könntest auch geeignete Artikel aus der Tageszeitung sammeln, zu denen dein Publikum leicht Zugang findet. Von der Feuerwehr bis zum Kind, das ein Hühnerei auf der Heizung ausbrütet, ist da für jeden Geschmack etwas dabei.