Unvollendete Bücher lesen?

  • `Das Geheimnis des Edwin Drood` von Dickens ist bekanntlich unvollendet genau wie der neu entdeckte Roman von Alexandre Dumas - für mich keine Motivation überhaupt mit dem Roman anzufangen. Lest ihr unvollendete Büche rund wie geht ihr mit ihnen um?

  • Das einzige Buch, das sich mir bis jetzt unvollständig offenbart hat, war Woyzeck und das hätte ich freiwillig nie gelesen, sondern nur, weil es Pflichtlektüre in der Schule war.
    Diesem Buch kann man zu Gute halten, dass es nur ein Fragment geblieben ist, denn sonst wäre es noch länger gewesen (und noch schrecklicher) :wow


    Ansonsten hatte ich bis jetzt noch nie eine Motivation, ein unvollendetes Buch zu lesen und es muss sich schon sehr gut anhören, damit ich überhaupt dazu greifen würde. "Offenes Ende" ohne Fortsetzung? :wow

  • Mich schreckt es auch eher ab, wenn ich sowas vorher weiß. Und ich glaube, wenn ich es nicht vorher wüsste, würde es mich einfach enttäuschen.
    Es gibt genau ein Buch, welches mich reizt, obwohl es nicht vollendet wurde: "Lachs im Zweifel" von Douglas Adams. Ich liebe diesen Autor und ich finde es einfach schade, das von ihm nie wieder etwas folgen wird. Aber dass die Geschichte nicht beendet ist, hindert mich daran, sie zu lesen...

  • redator :
    Lies es!
    Die sogenannte "Fortsetzung" des Anhalters ist Murks, ganz klar.


    Aber der Rest - genauer gesagt: der Großteil des Buches, die Sammlung von Interviews, Artikeln und Vorträgen von Douglas Adams ist unglaublich großartig - ich wage fast zu behaupten noch besser als der Anhalter an sich.

  • "Woyzeck" habe ich auch gelesen und recht gerne gemocht. Ansonsten fällt mir nur noch "Amerika" von Kafka ein. Das fand ich ebenfalls gut. Ein unvollendetes Werk ist für mich insofern kritisch, als ich nicht beurteilen kann, mit welcher Intention der Autor dieses Werk geschrieben hat - was er damit überhaupt sagen, was er zeigen wollte. Schließlich ist das Werk eben nicht komplett - so als würde man ein halb fertig gemaltes Bild anschauen. Das Bild sieht vielleicht trotzdem interessant und schön aus, aber man kann sich nicht sicher sein, ob man weiß, was genau der Künstler malen wollte.


    Bei Kafka kommt hinzu, dass er ja wohl wollte, dass man seine unveröffentlichten Schriften nach seinem Tod verbrennt. Insofern hab ich manchmal ein schlechtes Gewissen - wenn ich "Amerika" lese, lese ich ja schließlich etwas, von dem der Autor gar nicht wirklich wollte, dass ich es lese.

  • @ redator


    Empfehlung?


    Ich würd's dir ja an den Kopf werfen, aber mein geheiligtes Exemplar steht noch nagelneu und unangetastet im Regal, während ich das aus der Bibliothek schiefgelesen und auswendig gelernt habe. :pille


    Ich würd ja was zitieren ... aber: Lies es selbst :P

  • Oh, dann muss ich "Lachs im Zweifel" doch noch unbedingt lesen. Ich hab es mir vor einigen Wochen aus der Bücherei ausgeliehen und reingelesen, hab aber wieder aufgehört, weil ich zu dem Zeitpunkt interessanteren Lesestoff hatte.
    Dann werde ich mal einen erneuten Versuch starten.
    Der Woyzeck hat auch seinen Reiz, wobei es für mich bessere Sachen von Büchner gibt.
    Ich denke unvollendete Bücher können genauso toll sein, wie andere Bücher. Dabei spielt für mich die im Deutsch LK immer wieder geforderte Intention des Autors nur eine untergeordnete Rolle. :wave

  • Hmmm? :gruebel Ist mir ehrlich gesagt bis jetzt noch nicht untergekommen. Wird aber wohl daran liegen, dass ich Klassiker nicht so gerne lese. Aber wahrscheinlich wäre ich eher unmotiviert ein unvollendetes Buch zu lesen!!


    LG Nala :wave

  • Ich hab John Steinbeck King-Arthur-Version gelesen, einfach weil ich nichts von John Steinbeck ungelesen lassen kann - schon gar nicht eine King-Arthur-Version.
    Es war schoen.
    Aber es war auch schier unertraeglich, es hat geradezu wehgetan.
    So wie Mozarts Requiem hoeren.
    Dass er die Zeit nicht hatte, das fertig zu schreiben, dass ich nie wissen werde, wie eine fertige Athur-Erzaehlung von ihm ausgesehen haette, das ist ziemlich schlimm.


    Darauf verzichtet haette ich trotzdem nicht - weil ich gar nicht gekonnt haette.


    Mit Hemingways "Garten Eden" war es nicht ganz so schlimm - ich fand, es war einfach keiner von seinen staerksten Texten. Auch wenn ich ihn natuerlich gern ganz gelesen haette.


    Herzliche Gruesse von Charlie

  • Zitat

    Original von buchwürmchen
    nein würde ich nicht. Ich hasse es schon, wenn ein Buch ein offenes Ende hat. Wenn ich weiß, das bald eine Fortsetzung kommt ok, aber ansonsten nein.


    Das kann ich nur :write

    Diese Eintrag wurde bisher 47 mal bearbeited, zultzt gerade ebend, wegen schwere Rechtsschreipfeler.

  • Ich weiss im Moment nicht, ob ich mehrere solcher unvollendeter Werke gelesen habe, an eines jedoch kann ich mich sehr gut erinnern.


    Es handelt sich um den letzten Roman Remarques.


    Remarque war bekannt dafür, dass er seine Werke immer und immer wieder umgeschrieben hat, bevor er sie zum Druck freigab.


    Während er noch an seinem letzten Werk arbeitete, starb er.


    Seine Witwe, die Paulette Goddard, hat dann von seinen diversen Entwürfen einiges zusammengewurstelt, oder besser gesagt, zuammenwursteln lassen, damit ums Biegen und Brechen doch noch ein Buch herausgegeben werden konnte, mit Blick nur auf den zu erwartenden Geldsegen, obwohl sie das überhaupt nicht nötig gehabt hätte. :rolleyes


    Somit kam dann posthum ein Buch heraus, zu welchem der Remarque nie hätte stehen können, und welches auch seine bisherige Leserschaft sehr enttäuschte, in keinster Weise überzeugen konnte.
    Der Titel des Buches: SCHATTEN IM PARADIES. Darüber gibt es HIER eine Analyse.


    Zum 100. Geburtstag von Remarque, im Jahre 1998 haben Thomas F. Schneider und Tilman Westphalen einen 5-bändigen Schuber herausgegeben: DAS UNBEKANNTE WERK.
    Die beiden Herausgeber leiten u.a. das Remarque-Friedenszentrum in Osnabrück und befassen sich eingehend mit den Werken und dem Leben Remarques.
    Eines dieser Bücher in diesem Schuber trägt den Titel DAS GELOBTE LAND. Und das sind nun die Fragmente des letzen Remarque-Romans, so wie er sie hinterlassen hat, als er starb.


    Schon sehr eindrücklich diese beiden "Arbeiten" zu vergleichen. Den Roman SCHATTEN IM PARADIES, der eben aus früheren Entwürfen zusammengeschustert worden ist und im Gegensatz dazu DAS GELOBTE LAND....an dessen Aufbau und Texten Remarque gefeilt und gefeilt und gefeilt hat....


    Somit könnte man dem unprofessionellen Tun seiner Witwe doch noch etwas Gutes abgewinnen....hat man ja als Leser sonst keine Einsicht über all die Bemühungen die der Autor in sein Schaffen gelegt hat. Man weiss nur, dass es von den meisten seiner Werke mehrere Fassungen gibt, er immer und immer wieder umgeschrieben hat, bis er sich zur Herausgabe entschliessen konnte.....obwohl er letztlich trotzdem nie wirklich ganz damit zufrieden war.


    Kurzbeschreibung
    Die fünfbändige Ausgabe mit Werken Erich Maria Remarques enthält frühe Romane, Kurzprosa und Gedichte, die zweite, aber Fragment gebliebene Fassung von Remarques letztem Roman, ein Theaterstück und ein Drehbuch, schließlich ausgewählte Briefe und Tagebücher. Sorgfältig ediert, kommentiert und mit Nachworten versehen, gibt sie den Remarque-Lesern die Chance, ihr Bild von diesem Autor zu erweitern und zu verändern.


    Autorenportrait
    Erich Maria Remarque, 1898 in Osnabrück geboren, besuchte das katholische Lehrerseminar. 1916 als Soldat eingezogen, wurde er nach dem Krieg zunächst Aushilfslehrer, später Gelegenheitsarbeiter, schließlich Redakteur in Hannover und Berlin. 1932 verließ Remarque Deutschland und lebte zunächst im Tessin/Schweiz. Seine Bücher "Im Westen nichts Neues" und "Der Weg zurück" wurden 1933 von den Nazis verbrannt, er selbst wurde 1938 ausgebürgert. Ab 1941 lebte Remarque offiziell in den Usa und erlangte 1947 die amerikanische Staatsbürgerschaft. 1970 starb er in seiner Wahlheimat Tessin.

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Als ich den Thread anfing zu lesen, war ich überrascht, dass wir hier von "hohen Autoren" reden. Bei der Threadüberschrift habe ich sofort an jugendliche Schreibanfänger gedacht, die enthusiastisch ihre ersten Kapitel ins Web stellen und sagen "der Rest kommt irgendwann später" oder "wie es weiter geht, weiß ich auch nicht nicht". Mir kam dazu


    http://www.bookrix.de/


    in den Sinn. Der Reiz des Portals soll es ja eigentlich sein, vollständige Bücher kostenlos lesen zu können, aber wenn man sich's ansieht, wird es ja doch meist nur benutzt, um irgendwelche einzelnen Kapitel vorzustellen oder die schieben für Kapitel 2, 3, 4 noch einzelne "Bücher" nach. So was hat mir die Lust sehr verleidet, sich mit diesen Autoren zu beschäftigen, von denen die meisten ohnehin als Anfänger zu bezeichnen sind, so weit ich erstmal sehe.

  • Für mich sind unvollendete Sachen auch eher uninteressant. Ich hasse Bücher mit offenen Ende und wenn ich das von vornherein wüsste, würde ich die auch nicht lesen :-)

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • "Das Schloss" von Kafka ist auch unvollendet, es endet in der Originalfassung sogar mitten im Satz - da habe ich zugegebenermaßen etwas geschluckt, als ich am Ende ankam. Zwar wusste ich, dass das Buch nicht beendet wurde, aber dass es mitten im Satz endete, war schon schwer zu verdauen. Nichtsdestotrotz fand ich den Roman faszinierend und es wäre schade gewesen, hätte ich ihn nicht gelesen, weil er unvollendet ist. Für mich ist das also kein Grund, ein Buch nicht zu lesen.


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  • Ich schleiche ja immer noch um '21' von Patrick O'Brian herum, den unvollständigen letzten Jack Aubrey/Stephen Maturin-Roman, den er vor seinem Tod leider nicht mehr beendet hat und der auch ohne Titel geblieben ist, sondern nur seinen Platz in der Serie als Namen trägt.


    Hat jemand ihn schon gelesen und kann mir sagen, ob es sich lohnt?

  • Ich wußte gar nicht, dass so viele unvollendete Werke veröffentlicht wurden. Steinbeck subbt bei mir noch, da habe ich einige Bände von meinem Opa geerbt, mich aber noch nicht so recht rangetraut. Ich denke nicht, dass ich mir bewußt ein unvollendetes Buch zulegen werde, ich mag offene Enden auch nicht.

  • Genau so unerfreulich wie unvollendete Werke finde ich "Fortsetzungen" von Büchern verstorbener Autoren, die von deren minderbegabten Nachkommen oder sonstigen Verwandten geschrieben werden (z.B. Dracula-die Wiederkehr!). LG, Spider

  • Zitat

    Original von Spider
    Genau so unerfreulich wie unvollendete Werke finde ich "Fortsetzungen" von Büchern verstorbener Autoren, die von deren minderbegabten Nachkommen oder sonstigen Verwandten geschrieben werden (z.B. Dracula-die Wiederkehr!). LG, Spider


    Oh je, das mag ich aber auch nicht. Aber ist für mich auch nochmal was anderes, weil ich finde, dass die Berühmtheit des verstorbenen Autors dadurch ausgenutzt wird.