Klappentext
Im Jahr 1867 überschlagen sich die Zeitungen mit Sensationsmeldungen: Ein Meerungeheuer beschädigt ein Schiff nach dem anderen. Professor Aronnax soll der Sache auf den Grund gehen; ihn begleiten sein Diener Conseil und der kanadische Walfänger Ned Land. Die Fregatte »Abraham Lincoln« unter der Führung von Kapitän Farragut wird für eine Expedition ins Ungewisse gerüstet. Nach viermonatiger Fahrt trifft die Besatzung im Pazifik tatsächlich auf das mysteriöse Objekt: Das Ungeheuer entpuppt sich als riesiges Unterseeboot, die »Nautilus« ...
Über den Autor
Jules Verne wurde 1828 in Nantes geboren. Er studierte Jura, schrieb aber bereits Theaterstücke und Erzählungen. Sein erster Erfolgsroman "Fünf Wochen im Ballon" erschien 1863. Seine großen Romane waren von Anfang an Bestseller. Als neuer Mythenmeister und Klassiker ist er der Begründer der modernen Science-fiction-Literatur. Jules Verne starb 1905 in Amiens.
Meine Meinung
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich war ganz froh, als ich das Buch geschafft hatte. Nicht dass das Buch nicht lesenswert wäre - ganz im Gegenteil - doch um einen Pageturner handelt es sich bestimmt nicht. Das liegt vor allem an den schier endlosen Aufzählungen der Meeresfauna und -flora die Professor Aronnax und sein Diener Conseil zu Gesicht bekommen und auch nicht sehen! Jawohl, alles, was die beiden sehen und nicht sehen wird hier aufgezählt. Die Aufzählungen, die durch ihre Struktur zeigen sollten, dass der Mensch sich zum Beherrscher der Natur aufschwingt und ihr seine Systematik aufzwingt, treten laut Nachwort an exakt 80 (!) Stellen auf. Bei einem Buch von 640 Seiten mit vielen schönen Illustrationen kann man sich vorstellen, was das wohl bedeutet...
Was im Französichen kunstvoll komponiert wurde, wandelt sich in der deutschen Übersetzung zu ermüdenden Kolonnen aller möglichen Meeresbewohner und hemmt den Lesefluss stark.
Das ist schade, denn ansonsten ist dieses Buch eine spannende Mischung aus Abenteuerroman, Science-Fiction und Gesellschaftskritik aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen der Kampf des Menschen gegen die Natur und die technologische Aufbruchstimmung, die Frankreich nach der Weltausstellung 1867 erfasste. An vielen Stellen zeigt sich der visionäre Geist Vernes und macht das Buch zu einer wertvollen und nachdenklich stimmenden Lektüre.
An der vorliegenden Ausgabe hat mir sehr gut gefallen, dass alle Originalillustrationen der französischen Erstausgabe enthalten waren. Für alle Landbewohner gibt es ein nautisches Glossar zur Erklärung seemännischer Fachbegriffe. Ferner einen sehr hilfreichen Anmerkungsteil, der Zusammenhänge herstellt und auch nicht daran spart, logische Fehler Vernes (teils ironisch) aufzudecken.
Fazit: "20000 Meilen unter den Meeren" ist bei weitem nicht so flüssig geschrieben wie z.B. "Zwei Jahre Ferien" oder "Der Kurier des Zaren". Wenn man sich von den o.g. Aufzählungsorgien Vernes nicht abschrecken lässt, ist es ein lesenswerter Klassiker.