Der 8. Band in der Harry Hole-Serie
Originaltitel: Panserhjerte (2009)
Ullstein Verlag 2010, 698 S.
Über den Inhalt:
Harry Hole ist am Ende, er hat alle Brücken hinter sich abgebrochen und lebt zurückgezogen in Hongkong. Gleichzeitig erschüttert eine Serie aufsehenerregender Morde Oslo. Die junge Kommissarin Kaja schafft es schließlich, ihren berühmten Kollegen zurückzuholen. Schnell wird Harry immer tiefer in den Fall hineingezogen. Der Täter erweist sich als äußerst unberechenbar und intelligent. Er arbeitet mit einem perfiden Mordwerkzeug, das lautlos und quälend langsam tötet. Die Spuren führen Harry von einer einsamen Hütte im norwegischen Hochgebirge bis nach Ruanda. Als er dem Killer schließlich gegenübersteht, muss er eine übermenschliche Entscheidung treffen.
Über den Autor:
Jo Nesbø, 1960 geboren, ist Ökonom, Schriftsteller und Musiker. Bereits sein Debüt, Der Fledermausmann, wurde als „Bester Kriminalroman des Jahres“ ausgezeichnet. Inzwischen gilt Jo Nesbø als Norwegens erfolgreichster Autor und gelangt mit jedem neuen Kriminalroman auf Platz eins der Bestsellerliste. Die Harry-Hole-Serie wurde in über dreißig Sprachen übersetzt, allein in Deutschland sind über eine Million Exemplare verkauft. Jo Nesbø lebt in Oslo.
Meine Meinung:
Klasse! Klasse! Klasse!
Fast 700 Seiten und jede einzelne davon war für mich ein echter Lesegenuss. Obwohl es der achte Teil einer Serie ist, kann das Buch auch ohne Kenntnis der Vorgänger gelesen werde. Es empfiehlt sich allerdings, die Harry Hole-Bände in chronologischer Reihenfolge zu lesen, denn es wird häufig Bezug auf Harrys frühere Beziehungen und Fälle, hier insbesondere auf den letzten, den „Schneemann“, genommen.
Der Einstieg in das Buch beschreibt eine Folterszene, die nichts für schwache Nerven ist und es gibt auch noch einige andere Stellen, bei denen Nesbø nicht gerade zimperlich mit seinen Figuren umgeht.
Die Geschichte beginnt ein halbes Jahr nach dem Schneemann, der wie kein Fall vorher so deutliche Spuren bei Harry hinterlassen hat, körperliche wie seelische. Sein Chef Gunnar Hagen läßt ihn aus seinem freiwilligen Exil Hongkong zurückholen, als es erneut einen neuen Serienmörder zu fassen gilt. Harry ist nun mal der beste Ermittler Norwegens auf diesem Gebiet.
Die Spannung baut sich in mehreren Handlungssträngen auf: neben Harrys Jagd nach dem Killer ist da auch noch die Beziehung zu seiner Kollegin Kaja. Und er gerät mitten hinein in den mit harten Bandagen geführten Konkurrenzkampf zweier Abteilungen der Kriminalpolizei. Etwas ruhiger geht es nur dann zu, wenn Harry seinen todkranken Vater im Krankenhaus besucht.
Allen Charakteren gemeinsam ist die hohe Glaubwürdigkeit und das Fehlen jeglicher Schwarz-Weiß-Zeichnerei. Nesbø schafft es immer wieder, eine Person mit wenigen Sätzen bildhaft zu beschreiben. Es gelingt ihm auch, sofort Sympathie für den norwegischen Kommissar zu wecken. Eigentlich mag ich keine alkoholkranken Ermittler, aber für Harry Hole mache ich gerne eine Ausnahme. Dieser einsame, sture Mann, humorvoll, kompromisslos, unkonventionell in seinen Ermittlungsmethoden, durch und durch glaubwürdig, bewegt sich ständig auf schmalem Grat und fasziniert mich einfach.
Nesbøs Schreibweise ist sehr intensiv, wer ihn kennt, weiß, dass es keine überflüssigen Sätze oder Szenen in seinen Büchern gibt. Alles ergibt Sinn, alles passt irgendwann in die Geschichte hinein, auch wenn es zunächst noch so unbedeutend erscheint oder kein Zusammenhang erkennbar ist. Die Handlung weist keine Schwachstellen auf, durch unerwartete Wendungen bekommt die Spannung immer wieder neue Nahrung und hält sich bis zum aufregenden Schluss auf sehr hohem Niveau.
Genau das richtige Buch für ein verschneites Winterwochenende. Ich vergebe ja selten 10 Punkte, aber hier kann ich nicht anders, daher: die volle Punktzahl!
Ach ja: Ich hoffe doch sehr, dass dies nicht der letzte Fall für Harry Hole gewesen ist und wir uns auf ein Wiedersehen mit ihm freuen können.
ASIN/ISBN: B01K9BB9SG |