Thüringer Mörderinnen: Frauenschicksale zwischen Liebe und Schafott
Autoren: Frank Esche, Wolfgang Krüger
ISBN: 978-3934277281
Kirchschlager-Verlag
240 Seiten, 19,90 Euro
Buchrückentext: Die Motive der Thüringer Mörderinnen waren vielfältig. Sie mordeten aus Liebe, Hass, Rache oder Angst vor sozialem Abstieg und Armut. Die Giftmörderin Marie Sophie Göbner wurde 1860 mit dem Beil gerichtet, weil sie hasserfüllt den unwilligen Heiratskandidaten mit Arsen ins Jenseits befördert hatte. Nicht immer mordeten die Thüringerinnen jedoch allein. Häufig fanden sie sich als Mörderpärchen. Ja, die Thüringerinnen bildeten manchmal ganze Mördergruppen.
In den 21 Kriminalfällen, die in der Zeit von 1859 bis 1939 spielen, beschreiben die beiden Autoren eindrucksvoll die familiären und psychologischen Hintergründe der Taten, rekonstruieren die Tatabläufe und Gerichtsverhandlungen und zeichnen ein Bild der unterschiedlichen Klassen und Gesellschaften und deren Rechtssystem, beginnend mit der Mitte des 19. Jahrhunderts, über Kaiserzeit, Weimarer Republik und NS-Diktatur. Aufgrund der von ihnen benutzten Quellen, die vornehmlich auf Kriminalakten und Zeitungsberichten fußen, gelingt es ihnen auf einzigartige stilistische Weise Zeitkolorit zu vermitteln.
Meine Meinung: In der Kriminalgeschichte nehmen Frauen eine ganz besondere Rolle ein. Frauen sind weniger Gewaltbereit und morden meist aus anderen Motiven, als Männer. Doch wehe, wenn sie losgelassen. Zwar beschäftigt sich dieses „Pitaval“ nur mit Mörderinnen, die in Thüringen ihr Unwesen trieben, doch bei der behandelten Vielzahl an Fällen, dürften sich Motive und Delikte im ganzen Land ähneln und das nicht nur zur damaligen Zeit. Interessant sind wieder einmal die Ermittlungsmethoden, die wir aus heutiger Sicht vielleicht belächeln, die aber trotzdem oft zur Ergreifung der Täter(innen) geführt haben.
Sachlich und ohne zu viele Ausschmückungen beschreiben die beiden Autoren die aus Gerichtsakten und Zeitungsberichten zusammengetragenen Mordfälle und erstellen so ein Bild von Tathergang und Täterin. Durch die unterschiedlichen Medien, der Mischung aus Zeitungswissen und z.B. Akten der Staatsanwaltschaft, bekommt man eine Vorstellung der damaligen sozialen Verhältnisse, der Gesellschaft, ihrer Moral und ihrer Justiz.
Die Lebensbilder und Geschichten einiger Frauen hätten durchaus als Vorlagen für aktuelle Kriminalromane dienen können. Teilweise waren sie zur damaligen Zeit in ihrem Leben und mit ihrem Partner so gefangen, dass sie meinten, sich nur auf eine Art und Weise befreien zu können – indem sie den ungeliebten Ehegatten das Zeitliche segnen ließen. Doch nicht nur Ehemänner, sondern auch Schwiegereltern und Kinder wurden von den – heute längst in Vergessenheit geratenen – Frauen ermordet.
Das Buch ist sehr liebevoll aufgemacht, weist hochwertiges Papier auf und auch ein Lesebändchen fehlt nicht. Es gibt eine große Zahl an Bildern von den Ortschaften, in den sich die Mordfälle ereignet haben, es finden sich alte Portraitfotografien der Täterinnen oder von Beteiligten, Abbildungen von Gerichtsakten, und unter anderem ein Foto eines „Giftscheines“, der die Aushändigung von Strychnin zur Rattenvertilgung dokumentiert. So wirkt das Ganze sehr anschaulich.
Mein Fazit: Es handelt sich hier um ein aufwendig gestaltetes Buch, mit vielen Bildern und hochwertiger Ausstattung - ein Pitaval, dass ich sehr gerne gelesen habe und dessen Inhalt mich fasziniert hat. Von mir eine dicke Leseempfehlung.