Allan Guthrie - Post Mortem

  • Der Autor: Allan Guthrie ist Literaturagent und gilt inzwischen als einer der hoffnungsvollsten und originellsten Newcomer der britischen Krimiscene. Seine Romane wurden für viele wichtige Literaturpreise nominiert, in Deutschland wird er außer bei Rotbuch (in der Reihe "Hard Case Crime" ist sein Roman "Abschied ohne Küsse" erschienen) jetzt auch bei Heyne verlegt.


    Das Buch: Eddie, Robin und dessen Frau Carol haben sich auf äußerst brutale Überfälle mit Geiselnahme spezialisiert, doch dann findet Robin das mit Eddie und seiner Frau heraus. Für ihn steht fest das er handeln muss, doch der nächste Überfall geht schief, und jetzt hat das Trio nicht nur einen gierigen Privatschnüffler sondern auch einen rachsüchtigen Exknacki am Hals.


    Durch seine Gutgläubigkeit in finanzielle Schwierigkeiten geraten bleibt dem eben aus dem Gefängnis entlassenen Pearce nichts weiter übrig als sich bei seinem Gläubiger, dem Kredithai Cooper, als Geldeintreiber zu verdingen. Durch seine Gutmütigkeit gepaart mit seiner ganz eigenen Auffassung von Richtig und Falsch gerät er allerdings schnell wieder auf Abwege, die ihn zurück ins Gefängnis bringen können.


    Meine Rezension: Wie schon in seinem Roman "Abschied ohne Küsse" zeigt uns Guthrie hier eine Parallelgesellschaft, die direkt neben unserer eigenen heilen Welt existiert und uns dennoch verborgen bleibt. Seine Figuren sind allesamt Gescheiterte und Ausgestoßene, teilweise, weil sie es nicht anders wollten, weil sie aus Faulheit und Bequemlichkeit einen leichteren Weg zum Leben suchten, teilweise -wie im Fall von Pearce - weil sie keine halbgaren Kompromisse akzeptierten, weil es Dinge gab, die sie selbst erledigen mussten - zwar jenseits des Gesetztes, aber diesseits der Gerechtigkeit.


    Guthrie präsentiert uns hier nicht eine durchgängig erzählte Geschichte sondern derer viele, die sich an bestimmten Punkten treffen, sich überschneiden und gegenseitig beeinflussen. Dabei schafft er es meisterhaft jede seiner Figuren glaubwürdig und konsequent zu entwickeln und sie miteinander interagieren zu lassen. Getrieben von beinahe tierischen niederen Instinkten mehr als von rationalen Gedanken prallen die verschiedenen Protagonisten aufeinander, niemals bereit auch nur einen Fußbreit Boden preiszugeben, es sei denn, sie erhalten den entsprechenden Gegenwert! Und so entwickeln die ganzen Handlungsstränge eine gewisse Zwangsläufigkeit, denn keiner kann aus seiner Haut.
    Zum Glück haben wir es hier mit einem wirklich talentierten Autor zu tun, der zu verhindern weiß, das diese Zwangsläufigkeit in Vorhersehbarkeit und Langeweile abdriftet.


    "Post Mortem" ist ein düsterer, spannender Noir-Thriller, wie er heute nur noch selten zu lesen ist. Ich hoffe sehr das Rotbuch und Heyne (die auch "Abschied ohne Küsse" neu herausbringen werden) hier einen langen Atem beweisen. Allan Guthrie hätte auch hierzulande großen Erfolg verdient!