Taschenbuch 428 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Oktober 2009)
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Emissaries from the Dead
Kurzbeschreibung
Andrea Cort ist Ermittlerin im Diplomatischen Corps. In ihrer Kindheit hat sie Grausames durchlebt: Sie musste töten, um nicht selbst getötet zu werden.
Ihr Auftrag führt sie zu einer mysteriösen Welt, auf der eine künstliche Intelligenz seltsame Wesen züchtet. Hier soll Cort den Mord an einem Menschen aufklären. Doch noch ehe sie den Mörder aufspürt, verübt dieser einen Anschlag auf sie. Ein fataler Fehler. Denn seit ihrer Kindheit ist Andrea Cort kein Mensch mehr. Sie ist ein Monster.
Zum Autor
Adam-Troy Castro ist ein SF-Autor allererster Güte. Seine Werke wurden bereits für die namhaftesten Genre-Preise nominiert, wie etwa für den "Hugo" und "Nebula Award". Castro lebt mit seiner Frau Judi und seinen Katzen Maggie, Uma Furman, Meow Farrow und Ralphie in Florida. "Halbgeist" ist der erste Roman um die introvertierte, aber absolut tödliche Ermittlerin Andrea Cort.
Quelle: Verlagsseite
Meine Meinung
Adam-Troy Castros Roman wartet mit einem spannenden Setting auf. Ein in sich geschlossenes Ökosystem mitten im Weltall, in dem von künstlichen Intelligenzen so genannte Brachiatoren, eine gezüchtete Form von besonderen Wesen, die aber augenscheinlich keinen Nutzen haben, ins Leben gerufen werden. Eine Gruppe von Menschen hat es sich zur Aufgabe gemacht, über die Brachiatoren zu wachen. Doch dann kommt es kurz hintereinander zu zwei Mordfällen und Andrea Cord tritt als Ermittlerin auf den Bildschirm. Mich faszinieren normalerweise solche geschlossenen Systeme. Man weiß genau, der Mörder kann sich nur innerhalb dieser kleinen Gruppe befinden, hier noch besonders interessant dargestellt, da auch die künstliche Intelligenzen, die KIquellen, als möglicher Täter in Frage kommen. Die allerdings darf Andrea nicht beschuldigen, selbst wenn ihre Ermittlungen diese als Schuldige überführen – denn dann würde das Leben der gesamten Menschheit, mindestens aber der menschlichen Bewohner auf One One One auf dem Spiel stehen.
Soweit alles super! Ein Plot mit Potential, der sich stetig weiterentwickelt. Tolle Menschen auf One One One, alle haben diverse Leichen im Keller liegen und die Porrinyards haben mich besonders begeistern können. Diese beiden sind eigentlich zwei Individuen, die vor längerer Zeit beschlossen haben, sich miteinander zu verbinden, quasi eine neumodische Form der Heirat. Seitdem sind sie in der Lage, den anderen intensiv zu spüren, auch wenn er nicht im Raum ist, synchron zu reden und zu handeln und reden von sich nur noch im Singular. Ganz klar meine Lieblingsfigur(en)! Aber all diese tollen, kantigen Lebewesen verschenkt der Autor meiner Meinung nach hoffnungslos. Sie wirken unheimlich kalt, abweisend und man muss ihnen ja misstrauen, einer muss schließlich die beiden Damen umgebracht werden. Na gut, da ist ja noch diese Protagonistin, vielleicht kann man mit ihr sympathisieren? Mitnichten! Andrea Cort hat selbst keine reine Weste, wenn sie auch als Täterin in diesem Fall nicht in Frage kommt. Einzig als sie selbst in die Rolle des Opfers gerät und One One One für sie zur Falle wird, konnte mich der Roman wirklich fesseln! Ansonsten wird viel geredet, wenig passiert auf diesem engen Raum. Mit keiner der Figuren konnte ich wirklich warm werden, nur vereinzelte hatten etwas sehr Faszinierendes an sich.
Was bleibt also, wenn nichts passiert, keine angenehmen Figuren vorkommen und auch die Protagonistin bei weitem nicht das in der Kurzbeschreibung versprochene Monster ist? Immerhin ein interessanter Ansatz! Die KIquellen waren auf ihre Art und Weise faszinierend (konnten mich aber nach kürzlicher Lektüre von Charles Stross’ „Die Kinder des Saturn“ auch nicht vom Hocker reißen) und zwei, drei interessante Charaktere. Für mich reicht das nicht aus.
Fazit
Ganz nett, aber der nächste Teil findet vermutlich ohne mich statt. Eine Geschichte voller Potential wird an eine Reihe absolut kalter Figuren verschenkt.
Bewertung
6,5/10 Punkten