Was mit der Generation Golf begann hat ja eine wahre Lawine an „autobiografischen“ Jugenderinnerungen der 70er und 80er Jahre losgetreten, die das eine gemeinsam haben, dass die Autoren eigentlich nicht viel zu sagen haben, dafür aber nostalgische Gefühle bei den Lesern bedienen.
Auch bei diesem Buch haben wir es auf den ersten Blick mit einem solchen Werk zu tun, wobei das Sujet in diesem Fall schon etwas mehr hergibt:
Eine Landpomeranze aus dem Badischen sucht das große Abenteuer und das ist zu dieser Zeit, Anfang der 80er Jahre, nur an einem Ort in Deutschland zu finden: in Berlin. Neben den recht amüsanten Schilderungen einer erzkatholischen Dorfjugend, ist dies das eigentlich interessante an diesem Buch: die Schilderungen dieses ollen, grauen Westberlins vor dem Mauerfall, mit seiner schrägen Subkultur, die ihre Protagonisten hauptsächlich aus dem Milieu der Wehrdienstverweigerer, Hausbesetzer und Alternativen rekrutierte, die dem bundesrepublikanischen Kleinstadtmief entfliehen wollten.
Christiane Rösinger ist mittendrin in dieser Szene, betreibt illegale Ladenkneipen, macht mehr oder weniger erfolgreich Musik und lebt das klassische Leben des Subkulturtreibenden: immer unterwegs, immer knapp bei Kasse und bekannt wie ein bunter Hund.
Große Literatur sind diese „Erinnerungen“ natürlich nicht, auch keine gründliche Darstellung des Berlins der achtziger Jahre. Trotzdem riefen die recht kurzen Kapitel in mir diese ganz spezielle Berlinstimmung hervor, wie ich sie selbst nur noch sehr dunkel in Erinnerung habe, schwankend zwischen Faszination und Abscheu (meinen ersten Fixer habe ich natürlich in Berlin gesehen).
