Lass mich deine Pizza sein - Sandra Wöhe

  • Hallo, liebe Büchereulen,


    ich möchte heute mal eine lesbische Liebesgeschichte vorstellen und gebe gleich zu, dass ich den Titel im Grunde recht dämlich und überhaupt nicht treffend finde.


    Sandra Wöhe, eine in Holland geborene Indonesierin, die in Deutschland aufgewachsen ist und heute in der Schweiz lebt, hat mit diesem Buch einen Roman herausgebracht, der in der lesbischen Szene sofort die Bestsellerlisten gestürmt hat.


    Ich weiß, dass viele Leserinnen und Leser bei dem Begriff "lesbisch" schon mal vorsorglich zurück schrecken. Ich fand den Roman trotzdem wahnsinng interessant und schlichtweg gut geschrieben.
    Sandra Wöhe beschreibt in diesem Buch eine Liebesgeschichte. Sie macht das auf eine unheimlich humorvolle Art und Weise, die zeigt, dass Lesben sich mit denselben Problemen herumschlagen wie alle anderen Menschen, die sich lieben.
    Ihre erotischen Beschreibungen sind hinreißend. Schon nach wenigen Zeilen vergisst man, dass es sich um zwei Frauen handelt, die da miteinander im Bett liegen. Aber ist das nicht ohnehin vollkommen gleichgültig?


    Ich jedenfalls habe eine Menge Neues über die geheimnisvollen Frauen erfahren, die partout keinen Mann wollen, habe mich an Frau Wöhes Witz und Sinnlichkeit gefreut und kann nur jedem und jeder, die einfach mal wissen wollen, wie das so ist, wenn Frauen Frauen lieben, dieses Buch empfehlen. Toll ist auch ihre Website www.sandrawoehe.ch.

  • Hmmm... stimmt, es gibt schlechtere Lesbenbücher, aber auch viele bessere. Meine Meinung zu dem Buch habe ich vor einer Weile mal so formuliert:


    Inhalt:
    Die Neue in der Zürcher Lesben-WG hat raspelkurze Haare, fährt Motorrad und duldet wortwörtlich "keine männlichen Ausdünstungen" in der Wohnung. Für Renate und ihre Busenfreundin Leila ist sofort alles klar: Bei ihnen will eine Radikallesbe und Hardcore-Feministin einziehen! Und das, wo Leila überzeugte Spitzenslipträgerin ist und Renate sogar vor der gelegentlichen Anwendung eines Wonderbra nicht zurückschreckt. WG-Kandidatin Jo darf trotzdem bleiben - weil ihr Hinterteil Leilas unerbittlichen Blicktest besteht. Denn die quirlige Briefträgerin liest den wahren Charakter einer Frau zuverlässig von deren vier Buchstaben ab.


    Meine Meinung:
    Die Inhaltsangabe liest sich nach einem locker-flockigen Lesbenroman. Das ist es auch, aber es ist gleichzeitig ein bisschen Problematik des Altwerdens (Ich-Erzählerin Renate arbeitet in der häuslichen Kranken- und Altenpflege), ein bisschen Krimi (eine ihrer Patientinnen stirbt unter nicht ganz geklärten Umständen), ein bisschen Lebensphilosophie und ein bisschen Frauenfreundschaft.


    Man kriegt also ganz schön viel für sein Geld, aber man wünscht sich manchmal, die Autorin hätte zwei oder drei Bücher draus gemacht und sich hier für einen einzigen Schwerpunkt entschieden. Denn sie springt gar sehr zwischen Renates verschiedenen Welten, der grosse Spannungsbogen fehlt ein wenig, und manche Ansätze bleiben in der Luft hängen.


    Wen das nicht stört, der hat hier ein Buch, das mehr hält, als es sein flapsiger Titel verspricht, und das einen durchaus bis zum Ende zieht (darum bin ich nämlich heute so spät aufgestanden ).


    Und für diejenigen, die wie ich zwischen der schweizerischen und der deutschen Welt wandeln, hält es sprachlich einiges an Gründen zum Schmunzeln bereit: Die Autorin ist in Deutschland zur Schule gegangen, lebt aber in der Schweiz. Und die Lektorin hat den Text ein Stückchen Richtung Deutschland gezogen, aber ganz angekommen ist er nicht.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Ach so. Deine erster Eintrag klang irgendwie so, als würdest du Frau Wöhe kennen, denn du weißt ja sogar, was ihre Lektorin mit dem Buch vorhatte.


    Ich hatte das große Glück (das meine ich wirklich so), Sandra Wöhe vor drei Wochen bei einer Vortragsreihe über Toleranz zwischen Tugend und Torheit kennen zu lernen. Ich fand sie ungeheuer beeindruckend. Inzwischen bin ich dabei, sie für ein Hörbuchprojekt zu gewinnen. Kennst du sie auch?
    Ich habe selten eine Frau erlebt, die so rückhaltlos offen, so witzig, klug, streitbar, anregend und anstrengend, so ehrlich und Ehrlichkeit einfordernd war wie sie.


    Ich könnte mir gut eine Leserunde mit ihr hier im Forum vorstellen, denn ich glaube schon, dass ihre Art des Lebens, Liebens und Schreibens Interesse weckt.
    Hältst du das für eine gute Idee oder ist das doof?

  • Zitat

    Original von Ines
    du weißt ja sogar, was ihre Lektorin mit dem Buch vorhatte.


    Nein, das war nur mein Eindruck beim Lesen des Buchs.


    Persönlich kenne ich Sandra Wöhe nicht, ich hatte aber vor einer Weile per E-Mail Kontakt mit ihr. Mitreissend und anstrengend zugleich, das war auch mein Eindruck!


    Leserunden sind nie doof! Ich weiss nicht, ob Sandra Zeit hätte, sie schien mir sehr vielbeschäftigt und eine Weile auch gesundheitlich nicht ganz fit zu sein. Allerdings ist sie auch sehr daran interessiert, dass über ihr Buch gesprochen wird, also warum nicht?


    Wir haben im Februar schon eine Leserunde mit einem "lesbischen" Buch (Solitaire und Brahms), das eine ganz andere Zeit beschreibt. Die beiden würden sich vielleicht ganz gut ergänzen. Aber vielleicht wird das auch zu viel?

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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von MaryRead ()

  • Zitat

    Original von MaryRead
    Wir haben im Februar schon eine Leserunde mit einem "lesbischen" Buch (Solitaire und Brahms), das eine ganz andere Zeit beschreibt. Die beiden würden sich vielleicht ganz gut ergänzen. Aber vielleicht wird das auch zu viel?


    Warum sollte das zu viel sein??? Ich finde, dass das Buch wirklich sehr interessant klingt und würde es gerne mitlesen... Mal sehen, was man da machen kann... Werd das mal besprechen... ;-)

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Guten Morgen, Ihr Lieben,


    ich habe gestern an Frau Wöhe gemailt. Sie war sehr begeistert vom Forum an sich und würde sich sehr freuen, eine Leserunde begleiten zu können. Allerdings steckt sie gerade in einer Chemotherapie-Behandlung und glaubt, erst ab April wieder so fit zu sein, dass sie sich ganz und gar auf das Forum konzentrieren kann.


    Was meint Ihr dazu?

  • Zitat

    Original von Ines
    Was meint Ihr dazu?


    Zu allererst möchte ich gute Besserung wünschen und zwar direkt an dich, Sandra, weil ich denke, du schaust hier ab und an ins Forum.
    Dann schlage ich mal vor, wir lesen wie bereits besprochen "Solitär und Brahms" im Februar und werden " Lass mich deine Pizza sein" im Frühjahr lesen, wenn du wieder fit bist, Sandra. Melde dich einfach über Ines, oder mail mich an, meine e-mail Adresse findest du im Profil. :-)

  • Ich habe heute eine Mail von Sandra Wöhe gekriegt, darin steht unter anderem:


    Wenn die Leserunde "lass mich deine Pizza sein" stattfinden könnte, wäre ich dabei. ;-)


    Vielleicht ist es Zeit für ein Briefli von einer Obereule? ;-)

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  • Auch wenn der Buchtitel oberbescheuert ist, bei einer Leserunde mit Autorin würde ich vermutlich mitmachen. Nicht zuletzt auch, weil hier schon mehrfach geäußert wurde, daß das Buch viel besser ist als sein Titel.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von MaryRead
    Ich habe heute eine Mail von Sandra Wöhe gekriegt, darin steht unter anderem:
    Wenn die Leserunde "lass mich deine Pizza sein" stattfinden könnte, wäre ich dabei. ;-)
    Vielleicht ist es Zeit für ein Briefli von einer Obereule? ;-)


    Jaa, guter Tipp. Vorher bekommst du aber noch eine mail von mir, Piratin :-)