Schatten der Zeit - Michael Cox

  • Schatten der Zeit, Michael Cox, Orig.titel „The Glass of Time“, Übersetz. Ulrike Wasel, Klaus Timmermann, Droemer Verlag, München, 2009, 688 S., ISBN 978-3-426-19793-6


    Zum Autor: (lt. Klappentext)
    Michael Cox, 1948 – 2009, war Lektor bei der Oxford University Press und u. a. Herausgeber des „Oxford Book of Victorian Ghost Stories“ und des „Oxford Book of Victorian Detective Stories“. Erst spät in seinem Leben widmete er sich ganz dem Schreiben. Sein erster Roman „In der Mitte der Nacht“ erschien 2006 bei Droemer.


    Meine Meinung:
    Als ich mit der Lektüre des Romans „Schatten der Zeit“ von Michael Cox begann, war mir nicht klar, dass dieser eng mit dem vorherigen Roman des Autors „In der Mitte der Nacht“ verbunden ist. Erfreulicherweise wurde mein Lesevergnügen aber in keiner Weise dadurch beeinträchtigt, dass ich „In der Mitte der Nacht“ noch nicht gelesen hatte. Ich vermute sogar, dass ich mit entsprechender Vorkenntnis die Geschichte der Esperanza Alice Gorst auf Evenwood weniger spannend gefunden hätte.


    1876: Die 19-jährige Esperanza Alice Gorst bewirbt sich um die Position der persönlichen Zofe der Herrin von Evenwood: Lady Tansor. Obwohl Esperanza oder Alice, wie sie von ihrer späteren Herrin genannt wird, jung ist, gelingt es ihr, die gestrenge Lady Tansor für sich zu gewinnen. Alice ist allerdings auch keine gewöhnliche Zofe. Ihr Auftreten, ihre Sprache, ihre Ansichten zeigen, dass sie nie dazu erzogen wurde, sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen zu müssen. Neben Lady Tansor leben auf Evenwood noch deren Söhne und etliche Hausangestellte. Schnell lebt sich Alice in Evenwood ein, findet Freunde, erkennt, dass es Personen gibt, bei denen Vorsicht geboten ist. Alice ist nicht zufällig auf Evenwood. Ihre Mentorin hat sie nach Evenwood zur Erfüllung einer Aufgabe geschickt, einer Aufgabe, deren Details Alice erst nach und nach erfährt: die Enthüllung des dunklen, gefährlichen Geheimnisses, das Lady Tansor unter Verschluss halten will, um ein in der Vergangenheit geschehenes Unrecht wieder gut zu machen. Zunächst ahnt Alice nicht, dass ihr eigenes Schicksal eng mit dem begangenen Unrecht verknüpft ist. Als sie diesen Verbindungen auf die Spur kommt, ist sie bereits in einem Netz aus Intrigen, Mord und Verrat gefangen, und die Beziehung, die sie zu den unterschiedlichen Personen der Tansors entwickelt, machen die Erfüllung ihrer Aufgabe nicht gerade leichter...


    Michael Cox erzählt die Geschichte von Esperanza Alice Gorst in fünf Akten, Epilog und Prolog. Stilistisch erinnert sowohl der Aufbau des Romans als auch seine Sprache an viktorianische Schauer- und Detektivromane, denen er über seine Protagonistin gelegentliche Reminiszenz erweist. Da der Roman aus der Sicht von Esperanza Alice Gorst erzählt wird, weiß der Leser nie mehr als die Protagonistin, der Autor hat die Beobachtungen von Alice so aufgebaut, dass der Leser immer Vorahnungen über die Zusammenhänge hat, dem Geschehen also permanent ein wenig voraus ist. Trotz dieser Vorhersehbarkeit, habe ich die Lektüre zum Einen wegen der stimmungsvollen Erzählweise, zum Anderen aber auch, weil ich natürlich wissen wollte, ob es so käme, wie ich immer vermutete, sehr genossen. Im letzten Akt gewinnt der zuvor eher langsam erzählte Roman deutlich an Tempo und überrascht mit einigen unerwarteten Wendungen, die gelegentliche Längen im Mittelteil verzeihen lassen.


    Ich habe „Schatten der Zeit“ als stimmungsvollen, detailverliebten und ausgefeilten Roman in der Tradition viktorianischer Schauer- und Detektivromane empfunden, die Zeile für Zeile die Liebe des Autors zu seinem Fachgebiet zeigt, und bedaure, dass es neben „In der Mitte der Nacht“ wohl keine weiteren Romanveröffentlichungen von Michael Cox geben wird. Einige Sätze im letzten Akt von „Schatten der Zeit“ deuten zwar darauf hin, dass Michael Cox einen dritten Teil in Planung hatte, diesen konnte er jedoch nicht mehr beenden, da er im Frühjahr 2009 seiner Krebskrankheit erlag.


    9 von 10 Punkten

  • Danke das du mich an Michael Cox erinnert hast. "In der Mitte der Nacht" steht schon ewig auf meiner Wunschliste. Jetzt wird es Zeit, es mir zuzulegen, da ich es gerade gerne ein wenig schaurig hab

  • Ich habe vorhin mal ein bißchen bei den englischen Rezensionen bei amazon.co.uk gesurft. Dort kam öfter die Meinung, daß dieses Buch nicht so düster wäre, wie "In der Mitte der Nacht". D.h. wenn Du es schaurig magst, ist der erste Band wohl richtig!

  • So, der erste Band ist bestellt, für 0,01.€ bei amazon marketplace :grin. Ich bin gespannt. Bei Gefallen wandert das Buch hier gleich auch in den Einkaufskorb! Klingt doch zu verlockend.

  • Interessant ist, daß es Leser gibt die den ersten Band mochten und den zweiten nicht und umgekehrt.


    Ich werden es mit dem ersten auf jeden Fall auch probieren, da ich ihn schon habe, allerdings weiß ich nicht, ob das funktioniert, weil ich durch den zweiten Band eigentlich die Geschichte des ersten Bands schon kenne.