China, wie es wirklich ist
Gebundene Ausgabe: 143 Seiten
Herder Verlag
1994
Kurzbeschreibung:
Prosatexte, in denen sich der chinesische Lyriker (jg. 1951) kritisch und kompromisslos mit dem China nach 1949, mit Willkür, Gewalt, Hunger, Haß und der Verachtung des Individuums auseinandersetzt.
Über den Autor:
Duo Duo, geboren 1951 in Peking, einer der bekanntesten Lyriker Chinas, arbeitete bis 1989 als Journalist bei einer überregionalen chinesischen Zeitung. Bekannt wurde er im Westen durch seine Gedichte, die Ausdruck einer sehr persönlichen Suche nach universalen Wahrheiten sind.
Er lebte in Großbritannien, Kanada und den Niederlanden. kehrte Duo Duo nach China zurück.
Meine Meinung:
Duo Duo, eigentlich Li Shizheng, habe ich 2001 einmal auf einer Lesung gesehen. Er signierte mir sogar ein Buch. Da von Duo Duo auf Deutsch praktisch nichts Neues vorliegt, greife ich mal wieder zu diesem schon etwas älteren Buch mit Essays. Es sind keine typischen Essays, sie zeugen stattdessen vom Er- und Überleben des Massakers auf dem Platz des himmlischen Friedens in China 1989 und vor allem die Zeit danach im Exil. Der Lyriker Duo Duo kommt aus dem Kreis der obskuren Dichter Chinas, wie z.B. auch Bei Dao. Er beschäftigt sch in diesen Prosatexten intensiv mit dem China der frühen 90ziger Jahre. Es sind vor allem ungewöhnliche Alltagserlebnisse. Er beschreibt seine Gefühle über Chinas Verhalten, die Repressalien oder auch die Gleichgültigkeit des Staates. Er betrachtet auch die wirtschaftliche Situation.
Ausgangspunkt dabei sind meist seine europäischen Aufenthaltsorte, auf Lyrikertreffen in Rotterdam oder London. Dort verfolgt er im Exil die Verhaftungen in Beijing, dabei hat China eigentlich Probleme genug: mit Unwetter, Überschwemmungen, Taifuns.
Thema ist natürlich auch sein Exil. Journalisten fragten ihn, ob er Angst hat, in China verhaftet zu werden. Doch seine lapidare Antwort: Ich weiß nur, dass sie mich inzwischen ausgesperrt haben.
Nebenbei erzählt Duo Duo auch von seinen Erfahrungen und Eindrücken von England und den USA und beobachtet genau die kulturellen Unterschiede.
Die Kapitel aus „Der Mann im Käfig“ lassen sich flüssig hintereinander weg lesen. Sie sind so gut lesbar, da stets Duo Duos Gedanken über die erwähnten Themen einen eigenen Lesestrom erzeugen.
Am Schluss des Buches befindet sich ein Nachwort von Wolfgang Kubin, der unter anderen auch Bei Dao ins Deutsche übersetzt hatte. Er war 1985 Begleiter einer deutschen Schriftstellerdelegation in China.
Kubin fasst aufgrund dieser Erfahrung auf ihm eigene Art die politische Situation chinesischer Schriftsteller in den den Achtziger Jahren zusammen. Ebenfalls sehr bemerkenswert!