'Verstand und Gefühl' - Kapitel 44 - Ende

  • ich bin mit der Abschnittseinteilung etwas durcheinander geraten, da mein Buch von den Kapiteln her anders eingeteilt ist. Daher möchte ich nun zuerst meinen abschließenden Gedanken etwas freien Lauf lassen - ich habe den Roman soeben abgeschlossen - und die anderen LR-Abschnitte ergänzen, wenn ihr etwas dazu geschrieben habt (so vermeide ich verfrühte Spoiler...)


    Also, wie gesagt habe ich das Buch vor fünf Minuten aus der Hand gelegt und bin schlichtweg begeistert. "Verstand und Gefühl" steht meinem bisherigen Lieblings-Austen "Stolz und Vorurteil" kaum in etwas nach und ich bin auch sehr glücklich darüber, wie das ganze nun ausgegangen ist.


    Vor allem für Elinor bin ich sehr glücklich. Ihr Traum wurde nun doch noch erfüllt (und das obwohl es ja so aussichtslos für sie erschien) und sie ist Edwards Frau geworden. Auch dass Brandon und Marianne zusammengefunden haben hat mich gefreut - auch wenn es von ihrer Seite aus anfangs wohl eher aus Verstand als auch Gefühl passiert ist :lache. Aber sie wird ja mit der Zeit doch glücklich mit ihm und ich denke von allen vorgestellten Herren ist der Colonel doch der, der am besten zu ihr passt. Überhaupt hat sich mein doch sehr angespanntest Verhältnis zu Marianne im Lauf des Buches doch wieder verbessert.


    Was Willoughby, Fanny und die restliche unsympathische Riege angeht: nun ja, was soll man zu ihnen sagen. Willoughby ist an seiner unglücklichen Lage wirklich selbst schuld. Wenn die Selbstsucht über der Liebe steht wird man eben nicht glücklich und Fanny und ihr Mann die alles nur nach Geldwerten berechnen.... was möchte man dazu sagen? Es ist nicht verwunderlich, dass viele sie nicht mögen...


    Gut, soweit zu meinen ersten Eindrücken. Ich bin wie gesagt begeistert, was ihr auch daran seht, dass ich das Buch dann nach einem etwas stockenden Einstieg ganz schnell durchgelesen habe, da ich es einfach kaum mehr aus den Händen legen konnte. Ich bin schon auf eure Meinungen gespannt.
    :wave

  • In diesem Abschnitt überschlagen sich die Ereignisse direkt und teilweise geht es mir auch fast zu schnell.


    Willoughby erzählt Elinor wie es sich zugetragen hat und hofft damit, ein bisschen besser dazustehen als bisher. Er bittet sie auch, dies Marianne weiterzugeben, um in gewissem Sinne für sein Verhalten entschuldigt zu werden. Man merkt ihm schon an, das er seinen Fehler erkannt hat aber leider eben viel zu spät. Ich glaube aber nicht, das es auf Dauer zwischen den beiden funktioniert hätte, denn Willoughby hätte immer das Geld gefehlt und sie wären gemeinsam einfach nicht glücklich geworden.


    Zurück in Barton taucht überraschend Edward auf, der die überraschende Kunde verbreitet, dass nun Robert Lucy geheiratet hat. Oh ja, das hat auch mich überrascht. Sehr berechnendes Spielchen irgendwo auch wenn alles natürlich zufällig abgelaufen ist. Gut jedoch für ihn und Elinor, die natürlich prompt zueinander finden und auch Mrs. Ferrars zum Teil versöhnen können. Das dies Robert natürlich auch gelingt ist schon gar nicht mehr notwendig zu erwähnen, wo er doch der Lieblingssohn ist und auch Lucy wickelt sie geschickt um den Finger.


    Marianne, die erstmal nie davon überzeugt war einen Mann zu finden, aufgrund ihrer vielen Erwartungen und Forderungen, die sie an einen Mann stellt, wirft ihre kompletten Werte über den Haufen und heiratet Colonel Brandon. Ich muss mal ehrlich sagen, das es viel Mut bedarf, seine eigenen Werte neu zu überdenken und hinzuwerfen um neue zu entfachen. Vor allem in diesem Alter und auch des Altersunterschieds wegen zwischen Colonel und ihr - und das in dieser Zeit. Man merkt, das sie einfach viel aus ihrer eigenen Vergangenheit gelernt hat und schnell begriffen hat, worum es eigentlich wirklich geht. Mich freut vor allem dieses Ergebnis ungemein!


    Alles in allem, ein wunderschönes Buch, meine Augen schmerzen etwas wegen der kleinen Schrift, aber ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen. Tolles Buch! Gefällt mir auch besser als aus der 1. Jane Austen Leserunde das Sanditon, womit ich wirklich nicht warm geworden bin. Es war mir für meine Verhältnisse viel zu verwirrend. Aber dieses Buch konnte mich überzeugen!

    Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur! :-]


    :lesend Sophie Kinsella - Kein Kuss unter dieser Nummer

  • Ja klar, diese hier. Aber kleine Schrift liegt ja auch immer im Auge des Betrachters ;-)

    Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur! :-]


    :lesend Sophie Kinsella - Kein Kuss unter dieser Nummer

  • Ja dann wird das brennen meiner Augen doch nicht so unbegründet gewesen sein ;-) Gekürzt ist diese Ausgabe denk ich mal nicht, mir wär jedenfalls nichts aufgefallen.

    Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur! :-]


    :lesend Sophie Kinsella - Kein Kuss unter dieser Nummer

  • Auch mir ging es hier in diesem Abschnitt fast ein bisschen zu schnell, aber ich mag den Schluss wirklich sehr. Mir wurde richtig warm ums Herz :-]


    Dass Lucy Robert geheiratet hat, anstatt Edward war für mich ein grosse Überraschung, denn ich begann mir schon langsam Sorgen zu machen, dass es wohl nicht für alle gut ausgehen würde.


    Ich bin immer noch ganz verzaubert von dem Buch :-] :-]

  • Willoughby's Geständnis finde ich hart, aber sehr ehrlich. Er erzählt Elinor alles über seine Beweggründe, warum er Marianne im Stich gelassen und eine andere Frau geheiratet hat. Sehr genau erzählt er, wie er sich in London regelrecht vor den Dashwoods versteckt, absichtlich nur dann bei Mrs Jennings aufgetaucht ist, wenn er wußte, daß beide nicht anzutreffen waren... das hätte er nicht erzählen müssen. Und das rechne ich ihm schon ein bißchen an. Eine Entschuldigung für sein Verhalten ist es dennoch nicht.


    Elinor erzählt seine Geschichte sowohl Marianne als auch Mrs Dashwood. Beide scheinen ihm sehr schnell zu verzeihen, was ich nicht wirklich verstehen konnte. Tatsache bleibt doch, daß er ein junges Mädchen verführt, geschwängert und dann sitzen gelassen hat. Die finanziellen Schwierigkeiten, die er als Grund für seinen Verrat an Marianne angibt, hat er sich doch selbst zuzuschreiben, da er sein Leben lang über seine Verhältnisse lebt. Aber Elinor hat sehr schnell erkannt, daß Willoughby immer mit seinen Lebensumständen unzufrieden sein würde, egal wie diese aussehen. Folgt er seinem Herzen und heiratet Marianne, würde er dem Geld nachtrauern. Jetzt, wo er mit einer vermögenden Frau verheiratet ist, trauert er der Liebe hinterher.


    Das Elinor und Edward nun doch noch zusammengefunden haben, hat mich auch sehr gefreut. Wenn es einer verdient hat glücklich zu sein, dann Elinor. Aber über diese Wendung, Lucy heiratet Robert, war ich doch sehr überrascht. :lache



    Zitat

    Original von Skvisa
    Marianne, die erstmal nie davon überzeugt war einen Mann zu finden, aufgrund ihrer vielen Erwartungen und Forderungen, die sie an einen Mann stellt, wirft ihre kompletten Werte über den Haufen und heiratet Colonel Brandon. Ich muss mal ehrlich sagen, das es viel Mut bedarf, seine eigenen Werte neu zu überdenken und hinzuwerfen um neue zu entfachen. Vor allem in diesem Alter und auch des Altersunterschieds wegen zwischen Colonel und ihr - und das in dieser Zeit. Man merkt, das sie einfach viel aus ihrer eigenen Vergangenheit gelernt hat und schnell begriffen hat, worum es eigentlich wirklich geht. Mich freut vor allem dieses Ergebnis ungemein!


    Mariannes Entwicklung fand ich auch ganz wundervoll. Aus der kleinen verwöhnten egoistischen Göre ist eine Frau geworden, die die wirklich wichtigen Dinge im Leben und in der Liebe entdeckt hat.

  • Ich weiß nicht was die Erklärungsversuche von Willoghby sollen. Irgendwie ist es für mich eine Rechtfertigung seines Verhaltens, aber das ist auf keinen Fall zu entschuldigen. Mitleid habe ich auch keins. Gut, Marianne hat es nachher geholfen als sie erfahren hat das er sie trotzdem geliebt hat, trotzdem hat er sich die Suppe selbst eingebrockt.


    Das Lucy sich jetzt Robert zuwendet und ihn heiratet war für mich eine vollkommen überraschende Wendung. Vor allen Dingen die Ironie des Schicksals, die Mama enterbt den älteren Sohn weil er mit Lucy verlobt ist, sie überschreibt den ganzen Besitz ihrem jüngeren Sohn und schwubs hat Lucy den an der Angel. Für Elinor und Edward freut mich allerdings die Entwicklung.


    Und am Ende hat der Colonel sogar noch seine Marianne gekriegt, also alles wieder Friede, Freude, Eierkuchen.


    Ach ja, ganz am Schluß hat Mrs. Jennings noch viel Sympathiepunkte bei mir erhalten, weil sie doch nicht so oberflächlich und klatschsüchtig ist wie im Laufe des Buches. Sie hat die Mädchen doch gern und sie nicht nur zur eigenen Unterhaltung mit nach London genommen. Gerade bei der Krankheit von Marianne hat sie Stärke bewiesen und Elinor unterstützt.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Ich kann dir in allem nur zustimmen Macska!
    Das Lucy nun den Bruder mit Geld heiratet ist eigentlich wenig verwunderlich, denn ich hielt sie von je her für durchtrieben. Soll sie glücklich werden, irgendwie passen die beiden ja auch perfekt zueinander. Und Elinor hat ihren Edward bekommen :-]
    Marianne hat Brandon geheiratet, was für mich wünschenswert war, aber etwas plötzlich kam. Aber es passt zu ihrer Entwicklung nach der Krise und Krankheit.
    Willoughby, naja, über den kann ich nur noch den Kopf schütteln, Mitleid habe ich mit dem Schuft nicht!
    Mrs. Jennings hat für mich am Ende auch sehr gewonnen, das sie die Mädchen so mag, hätte ich zu Anfang nicht vermutet.
    Ende gut, alles gut. Dennoch war dieses Buch eher eines der schwächeren von Jane Austen....


    Ich melde mich für den Rest der Woche ab, da wird das Tablet in den Koffer gesperrt :lache

  • Und dann gibt es doch noch ein Happy End für alle, an das ich schon gar nicht mehr geglaubt habe!! :heisseliebe


    Nachdem Willoughby seine Version der Geschichte erzählt hat kann ich sein Verhalten schon teilweise nachvollziehen. Trotzdem finde ich es nicht gut und er hat in meinen Augen keinen guten Charakter.
    Das Lucy Edwards Bruder heiratet, kam für mich schon sehr überraschend. Aber da es ihr ja anscheinend nur um das Geld und nicht um die Liebe geht, ist sie mit dem Bruder bestimmt auch besser bedient...
    Ich hoffe sehr für Marianne, dass sie mit Oberst Brandon eine glückliche Ehe führen kann und ihn noch wirklich zu lieben lernt.


    Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen. Okay, es kommt nicht ganz an "Stolz und Vorurteil" heran, aber fast. :-) Ich finde einfach die Sprache von Jane Austen so wunderbar und bezaubernd, da hätte das Buch nach meinem Geschmack gerne noch einige Seiten mehr haben können! Ich habe es wirklich sehr gerne gelesen und gerade den Schluß fand ich wahnsinnig schön!

  • So, ich bin auch durch. Die Sprache war großartig, ihr Humor hat mir auch gefallen, aber, wie schon in einem anderen Abschnitt angemerkt, ich fand die Charaktere zu plakativ, zu sehr auf wenige Eigenschaften reduziert (häufig nur auf eine charakteristische Eigenschaft), zu wenig dreidimensional.


    Gerade die Frauen wirken häufig ein wenig zu unbedarft, um nicht zu sagen, dumm. Richtig intelligent kommt bei den Frauen eigentlich wirklich nur Elinor rüber, wobei ihre Schwester sicher Potential hat, aber noch zu jung und emotional in einem Ausnahmezustand ist, die zählt also nicht. Aber die anderen - nett, aber nicht sonderlich helle (bzw. mit der Gabe gesegnet, die Welt immer genau so zu sehen, wie man sie gerade haben will, wie die Mutter der beiden. Ich glaube, die würde mir fast noch mehr auf die Nerven gehen als Mrs Jennings, die ich am Ende echt gemocht habe) oder durchtrieben (also eher Bauernschläue als Intelligenz). Ok, das Buch ist halt ein Produkt seiner Zeit.


    Ich hab mich im letzten Drittel wirklich gefragt, wie sie das Happy End herbeiführen will (an seiner Existenz habe ich nie gezweifelt), auf die Idee, dass Lucy sich den anderen Bruder gekrallt hat, bin ich nie gekommen - aber eigentlich naheliegend, der ist halt die bessere Partie.

  • Wobei ich immer davon ausging, das Lucy Edward geliebt haben könnte. Aber letztendlich war sie wohl auch nur auf die bessere Versorgung aus...

  • Ob sie ihn geliebt hat? Möglich, vielleicht hat sie sich das auch nur eingeredet. Auf jeden Fall wollte sie versorgt sein - was ja in der Zeit für eine Frau wichtig war, eine echte Alternative gab es ja nicht. Insofern ist sie mir zwar unsympathisch, aber ich verstehe ihre Beweggründe.


    Ganz frei davon ist die Familie Dashwood ja auch nicht - über das Vermögen von Colonel Brandon wird ja auch spekuliert, als beschlossen wird, dass er der Richtige für Marianne ist.

  • Ich bin mir nicht mal sicher ob bei Lucy wirklich das Geld eine Rolle beim Wechsel der Männer gespielt hat.


    Sie hat Edward in ihrem behüteten Elternhaus kennen gelernt und hielt ihn für ihre große Liebe. Aber sie war noch jung und hatte keine Erfahrung mit Männern.


    Und plötzlich lernt sie den Bruder kennen, der ja wohl ( wenn ich es richtig in Erinnerung habe ) ganz anders als sein Bruder ist und die Leute unterhalten kann. Kein Wunder, wenn er dann Lucy in seinen Bann zieht und sie ihn überstürzt heiratet. Vielleicht hält sie das jetzt auch für die große Liebe.


    Zuerst hatte sie ja noch zu Edward gehalten, als er sein Erbe verloren hat. Eigentlich bis sie den Bruder kennenlernte. Von daher möchte ich bei ihr nicht von Geldgier ausgehen. :-]

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Wobei ich mich frage, was sie an diesem Geck findet...ist wohl wie Du schriebst seine Art, vielleicht mag sie sowas ja. Für mich wäre so einer nichts. Aber, wie man herauslesen konnte, scheint sie ja glücklich zu sein. Vielleicht wäre sie das an Edwards Seite nicht geworden ... :-)