Über den Autor:
Jáchym Topol, 1962 in Prag geboren, unterzeichnete als Jugendlicher die Charta 77. Er gab die Revolver Revue heraus und arbeitete als Heizer und Lagerarbeiter. In den 90er Jahren studierte er Ethnologie und bereiste als Journalist und Drehbuchautor Osteuropa. Auf deutsch erschienen Engel EXIT (1997) und Die Schwester
Kurzbeschreibung:
Ein junger Mann flieht aus Theresienstadt. Sein einziges Gepäck: ein Schließfachschlüssel und ein USB-Stick mit den Kontaktdaten reicher Holocaust-Überlebender, die ihn und Onkel Lebo beim Aufbau eines alternativen Erinnerungsortes unterstützen sollten. Mit »Pritschensuchern« aus der ganzen Welt, jungen Leuten, die im Osten nach ihren ermordeten Großeltern forschen, hatten sie eine Kommune gegründet und mit Kafka-T-Shirts, Ghetto-Pizza und Therapieangeboten der offiziellen KZ-Gedenkstätte Konkurrenz gemacht. Als die Behörden die anstößige Institution niederwalzen lassen, verhelfen Alex und Maruska dem Ich-Erzähler zur Flucht nach Minsk. In den Dörfern und Wäldern Weißrußlands, der »Teufelswerkstatt«, wo SS-Schergen, aber auch der NKWD gemordet haben, soll er bei der Errichtung einer Gedenkstätte unerhörten Ausmaßes helfen. Verliebt in die schöne Maruska, wird er in eine blutige Erinnerungsverschwörung hineingezogen. Jáchym Topol, literarischer Enkel Bohumil Hrabals, inzwischen selbst ein Meister der surrealen Groteske, erzählt in seinem dicht und fesselnd geschriebenen Roman vom Kampf um die Erinnerung, die im postsozialistischen Westen an Kommerz und Musealisierung, im Osten an der Unzumutbarkeit des Realen scheitert.
Geplanter Erscheinungstermin: März 2010