Gekürzte Bücher

  • Nachdem meine Tante mir zu jedem Weihnachten ein Readers Digest Buch schenkt, das drei oder vier gekürzte Romane enthält, wollte ich euch mal fragen, was ihr davon haltet.


    Seid ihr der Meinung, dass manche Bücher nur davon profitieren können, wenn man die langatmigen Stellen rauslässt oder wollt ihr lieber die volle Dröhnung Buch? Das ganze Vergnügen, auch die scheinbar nicht so wichtigen Details?


    Ich muss sagen, dass ich nichts davon halte, Bücher zu kürzen. Ich bin ein absoluter Fan von dicken Schmökern, von denen ich lange etwas habe. Ich möchte Welten entdecken und Personen kennen lernen und Atmosphäre genießen.
    Deshalb sind Kürzungen für mich einfach nicht tragbar. Ich lese die Dinger schon, aber eher, weil ich meiner Tante eine Freude machen will.

  • Ich mag auch keine gekürzten Versionen.


    Das, was der Autor sagen wollte, wird er auch sagen.


    Wenn dazu die ausschweifende Beschreibung eines bombastischen Thronsaals gehört ("Die Nebel von Avalon"), dann gehört das dazu. Und ob ich das lesen will oder nicht, entscheide ich selbst.


    Just my 2 cents.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Ich mag auch keine gekürzten Bücher. Ich habe mir Der Traum der roten Kammer (813 Seiten) in der gekürzten Version zugelegt, da mir die längere Version (mit über 2000 Seiten) mit 50 Euro zu teuer war; Motivation den um über die Hälfte reduzierten Roman anzufangen, habe ich keine.

  • Das sind auch eher "Bücher für Nichtleser", nicht für SUB-Besitzer und Büchereulen. Meine Mutter hätte nie im Leben die Geduld für einen "richtigen" Roman gehabt, aber die gekürzten, die hat sie gelesen.


    Wenn ich die Langversion kannte, waren Gespräche über die gemeinsame Lektüre ganz interessant. Ab und zu mal sagte sie: "Die Nebenhandlung/die Nebenfigur kommt in meiner Fassung nicht vor", aber wir konnten uns im großen und ganzen über die Romane austauschen.


    Völlig schmerzfrei bin ich bei nach demselben Prinzip gekürzten Sachbüchern/Reportagen/Lebensgeschichten. Man kommt mit interessanten Themen in Berührung, über die man sich nie ein komplettes Buch gekauft hätte. Und ich hab auch nicht das Gefühl, dass mir ein wertvoller Kunstgenuss entgeht, wenn man die Biographie eines Entwicklungshelfers, einer gehörlosen Rechtsanwältin oder die Abenteuer eines Bärenforschers um ein Drittel runterkürzt.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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  • Gekürzte Sachen mag ich auch überhaupt nicht. Wenn ich in einem dicken Buch etwas eher langweilig finde, kann ich es notfalls über- oder querlesen. Die Entscheidung will ich aber selbst treffen.

    Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig.
    Antoine de Saint-Exupéry 'Der kleine Prinz'

  • Ich lese auch lieber die ungekürzten Versionen. Wie schon gesagt wurde: Wenns zu langweilig ist, kann man ja überblättern.

    Viele Grüße, Kerstin


    Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund.
    (Hildegard von Bingen, (1098 - 1179)

  • Ich will auch nur ungekürzte Romane haben!
    Es ist echt ärgerlich, wenn man ein Buch anfängt zu lesen und es sich herausstellt, dass das Buch gekürzt ist!
    Das ist mir bei Agatha Christie das erste mal passiert …. leider gibt es anscheinend einige Bücher von ihr, die es nur gekürzt gibt. Die alternative ist sich die (ungekürzten) englischen Bücher zu holen ….
    Und was ich auch leider lernen musste …. Christie ist anscheinend kein Einzelfall ….

  • Bei manchen Büchern denk ich auch "Kürzer hätte gereicht" - dennoch möchte ich keine gekürzte Version. Allein schon aus Respekt dem Autor gegenüber :lache

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Mir fällt immer wieder auf, wie unterschiedlich Menschen Bücher lesen: an die Liebesgeschichte in einem Buch, die der eine so rührend fand, kann sich der andere kaum noch erinnern, während er von den Alltagsbeschreibungen fasziniert war, die der andere wiederum komplett überlesen hat. Was also rauskürzen?
    Wenn ich einen gekürzten Roman lese, unterwerfe ich mich also den Lesepräferenzen des "Kürzers" und nicht mehr der Intention des Autors. Damit ist der Autor auf den Stichwortlieferanten reduziert, der den Plot und die Figuren liefert, seine literarischen Ambitionen bleiben auf der Strecke. Das mag in vielen Fällen zwar gut so sein, das will ich aber schon selbst beurteilen.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von wirbelwind
    Um ehrlich zu sein wusste ich bis zu diesem Thread gar nicht, dass auch Bücher gekürzt auf den markt gebracht werden.


    Das gibt's seit 1950.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Hallo,


    mir haben die Readers Digest Kurzromane nie behagt. Aber die kommen wenigstens ehrlich daher. Früher war es üblich, Romane zu kürzen, für "die Jugend zu bearbeiten", etc. Und das oftmals ohne Hinweis. Ich habe in meiner Diplomarbeit Übersetzungen von "Jane Eyre" verglichen und hatte eine dabei, bei der weniger als die Hälfte des Textes übrig geblieben war.


    Liebe Grüße,


    Susanne

  • Bei Taschenbüchern lese ich manchmal den Hinweis UNGEKÜRZTE AUSGABE.


    Aber GEKÜRZTE AUSGABE, das habe ich glaubs noch nie irgendwo gelesen.


    Jetzt frage ich mich, ob wohl alle Taschenbücher, wo kein Hinweis drinsteht, gekürzte Ausgaben sein könnten?


    Vergleichsmöglichkeit hätte ich ja nur dann, wenn ich mir zum Taschenbuch grad noch die gebundene Ausgabe anschaffen würde, und sowas macht ja wohl kaum jemand.

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)