Chinatown - Tereza Vanek

  • Helmer Verlag, September 2009
    Broschiert, 348 Seiten


    Kurzbeschreibung
    Ende der Zwanziger Jahre begegnen sich in Hamburgs Chinesenviertel fremde Welten: Zwei schrille junge Frauen schlendern Arm in Arm durch St. Pauli. Die eine trägt kurzes, kupferrotes Haar und einen kurzen Rock, die andere gar Männerkleider. Staunend schaut ihnen die Prostituierte Mai Ling nach: Diese Frauen benehmen sich wie ein Liebespaar! Besonders die aufgeweckte Rothaarige hat es Mai Ling angetan. Eigentlich kann Mai Ling kaum noch etwas zum Staunen bringen. Elend kennt sie schon aus Shanghai gut genug. Ihre Familie verarmte, weil der Vater wegen politischer Aktivitäten verfolgt wurde. So war das Leben als wohlbehütete Tochter aus gutem Hause schon vorbei, ehe der Zuhälter Deng Wu sie nach Deutschland schmuggelte. Der geldgierige Chinese betreibt von Hamburg aus nicht nur Frauenhandel, er schreckt auch vor Kokaingeschäften mit Rechtsradikalen nicht zurück. Seine Dealerei hat schlimme Folgen für Mai Ling, die von den Männern brutal misshandelt wird. Als Retterin in der Not erweist sich ausgerechnet Deng Wus Schwägerin, eine »Langnase«. Die Deutsche versteckt Mai Ling bei einer Freundin, die die Schwerverletzte eher ungern aufnimmt: Die hübsche Alexandra mit dem kupferroten Haar zöge lieber weiterhin mit ihrer Anzüge tragenden Freundin Sarah durch die Bars. Sie liebt das Leben, hasst ihren Sekretärinnenjob und träumt von Erfolgen als Jazzsängerin. Doch mehr und mehr schließt sie ihren Schützling ins Herz. Die Ereignisse spitzen sich zu. Sarah, eine Jüdin, wird von Rechtsradikalen zusammengeschlagen, und Mai Lings Versteck fliegt auf. Erst als sie verschwunden ist, merkt Alexandra, dass sie sich längst in die Chinesin verliebt hat. Sie macht sich auf die Suche und kämpft für einen Ausweg für sich und Mai Ling...


    Von einer zauberhaften Liebesbeziehung zwischen zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, erzählt Tereza Vanek vor dem Hintergrund von Geschehnissen, die bereits das Jahr 1933 ankündigen. Die unbeschwerte Alexandra hört erstmals von Anfeindungen, denen Juden und andere Minderheiten ausgesetzt sind, und erfährt deren Brutalität am eigenen Leib. Zum historischen Hintergrund des Romans: Nicht nur in San Francisco oder London gab es Chinatowns. Auch in Hamburg entstand nach dem Ersten Weltkrieg ein chinesisches Vierte: im Stadtteil St. Pauli. Hamburger Reedereien beschäftigten zunehmend Chinesen, vor allem als Heizer und Kohlenzieher. Im Laufe der NS-Herrschaft gerieten die chinesischen Migranten verstärkt in den Blick der Behörden. Razzien gehörten zu ihrem Alltag. Im Zuge der »Chinesenaktion« 1944 nahm die Gestapo 130 chinesische Männer fest und verschleppte viele von ihnen in Arbeitslager. Nach der Befreiung zogen die Überlebenden aus Deutschland fort.


    Über die Autorin
    Teresa Vanek, 1966 in Prag geboren, kam als Kind gemeinsam mit ihren Eltern nach Deutschland. Nach einem philologischen Studium kehrte sie nach Prag zurück, wo sie als Fremdsprachen-Dozentin tätig war. Tereza Vanek lebt und arbeitet heute in München.


    Meine Meinung
    Im chinesischen Hafenviertel von Hamburg ist Mai Ling eine der wenigen chinesischen Frauen. Aus einem Bordell in Shanghai verkauft, muss sie, illegal in Deutschland, als exotische Schönheit weiter als Prostituierte für ihren Zuhälter Liang arbeiten.
    Ganz anders das Leben der lebenslustigen und auffälligen Alexandra, die das bunte Treiben im Hafenviertel liebt. In kurzen Kleidern mit modischem Haarbob zeigt sie sich öffentlich mit ihrer androgynen Freundin Sarah. Alexandra arbeitet als Sekretärin, liebt aber den Jazz so sehr, dass sie von einem Erfolg als Jazzsängerin träumt.
    Aber auch die ersten kurzhaarigen, großen, blonden jungen Männer sieht man durch Hamburgs Straßen marschieren.


    Nach ihrer gescheiterten Beziehung zu Sarah lässt sich Alexandra zu unüberlegten Äußerungen hinreißen, die schwerwiegende Konsequenzen für die jüdische Sarah haben. Getrieben von Schuldgefühlen schließt sich Alexandra einem sozialen Projekt ihrer Freundin Greta an, die Prostituierten in Sankt Pauli helfen möchte.
    So kommt es, dass Alexandra Mai Ling, nachdem diese von einem Freier schwer misshandelt und verletzt wurde, bei sich aufnimmt.
    Zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Frauen entwickelt sich allmählich eine zarte Beziehung, die aber nicht unbemerkt und komplikationslos bleibt.


    Tereza Vanek beschreibt auf sehr intensive Weise, wie vielfältig das Leben und die menschlichen Schicksale in Hamburgs Hafenviertel Ende der 1920er Jahre waren.
    Viel Wert legt die Autorin auf eine genaue und tiefgreifende Darstellung ihrer facettenreichen Charaktere.
    Gleichzeitig entsteht eine Spannung, die besonders durch den erzählerischen Perspektivwechsel zwischen Mai Ling und Alexandra hoch gehalten wird. Auch die eingebauten Rückblenden in Mai Lings Vergangenheit, bevor sie nach Hamburg kam, sind bewegend zu lesen.


    Obwohl der Schwerpunkt auf den zwischenmenschlichen Beziehungen der Protagonisten liegt, spürt man die zunehmende Bedrohung durch den aufkommenden Rechtsradikalismus. Frauen- und Drogenhandel spielen auch dabei keine geringe Rolle.


    Tereza Vanek schreibt über eine ungewöhnliche Liebesbeziehung zu Zeiten der jüngeren deutschen Vergangenheit. Ihre Protagonisten agieren authentisch und entwickeln sich im Laufe der Geschichte deutlich. Die Örtlichkeiten und Hintergründe sind gut recherchiert und lebendig beschrieben.
    Ein Roman, dessen Realitäten eins ums andere Mal erschrecken, der aber vor allem eins ist: berührend und mit viel Liebe verfasst.


    10 Punkte!


    Ich habe das Buch im Rahmen der Leserunde gelesen, die auch noch in vollem Gange ist. Man kann also noch prima einsteigen.
    Danke an Dich, Tereza, für die informative und sympathische Begleitung. Ich werde natürlich weiter mitlesen :-).

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Meine Meinung:
    Dies ist die Geschichte von Mai Ling, die als Zweitfrau in eine Ehe gezwungen wird. Da sie das neue moderne China verkörperte, wird sie von ihrem Ehemann mehr geachtet als Baihe, die Erstfrau mit ihren gebundenen Lotusfüßen.
    Als Baihe Mai Ling informiert, dass Shanghai die Stadt der weißen Teufel ist, wo Chinesinnen Arbeit finden können, wird das fatale Folgen auf ihr weiteres Leben haben.
    Sie gelingt per Schiff illegal nach Hamburg, dank eines hilfreichen Chinesen, der mit ihr in Hamburg gutes Geld machen will.


    Ganz anders läuft dagegen das Leben von Alexandra ab. Ihr Vater ist ein polnischer Arbeiter, der sein ganzes Leben nach Anerkennung lechzt und die Mutter eine verarmte Adelige. Sie träumt von einem Leben als wilde Jazz Singerin, teilt sich mit Ihrer Freundin Michelle eine chaotische und unaufgeräumte Wohnung und muss doch Ihr Dasein
    als Sekretärin fristen.


    Durch Ihre Freundin Greta, die Prostituierte in Sankt Pauli hilft, lernen sich Mai Ling und Alexandra kennen. Es ist ein langsames aneinander herantasten, in Rückblenden erfährt man so nach und nach Mai Ling's grausames Schicksal.
    Dies läßt einen nicht unberührt zurück.
    Je weiter man liest, desto mehr fesselt einen die Geschichte. Es kommen auch einige überraschende Wendungen, die die Autorin geschickt eingebaut hat.
    Die letzten 50 Seiten lesen sich dann fast wie ein Krimi, man weiß bis ganz kurz vor Schluss nicht, wie die Geschichte ausgehen wird.


    Ich kann das Buch wärmstens empfehlen und vergebe hier die höchste Punktzahl :anbet
    Besonders angetan war ich vom Schreibstil, der die schrecklichen Szenen beschreibt, ohne ins Detail zu gehen. Man erfährt nur, was unbedingt nötig ist, nicht mehr und nicht weniger. Beeindruckende Bilder laufen im Kopf ab und geben so ein positives Feedback, trotz der traurigen Grundstimmung.


    Vielen Dank an Tereza Vanek, die mir die roaring Twenties im Hamburger Chinesenviertel näher gebracht hat, ich freue mich schon auf den nächsten Roman, der im August 2010 erscheinen wird.


    Ich vergebe 10 von 10 Punkten
    mein Januar 2010 Monatshighlight

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Ich kann mich diesen schoenen Rezensionen nur anschliessen.
    Fuer mich ist "Chinatown" vor allem auch sprachlich das bisher staerkste Buch der Autorin, die in meinen Augen ein echter Geheimtipp ist. Tereza Vaneks Romanen merkt man an, dass sie sich ganz hineingibt, sich mit keiner suboptimalen Formulierung bescheidet, sondern differenziert in Sprache umsetzt, was ihre Figuren erleben.
    Ich habe den Roman mit viel Freude an seiner Vielschichtigkeit, seinen unterschiedlichen Toenen, seiner Schoenheit gelesen und freue mich - da sich Tereza Vanek fuer mich sichtlich mit jedem Buch steigert - schon auf den bald erscheinenden naechsten.
    Ganz davon abgesehen ist das gewaehlte Thema und Setting voller Faszination und die Geschichte mit ihren lebendigen Geschoepfen hinreissend.


    Sehr empfehlenswert.
    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Tereza
    Hach, ich fühle mich geehrt! So viel Lob von euch allen.


    Tereza


    :danke


    Das Lob hast du auch verdient :-]

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

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  • Ein historischer Roman aus einer Zeit, die schon Kino und Radio kannte, Auto und Telefon und die die Zeit unserer Großmütter oder Urgroßmütter war. Eine Zeit die uns nah vorkommt, gegen das in den historischen Romanen so beliebte "Mittelalter" des 17. Jahrhunderts, aus dem Hamburg der 20iger Jahre des vorherigen Jahrhunderts und über die wir doch so gut wie nichts mehr wissen.


    Meine Großmutter und mein Großvater brachten in dieser Zeit in China meinen Vater zur Welt, eine harte Welt für Chinesen. In Shanghai steht am größten Park ein Schild Für Hunde und Chinesen verboten- in dieser Reihenfolge. Eine unsichere Zeit, Pu Yi - der letzte Kaiser- sitzt noch in seinem Palast, die Macht verkörpert er nicht mehr. Mai Ling, die Chinesin, (wie wir in der Leserunde gelernt haben nicht verwandt mit der englischen Post wie mailing, aber auch nicht mit Münchens Mailingerstrasse) verlässt in dieser Zeit die scheinbar sichere Welt der traditionellen chinesischen Familie und den Schutz ihres Ehemannes um als moderne Frau ihren Weg in die Welt zu machen- und landet da wo auch heute Ausreißer häufig landen- im Bordell der Großstadt. Von Shanghai wird sie nach Deutschland verschifft um in Hamburg im Hafenviertel anschaffen zu gehen um die Träume ihres Zuhälters von der großen Gangsterkarriere erfüllen zu helfen. Mai Ling ist am Ende, am Boden angekommen. Sie steckt im Schmutz der Großstadt und im Schmutz der Prostitution, hilflos in der Fremde, ohne Papiere, illegal, ohne Hilfe.


    Alexandra, die Deutsche, hoffnungsvolle Sängerin in wilden Jazzclubs und frustrierte Fremdsprachensekretärin, die in einer Anwaltskanzlei arbeitet. Alexandra ist unzufrieden mit ihrem Leben, gerade wurde sie von einer großen Liebe verlassen, einer Anwältin in der Kanzlei ihres Chefs, ihre Zukunft als Tippse beim Anwalt findet sie öde und sie erkennt nicht, dass sie in ihrer Zeit privilegiert ist, überdurchschnittlich gut verdient und ein recht freies Leben hat.


    Diese beiden Frauen treffen im Hamburg der „Roaring Twenties“ aufeinander, zwischen Partys voll Schnaps und Koks, verschwenderischem Reichtum und krassester Armut stoßen diese Frauen aus zwei Kulturen aufeinander, deren Kommunikationsprobleme unüberwindlich erscheinen, nichts scheinen sie gemeinsam zu haben an Erziehung, gesellschaftlichem Hintergrund, Lebenserfahrung oder Lebenseinstellung. Dazu kommt noch, dass Typen mit kurzen blonden Haaren, die über die Juden und alle Ausländer herziehen und dabei auch keine Skrupel vor Gewaltanwendung haben offenbar immer stärkeren Zulauf haben, die Witzfigur die deren Partei vorsteht kann doch keiner ernst nehmen- und doch geht von diesen Typen eine Gefahr aus.


    Tereza Vanek beschreibt in sehr beeindruckenden Bildern diese Athmosphäre einer Zeit, die nicht Umbruchzeit wurde, sondern eine Art Zwischenzeit, ein seltsamer Schwebezustand indem alle auf der Suche sind ein ziel zu finden, eine Zukunft. Die einen verlaufen sich in die braune Irre, andere marschieren in die innere Immigration, andere ins Exil. Das alles wird, wie der Leser weiß passieren- und Tereza Vanek erzählt wie die Entwicklung beginnt. Eine unbedingte Leseempfehlung.

  • Titel: Chinatown
    Autorin: Tereza Vanek
    Verlag: Ulrike Helmer Verlag
    Erschienen: September 2009
    Seitenzahl: 348
    ISBN-10: 3897412861
    ISBN-13: 978-3897412866
    Preis: 17.90 EUR


    Zum Inhalt:
    Ende der Zwanziger Jahre begegnen sich in Hamburgs Chinesenviertel fremde Welten: Zwei schrille junge Frauen schlendern Arm in Arm durch St. Pauli. Die eine trägt kurzes, kupferrotes Haar und einen kurzen Rock, die andere gar Männerkleider. Staunend schaut ihnen die Prostituierte Mai Ling nach diese Frauen benehmen sich wie ein Liebespaar! Besonders die aufgeweckte Rothaarige hat es Mai Ling angetan.
    Eigentlich kann Mai Ling kaum noch etwas zum Staunen bringen. Elend kennt sie schon aus Shanghai gut genug. Ihre Familie verarmte, weil der Vater wegen politischer Aktivitäten verfolgt wurde. So war das Leben als wohlbehütete Tochter aus gutem Hause schon vorbei, ehe der Zuhälter Deng Wu sie nach Deutschland schmuggelte. Der geldgierige Chinese betreibt von Hamburg aus nicht nur Frauenhandel, er schreckt auch vor Kokaingeschäften mit Rechtsradikalen nicht zurück. Seine Dealerei hat schlimme Folgen für Mai Ling, die von den Männern brutal misshandelt wird. Als Retterin in der Not erweist sich ausgerechnet Deng Wus Schwägerin, eine „Langnase“. Die Deutsche versteckt Mai Ling bei einer Freundin, die die Schwerverletzte eher ungern aufnimmt: Die hübsche Alexandra mit dem kupferroten Haar zöge lieber weiterhin mit ihrer Anzüge tragenden Freundin Sarah durch die Bars. Sie liebt das Leben, hasst ihren Sekretärinnenjob und träumt von Erfolgen als Jazzsängerin. Doch mehr und mehr schließt sie ihren Schützling ins Herz.
    Die Ereignisse spitzen sich zu. Sarah, eine Jüdin, wird von Rechtsradikalen zusammengeschlagen, und Mai Lings Versteck fliegt auf erst als sie verschwunden ist, merkt Alexandra, dass sie sich längst in die Chinesin verliebt hat. Sie macht sich auf die Suche und kämpft für einen Ausweg für sich und Mai Ling.


    Die Autorin:
    Tereza Vanek wurde 1966 in Prag geboren, Sie kam als Kind mit ihren Eltern nach Deutschland. Nach einem Philosophiestudium arbeitete sie in London. Später kehrte sie nach Prag zurück. Heute lebt und arbeitet Tereza Vanek in München.


    Meine Meinung:
    Begeistert hat mich dieses Buch nicht – ganz im Gegenteil. Ich würde es eher in die Kategorie „schwach“ einordnen. Die Autorin schafft es nicht, das ganz besondere Flair Hamburgs Ende der Zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts einzufangen. Gerade diese Zeit ist mir aufgrund von sehr intensiven Erzählungen meines Großvaters (Jahrgang 1895) sehr vertraut. Auch kommt es mir vor, als würde die Autorin keines der gängigen Klischees in Bezug auf Chinesen, lesbische Liebe und beginnenden Naziterrors auslassen. Ich habe so ein wenig den Eindruck, als würde dieses Buch „nicht leben“, es „atmet“ nicht. Zudem bleibt alles irgendwie an der Oberfläche, die erzählte Geschichte ist mir einfach zu glatt. Natürlich ist die Bewertung eines Buches auch eine Geschmacksfrage. Andere Leserinnen und Leser werden vielleicht – oder ganz sicher sogar – zu einem anderen Urteil kommen als ich. „Chinatown“ ist ein Buch welches mich mehr oder weniger gelangweilt hat. Positiv zu erwähnen ist der durchaus angenehme Schreibstil der Autorin. Aber Stil allein reicht in meinen Augen nicht aus, das Buch als „lesenswert“ einzuordnen. Natürlich muss jeder unabhängig zu einer Meinung finden und sich nicht durch meine Ansicht beeinflussen lassen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Dies Buch steht schon lange auf meiner Wunschliste und morgen ist es meins, juppiduuuu, ich freu' mich tooootal auf das Lesen!!!!!!! :chen :chen :chen
    Nur den Preis von 17,90 für ein broschiertes Buch finde ich etwas gewöhnungsbedürftig.....

  • Zitat

    Original von Sirrpa
    Dies Buch steht schon lange auf meiner Wunschliste und morgen ist es meins, juppiduuuu, ich freu' mich tooootal auf das Lesen!!!!!!! :chen :chen :chen
    Nur den Preis von 17,90 für ein broschiertes Buch finde ich etwas gewöhnungsbedürftig.....


    Hallo Sirpa,


    schön, dass du es jetzt hast. Ich hoffe, es gefällt dir.


    Ich gebe zu, der Preis ist etwas hoch. Bei Kleinverlagen ist das aber meistens so üblich.


    Liebe Grüße


    Tereza


  • :wave Huhu Tereza!
    Morgen habe ich es, ist schon vorbestellt in eine Lüneburger Buchhandlung, vorrätig hatten sie es nicht.
    Ich freue mich total auf die Lektüre!
    Ist die Leserunde dazu noch aktiv?
    Ich dachte mir schon, dass der Preis damit zusammenhängt, dass der Helmer-Verlag wohl eher kleiner ist, aber man schluckt doch mal kurz...
    ....egal, das Buch muss her! :grin
    Edit fiel gerade ein: Neulich bei Thalia hatten sie es leider auch nicht....was tut denn ein Verlag oder andere, die dafür zuständig sind, dafür, dass so ein Buch auch bei den "Grossen" auftaucht? Ist doch schade, wenn nur wenige das Buch zu Gesicht bekommen.

    Liebe Grüsse von Sirrpa!
    SuB 207
    Splitterherz von Bettina Belitz

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  • Hallo,


    bei der Leserunde sind eigentlich alle durch außer Larna, bei der ich annehme, dass sie beruflich sehr eingespannt ist. Aber wenn du etwas postest, melden sich die anderen Teilnehmer vielleicht auch noch mal.


    Der Verlag hat eine bestimmte Zielgruppe und daher liegt das Buch fast nur in Frauenbuchläden und schwul-lesbischen Buchläden aus. Von meinem Erstling, der im selben Verlag erschien, lag mal ein Exemplar im Münchner Hugendubel. Ich weiß nicht, wie es da hinkam. :-)


    Der Verlag hätte nichts dagegen, wenn auch große Buchhandlungen es bestellen, aber ich glaube, die tun es nicht, weil sie meinen, es sei nichts fürs große Publikum. Wenn sie ein schwul-lesbisches Regal haben, dann steht da eventuell ein Exemplar drin.


    Liebe Grüße


    Tereza

  • Zitat

    Original von Tereza
    Hallo,


    bei der Leserunde sind eigentlich alle durch außer Larna, bei der ich annehme, dass sie beruflich sehr eingespannt ist. Aber wenn du etwas postest, melden sich die anderen Teilnehmer vielleicht auch noch mal.


    Ich lese (und schreibe ggf.) weiter mit und bin gespannt auf deine Eindrücke, Sirrpa. :wave

  • Zunächst möchte ich mich für die Leserunde und deren intensive Betreuung bedanken. Ohne die Leserunde wäre ich nie auf dieses Buch aufmerksam geworden und mir wäre mein Januar-Monatshighlight entgangen. :anbet


    Zum Inhalt wurde schon viel geschrieben, deshalb hier direkt meine Meinung:


    "Chinatown" entführt die Leser nach Hamburg und China, in die so genannten goldenen 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Über diese Zeit habe ich bisher nicht viel gelesen und fand den Einblick gut gelungen, in die Jazzkneipen und das längst verschwundene Chinatown, sowie die Anfänge des Nationalsozialismus und den gesellschaftlichen Wandel.


    Golden war diese Zeit nur für wenige der Figuren in "Chinatown". Mai Ling kam illegal nach Hamburg, wo sie als Prostituierte arbeiten muss. Alexandra gehört zu der wachsenden Zahl von Frauen, die Büroberufen nachgehen, hat aber keiner Freude an der Arbeit als Fremdsprachensekretärin. Musik ist ihr Leben, aber nicht deutsche Schlager, sondern der verruchte Jazz. Und auch Alexandras Freundin Michelle hat sich ihr Leben wohl anders vorgestellt... Alkohol und Drogen gehörten oft dazu, in dieser Zeit, die mich ein wenig an den Tanz auf dem Vulkan erinnert. Die Figuren sind dreidimensional gezeichnet, mit Ecken und Kanten. Ihre Gedanken und Motive fand ich glaubwürdig und nachvollziehbar. Durch Mai Lings Schicksal wurde beeindruckend deutlich, wie sehr sich ihre Heimat China in jener Zeit gesellschaftlich und auch politisch veränderte und wie unterschiedlich dieser Wandel beurteilt wurde.


    Die ersten Kapitel zogen mich schon in den Bann des sehr flüssig geschriebenen Buchs, das ich in der zweiten Hälfte kaum noch aus der Hand legen konnte, so mitreißend ist das Schicksal von Mai Ling und Alexandra geschildert. Die charakterlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Unterschiede zwischen den beiden, ihre Gefühle sind einfühlsam und realistisch gezeichnet.


    Fazit: Ein bewegendes Zeitporträt, das mich eine mir bisher fremde Zeit miterleben ließ, sowohl in Hamburg als auch in China, durch die Augen realistisch gezeichneter Hauptfiguren. Das Chinatown in Hamburg gibt es leider nicht mehr, so dass man nicht auf Mai Lings Spuren wandeln kann, aber die Schauplätze werde ich mir auf jeden Fall mal anschauen und weitere Bücher von Tereza Vanek lesen.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

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  • Meine Meinung:


    Tereza Vanek hat mit Chinatown einen ausgezeichneten Roman geschrieben, dem ich von Herzen viele Leser wünsche. Vor dem literarisch meines Wissens nach bisher selten behandelten Hintergrund Hamburgs wenige Jahre vor der Machtergreifung der Nazis entwickelt sich eine ungewöhnliche - weil lesbische und gleichzeitig interkulturelle - Liebesgeschichte zwischen einer lebenslustigen, stark in ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen gefangenen Deutschen und einer zur Prostitution gezwungenen Chinesin. Beide werden wie auch weitere Haupt- und Nebenfiguren gut entwickelt und handeln im Verlauf der Geschichte glaubhaft ihren Charakteren entsprechend bis hin zum dramatischen Ende. Sehr gut haben mir die Einschübe aus Mai Lings Vergangenheit gefallen, die nicht nur dem Verständnis ihrer Person dienen, sondern eine interessante Geschichte für sich erzählen und gleichzeitig die Unterschiede der Kulturen Deutschlands und Chinas verdeutlichen. Denn auch darum geht es in "Chinatown". Über die Liebesgeschichte hinaus zeichnet die Autorin Bilder zweier im Umbruch befindlichen Gesellschaften: Bunte, aufschlussreiche, aber keinesfalls verklärende Bilder.


    Mit schriftstellerischem Geschick und Sachkenntnis lässt Tereza Vanek die von Musik, Tanz, Alkohol, Drogen und einer gehörigen Portion Freiheitsliebe gekennzeichnete Welt der Flapper auf die harte Realität der chinesischen Minderheit auf St Pauli prallen. In diesem Biotop der Außenseiter begegnet der Leser einer Vielzahl eigenwilliger Menschen, die zum Teil in noch eigenwilligeren Beziehungen miteinander verflochten sind. Manche von ihnen habe ich geliebt, andere gehasst - kalt gelassen haben mich nur sehr wenige.


    Auch über den Stil kann ich mich nur lobend äußern. Tereza Vanek erzählt in einer flüssigen, präzisen Sprache, ohne sich in unbeholfenen Satzkonstrutionen oder abgedroschenen Phrasen zu verlieren. So macht mir das Lesen Freude.


    Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle noch einmal den sensiblen Umgang der Autorin mit ihrer literarischen Darstellung von Gewalt, von körperlicher und seelischer Erniedrigung. In diesen schwierigen Passagen findet Tereza Vanek genau die richtigen Worte und zeigt nur, was gezeigt werden muss. Nicht mehr, nicht weniger, kein unnötiges Weiden am Widerlichen. Prima!


    Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung sowie 10 Punkte. Danke für die schönen Lesestunden, Tereza. :knuddel1

  • Zitat

    Original von harimau
    Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle noch einmal den sensiblen Umgang der Autorin mit ihrer literarischen Darstellung von Gewalt, von körperlicher und seelischer Erniedrigung. In diesen schwierigen Passagen findet Tereza Vanek genau die richtigen Worte und zeigt nur, was gezeigt werden muss. Nicht mehr, nicht weniger, kein unnötiges Weiden am Widerlichen. Prima!


    :write Das habe ich auch so empfunden, kein Wort zu viel und keines zu wenig.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Mir ging es bei diesem Buch ähnlich wie bei Steffis "Jadepferd": erst schleiche ich lange darum herum, weil es mich zwar interessiert, aber ich mir überhaupt nicht sicher bin und dann entpuppt es sich als wahres Highlight.


    Ich kann mich den positiven Rezensionen nur anschließen. Für mich hat einfach alles gestimmt, angefangen vom Setting und der Figurenzeichnung bis hin zur einfühlsamen Schilderung der Gewaltszenen und den ersten Anzeichen der braunen Gefahr.
    Im Laufe des Buches hat es für mich irgendwann gar keine Rolle mehr gespielt, daß es sich bei den Hauptpersonen um zwei Frauen handelte, es ging einfach um zwei Menschen, die so starke Gefühle für einander entwickeln, daß sie versuchen aus der momentanen Situation auszubrechen, um sich ein glückliches (gemeinsames) Leben zu erkämpfen.


    Ich wünsche diesem Buch viele Leser, die sich nicht von unsinnigen Genreeinteilungen oder Schubladendenken abhalten lassen.


    Ach ja, einen Kritikpunkt habe ich, allerdings nicht an der Autorin, sondern am Verlag: Das Titelbild gefällt mir wirklich gut und insbesondere die abgebildete Asiatin hat meine Vorstellung von Mei Ling sehr beeinflusst. ABER entweder meine Brille taugt nichts mehr oder die Fotos sind total verschwommen. Kleinverlag hin oder her, aber das wäre doch bestimmt auch schärfer gegangen... (im Bezug auf die Bildschärfe, nicht auf das dargestellte Motiv :grin)

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Hallo Grottenholm,


    es freut mich sehr, dass auch dir das Buch gefallen hat. :sprung


    Was das Titelbild betrifft, so habe ich es mir jetzt nochmal angeschaut. Ja, es ist ein wenig verschwommen. Bei dem ersten Buch, dass ich in dem Verlag rausgebracht habe, war es aber auch so. Mir scheint, diese Wirkung ist beabsichtigt.


    Viele Grüße


    Tereza