Taschenbuch 464 Seiten
Verlag: PAN (Dezember 2009)
Sprache: Deutsch
Originaltitel: The Vampire Shrink
Kurzbeschreibung
Der attraktive Vampir Devereux hat in den letzten 700 Jahren viel erlebt - doch nun lernt er eine Frau kennen, an der er sich die Zähne ausbeißen könnte: Die Psychologin Kismet glaubt nicht an das -Übersinnliche und hält Vampire für Hokuspokus. -Devereux versucht mit allen Mitteln, sie zu -überzeugen - Kismet findet für jede seiner übermenschlichen Fähigkeiten eine rationale Erklärung. Mehr noch: Sie ist sicher, einer neuen Geistesstörung auf die Spur gekommen zu sein und bietet »Betroffenen« ihre Dienste als Vampirpsychologin an. Natürlich bringt sie sich damit in größte Gefahr. Devereux ist versucht, die sturköpfige Frau in ihr Unglück laufen zu lassen - aber da er sich unsterblich in sie verliebt hat, muss er sie immer wieder retten ...
Zur Autorin
Lynda Hilburn, Jahrgang 1951, lebt mit ihrem Sohn in Boulder, Colorado. Sie gehört zu den Menschen, die es lieben, immer etwas Neues auszuprobieren - kein Wunder also, dass sie schon auf die unterschiedlichsten Arten Geld verdient hat: als Sängerin, Schriftsetzerin, Kolumnistin, Tarotkartenlegerin, aber auch als Psycho- und Hypnosetherapeutin. Zu ihren großen Leidenschaften gehört aber auch das Schreiben - zum Beispiel über die "Vampirpsychologin" Kismet Knight.
Meine Meinung
Eigentlich ist Kismet Knight den ganz normalen Wahnsinn gewöhnt: Klienten, die glauben, Vulkanier zu sein, andere, die von UFOs entführt wurden. Als die 19-jährige Midnight in ihre Leben und ihre Praxis tritt, soll sich aber Einiges verändern! Midnight behauptet, in einem Nachtclub in der Stadt auf Vampire getroffen zu sein und nun ist sie der festen Überzeugung, selbst eine Vampirin zu werden. Der gut aussehende Deveraux, Chef des Ladens, sieht das allerdings anders! Midnight begibt sich bei Kismet Knight in Betreuung. Kismet glaubt natürlich nicht, was das junge Mädchen ihr da erzählt. Blutsauger – wer glaubt denn an so etwas! Und noch dazu in Denver, dieser verschlafenen Stadt. Die Psychologin spürt aber auch, dass es in Midnights Freundeskreis andere junge Leute gibt, die in einer ähnlichen Krise stecken. Kurzer Hand inseriert sie in der Zeitung als Vampirpsychologin und bekommt so zunehmend mehr Klienten. Toll, denkt sie sich. Bis zu dem Tag, als Deveraux leibhaftig vor ihrer Tür steht. Ein erwachsener Mann, der glaubt, ein Vampir zu sein. Ob man den noch heilen kann?
Im Wesentlichen dreht sich die Geschichte um drei Figuren, plus eine Riege Neben- und Schlüsselfiguren, die sich allerdings weitestgehend in Klischees verlieren. Da wäre Kismet, natürlich allein stehend mit schlechten Männererfahrungen. Und die beiden Herzbuben, der „Möchtegern-Vampir“ Deveraux und der FBI Agent Alan, der sich auf die Spur der Vampire in Denver begibt und dabei schnell an die Vampirpsychologin gerät. Beide Männer haben recht niedrige Hemmschwellen, der eine steht schon nach 2 Tagen flüchtiger Bekanntschaft mit der Psychologin unter der Dusche, der andere kommt gleich mit ins Bett. Und das alles nach zwei harten Jahren der Abstinenz! Kismet kann sich selbst nicht erklären, warum die Männer plötzlich auf sie fliegen! Selbst ihr Ex Tom will nur das Eine von ihr!
Bis weit über die Hälfte des Buches hinaus ist die junge Psychologin der Überzeugung, es mit einer Horde Spinner zu tun zu haben, die ihre seltsamen Fantasien allzu stark ausleben. Vampire, so etwas gibt es nicht. Erst konnte ich gar nicht glauben, wie blauäugig diese Frau ist, dann wiederum habe ich genau das anders interpretiert (was sie insgesamt nicht weniger blauäugig macht!): Kismet ist eine Analytikerin, alles, was messbar ist oder in ihren Büchern zu finden ist, ist für sie real.
Sehr erheiternd waren dadurch die Einblicke in Kismets Gedanken. Der Roman ist insgesamt aus der Ich-Perspektive Kismets geschrieben, es gibt aber noch zusätzliche Informationen zu ihren Gedanken. Diese haben mir den ein oder anderen Schmunzler ins Gesicht gezaubert. Besonders am Anfang habe ich deshalb noch gedacht, aus dem Buch könnte was recht Witziges werden! Zumal Kismets Idee „Ach, mach ich was mit Vampiren!“ so herrlich schön die Gedanken mancher Autoren in den letzten Jahren widerspiegelt. Denn nach einem ähnlichen Schema überlegt sich die Psychologin, dass die Blutsauger wohl gerade „in“ seien und sie doch auch diese Zielgruppe ansprechen könnte. Deswegen bin ich mir bei mancher kitschigen, völlig überzeichneten Szene gar nicht so sicher, ob die Autorin das nicht gar bewusst gemacht hat!
Ja, der Kitsch. Man stelle sich vor: Ein Abend in Denver, man will sich in Ruhe mit psychologischer Fachliteratur beschäftigen und was passiert? Es klingelt an der Tür. Davor steht der selbsternannte Vampiroberboss. Hm, den hatte man doch gar nicht in das Abendprogramm eingeplant. Dummerweise lässt er sich auch nicht abwimmeln und warpt sich per Special Effects ins eigene Wohnzimmer, als man sich weigert, die Tür zu öffnen. Wie der gestörte Typ das wohl gemacht hat? Aber egal, jegliche Gedanken darüber sind schnell vergessen, nur Sekunden später liegt man knutschend auf dem Sofa, fast wie zwei Teenies mit sturmfreier Bude, kurz darauf geht’s ins Schlafzimmer, wo der hoch gewachsene blonde Recke sich sein Hemd von den breiten, muskulösen Schultern reißt und über die Frau herfällt, die seit zwei Jahren keinen mehr abbekommen hat. Immer noch nicht genug …? Wer mehr Details braucht, muss schon selbst lesen! Kurz: Viele, viele Szenen tropfen nur so vor Kitsch! Deveraux ist der tolle Kerl schlechthin, eigentlich gibt es an ihm neben seiner sonderbaren Vampir-Psychose nichts auszusetzen. Er behauptet zwar, 700 Jahre alt zu sein, sieht aber nicht so aus. Wo ist dann das Problem, her mit dem Kerl!
Manchmal konnte ich gar nicht mehr hingucken, so kitschig wurde es! Wenn dann noch die Männer dazukommen, die einfach keine Prinzipien haben, egal welche Funktion sie bekleiden, wird’s einfach nur noch schrecklich! Das gilt nämlich auch für den guten Alan, der der ihm völlig fremden Kismet nach Hause folgt wie ein Schoßhündchen – egal ob er FBI-Agent ist oder nicht. Immerhin war mir Alan wenigstens sympathisch!
Klar, hier geht’s nicht nur um Bettgeschichten. Da ist auch dieser zwielichtige Möchtegern-Vampir Bryce, der behauptet, er sei der Oberbossvampir der Stadt. Der ist auch noch irgendwo in der Geschichte anzutreffen. Was wäre das Buch auch ohne einen Bösewicht?
Insgesamt deshalb nett zu lesen, regt auch oft zum Schmunzeln an. Aber eigentlich braucht die Welt dieses Buch nicht. Nicht, weil die Idee nur abgekupfert wäre. Das kann man der Autorin nicht nur vorwerfen. Die Umsetzung ist einfach lahm und kitschig!
Fazit
Das muss man nicht gelesen haben! Viel zu viele Klischees und Kitsch!
Bewertung
5,5/10 Punkten